Die seltsame L/S-Seitenkennung - sorry Gerd - war 1969 längst passé, jedenfalls auf den normalen deutschen Polydor-Singles. Dort taucht sie im Herbst des Jahres 1964 auf (ungefähr bei Nummer 52 400), und bei Nummer 52 650 vom Frühjahr 1966 ist der Spuk schon wieder vorbei.
Die "L-Seite" entspricht der "A-Seite", dies wird klar anhand einiger zweiteiliger Potpourris auf EPs derselben Jahrgänge, die als 1. Teil bezeichnete Seite ist jeweils "L" und der 2. Teil ist "S".
Warum dieser Aufwand betrieben wurde, kann ich nur spekulieren. Ich vermute, die Absicht war genau das, was uns allen wohl beim ersten Anblick dieser Buchstaben durch den Kopf ging, nämlich Verunsicherung der Kunden - vor allem der Rundfunkredakteure und der Jukebox-Bestücker - welche Seite die A-Seite ist. Vielleicht wollte man einfach dem Klischee entgegentreten, dass nur die A-Seite hörenswert ist und die B-Seite ein minderwertiges Füllsel. Bei einer Platte "ohne A-Seite" waren die Rundfunkleute womöglich eher geneigt, _beide_ Seiten anzuhören und gelegentlich öffentlich zu spielen, und damit der Platte sozusagen eine doppelte Chance zu geben. Durchgesetzt hat es sich jedenfalls nicht, schon nach weniger als zwei Jahren kehrte Polydor zum bewährten A/B-System zurück, bzw. ab 1970 (siebenstellige Bestellnummern) dann "S.1/S.2" analog zu Philips.
Chris