Hallo Billy,
vielen Dank für die Vorlage.
Kurt Drabek konnte ich zu seinen Lebzeiten auch als wandelndes Musik-Lexikon kennenlernen. Ich war für seine Hinweise auf andere Interpreten immer sehr dankbar.
Seine Bereitschaft ging sogar soweit, dass er für meine Sammlung etliche Musik-Cassetten bespielt hat, alle fein säuberlich beschriftet. Kurt Drabek war sehr hilfsbereit.
Als Zeitzeuge verfügte er über ein erstaunliches Gedächtnis-er war ein lebendes Lexikon auf dem Gebiet der deutschen Unterhaltungsmusik.
DRABEK, KURT * 25.03.1912 in Berlin, + 22.03.1995 in Bad Oeynhausen nach einer zunächst erfolgreichen Herzoperation,
Musiker (Akkordeonist), Arrangeur, Komponist, Ensemblemusiker, Klein-Kurtchen spielte bereits ab dem 6. Lebensjahr Geige, Klavier, Klarinette u. Baß,
gegen Ende der Schulzeit eigene Schülerband,
1930 Dirigent bei der Aufführung einer Schuloper von Brecht/Weill-Übertragung im Rundfunk, es lag bald auf der Hand, Musiker zu werden, nach dem Abitur 1931 mangelte es an einem Studienplatz,
ab 12.01.1932 Vertrag mit einem Schau-Orchester (täglich 6 Stunden für 15,- Mark),
Kauf eines ersten Akkordeons (Spezialanfertigung mit Knöpfen rechts u. links u. mit 176 Bässen),
Jahreswende 1932/33 Mitglied in der Kapelle von Adolf Ginsburg im Café Berlin,
ab Mai 1933 bis zum Kriegsausbruch 1939 Engagement (Tenor-Saxophon u. Akkordeon) im Orchester von ADALBERT LUTTER im Europa-Pavillon,
erste Arrangements u. Kompositionen (u.a. "Kleine Mädchen Tanzen Gern"-1936 (aufgenommen von WILL GLAHÉ), "Meine Freundin Hat Ein Auto"-1939, "Nivea-Reklame"-1939 u. der Evergreen "Ich Hör’ So Gern Musik"-1940, sein Motto: "Ich Machte Gern Musik"),
1934 Heirat, 1939 Geburt seines Sohnes (später 1. Klarinettist im Philharmonischen Orchester der Stadt Bielefeld),
1939 parallel Engagement bei Valentin Marzell,
während des Krieges Aufenthalt in Berlin,
seit Februar 1940 im Musikkorps des Wachbataillons "Großdeutschland", unter der Leitung von KURT DRABEK bildete sich daraus ein Tanz- u. Unterhaltungsorchester,
am 20.04.1945 wurde er zur letzten Verteidigung der Hauptstadt abkommandiert, nach einer schweren Verletzung erlebte er das Kriegsende im Lazarett,
seit Sommer 1945 mit einer kleinen Kapelle Musik für die Amerikaner (KURT DRABEK und seine Solisten-unverwechselbarer Sound, angenehm für das Ohr u. butterweich fürs Gemüt ),
Auftritte im Titania-Palast u. im Metropol-Theater,
bald folgten mit eigenem Quartett Rundfunk-Aufnahmen (KURT DRABEK-acc, ld, ERWIN LEHN-ts, ERICH KLUDAS-cl, ts u. HORST RAMTHOR-harp),
interessanterweise hatte er in der Hochzeit der Swing-Orchester ein Quartett geformt, später erweitert auf ein Sextett (KURT DRABEK-acc, ts, ERICH KLUDAS-cl, ts, WOLFGANG HURTH-cl, zeitweise HORST RAMTHOR-harp, HANS FEHMER-HARLOFF-p, BRUNO BÖTTCHER-g, WILLY JAKOBS-b, PAUL KUSZMAHLY-d, vib),
mit einem durch Holzgas angetriebenen LKW ging es auf Tournee,
Sonntags-Matineen mit RUDI SCHURICKE,
ab 1946 regelmäßige Auftritte am Berliner Rundfunk in der Masurenallee,
1942-45 Schallplattenaufnahmen für die Radiophon GMBH (für den Rundfunkbetrieb),
1946-52 kommerzielle Schallplattenaufnahmen von Jazz-Standards für Imperial (Kristallschallplatten G.m.b.H.),
1947 erste Sendung beim RIAS (als Studio diente ein kleines Fernamt der Post u. gelegentlich ein hergerichtetes Lokal am Nollendorfplatz),
bald folgten Auftritte beim AFN (mit dem Sänger PETER REBHUHN),
bis 1956 folgten Hunderte von Schallplattenaufnahmen: ab 1951 Odeon, Electrola, Pathé, Columbia u. Telefunken/Decca (1956), ca. 1951 Tefi-Schallband,
auf Electrola/Columbia auch unter dem Pseudonym PIERRE BLANCHARD und sein Musette-Orchester, sehr oft begleitete er die KLEINE CORNELIA,
nach Beendigung der Berliner Blockade Auftritte an allen westdeutschen Sendern,
ab 1951 nahm er für die Philips-Schallplatte eine größere Anzahl von Titeln u. Potpourris auf, erfolgreich waren die Aufnahmen mit den PEHEIROS,
1953 auf großer Tournee im Wechsel mit Willy Berking zusammen mit allen Philips-Stars, ständige Musiker u.a. HELMUT TOLKSDORF (über 20 Jahre am Klavier), WOLFGANG ROTH (25 Jahre Tenorsaxophonist, + 1973) u. der Sänger WERNER SCHMAH,
seit 1951 Arbeiten für das Fernsehen, komponiert u.a. die Illustrations-Musiken des "Tele-Bärchens" (Berliner Werbefernsehen) u. die Titelmusik "Kommt ein Wölkchen Geflogen" für das ARD-Sandmännchen (seit 1962-89 gesendet, dann abgelöst durch das ehemalige DDR-Sandmännchen),
Juni 1958 Musik zum Werbefilm "Glem" (Haarwuchsmittel),
KURT DRABEK und sein Sextett (1946):
KURT DRABEK-acc, ld, ERICH KLUDAS-cl, ts, HANS FEHMER-HARLOFF-p, HORST RAMTHOR-harp, BRUNO BÖTTCHER-g, WILLY JACOBS-b, PAUL KUSSMAHLY-d, vib, Mai 1947: FRED PELTZER-p für FEHMER-HARLOFF, HERBERT JAECKE-harp für RAMTHOR
Juni 1947:
KURT DRABEK-acc, ld, ERICH KLUDAS-cl, ts, GERHARD FREISSMANN-p, HORST RAMTHOR-harp, BRUNO BÖTTCHER-g, HANS JUNG-b, PAUL KUSSMAHLY-vib, HERBERT SZYMCZAK-d
Drabek-Orchester um 1960:
DRABEK, HUBERTUS SCHULTE-as, ERICH KLUDAS-as, cl, WOLFGANG HURTH-ts, H.-G. WITKOWSKY-ts, KURT FREIBERG-tp, JOHNNY LILJEBERG-tb, FRED PELTZER-p, JÜRGEN "PUTT" HEILMANN-g, PIERO RONCORONI-b,
Filme: erster Einsatz in der Vorkriegszeit u. Teilnahme im ersten deutschen Eisrevue-Farbfilm "Der Bunte Traum"-1952,
ca. 1000 Auftragsmusiken für Kultur-, Industrie-, Dokumentar- u. Werbefilme (u.a. Febr. 1961 für "nur die-der gute Strumpf für alle Tage" mit den PING-PONGS: GERRY, TEDDY, SIGURD, ALEXANDER GORDAN),
1974 Rückzug aus dem aktiven Musikerleben,
1953 bis 1980 geschäftsführendes Vorstandsmitglied in der Vereinigung deutscher Musikbearbeiter,
seit 1956 Vorsitzender der Schätzkommission der Bearbeiter der GEMA,
in den 80ern gestaltete er zusammen mit seinem Komponistenkollegen KLAUS WÜSTHOFF für den SFB eine nostalgische Sendereihe über Berliner Kapellen u. Unterhaltungskomponisten früherer Jahre,
Pseudonym: CARL BARTSCH,
05.02.1995 Herzoperation in Bab Oeynhausen.
Gruß
Dietrich
