Hallo,
kaum zu glauben, dass wir Horst Winter noch nicht näher in einem eigenen Forum beleuchtet haben. Grund: er gehörte hauptsächlich der Schellack-Zeit an und hat später den Sprung in die neuere Zeit nicht so geschafft, wie andere seiner Zunft. Gerd hat aber eine schöne Begründung angeführt, dass auch Horst Winter hier seinen Platz finden kann:
WINTER, HORST * 24.09.1914 in Beuthen, + 03.12.2001 in Wien,
Sänger u. Orchesterleiter, Vollblutmusiker, "Mister Evergreen", Komponist u. Textautor,
nach der Rückkehr des Vaters aus dem 1. Weltkrieg 1919 Übersiedlung nach Berlin,
Gründung eines eigenen Bankhauses Gotthard Winter & Co, Pleite in den Jahren der Inflation,
Unterkunft in einer Notstandswohnung im Berliner Arbeiterviertel Wedding, Scheidung der Eltern,
trotz Geldmangel kann HORST das Lessinggymnasium besuchen,
Interesse an der Musik, erste Versuche auf einer geschenkten Geige, Stipendium,
1930-33 Musikstudium an der Hochschule für Musik in Berlin, (Hauptfach: Violine-Nebenfach: Klarinette u. obligatorisch Klavierstunden),
in seiner Freizeit bringt er sich das Spielen auf dem Saxophon bei,
trotz Verbotes durch die Hochschule Zubrot durch musikalische Gelegenheitsarbeiten,
Gründung einer eigenen Band, bald als Tanzorchester gefragt,
1936 Auftritte im vornehmen Berliner Speise-Restaurant Quartier Latin,
sein Vorbild ist fortan der amerikanische Jazzklarinettist Benny Goodman,
1937 Gestellungsbefehl, Ausbildung in einem Panzerregiment-unfreiwillige Verlängerung durch den Kriegsausbruch, Stationierung in Berlin, Beteiligung am Musikkorps (als Stellvertreter des Musikmeisters) u. in einer Art Doppelleben abends Auftritte in der Carlton-Bar,
gefragter Studiomusiker,
bald entdeckt er seine hohe u. dennoch warme Bariton-Stimme mit dem Bing Crosby-Timbre,
als Refrainsänger ist er in den 40er Jahren auf hunderten von Aufnahmen zu hören,
ca. um 1938 Sänger im Orchester von HANS REHMSTEDT,
erste Schallplatte auf Columbia "Ein Bischen Romantik Gehört Zu Jeder Frau", "Ich Liebe Die Sonne, Den Mond Und Die Sterne"-1940,
auf Grammophon im Orchester von LUTZ TEMPLIN "Die Männer Sind Schon Die Liebe Wert"-1942,
1939-42 Wehrmachtstourneen,
1940 erste 4 Schellackplatten-Titel unter HORST WINTER mit seinen Solisten erscheinen bei Phonoton 1001 u. 1002 (Die Unzerbrechliche Schallplatte),
1941 Heirat mit der Schauspielerin Edith Oß,
1941-Ende 1944 Schallplatten für Tempo-Gesang u. Orchester (u.a. "Sing Ein Lied, Wenn Du Mal Traurig Bist"-1941, "Ti-Pi-Tin"),
1942 Imperial (u.a. "Ich Sehne Mich Nach Irgend Etwas"),
1942 Odeon (u.a. "Hallo Fräulein", "Ich Nenne Alle Frauen’Baby’"-1942),
1943 Telefunken,
1942 Übernahme mehrere Musiker aus dem Orchester von ERNST van t‘ HOFF (Italiener, Holländer u. Belgier ersetzten die deutschen Musiker, die zum Kriegsdienst oder zur Truppenbetreuung abgerufen waren),
1942 HORST WINTER-QUARTETT,
1944 letzte Schallplattenaufnahmen in Berlin,
Fronteinsatz in Frankreich,
Ostern 1945 Gefangenschaft,
1945 Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft nach Wien (21.11.),
Engagement in der Eden-Bar,
Ende 1945 Auftritt im Wiener Konzerthaus,
Gründung des Wiener Tanzorchesters-bald unter der Leitung von HORST WINTER,
01.05.1946 erster Auftritt im amerikanischen Esquire-Club,
1946-50 erster Exklusiv-Schallplattenvertrag mit Elite Special ("Fräulein Rosemarie"-1946, "Schneewittchen Und Die Sieben Zwerge", "Hey! Ba-Ba-Re-Bop", "Juanita", "Negermamas Wiegenlied"-1949) und das Wiener Tanzorchester o. das Große Wiener Tanzorchester,
großer Erfolg mit dem Evergreen "Kleiner Bär Mit Großen Ohren" (über die Aufteilung der Tantiemen kommt es 1949/50 zum Bruch mit der Schallplattenfirma),
1947 Konzerte im Wiener Konzerthaus u. im Salzburger Winkler,
1948 Klarinettist bei den Rhythmischen Sieben in Salzburg,
Ende 1948/Anfang 1949 in der Schweiz (Zürich, Lausanne, St. Gallen),
Herbst 1949 Gastspiele in Deutschland,
1949/50 Grammophon/Polydor ("Hm, Hm, Du Bist So Zauberhaft"),
1950 Gründung HORST WINTER Tanzorchester (HWT),
1950 Schallplatten-Kurzvertrag mit Philips-später für 10 Jahre (1950-60) mit Telefunken ("Drei Rote Rosen", "Frauen Sind Keine Engel", "Lili Marleen", "Papa Tanzt Mambo", "Das Alte Haus Von Rocky Docky", "Wenn Das Blaue Meer Nicht Wär ... ", "Mondlicht Auf Santa Lucia", im Duett mit GITTA LIND "Kuckuckslied"),
Gastspiele in Deutschland (München, Köln, Dortmund, Düsseldorf, Hamburg) u. der Schweiz (Zürich, Lausanne, St. Gallen), Schallplattenaufnahmen u.a. auf Bella Musica, Neckermann, Quellux,
1954 Auflösung des Orchesters,
ab 1955 selbstständiger Gesang- u. Klarinettensolist,
Tournee mit MARIKA RÖKK, Solo-Konzerte, Schallplattenaufnahmen,
1956 Titelbild auf dem Magazin Die Schallplatte,
1957 Amiga ("Lola"),
1957/58 kurzfristig neues WINTER Wiener Tanz-Orchester,
Telefunken-Schallplatten,
HORST WINTER-Ensemble auf Quellux,
LP "Mr. Evergreen Bittet Zum Tanz" auf Fontana mit seinem Solisten-Orchester,
29.03.1960 als HARRY WINTER Teilnahme am Grand Prix d’Eurovision de la Chanson in der Royal Festival Hall in London( Platz 10),
1961 Chanson Festival in Monte Carlo (1. Platz mit "Vogerl aus Wien"),
Jupiter Records,
Ariola 35498,
ab 1962 schöpferische Pause,
1968 Finanzberater tätig,
1969-71 schwere Operationen,
1972 TV-Comeback,
1973 Auftritt in Palm Springs/USA (für FRANK SINATRA eingesprungen),
1973-74 Konzerte im Wiener Konzerthaus,
1976 Professur, "Goldenes Ehrenzeichen",
1977 Kapellmeister der Hoch- und Deutschmeister,
1978 Ariola,
1985 10. Deutschlandtournee der Kapelle,
LP bei Teldec, CD "Die Großen Tanz-Orchester 1930-1950"-2003 auf Hör Zu,
TV-Shows,
Filme u.a.
"Eine Unerhörte Frau",
"Ein Mann Mit Grundsätzen",
"Die Philharmoniker",
"Große Star-Parade",
"Ehe Für Eine Nacht",
"Königin Der Arena"-1952,
"Dein Mund Verspricht Mir Liebe"-1954
Über ihn könnte man Bücher schreiben!
Gruß
Dietrich