Hallo,
Gerd hat zu seiner Disco eine biografische Einleitung gegeben. Ich möchte das um einen Abriss über Hank's Leben und Karriere ergänzen:
Hank Williams
(Hiram "Hank" King Williams Sr.), * 17. September 1923 in Mount Olive/Alabama, + 01. Januar 1953, war der amerikanische Country Musiker, der mit seinen Kompositionen und Interpretationen zahlreiche Sänger und Musiker wie Johnny Cash, Jerry Lee Lewis, Merle Haggard, Bob Dylan oder David Allan Coe beeinflusste. Er gilt als größte Ikone der Country-Musik und als einer der Vorväter des Rockabilly. Seine Songs wurden zu Klassikern und sind aus dem Repertoire der Country- und populären Musik nicht mehr wegzudenken. Selbst im deutschen Schlagergeschäft halten 14 Aufnahmen, von denen die meisten aus den 60er Jahren stammen, die Erinnerung an die große Country-Legende wach.
Mehr als 55 Jahre nach seinem frühen Tod im Alter von nur 29 Jahren ist Hank Williams noch immer der bedeutendste Country-Singer/Songwriter. Seine unsterblichen Balladen um Einsamkeit und Verzweiflung sind aber nicht alles, denn bereits 1947 hat er mit rhythmischen Songs das Goldene Country-Zeitalter eingeläutet. Seine Songs tönten aus jedem Autoradio und den Musikboxen. Bevor das Jahrzehnt zu Ende ging, war Hank Williams dank seiner Hits “Move It On Over“, “Honky Tonkin’“, “Lovesick Blues“, “Mind Your Own Business“, “You’re Gonna Change (Or I’m Gonna Leave)“ und “My Bucket’s Got A Hole In It“ ein großer Star. Und in den 50er Jahren ging es mit den Hits “Long Gone Lonesome Blues“, “Why Don’t You Love Me“, “Moanin’ The Blues“, “Hey Good Lookin’“, “Honky Tonk Blues“, “Jambalaya“, “Settin’ The Woods On Fire“, dem Novelty-Song “Kaw-Liga“ und “Your Cheatin’ Heart“ weiter.
Seine ersten Akkorde auf der Gitarre lernte Williams vom schwarzen Straßenmusiker Rufus "Tee Tot" Payne. Nachdem seine Familie 1937 in die Stadt Montgomery gezogen war, trat er als Teenager in Alabama mit der Band The Drifting Cowboys auf. Die Originalbesetzung war: Braxton Schuffert, Freddie Beach und Smith "Hezzy" Adair. Die Drifting Cowboys blieben auch später in verschiedenen Besetzungen seine Begleitband. 1939 verließ Williams die Highschool ohne Abschluss und begann, für die lokale Radiostation WSFA zu arbeiten. Bald hatte er dort aufgrund seiner Popularität eine eigene Sendung, die zweimal wöchentlich mit einer Sendezeit von fünfzehn Minuten ausgestrahlt wurde.
Mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg im Jahre 1941 verschlechterte sich die Lage von Williams und seiner Band zusehends. Alle ursprünglichen Mitglieder der Drifting Cowboys wurden zur Armee eingezogen, und die Ersatzleute nahmen starken Anstoß an Williams’ immer offensichtlicher werdenden Alkoholproblemen. Sein großes Vorbild Roy Acuff, Star der Grand Ole Opry, wird mit dem Ausspruch zitiert: „Junge, deine Stimme ist Millionen wert, aber Verstand hast du nicht für zehn Cent“. Williams erschien zu den Sendeterminen seiner Show weiterhin oft volltrunken, so dass ihn die WSFA im August 1942 wegen gewohnheitsmäßiger Trunksucht hinauswarf.
1943 lernte er Audrey Mae Sheppard kennen, die er noch im selben Jahr heiratete. Sie wurde auch seine Managerin.
Gefördert vom einflussreichen Songwriter und Produzenten Fred Rose machte Williams 1946 seine erste Aufnahme für Sterling Records (“Never Again (Will I Knock On Your Door)“), die Anfang 1947 als Sterling 201 auf den Markt kam. Nach ersten erfolglosen Aufnahmen für das kleine Sterling-Label wurde Hank Williams’ erste Single für MGM-Records im Herbst 1947 zum ersten Hit. Seine erste Single beim neuen Label (“Move It On Over“) wurde 1947 zu einem Country-Hit # 4. Im August dieses Jahres wurde Williams ständiges Mitglied der Radioshow Louisiana Hayride in Shreveport/Louisiana. Aufgrund der Popularität der Show und der großen Reichweite des Senders wurde er im gesamten Südosten der USA bekannt. “Lovesick Blues“ von 1949 wurde sein nächster erster großer # 1-Hit, der auch in den Pop Charts erfolgreich war.
Im selben Jahr wurde sein Sohn Randall Hank Williams (Hank Williams Jr.) geboren, und Hank trat erstmals in der bekanntesten Countryshow, der Grand Ole Opry in Nashville auf. Als erster Künstler der seit 1925 bestehenden Live-Radiosendung gab er sechs Zugaben. 1950 bis 1953 folgten weitere Hits, und er nahm auch unter dem Pseudonym Luke The Drifter auf. “Cold, Cold Heart“, die B-Seite seiner 1951 veröffentlichten Single “Dear John“, wurde zu einem seiner bekanntesten Songs.
1952 platzierte der Titel “Honky Tonk Blues“ # 2 der Charts. Hank hatte fünf Jahre an diesem Titel gebastelt, bis er ihn in dieser End-Fassung am 11. Dezember 1951 in Nashville aufgenommen hatte. Begleitmusiker war u.a. dabei Chet Atkins an der Elektro-Gitarre. Zwei Tage später unterzog sich Hank Williams einer Rücken-Operation infolge eines Leidens aus Kindheitstagen. Seine Medizin gegen die ständigen Schmerzen war der Alkohol. Der Titel “Honky Tonk Blues“ erschien am 01. März 1952 in den Country-Charts. Damals hätte es Hank nie für möglich gehalten, dass sein “Honky Tonk Blues“ nochmals # 1 der Charts erreichen würde: Das gelang im April 1980 dem schwarzen Kollegen Charley Pride. 2006 nahm das ehemalige Teen-Idol Dion den Titel ebenfalls in sein Repertoire auf.
Trotz anhaltende Erfolge wurde 1952 sein Schicksalsjahr. So scheiterte 1952 die Ehe mit Audrey, und er heiratete im Oktober Billie Jean Jones Englishman. Aus der Hochzeit wurde ein Showspektakel. 14.000 Menschen kauften sich ein Ticket für das im New Orleans Municipal Auditorium zelebrierte Ereignis. Im selben Monat wurde er aus der Grand Ole Opry ausgeschlossen, weil er aufgrund seines Alkoholkonsums unzuverlässig geworden war. Er kehrte daraufhin zum Louisiana Hayride zurück.
Eine Auswahl seiner bekannten Hits mit den Charts-Positionen:
1947 “Move It On Over“ # 4
1948 “I’m A Long Gone Daddy“ # 6
1948 “Honky Tonkin’“ # 14
1949 “Lovesick Blues“ # 1
1949 “Wedding Bells“ # 2
1949 “My Bucket's Got A Hole In It“ # 2
1949 “You’re Gonna Change (Or I’m Gonna Leave) “ # 4
1949 “Mind Your Own Business“ # 5
1949 “Never Again (Will I Knock On Your Door)“ # 6
1949 “Lost Highway“ # 12
1949 “Mansion On The Hill“ # 12
1950 “Why Don’t You Love Me“ # 1
1950 “Long Gone Lonesome Blues“ # 1
1950 “Moanin’ The Blues“ # 1
1951 “Hey, Good Lookin'“ # 1
1951 “I Can’t Help It (If I’m Still In Love With You)“ # 2
1951 “Howlin’ At The Moon“ # 3
1951 “Crazy Heart“ # 4
1951 “Dear John“ # 8
1951 “Lonesome Whistle“ # 9
1952 “Jambalaya (On The Bayou)“ # 1
1952 “Half As Much“ # 2
1952 “Settin’ The Woods On Fire“ # 2
1952 “Honky Tonk Blues“ # 2
1952 “Baby, We’re Really In Love“ # 4
1952 “You Win Again“ # 10
1953 “Kaw-Liga“/“Your Cheatin' Heart“ # 1
1953 “Take These Chains from My Heart“ # 1
1953 “I’ll Never Get Out Of This World Alive“ # 1
1955 “Please Don’t Let Me Love You“
Jerry Lee Lewis erkannte das Hit-Potential vieler Williams’-Titel für seinen "pumpin’ piano style" und nahm gleich zu Beginn seiner Karriere bei Sun Records die Titel “I Can’t Help It (If I’m Still In Love With You)“ (1957), “Cold Cold Heart“ (1957), “You Win Again“ (1957), “Long Gone Lonesome Blues“ (1957) und “Jambalaya (On The Bayou)“ (1958) auf. Auch andere Sun-Interpreten machten ihm das nach: Johnny Cash nahm im Mai 1958 in Memphis u.a, den Williams-Klassiker “Cold, Cold Heart“ auf und im August 1957war Sonny Burgess mit der fröhlicheren Williams-Komposition “My Bucket’s Got A Hole In It“ dabei. Von Rock’n’Roll-Interpreten wie Jack Scott oder Ronnie Hawkins erschienen 1960 sogar gesamte LPs mit Hank Williams-Kompositionen, und selbst noch 1965 dankte Del Shannon mit einer LP dem musikalischen Idol seiner Jugend.
Hank’s Kompositionen erreichten sogar mit anderen Interpreten die Pop-Charts:
1949 Margaret Whiting & Jimmy Wakely “Wedding Bells“ # 6
1951 Tony Bennett “Cold, Cold Heart“
1952 Jo Stafford “Jambalaya“
1953 Joni James “Your Cheatin’ Heart“
1955 Andy Williams “Wedding Bells“
1958 Ricky Nelson “My Bucket's Got A Hole In It“
1958 Margaret Whiting “I Can’t Help It (If I’m Still In Love With You)“
Zu Hank Williams’ Alkoholsucht kam gegen Ende seines Lebens noch eine Morphiumabhängigkeit, und er litt Zeit seines Lebens unter schweren psychischen und gesundheitlichen Problemen. Seine schwierigen Lebensumstände hat Williams immer wieder in den Texten seiner Lieder verarbeitet. Zwei seiner berühmtesten Zeilen stammen aus dem erst kurz nach seinem Tod veröffentlichten Song “I'll Never Get Out of This World Alive“: „No matter how I struggle and strive, I'll never get out of this world alive“.
Am 01. Januar 1953 endete die Geschichte des Vaters der modernen Country-Music. Williams während einer Polizeikontrolle tot in dem Auto aufgefunden, das ihn zu einer Show in Canton/Ohio, bringen sollte. Als Todesursache wurde ein Herzinfarkt angegeben, der auf Medikamenteneinnahme und übermäßigen Alkoholgenuss zurückgeführt wurde.
1952 und 1953 belegte Hank Williams jeweils den ersten Rang in der Liste "Top 5 Artists by Year". Er gilt als einer der einflussreichsten Musiker aller Zeiten im Bereich des Country-Genres. Sein Sohn Hank Williams Jr. ist ebenfalls ein bekannter Country Musiker. Auch dessen Kinder Hank Williams III und Holly Williams arbeiten als Musiker. Ein Großneffe von Williams ist der Comic-Zeichner J. H. Williams III. Seine aussereheliche Tochter Jett Williams wurde fünf Tage nach seinem Tod geboren. Ihre Tochterschaft wurde erst 1985 gerichtlich legalisiert.
Selbst heute, nach mehr als 55 Jahren nach seinem Tod, bleibt Hank Williams eine der einflussreichsten Ikonen der Countrymusik. Er prägte die heutigen Country-Songautoren und er war es, der seinen Liedern erst die Glaubwürdigkeit verlieh, die sie für uns so greifbar machen. Sein kurzes Leben und sein tragischer Tod tragen ihren Teil zur Faszination bei, die von Hank Williams ausgeht. Die Legende lebt weiter!
Seine Schallplattenkarriere dauerte nur sechs Jahre. In dieser Zeit nahm er nur 66 Songs unter seinem eigenen Namen auf. Weitere Titel liegen in dem Zusammenhang mit seiner Frau und unter dem Pseudonym Luke The Drifter vor. Von den vorgenannten 66 Titeln entwickelten sich 37 zu einem Hit und zu Standards.
Hank Williams kam und ging zum richtigen Zeitpunkt. Zum Anfang seiner Karriere hatte die Country Music noch einen eher rauen, ursprünglichen Charakter, der aber schon wenige Jahre nach seinem Tod ein poliertes Image bekam. Damit wäre Hank Williams nicht mehr klargekommen. Er hätte keinen Platz in der Welt des neuen Nashville Sounds gehabt.
1999 veröffentlichte Mercury Records in Nashville ein 10 teiliges CD-Set “The Complete Hank Williams“, das alles enthält, was es von Hank Williams zu hören gibt.
In Deutschland ist der Name Hank Williams besonders den Kennern der Country Musik-Szene vorbehalten. Aber seine Lieder sind auch in deutschen Landen bekannt, ohne oftmals zu wissen, wer hinter den Kompositionen und Original-Interpretationen steht. Neben seinem in Deutschland bekanntesten Titel “Jambalaya“ standen auch weitere seiner Songs Pate für mehr oder weniger bekannte deutsche Cover-Versionen:
1952 Horst Winter “Halb Soviel (Half As Much)“
Telefunken A 11396
1953 Gerhard Wendland “Jambalaya“
Polydor 48983
1960 Gerd Böttcher “Jambalaya“
Decca D 19065
1961 Fred Bertelmann “Hey, Hallo Susanne (Hey Good Lookin’)“
Polydor 24622
1963 Peter Beil “Vor Deinem Fenster (I Can’t Help It)“
Fontana 269300
1963 Heidi Brühl “Geh’ Nicht Fort (Take This Chains From My Heart)“
Philips 345602
1963 Greetje Kauffeld “Nur Wer Liebt, Ist Nie Allein (I’m So Lonesome I Could Cry)“
Columbia C 22519
1963 Louis Neefs “Schöne Navaja (Kaw-Liga)“
Telefunken U 55745
1963 Renée Franke “Leb’ Wohl Und Auf Wiedersehn (I’m Sorry For You My Friend)“
Jupiter BM 185
1963 Peter Alexander “Himmel Über Der Prärie (Lovesick Blues)“
Polydor 52082
1964 Anna-Lena “So Kalt Wie Eine Winternacht“
Metronome M 433
1964 Knut Kiesewetter “Einsame Stunden (Moanin’ The Blues)“
Polydor 52323
1981 Ricky Shayne “Ein Teil Von Dir (You Win Again)“
Philips 6005 212
Er war nur 29 Jahre alt, als er am 01. Januar 1953 auf dem Rücksitz eines Autos entschlief. Als ein körperliches Wrack war er gekennzeichnet von jahrelangem Alkohol- und Tablettenkonsum. Fast 20.000 Menschen gaben ihm damals das letzte Geleit, denn wie niemand zuvor hatte Hank Williams mit seinen Melodien und Texten seine Zuhörer emotionell so sehr berührt, die in ihm einen aufrechten Poeten der einfachen Leute sahen.
Gruß
Dietrich