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Edward Benjamin Osborne (Tony Osborne), Komponist und Musiker: * Cambridge, 29. Juni 1922, heiratete 1948 Joan Mason (ein Sohn, eine Tochter), zweite Frau Faye Morgan (+ Sydney, 01. März 2009).
Tony Osborne widmete sich mit Leib und Seele der Musik. Er war ein talentierter Trompeter und Pianist, machte sich aber auch als begabter Arrangeur auf vielen erfolgreichen Singles und Alben der 1950 er und 1960 er Jahre einen Namen. Er war ein absoluter Profi, der mit den Primadonna-Possen von Künstlerinnen wie Shirley Bassey, Eartha Kitt und Dorothy Squires klarkam. „Kein Problem“, bemerkte er. „Man muss ihnen einfach in derselben Sprache antworten.“
Edward Benjamin Osborne wurde am 29. Juni 1922 in der Nähe von Cambridge geboren. Er wurde Junioren-Akkordeonmeister von East Anglia und spielte dann, mit nur 14 Jahren, in Josephines Gypsy Orchestra. Er trug denselben Namen wie sein Vater und Großvater. Als er 1942 zur Royal Air Force ging, bat er alle, ihn „Tony“ zu nennen. Er diente in Kairo und im Nahen Osten und spielte bei gesellschaftlichen Anlässen Trompete.
Er entwickelte seine Technik und war gegen Kriegsende ein hervorragender Musiker. Osborne suchte Arbeit als Berufsmusiker. „Eigentlich wollte ich Pianist werden, aber die meisten Bands haben nur einen Pianisten, einen Schlagzeuger und einen Bassisten“, erzählte Osborne 2003. „Allerdings hatten sie meist ein paar Trompeter dabei, sodass ich mehr Arbeit als Trompeter hatte.“
Osbornes erster Job war Trompeter und Aushilfspianist bei Cyril Stapleton, dann bei Frank Weir, Carroll Gibbons und Ambrose. Er spielte im BBC-Orchester für die Comedy-Erfolge “The Goon Show“ und “Take It From Here“. Er war gefragter Arrangeur und sagte: „Ich könnte vier Arrangements an einem Tag schreiben, wenn ich bereit wäre, die ganze Nacht durchzubleiben.“
Bald arbeitete Osborne für die großen Unternehmen seiner Zeit, insbesondere für EMI, und gründete seine eigene Band, die Brass Hats, für wöchentliche Auftritte in der BBC-Teenagershow “Six-Five Special“. Als diese Show 1959 von “Juke Box Jury“ abgelöst wurde, schrieb Osborne den Titelsong “Juke Box Fury“ und nahm ihn unter dem Namen Ozzie Warlock and the Wizards auf. Als Osborne sich mit dem Produzenten der Show, Russell Turner, überwarf, ersetzte Turner seine Melodie durch John Barrys “Hit And Miss“, womit Barrys Erfolgssträhne begann.
1957 schrieb Osborne das Arrangement für Gracie Fields‘ Hitaufnahme von “Around The World“, die von Norman Newell produziert wurde. „Der Toningenieur dachte, es gäbe ein Problem mit den Mikrofonen“, sagte Osborne, „weil wir ständig dieses Klicken in Gracies Mikrofon hörten. Wir stellten es um, und es war immer noch da. Schließlich merkten wir, dass es Gracies falsche Zähne waren. Norman fragte: „Würden Sie es ihr bitte sagen?“ Ich sagte: „Nein, ich schreibe nur die Musik und dirigiere. Sie sind der Produzent, Sie machen die schwierigen Sachen.“ Glücklicherweise war ihr Mann Boris da und unterhielt sich mit ihm. Kurz bevor wir mit der nächsten Aufnahme begannen, bemerkte ich, dass Gracie ihre Handtasche geöffnet und etwas hineingesteckt hatte. Wir hatten eine perfekte Aufnahme und es war eine Top-10-Single.“
Im August 1958 hatte Tony Osborne in UK eine gesungene Fassung des Songs herausgebracht, die zumindest den geographischen Fehler vermied, Kalkutta direkt an den Ganges zu verlegen. Dafür war es aber kein Hit.
1960 nahm der amerikanische Star Connie Francis in England auf, und Osborne schrieb und dirigierte das Arrangement für ihren Millionenseller “Mama“, der auf Italienisch gesungen wurde. „Ich hätte nie gedacht, dass das ein Hit wird“, sagte Osborne, „aber Pete Murray unterstützte es, und alle waren begeistert.“ Zu seinen Arrangements gehörten “Sisters“ für die Beverley Sisters, “Out Of Town“ für Max Bygraves, “Love Is“ für Alma Cogan, “Little Donkey“ für Nina und Frederik sowie “Say It With Flowers“ mit Dorothy Squires und Russ Conway.
Osborne arbeitete oft mit Shirley Bassey zusammen, schrieb Songs für sie (“Gone“ und “You“) und arrangierte 1963 ihre sehr dramatische Hitsingle “I (Who Have Nothing)“. „Ich schrieb das Lied im 5/4-Takt, wodurch wir einen kräftigen Paukenschlag hineinbauen konnten. Shirley hätte nicht gewusst, ob es 5/4 oder 10/4 war, aber das spielte keine Rolle, denn sie hatte ein Gespür für ein Arrangement und wusste, wann sie einsetzen musste.“ 1964 dirigierte Osborne Basseys Auftritt in der Carnegie Hall und konnte der Versuchung nicht widerstehen, als Pianist im Liberace-Stil als Vorgruppe zu spielen. „Es war mir eine Ehre, mit Shirley in der Carnegie Hall zu arbeiten, und sie hat sie wirklich begeistert. Ich habe auch mit Eartha Kitt gearbeitet und war überrascht, wie freundlich sie zueinander waren. Man würde erwarten, dass sich Femme Fatales gegenseitig an die Gurgel gehen!“ Osborne sollte mit Kitt die Alben “The Romantic Eartha“ und “Love For Sale“ (beide 1984) aufnehmen.
Osborne fand Zeit für sein Familienleben, als er 1948 Joan Mason aus Lancashire heiratete und mit ihr zwei Kinder bekam, Gary und Jan. Gary wurde ein erfolgreicher Songtexter und schrieb “The War Of The Worlds“ mit Jeff Wayne und “Blue Eyes“ mit Elton John. Osborne ermöglichte Gary seinen Durchbruch, indem er mit ihm für den Popfilm “Everyday's A Holiday“ (1965) mit John Leyton und Freddie and the Dreamers schrieb.
Als Arrangeur erhielt Osborne erhebliche Unterstützung von seinem Schwager Bob Adams, einem Saxophonisten, der oft Musiker für ihn buchte. Gegen Ende der 1950 er Jahre begann Osborne unter seinem eigenen Namen aufzunehmen und bevorzugte Ortsnamen für seine Instrumentalstücke – die bekanntesten sind “The Lights Of Lisbon“, “The Man From Marseilles“, “The Windows Of Paris“, das zur Titelmusik der BBC-Drivetime-Sendung “Roundabout“ wurde und von Bing Crosby mit Texten von Johnny Mercer aufgenommen wurde, und “The Man From Madrid“, das 1961 in die Top 50 kam.
1973 landete er außerdem einen Chart-Hit mit “The Shepherd’s Song“. „Es gab einen einfachen Grund für all diese Ortsnamen“, sagte Osborne, „ich dachte, jemand dreht vielleicht eine Dokumentation über Spanien oder so und die Musik würde recycelt werden.“
1969 dirigierte Osborne Judy Garlands letzte Konzerte in Skandinavien. „Sie hatte gesundheitliche Probleme, aber sobald die ersten Takte der Musik begannen, gingen alle. Sie lieferte jedes Mal eine perfekte Show ab.“ Osborne freundete sich mit dem Voract, Johnnie Ray, an. Als er und Ray an der Bar saßen, sagte Osborne: „Darauf trinke ich“, und Ray antwortete: „Tony, du würdest auf einen Autounfall trinken.“
Während Mantovanis und Melachrinos Popularität Mitte der 50 er Jahre hatte Osborne ein Album unter dem Namen “Melavano“ aufgenommen. Anfang der 70 er Jahre wurde er zu Lazlo Tabor für das Album “Gypsy Romance“ mit einem 60-köpfigen Orchester. Der Arrangeur, Sordo Gomez, war ebenfalls Osborne. „Ich wollte das Publikum nicht verwirren, da mein Name mit anderen Dingen in Verbindung gebracht wurde und es eine sehr, sehr gute Platte war, weil wir großartige Musiker darauf hatten. Eric Robinson, der Dirigent, hatte eine BBC-Sendung und sagte, ohne zu wissen, dass ich es war: ‚Das ist zweifellos in Ungarn entstanden, denn solche Platten können wir hier nicht machen.‘ Sein Orchester brach in schallendes Gelächter aus, weil die Hälfte von ihnen, einschließlich der Geiger, auf der Platte mitgewirkt hatte. Er hat mir nie verziehen, dass ich ihn lächerlich gemacht habe.“
Osborne war ein sehr geselliger Mensch und genoss ein Leben voller Wein, Frauen und Gesang. Wenig überraschend zerbrach seine Ehe Ende der 60 er Jahre. Als er begann, auf Kreuzfahrtschiffen zu spielen, lernte er Faye Morgan kennen, die Sport- und Theaterkostüme entwarf, und heiratete sie. Sie ließen sich in Sydney nieder, und er leitete eine Tournee mit sechs noch lebenden Mitgliedern des Glenn Miller Orchestra. Nach Fayes frühem Tod 1997 entschied er sich, dort zu bleiben. Den Rest seines Lebens verbrachte er mit Musikhören und einem Engagement als Pianist im Sydney Yacht Club. „Ich stehe immer noch mit meinen alten Freunden in Kontakt“, bemerkte er. „Sie rufen an, um zu fragen, ob ich noch lebe.“ Leider nicht mehr.
Gruß
Heino
