HARMONICA FRANK FLOYD

Hallo,

Harmonica Frank Floyd war ein echter Kauz, der einen zu verschrobenen Stil hatte, um selbst im Country-Bereich Starqualitäten zu entwickeln.
Auf seiner LP "Harmonica Frank Floyd" (Adelphi AD 1023, 1976) klingt er gegenüber der Sun-Aufnahme von "Rockin' Chair Daddy" recht gemäßigt - auch mit seiner Neuinterpretation dieses Titels. Auf den Bildern bekommt man einen Eindruck von seiner einzigartigen Mundharmonika/Vokal-Technik.

MfG, Volker

Hallo,

zusammengestellt für das Forum:

Harmonica Frank (Harmonica Frank Floyd), erste Veröffentlichungen als "Harmonica" Frank Floyd für Chess Records seit Juli 1951 und Dezember 1951, 1954 Aufnahmen für Sun 205
205 The Great Medical Menagerist (Floyd)
205 Rockin' Chair Daddy (Floyd)

Harmonica Frank Floyd, * 11. Oktober 1908 auf einer Farm in Toccopola/Mississippi, + 07. August 1984 in Memphis/Tennessee, war ein Bluessänger, -gitarrist und -harmonikaspieler. Seine sehr musikalischen Eltern, Reuben Brewster Floyd und Estella Miles, waren arme Bauern im Baumwoll- und Getreideanbau. Der junge Frank hatte sich zwischen bäuerlichem Leben oder Musik zu entscheiden. Nach familiären Schicksalsschlägen ging er als Hobo "on the road". Erst als 14jähriger nahm er 1922 den Namen Frank Floyd an. Von seinem erstverdienten Geld kaufte er sich eine Hohner-Mundharmonika. Seine autodidaktische Ausbildung und erste erstaunliche Fähigkeiten auf diesem kleinen Instrument vertiefte er, indem er den Schwarzen auf den Mund schaute. Nun reiste er als Straßenmusikant durch den Süden und Südwesten der Staaten. Schon als 20jähriger hatte er sich als "Rambling Kid" einen gewissen Namen gemacht. Dann erhielt er den Namen, der ihn den Rest seines Lebens begleiten sollte: Harmonica Frank Floyd. Sein Interesse am Gitarrespielen entdeckte er, nachdem er Jimmie Rodgers auf der Bühne gesehen hatte. In Kerrville/Texas traf er auf Jimmie Rodgers, beachtete aber dessen Ratschläge nur halbherzig. Aber Frank tingelte weiter, wurde zwischendurch hawaiianischer Gitarrist bis er 1930 eine kurzzeitige Ehe einging. In der Folge intensivierte er seine Bindung an die schwarze Bluesmusik. Nach dem Kriege kam er nach Memphis und er trat der Noon Roundup Gang von Eddie Hill bei. Die Gruppe trat regelmäßig in der Radiostation WMC auf. Anfang 1951 sang er Sam Phillips vor.

Bevor er in den frühen 1950er Jahren von Sam Phillips aufgenommen wurde, hatte er bereits ein lange Karriere in der Happy Phillipson Medicine Show hinter sich. Er perfektionierte eine Technik des gleichzeitigen Mundharmonikaspiels mit einer Seite und des Singens mit der anderen Seite seines Mundes. Er konnte auch mit der Nase Mundharmonika spielen und auf diese Art zwei Harmonikas gleichzeitig bedienen, eine Fertigkeit, die er mit den Blues-Harpisten Walter Horton (mehrfacher Session-Solist bei Sun-Aufnahmen) und Gus Cannon's Partner Noah Lewis gemein hatte.

Harmonica Frank hat mehrere Schallplatten für Sam Phillips aufgenommen, die bei den Schallplattenfirmen Chess und Sun herausgegeben worden sind, darunter auch der Titel “Rockin' Chair Daddy“, der drei Wochen vor Elvis' “That's All Right Mama“ erschien. Frank’s Titel war eine Mischung von schwarzer und weißer Musik, jedoch mit einem anzüglichen Text. Die Blueswelt dachte, einen neuen schwarzen Bluesmann zu hören, doch es war der "weiße" Floyd, der die Rassisten in den USA narrte, aber er stand im Schatten der Elvis-Erstveröffentlichung, die von entscheidender Bedeutung für die Umsetzung von Sam Phillips’ Konzept des weißen Rock’n’Rolls war. Unter Eingeweihten gilt Harmonica Frank jedoch als "Legende".
Frank wandte sich wieder dem Radio zu und bekam eine Show in Texas. 1958 versuchte er bei Lester Bihari’s Meteor Records unterzukommen, jedoch ohne direkten Erfolg. Hier machte er Bekanntschaft mit dem Sänger Larry Kennon, gründete mit ihm das F & L-Label und produzierten die Schallplatte “Rock A Little Baby“/“Monkey Love“. Ein Erfolg stellte sich jedoch ein und die Scheibe ist heute ein gesuchtes Sammlerstück. Durch diesen Misserfolg kehrte Frank dem Musikgeschäft den Rücken und wurde Mitarbeiter bei einer ice cream company in Dallas. Anfang der 60er Jahre verschleuderte er seine Instrumente und zog sich auf die Bauernhöfe von Verwandten in Millington/Tennessee zurück. Im September 1971 heiratete er ein zweites Mal.

1972 wurde er von Steve LaVere (Stephen C. LaVere) "wiederentdeckt", trat wieder auf (mit einer geliehenen Gitarre), wurde auf mehreren Musikfestivals gefeiert und nahm in den darauffolgenden Jahren zwei Langspielplatten auf den Labeln Adelphi und Barrelhouse auf. Seine Liveaufnahmen (“Recorded live at Bartlett High School, Memphis, May 10, 1979“) zeigen ihn als stilübergreifenden Geschichtenerzähler, der sich selbst auf der akustischen Gitarre und, gelegentlich, mit der Harmonica begleitet.
In seinem Buch “Mystery Train“ aus dem Jahre 1975 hat sich Greil Marcus mit seinen Gedanken über die Vereinigten Staaten und den Rock’n’Roll auf sechs Musiker konzentriert, darunter Harmonica Frank. Wie viele andere Sänger vor und nach ihm, erhob auch Frank Floyd nach seiner Wiederentdeckung den Anspruch, den Rock’n’Roll erfunden zu haben.

Gruß
Dietrich

HARMONICA FRANK FLOYD - HOWLIN' TOMCAT

SAM PHILLIPS PRODUKTION

COLLAGEN VON ROCKINPETE

HARDI

HARMONICA FRANK FLOYD - STEP IT UP & GO

HARMONICA FRANK FLOYD - THE GREAT MEDICAL MENAGERIST

siehe #2

EDSEL brachte 1997 eine Wiederveröffentlichung der 1976er Adelphi-LP
heraus.