Hallo,
John Kirby, Milt Hilton und Walter Page sind die großen Bassisten der Swing-Ära. Kirby, Anfang der 30 er Jahre aus dem Fletcher Henderson Orchester hervorgegangen, war Ende der 30 er Jahre Leiter eines eigenen Ensembles, das aus der Bandgeschichte des Jazz nicht fortzudenken ist.
Es ist auffällig, wie die Ende der 30 er, Anfang der 40 er Jahre stattfindende Wende in der Jazz-Entwicklung nicht nur in den harmonischen, melodischen und rhythmischen Neuerungen der Bop-Musiker zum Ausdruck kommt, sondern auch zu ständig wachsenden Integrationen im Band-Jazz führte.
John Kirby bildete 1938 ein Ensemble, das in jeder Hinsicht Swingmusik im besten Sinn jener Zeit machte, aber gleichwohl eine Band in jenem Sinne war, wie er sich erst in den 50 er Jahren von selbst verstand. Sein präziser Ensemble-Stil nahm in Hinblick auf melodische Finesse und kammermusikalische Brillanz manches vorweg, was erst zwanzig Jahre später zum Inbegriff integrierten Jazz-Musizierens werden sollte. Mit John Kirby - und außerdem mit dem Nat King Cole-Trio – beginnt eine Linie, die über das Art Tatum-Trio und das Red Norvo-Trio zu all den charakteristischen Bands der 50 er und 60 er Jahre führt: dem Gerry Mulligan-Quartett, dem Modern Jazz Quartet, dem Jimmy Giuffre-Trio, dem Max Roach/Clifford Brown-Quintett, dem Miles Davis-Quintett, dem Horace Silver-Quintett, Art Blakeys Jazz Messengers, den Charles Mingus-Gruppen, den Ornette Coleman-Gruppen.
Der Bassist John Kirby gab in seiner Biggest Little Band in the Land leichte, verbindliche, kultivierte „Rahmenklänge“ vor, zwischen denen der Trompeter Charlie Shavers, der Klarinettist Buster Bailey, der Altsaxophonist Russell Procope und der Pianist Billy Kyle schöne, angenehm zu hörende Soli improvisierten. Die Band hatte einen klar erkennbaren Sound. Sie war das erste Ensemble, das als Combo in dem Sinn erfolgreich war wie fünfzehn Jahre später etwa das Gerry Mulligan-Quartett oder das Modern Jazz Quartet.
Viele dieser Bands entstanden an der amerikanischen Westküste, und vielleicht ist es charakteristisch, dass die andere Band, die diese Entwicklung zusammen mit John Kirby eingeleitet hat, ebenfalls dorthin gehört: das Nat King Cole-Trio. Es ist das erste moderne Piano-Trio, in dem sich der Pianist nicht nur von einer Rhythmusgruppe begleiten lässt, sondern alle drei Instrumente eine Einheit bilden. Das Nat King Cole-Trio entstand 1940 mit Oscar Moore (Gitarre) und Wesley Prince (Bass). Später spielte Nat King Cole mit dem Gitarristen Irving Ashby und dem Bassisten Johnny Miller. Als im Lauf der vierziger Jahre der Erfolg des Sängers King Cole den des Pianisten zunehmend in den Hintergrund drängte, verzichtete Nat auf sein Klavierspiel und sein Trio und wechselte als Sänger in die Popularmusik.
Abb.: Kirby & Buster Bailey 1946 in New York
Gruß
Heino