Hallo,
in der Forum-Kommode für Link Wray gibt es schon 14 Schubladen zu verschiedenen Interessen. Sein Hit "Rumble" taucht dabei immer wieder auf.
In dieser 15. Schublade soll es hauptsächlich um DEN HIT gehen: "Rumble"
Bei der Entstehung der Rockmusik standen zahlreiche Künstler und Musikstile Pate. Kaum ein Musikstück war allerdings einflussreicher als der Instrumentaltitel “Rumble“ des indianischen Rockgitarristen und Singer-Songwriters Link Wray aus dem Jahr 1958. “Rumble“ war das erste Musikstück, das mit Verzerrung und Rückkopplung arbeitete. Doch nicht nur Link Wray, viele der frühen Blues-Pioniere hatten neben afroamerikanischen auch indianische Wurzeln. „Rumble: The Indians Who Rocked the World“ zeigt, wie wichtig die indigene Bevölkerung für die US-amerikanische Musikgeschichte war – trotz aller Bemühungen, ihre Kultur zu unterdrücken und auszulöschen. Von Charley Patton über Mildred Bailey, Jimi Hendrix und Buffy Sainte-Marie: Nordamerikanische Indianer leisteten einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der Folkrock-Bewegung in den 60er und 70er Jahren. Mit Hilfe von nachgespielten Szenen, Konzertmitschnitten, Archivmaterial und Interviews mit Zeitzeugen erzählt der mitreißende Dokumentarfilm die Geschichte eines für die längste Zeit ignorierten Einflussfaktors der Musikgeschichte. Es kommen einige der größten US-amerikanischen Musiklegenden zu Wort, die die Protagonisten persönlich kannten, mit ihnen gespielt haben und von ihnen inspiriert wurden, von Buddy Guy und Quincy Jones über Tony Bennett, Iggy Pop und Steven Tyler bis zu Stevie Van Zandt. Dabei wird deutlich, welchen essenziellen Beitrag indianische Musiker zur Entstehung der US-amerikanischen Unterhaltungsmusik geleistet haben und wie dieser Beitrag systematisch totgeschwiegen wurde – bis heute.
Er wurde als Frederick Lincoln Wray am 02. Mai 1929 in Dunn/North-Carolina geboren und seine Mutter Lillian Mae war eine Vollblutindianerin (Stamm der Shawnees). Seine Brüder waren Vernon und Doug Wray. Nachdem er sich mit einem der Direktoren in der Schule 1945 gestritten hatte, war für ihn dieser Lebensabschnitt beendet. 1947 zog die Familie nach Portsmouth/Virginia.
Teilweise Shawnee-Indianer
Fred Lincoln Wray wurde 1929 in Dunn/North Carolina geboren. Einigen Berichten zufolge waren seine Eltern halb gebildet und hielten von Zeit zu Zeit Straßenpredigten. Wray soll auch zum Teil Shawnee-Indianer sein. In einem Artikel der ‘Associated Press‘ aus dem Jahr 2002 wird er mit den Worten zitiert: „Ich bin halb Shawnee-Indianer, meine Mutter war Shawnee. Mein Vater war Shawnee und er war im Ersten Weltkrieg … und er litt unter Kriegsneurose … Ich musste mit 10 Jahren arbeiten gehen, um die Familie zu ernähren. Das war Dunn/North Carolina in einer anderen Ära, wissen Sie, während der Ku-Klux-Klan-Zeit, wissen Sie … im Süden war es wirklich schlimm.“
Wray erklärte, er habe vor Angst gezittert, als er die Razzien des Ku Klux Klans sah. In Dunn lebten sie in einem schwarzen Viertel. „Ich sah, wie die Laken kamen“, erzählte Wray in einem anderen Interview und meinte damit den Ku Klux Klan, „die Schwarzen herauszogen, sie an einen Baum banden und sie schlugen. Wir versteckten uns unter dem Bett und hofften, sie würden uns nicht holen.“ Eine Zeit lang schlief Wrays Familie unter dem Schutz der Cherokees auf dem Boden von Scheunen und aß, was sie finden konnten. „Elvis wuchs auf – ich möchte nicht rassistisch klingen, wenn ich das sage – er wuchs als armer Weißer auf“, sagte Wray und verglich seine Erfahrungen mit denen von Elvis Presley. „Ich wuchs als armer Shawnee auf.“ Eine frühe Röteln-Erkrankung hatte Wray zudem zu Seh- und Hörschwächen geführt.
Als Wray etwa 8 Jahre alt war, machte ihn ein reisender schwarzer Gitarrist und gelegentlicher Zirkusartist namens Hambone mit dem Blues bekannt, indem er ihm auf seiner Veranda Gitarrenunterricht gab und dem Jungen ein paar Akkorde und das Slide-Gitarre-Spielen zeigte. Wrays Vater arbeitete später in den Werften von Portsmouth/Virginia, und die Familie zog von North Carlina dorthin, was für den jungen Link eine willkommene Entwicklung war. „Es war, als ob ich von einer Welt in eine ganz andere wechselte“, erzählte er einem Reporter Jahre später. „Ich konnte es nicht glauben – plötzlich konnte ich einen Herd anmachen und es war Gasfeuer, ich konnte einen Schalter umlegen und es war Elektrizität.“
1949 kaufte sich Link eine elektrische Vega-Gitarre und übte seine markante Gitarrentechnik, wenn er nicht gerade Aushilfsjobs als Tabak- oder Baumwollpflücker ausübte. Als er zur Army kam, war er auch ein Jahr in Deutschland stationiert und musizierte bei diversen Gelegenheiten in Soldatenclubs.
1951 wurde Wray in die US-Armee eingezogen und nach Deutschland und Korea geschickt, wo er an Tuberkulose erkrankte, was später zur Entfernung seiner linken Lunge führte.
Aber als er 1953 nach seinem Dienst bei der Armee zum ersten Mal in die USA zurückkehrte, kaufte er eine Gibson-Gitarre und einen Premier-Verstärker, während sein Bruder Doug schon Gitarre und Schlagzeug in einer Jazz-Combo spielte.
Für 1954/55 gibt es unterschiedliche Angaben:
1954 gründeten die drei Wray-Brüder zusammen mit Jack Neals Bruder Dixie und Links Cousin Shorty Horton ihre erste Band als Lucky Wray & The Lazy Pine Wranglers. Dann änderten sie den Namen mehrfach, um einige Cowboy-Helden wie Lash LaRue zu begleiten. Sie traten auch bei Radiostation WCMS unter Deejay Sheriff Tex Davis auf.
1955 begann Wray als Mitglied von Lucky Wray & the Palomino Ranch Hands zu spielen, einer Country-Band, die in North Carolina mit seinen Brüdern Vernon und Doug und später einem weiteren Mitglied gegründet wurde. Die Wray-Brüder zogen bald in die Nähe von Washington/D.C. und nahmen einige Songs bei einem lokalen Label namens Kay und auch für Starday Records in Texas auf.
Im Herbst 1955 zogen sie nach Washington D.C., wo sie die Vor-Band von Künstlern wie Patsy Cline wurden. Link war das erste Mal als Sessionmusiker bei einer RCA-Session von Dick Williams im Studio und Producer Steve Sholes schrieb ihm einen begeisterten Brief. Anfang 1956 erschien eine erste EP auf Kay Records (3690) mit den Stücken “I Sez Baby“ und “Johnny Bom Bonny“ von ihm. Sie waren im Studio von Ben Adelman im Portland Building/Washington entstanden. Adelman lizensierte auch Songs für drei Singles an Starday Records, während Link an einer verschleppten Tuberkulose litt.
Nach Auftritten in der “Milt Grant-Show“ kam er mit Vernon bei Cameo Records und später Mark unter, dessen Singles als Ray Vernon veröffentlicht wurden. Dann entstand mit Vernon, Doug und Shorty Long am Bass “Oddball“, welches Milt Grant, der sich als Co-Writer eingesetzt hatte, bei Archie Bleyer von Cadence unterbrachte, weil Bleyer neue Promotion von Deejay Grant für die Chordettes brauchte.
Das Band lag mit ihrem Titel unbeachtet bei Bleyer, bis seine Stieftochter Jacquelyn es für eine Party herauskramte und alle Gäste begeistert waren. Die Platte erschien am 17. März 1958 bei Cadence unter dem von Jacquelyn vorgeschlagenen Titel “Rumble“, den sie als Slang-Ausdruck aus einem Besuch bei der “West Side Story“ einbrachte. Es sollen sich insgesamt anderthalb bis vier Millionen Exemplare des Songs im Laufe der Jahre verkauft haben. Am 30. Juni 1958 hatte “Rumble“ in den Charts seine höchste Platzierung erreicht, nachdem der erste Charts-Eintrag am 28. April .1958 erfolgt war. Link trat nun mit “Rumble“ bei “American Bandstand“ von Dick Clark auf.
Archie Bleyer hatte aber für diese Art der Musik nichts übrig und Stücke wie “Raw-Hide“ und “White Lightning“ blieben in den Cadence-Archiven. Im September 1958 löste Milt Grant Links Vertrag mit Archie Bleyer und brachte ihn bei Epic (1959-61) unter, dann auf dem eigenen Rumble-Label, bei Trans-Atlas, Mala, Okeh und schließlich bei Swan (1963-67) und einer Menge anderer Labels.
Eine neuartige Gitarrenmelodie, die in den Jahren 1957–1958 komponiert und geschrieben wurde, hat die außergewöhnliche Eigenschaft, das einzige Instrumentalstück zu sein, das in den USA jemals im Radio nicht gespielt werden durfte. Das Lied heißt “Rumble“ und wurde von einem Gitarristen namens Link Wray und seiner Band, den Wraymen, gespielt. Der anstößige Charakter des Lieds hatte offenbar mit der Angst zu tun, es könnte zu Bandengewalt anstiften. Mehr dazu gleich. Zunächst etwas Kontext. In den späten 1950 er Jahren gab es in Fredericksburg/Virginia Live-Tanzabende, die von dem beliebten Washingtoner Fernseh-Discjockey Milt Grant veranstaltet wurden – von “Milt Grant’s House Party“, einer Teenager-Tanzshow ähnlich Dick Clarks “American Bandstand“ in Philadelphia. Bei einem dieser Live-Tanzevents irgendwann im Jahr 1957 wurden Link Wray und seine Band, eine lokale Gruppe, gedrängt, ein Lied wie “The Stroll“ zu schreiben, damals ein beliebter Hit von The Diamonds. Stattdessen dachten sich Wray und seine Gruppe ein Instrumentalstück aus; ein kraftvoller, bluesartiger Song, der von einer Gitarre getragen wird und später als “Rumble“ bekannt wurde.
Beim Tanzabend in Fredericksburg war das Lied sehr beliebt, und Wray und seine Band spielten vier Zugaben auf Wunsch. Die Reaktion des Tanzpublikums auf das Lied ließ Wray und seine Band – sowie ihren De-facto-Manager Milt Grant – glauben, dass sie etwas entdeckt hatten. Also versuchten sie, das Lied auf Band aufzunehmen, um es als Demo bei Plattenlabels anzubieten. Als sie jedoch versuchten, es aufzunehmen, konnten sie den Klang des Tanzabends nicht ganz reproduzieren, was Wray besonders frustrierte. Daraufhin begann er, Lautsprecher und Mikrofone zu bewegen, um Feedback zu bekommen, und nahm dann einen Bleistift und begann, Löcher in die Lautsprecher zu bohren, um den gewünschten Klang zu erhalten.
In einem Interview von 1997 erklärte Wray: „Auf der Bühne [in Fredericksburg] spielte ich es richtig laut über diese kleinen 60-Watt-Verstärker von Sears und Roebuck, und die Kids brüllten und schrien danach. Aber im Studio war der Klang zu sauber, zu Country. Also begann ich zu experimentieren und stanzte mit einem Bleistift Löcher in die Lautsprecher, um den dreckigen, unscharfen Sound nachzubilden, den ich auf der Bühne hatte. Und beim dritten Take war er da, wie von Zauberhand.“
In seiner Frustration hatte Wray einen neuen Sound „erfunden“, einen Sound, der später als "Fuzztone Guitar" bekannt wurde. Der Track enthielt auch einige neuartige Verwendungen von Nachhall. Der Song, den sie auf ihrem Demo aufgenommen hatten, trug inzwischen den Namen “Oddball“. Sie begannen, ihn Plattenlabels anzubieten, aber es gab keine Abnehmer. Capitol und Decca Records lehnten beide “Oddball“ ab.
Milt Grant brachte das Demo dann zu Archie Bleyer von Cadence Records in New York. Als Bleyer das Lied zum ersten Mal hörte, hasste er es und den neuartigen Sound, den Link Wray geschaffen hatte. Trotzdem nahm er einige Demos auf, ohne zu wissen, was als Nächstes passieren würde. Bleyers Stieftochter und einige ihrer Teenager-Freunde waren jedoch von dem Lied begeistert. Einer Geschichte zufolge war sie es, die den Titel “Rumble“ vorschlug, weil er sie an “West Side Story“ erinnerte, ein populäres Bühnenstück über rivalisierende New Yorker Straßengangs. “West Side Story“ hatte 1957 am Broadway Premiere und “Rumble“ war damals der gängige Slang-Ausdruck für „Gangkampf“. Eine andere Geschichte schreibt einem der Everly Brothers den gleichen Namen für das Lied zu. Jedenfalls wurde die Melodie zu “Rumble“ und Bleyer beschloss, das Lied zu veröffentlichen, obwohl es ihm nicht gefiel. In einem Werbeartikel im “Billboard‘-Magazin aus dieser Zeit soll Bleyer sinngemäß gesagt haben: „Rumble, Schmumble, wen kümmert’s, solange es ein Hit ist?“ “Rumble“ wurde am 31. März 1958 veröffentlicht und stürmte im Sommer desselben Jahres die Charts – trotz eines schlechten Rufs.
Link Wray’s 1958 hit “Rumble” on the Cadence record label – a short lived venture for Wray, who would later move on to other record labels.
1958 Pop 16 Link Wray Rumble Cadence 1347 Milt Grant, Link Wray 28.04.1958 30.06.1958
“Rumble“ war zugegebenermaßen nicht gerade die leichteste, unterhaltsame Kost der damaligen Zeit. Dennoch fand der Rock’n’Roll damals zu seiner Stimme und seinem rauen Touch. Obwohl der Begriff „Rock and Roll“ auf Songtexte der 1920 er und 1930 er Jahre zurückgeht, wird einem Discjockey aus Cleveland namens Alan Freed zugeschrieben, den Begriff 1951 einem viel größeren Publikum bekannt gemacht zu haben, insbesondere durch sein Spielen und Fördern afroamerikanischer Rhythm & Blues (R&B) in den 1950 er Jahren. Neue weiße Künstler, die den R&B-Sound in einigen ihrer Aufnahmen aufgriffen, fanden ebenfalls ein Publikum. Bill Haley hatte Mitte 1955 ’Rock Around the Clock“ und Elvis Presley hatte im Herbst 1956 ’Don’t Be Cruel“ und ’Hound Dog“. Sowohl Haley als auch Presley hatten mit ihren eigenen Rock’n’Roll-Stilen die Konventionen verärgert. Dennoch war Rock’n’Roll-Musik keineswegs der dominierende Sound der Zeit. In den Billboard Top 20 der Mitte und Ende der 1950 er Jahre gab es noch jede Menge ruhigere „Easy-Listening“-Musik – Musik von Künstlern wie Andy Williams, Perry Como, Pat Boone, Tab Hunter und anderen. “Rumble“ dagegen war komplett instrumental, aber eine Melodie, die eine ganz eigene „Haltung“ hatte. Die Gitarrenriffs in “Rumble“ stachen heraus und gingen weit über den Moment hinaus. Der von Wray geschaffene musikalische Sound und sein unverwechselbares Spiel sollten bald einen direkten Einfluss auf die Zukunft der Rock- und Gitarrenmusik haben. „Mit einem einzigen gemeinen Akkordwechsel von D zu E“, bemerkt die Autorin Angie Carlson in einem Artikel auf Gibson.com aus dem Jahr 2007, „veränderte Link Wray die E-Gitarre für immer.“
“Rumble“ wurde nicht gespielt
Aber in den späten 1950 er Jahren hatten die Radio-Discjockeys die Macht, zu bestimmen, welche Musik gespielt wurde und welche nicht. Und in einigen Städten und Gemeinden, darunter Radiosender in Boston und New York City, wurde “Rumble“ einfach nicht gespielt, aus Angst, es könnte Bandengewalt anstiften oder Jugendkriminalität begünstigen. Sogar Dick Clark von “American Bandstand“ achtete darauf, den Titel des Songs nicht zu erwähnen, als er Wray.und seine Band im Mai 1958 in seiner Samstagsshow vorstellte. Der Titel des Songs – “Rumble“ – war für einige DJs ein Stolperstein; sie konnten einfach nicht darüber hinwegkommen. Allerdings hatte der Song selbst, ein Instrumentalstück, natürlich keinen Text, also gab es keine Sprache an sich, die Jugendliche aufwiegelte; keine feurige Rhetorik. Trotzdem trafen diejenigen, die sich der Kontroverse bewusst waren, Vorsichtsmaßnahmen.
Rock’n’Roll war damals nicht immer willkommen, und tatsächlich gab es landesweit einige Bemühungen, die anstößigeren Klänge, anzüglichen Texte und laute oder raue Musik zu unterdrücken. Bandleader Mitch Miller war einer von denen, die dabei halfen, den raueren Formen des Rock’n’Roll Einhalt zu gebieten. Miller war damals Leiter von A&R – „Artists and Repertoire“ – bei Columbia Records und hatte als solcher die Macht zu bestimmen, welche Musiker und Songs bei Columbia und anderswo aufgenommen und beworben wurden. Miller hatte einige seiner eigenen Hits in den Billboard-Charts der 1950 er Jahre. Aber er hatte damals auch großen Einfluss und übte öffentlich Kritik an Rock’n’Roll und Top 40-Radiosendern, die Rock’n’Roll spielten. Miller ließ jedoch einige leichtere Formen des Rock’n’Roll zu, wie zum Beispiel den Millionenhit von Marty Robbins aus dem Jahr 1957, “A White Sport Coat and a Pink Carnation“, bei dessen Produktion er mitwirkte.
Darüber hinaus waren die Gangszenen von “West Side Story“ bereits 1957/58 in die Popkultur eingedrungen. Tatsächlich trägt eine Tanzszene im ersten Akt des Stücks den Titel “The Rumble“, und andere Szenen zeigten auch die Aktivitäten der beiden im Stück vorkommenden Gangs, der Jets und der Sharks. „Jugendkriminalität“ war damals ebenfalls ein nationales Diskussionsthema und erregte sogar die Aufmerksamkeit des US-Kongresses. 1957 wurde im Kongress auch ein Gesetzentwurf vorgeschlagen, wonach Songtexte von einem Prüfungsausschuss überprüft und geändert werden müssen, bevor sie gesendet oder zum Verkauf angeboten werden. Dieses Gesetz, das die Meinungsfreiheit verletzte, wurde nie Gesetz, aber es war ein Zeichen der Zeit und Teil der breiteren kulturellen Besorgnis, die sich damals um Gangs und Jugendkriminalität drehte. 1958 strich das Mutual Broadcasting System jeglichen Rock’n’Roll aus seinen Netzwerk-Musikprogrammen und nannte ihn „verzerrte, monotone, laute Musik“. Das Instrumentalstück von Link Wray war Teil der Musik, die sich in diesen Ängsten und Verboten verstrickte.
Riesenhit
Trotz all der Umgehung von “Rumble“ als musikalischem Auslöser von Teenager-Problemen wurde das Lied ein Riesenhit, stieg im Mai 1958 auf # 16 und blieb 10 Wochen lang in den Top 40. Obwohl Dick Clark darauf achtete, den Titel des Lieds bei Wrays früherem Auftritt 1958 nicht zu erwähnen, gab “Bandstand“ dem Lied genügend Sendezeit, um es voranzubringen, und Clark verwendete den Titel des Lieds freizügig bei nachfolgenden Auftritten von Wray 1959 und 1963.
Tatsächlich trugen die Versuche einiger Radiosender, “Rumble“ zu unterdrücken, wahrscheinlich zu seinem Erfolg bei, wie Wray selbst später über die Radioverbote vermutete. “Rumble“ verkaufte sich in seiner Blütezeit über eine Million Mal, einige Schätzungen gehen sogar von bis zu vier Millionen aus, obwohl nicht klar ist, welcher Zeitraum damit gemeint ist und ob auch die Verkäufe von Alben mit dem Lied einbezogen sind. Link Wray erhielt jedoch keinen großen Anteil der Tantiemen oder Musikverlagsgebühren von “Rumble“. Der DJ Milt Grant war einer der Co-Autoren des Songs und erschien mit L. Wray auf dem Cadence-Label. Aber Links Anteil scheint einem Bericht zufolge seinem Vater zugesprochen worden zu sein. Link sagte später, er habe zwar genug Geld erhalten, um seiner Mutter ein Haus zu kaufen, aber er sei im Allgemeinen von den Einzelheiten des „Papierkrams“ verschont geblieben, was seinen Anteil anscheinend niedriger gehalten hat, als er sonst gewesen wäre. Mit den nachfolgenden Songs ist er vielleicht besser gefahren.
In der Zwischenzeit, Ende der 1950 er Jahre, wurde Archie Bleyer von Cadence Records – der Typ, der “Rumble“ zuerst produziert hatte – für die Veröffentlichung des Songs von außen kritisiert. Einige Kritiker warfen Bleyer vor, „jugendliche Bandenkriege zu fördern“. Bleyer dachte dennoch, er könnte mit Link Wray und seiner Gruppe „aufräumen“. Bleyers Plan war, die Gruppe in Nashville/Tennessee unter der Leitung des Produktionsteams der Everly Brothers aufnehmen zu lassen. Aber den Wrays gefiel diese Idee nicht und sie beschlossen, sich von Bleyer und Cadence Records zu trennen.
Sie schlossen sich bald Epic Records an und nahmen 1959 einen Nachfolger zu “Rumble“ mit dem Titel “Rawhide“ auf, ebenfalls ein Instrumentalstück, das auf # 23 der Pop-Charts stieg.
1959 Pop 23 Link Wray Raw-Hide Epic 9300 26.01.1959 23.03.1959
In den darauffolgenden Jahren hatte die Gruppe auch andere bemerkenswerte Songs, darunter “Jack the Ripper“ (1961), “Black Widow“ (1963), “Big City After Dark“, “Run Chicken Run“ (1963), “Ace of Spades“ (1965), “Switchblade“ und “Red Hot“ (1977). Danach schaffte es Link Wray zwar nicht mehr ganz so in die Pop-Charts, hatte aber auf andere Weise Einfluss.
1963 Pop 64 Link Wray Jack The Ripper Swan 4137 Link Wray, Cooper 15.06.1963 27.07.1963
1958 übernahm Link Wrays Bruder den Gesang in der Band, während Link sich auf die Gitarre konzentrierte. Die Band, ein wenig im „Elvis-Look“ jener Zeit gekleidet, kleidete sich in schwarzes Leder und begann, in den lokalen Plattenläden zu spielen. „…Ganz plötzlich in den 1950 er Jahren spielte dieser Typ in einer schwarzen Lederjacke diesen lauten Akkord, der einem praktisch die Augenbrauen aus dem Gesicht reißt…“
Guitar Player-Magazin
Wray wurde auf der Suche nach seinem „eigenen Sound“ erfinderisch, indem er beispielsweise Löcher in einen Verstärker bohrte, um den gewünschten Sound für “Rumble“ zu erzielen. Er war auch einer der ersten Gitarristen, der einen Dur-Akkord nahm und ihn über das Griffbrett rauf und runter laufen ließ, wodurch der als Powerchord bekannte Sound entstand. Musikhistoriker der späten 1950 er- und frühen 1960 er Jahre bemerkten einige Jahre später, dass Wrays “Rumble“ wahrscheinlich eine gewisse „jugendliche Attitüde“ enthielt. Dan Del Fiorentino, Historiker des Museum of Making Music in Carlsbad/Kalifornien sagte der “Los Angeles Times‘ in einem Interview im Jahr 2005, dass “Rumble“ dem Rock’n‘Roll „mehr Schwung, mehr Delinquenz, wenn man so will, verliehen habe.“ Michael Molenda, Chefredakteur des Magazins ‘Guitar Player‘, bemerkte im selben Artikel: „Der Rock der 50 er war ziemlich sauber, und da ist dieser Typ – er trägt eine Lederjacke, er sieht furchteinflößend aus – und plötzlich spielt er diesen lauten Akkord, der einem praktisch die Augenbrauen aus dem Gesicht reißt … Es war extrem sexy und aggressiv und hat irgendwie den Weg für die nächste Stufe des Rock and Roll geebnet.“ Ohne den Powerchord, den Wray mit “Rumble“ mehr oder weniger erfunden hat, erklärt Dan Del Fiorentino, „würde es Punkrock und Heavy Metal nicht geben.“ Und Wray wird von einer Reihe der berühmtesten Gitarren-Rocker verehrt. Jimmy Page von Led Zeppelin, Bruce Springsteen und Jeff Beck sehen alle Link Wray als Einfluss in ihrer eigenen Karriere. Bob Dylan soll “Rumble“ als eines der besten Instrumentalstücke aller Zeiten bezeichnet haben.
Im Juni 2009 gab die ‘Library of Congress‘ bekannt, dass “Rumble“ zu den Aufnahmen gehören würde, die 2008 in das “National Recording Registry“ aufgenommen werden – eine Auszeichnung für Aufnahmen, „die kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsam sind“. In einem begleitenden Essay über Wrays und “Rumbles“ Auswahl hieß es: „… Er wurde das ‚fehlende Bindeglied‘ der Rockgitarre genannt, die verbindende Kraft zwischen den frühen Bluesgitarristen und den späteren Gitarrengöttern der 1960er Jahre (Hendrix, Clapton, Page). Er ist der Vater von Distortion und Fuzz, der Erfinder des Powerchords und der Pate des Metal …“
Im April 2018 war Link Wrays “Rumble“ in der Rock and Roll Hall of Fame unter sechs Songs, die in einer neuen Auszeichnungskategorie geehrt wurden: Singles von Künstlern, die noch nicht in die Hall aufgenommen wurden, aber auf die eine oder andere Weise den Rock’n’Roll geprägt haben. “Rumble“ zeichnet sich durch Wrays Erfindung des Powerchords und seinen Einsatz von Gitarrenverzerrung aus. Hall of Famer Stevie Van Zandt von der E-Street Band, der die neue Kategorie der ausgezeichneten Songs einführte, hat sich an anderer Stelle über Wray und ’Rumble“ geäußert: „Dieses ’Rumble“-Riff von Link Wray, der eigentlich der Begründer des Hardrock-Riffs ist… Er führte den Siebener-Akkord ein, auf dem, ich möchte nicht zu technisch werden, aber ’You Really Got Me“ [Song von Kinks] basiert; auf dem ’My Generation“ von The Who basiert. Dieser Akkordwechsel – was wir den Eins-Siebener-Akkordwechsel nennen – ist im Riff. Das verleiht ihm diese Haltung; diese Haltung ist sofort in den ersten fünf Sekunden des Songs da. Diese Haltung kommt von dieser bestimmten Melodie bei diesem Akkordwechsel. Es ist der sexieste, härteste Akkordwechsel im gesamten Rock’n’Roll.“
Im Januar 2019 wurde Wrays “Rumble“ auch in die Grammy Hall of Fame aufgenommen.
Film- und Fernsehmusik
Anfang der 1970er Jahre fanden einige von Link Wrays Songs ihren Weg in andere Bereiche. Wrays “The Swag“ wurde 1972 im Film “Pink Flamingos“ verwendet. “Jack the Ripper“, ein weiteres seiner Instrumentalstücke, wurde 1983 als Hintergrundmusik für eine Verfolgungsjagd im Film “Außer Atem“ mit Richard Gere und Valérie Kaprisky verwendet. In Quentin Tarantinos Film “Pulp Fiction“ aus dem Jahr 1994 wurden sowohl “Rumble“ als auch “Ace of Spades“ verwendet. Im Film “Desperado“ aus dem Jahr 1995 mit Salma Hayek und Antonio Banderas wurde “Jack the Ripper“ verwendet. In “Independence Day“ aus dem Jahr 1996, dem umsatzstärksten Film des Jahres, tauchte Wrays “Rumble“ erneut auf. “Rumble“ wurde auch in der Pilotfolge von HBOs “The Sopranos“ vom Januar 1999 verwendet. 1999 kam Wrays Musik erstmals in der Fernsehwerbung zum Einsatz, und zwar in Form von Ausschnitten aus “Jack the Ripper“ in einem Werbespot von Taco Bell.
“Rumble“ wurde 2001 im Film “Blow“ mit Johnny Depp und Penélope Cruz verwendet. “Rumble“ kam auch 2009 in “It Might Get Loud“ zum Einsatz, einem Dokumentarfilm des Filmemachers Davis Guggenheim über die Geschichte der elektrischen Gitarre. Diese Verwendung von Wrays Musik in Filmen brachte den Link Wray-Sound einem neuen Publikum näher, gab ihm eine neue Chance auf dem Markt und erneuerte die Wertschätzung von Fans und anderen Künstlern.
Im Laufe der Jahre gab es auch verschiedene Cover-Versionen von Wrays Songs in der neuen Musik, wie zum Beispiel den Song “Killer in the Home“ (basierend auf “Rumble“) der New-Wave-Gruppe Adam and the Ants, der auf ihrem Album “Kings of the Wild Frontier“ von 1980 enthalten ist. Der Gitarrist dieser Gruppe, Marco Pirroni, hat Link Wray als großen Einfluss genannt. Wrays Erbe findet sich nicht nur in den USA, sondern auch in Großbritannien, wo seine Musik als Einfluss unter anderem auf The Kinks und The Who genannt wird. Pete Townshend von The Who hat erklärt: „Wenn es Link Wray und “Rumble“ nicht gegeben hätte, hätte ich nie eine Gitarre in die Hand genommen.“ Townshend sagte auch über seinen ersten Eindruck, als er das Lied hörte: „…Link Wray hat die Musik nie leiser gemacht. Er war immer bereit für Rumble…“
‘Washington Post‘
„Ich erinnere mich, dass ich mich sehr unwohl fühlte, als ich es zum ersten Mal hörte, und gleichzeitig von den wilden Gitarrenklängen begeistert war.“ Ray Davies von The Kinks nennt Wray ebenfalls als Einfluss. 2003 nannte ihn der ‘Rolling Stone‘ in seinem Eintrag zu “100 wichtigsten Gitarristen der Geschichte“ den Mann hinter dem „wichtigsten D-Akkord der Geschichte“. Wray stand auf dieser Liste auf # 67. Der ‘Rolling Stone‘-Eintrag schreibt Wray auch die Erschaffung des „übersteuerten Rockgitarrensounds zu, der von Townshend, Hendrix und anderen aufgegriffen wurde“.
1980 heiratete Wray seine vierte Frau, Olive Julie Povlsen, eine dänische Studentin, die die Kultur der amerikanischen Ureinwohner studiert hatte. Dann zog er nach Dänemark und begann, für den ausländischen Markt Aufnahmen zu machen. In den 1990 er Jahren erregte Wrays ältere Musik die Aufmerksamkeit von Grunge-Musikern, da einige dieser Werke auch unter verschiedenen Labels neu aufgelegt wurden. Wray selbst trat weiterhin auf und nahm auf und brachte zwei Alben heraus – “Shadowman“ im Jahr 1997 und “Barbed Wire“ im Jahr 2000.
Link Wray spielte seine Musik auch noch mit über 70. „Er liebte es einfach zu spielen“, sagte Michael Molenda, Chefredakteur des Magazins ‘Guitar Player‘, der Wray 2005 in San Francisco auftreten sah. „Er war nicht wie ein 76-Jähriger“, sagte Molenda der Los Angeles Times. „Er war wie ein 19-Jähriger in einem 76-jährigen Körper.“ Wray verbrachte seine letzten Jahre mit seiner Frau Olive auf einer dänischen Insel. Anfang November 2005 starb er in Kopenhagen an Herzversagen. „Link Wray hat seine Musik nie leiser gemacht“, schrieb Richard Harrington von der ‘Washington Post‘ nach Wrays Tod. „Er war immer bereit, loszulegen.“
Gruß
Heino
								
																
								
							in der Forum-Kommode für Link Wray gibt es schon 14 Schubladen zu verschiedenen Interessen. Sein Hit "Rumble" taucht dabei immer wieder auf.
In dieser 15. Schublade soll es hauptsächlich um DEN HIT gehen: "Rumble"
Bei der Entstehung der Rockmusik standen zahlreiche Künstler und Musikstile Pate. Kaum ein Musikstück war allerdings einflussreicher als der Instrumentaltitel “Rumble“ des indianischen Rockgitarristen und Singer-Songwriters Link Wray aus dem Jahr 1958. “Rumble“ war das erste Musikstück, das mit Verzerrung und Rückkopplung arbeitete. Doch nicht nur Link Wray, viele der frühen Blues-Pioniere hatten neben afroamerikanischen auch indianische Wurzeln. „Rumble: The Indians Who Rocked the World“ zeigt, wie wichtig die indigene Bevölkerung für die US-amerikanische Musikgeschichte war – trotz aller Bemühungen, ihre Kultur zu unterdrücken und auszulöschen. Von Charley Patton über Mildred Bailey, Jimi Hendrix und Buffy Sainte-Marie: Nordamerikanische Indianer leisteten einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der Folkrock-Bewegung in den 60er und 70er Jahren. Mit Hilfe von nachgespielten Szenen, Konzertmitschnitten, Archivmaterial und Interviews mit Zeitzeugen erzählt der mitreißende Dokumentarfilm die Geschichte eines für die längste Zeit ignorierten Einflussfaktors der Musikgeschichte. Es kommen einige der größten US-amerikanischen Musiklegenden zu Wort, die die Protagonisten persönlich kannten, mit ihnen gespielt haben und von ihnen inspiriert wurden, von Buddy Guy und Quincy Jones über Tony Bennett, Iggy Pop und Steven Tyler bis zu Stevie Van Zandt. Dabei wird deutlich, welchen essenziellen Beitrag indianische Musiker zur Entstehung der US-amerikanischen Unterhaltungsmusik geleistet haben und wie dieser Beitrag systematisch totgeschwiegen wurde – bis heute.
Er wurde als Frederick Lincoln Wray am 02. Mai 1929 in Dunn/North-Carolina geboren und seine Mutter Lillian Mae war eine Vollblutindianerin (Stamm der Shawnees). Seine Brüder waren Vernon und Doug Wray. Nachdem er sich mit einem der Direktoren in der Schule 1945 gestritten hatte, war für ihn dieser Lebensabschnitt beendet. 1947 zog die Familie nach Portsmouth/Virginia.
Teilweise Shawnee-Indianer
Fred Lincoln Wray wurde 1929 in Dunn/North Carolina geboren. Einigen Berichten zufolge waren seine Eltern halb gebildet und hielten von Zeit zu Zeit Straßenpredigten. Wray soll auch zum Teil Shawnee-Indianer sein. In einem Artikel der ‘Associated Press‘ aus dem Jahr 2002 wird er mit den Worten zitiert: „Ich bin halb Shawnee-Indianer, meine Mutter war Shawnee. Mein Vater war Shawnee und er war im Ersten Weltkrieg … und er litt unter Kriegsneurose … Ich musste mit 10 Jahren arbeiten gehen, um die Familie zu ernähren. Das war Dunn/North Carolina in einer anderen Ära, wissen Sie, während der Ku-Klux-Klan-Zeit, wissen Sie … im Süden war es wirklich schlimm.“
Wray erklärte, er habe vor Angst gezittert, als er die Razzien des Ku Klux Klans sah. In Dunn lebten sie in einem schwarzen Viertel. „Ich sah, wie die Laken kamen“, erzählte Wray in einem anderen Interview und meinte damit den Ku Klux Klan, „die Schwarzen herauszogen, sie an einen Baum banden und sie schlugen. Wir versteckten uns unter dem Bett und hofften, sie würden uns nicht holen.“ Eine Zeit lang schlief Wrays Familie unter dem Schutz der Cherokees auf dem Boden von Scheunen und aß, was sie finden konnten. „Elvis wuchs auf – ich möchte nicht rassistisch klingen, wenn ich das sage – er wuchs als armer Weißer auf“, sagte Wray und verglich seine Erfahrungen mit denen von Elvis Presley. „Ich wuchs als armer Shawnee auf.“ Eine frühe Röteln-Erkrankung hatte Wray zudem zu Seh- und Hörschwächen geführt.
Als Wray etwa 8 Jahre alt war, machte ihn ein reisender schwarzer Gitarrist und gelegentlicher Zirkusartist namens Hambone mit dem Blues bekannt, indem er ihm auf seiner Veranda Gitarrenunterricht gab und dem Jungen ein paar Akkorde und das Slide-Gitarre-Spielen zeigte. Wrays Vater arbeitete später in den Werften von Portsmouth/Virginia, und die Familie zog von North Carlina dorthin, was für den jungen Link eine willkommene Entwicklung war. „Es war, als ob ich von einer Welt in eine ganz andere wechselte“, erzählte er einem Reporter Jahre später. „Ich konnte es nicht glauben – plötzlich konnte ich einen Herd anmachen und es war Gasfeuer, ich konnte einen Schalter umlegen und es war Elektrizität.“
1949 kaufte sich Link eine elektrische Vega-Gitarre und übte seine markante Gitarrentechnik, wenn er nicht gerade Aushilfsjobs als Tabak- oder Baumwollpflücker ausübte. Als er zur Army kam, war er auch ein Jahr in Deutschland stationiert und musizierte bei diversen Gelegenheiten in Soldatenclubs.
1951 wurde Wray in die US-Armee eingezogen und nach Deutschland und Korea geschickt, wo er an Tuberkulose erkrankte, was später zur Entfernung seiner linken Lunge führte.
Aber als er 1953 nach seinem Dienst bei der Armee zum ersten Mal in die USA zurückkehrte, kaufte er eine Gibson-Gitarre und einen Premier-Verstärker, während sein Bruder Doug schon Gitarre und Schlagzeug in einer Jazz-Combo spielte.
Für 1954/55 gibt es unterschiedliche Angaben:
1954 gründeten die drei Wray-Brüder zusammen mit Jack Neals Bruder Dixie und Links Cousin Shorty Horton ihre erste Band als Lucky Wray & The Lazy Pine Wranglers. Dann änderten sie den Namen mehrfach, um einige Cowboy-Helden wie Lash LaRue zu begleiten. Sie traten auch bei Radiostation WCMS unter Deejay Sheriff Tex Davis auf.
1955 begann Wray als Mitglied von Lucky Wray & the Palomino Ranch Hands zu spielen, einer Country-Band, die in North Carolina mit seinen Brüdern Vernon und Doug und später einem weiteren Mitglied gegründet wurde. Die Wray-Brüder zogen bald in die Nähe von Washington/D.C. und nahmen einige Songs bei einem lokalen Label namens Kay und auch für Starday Records in Texas auf.
Im Herbst 1955 zogen sie nach Washington D.C., wo sie die Vor-Band von Künstlern wie Patsy Cline wurden. Link war das erste Mal als Sessionmusiker bei einer RCA-Session von Dick Williams im Studio und Producer Steve Sholes schrieb ihm einen begeisterten Brief. Anfang 1956 erschien eine erste EP auf Kay Records (3690) mit den Stücken “I Sez Baby“ und “Johnny Bom Bonny“ von ihm. Sie waren im Studio von Ben Adelman im Portland Building/Washington entstanden. Adelman lizensierte auch Songs für drei Singles an Starday Records, während Link an einer verschleppten Tuberkulose litt.
Nach Auftritten in der “Milt Grant-Show“ kam er mit Vernon bei Cameo Records und später Mark unter, dessen Singles als Ray Vernon veröffentlicht wurden. Dann entstand mit Vernon, Doug und Shorty Long am Bass “Oddball“, welches Milt Grant, der sich als Co-Writer eingesetzt hatte, bei Archie Bleyer von Cadence unterbrachte, weil Bleyer neue Promotion von Deejay Grant für die Chordettes brauchte.
Das Band lag mit ihrem Titel unbeachtet bei Bleyer, bis seine Stieftochter Jacquelyn es für eine Party herauskramte und alle Gäste begeistert waren. Die Platte erschien am 17. März 1958 bei Cadence unter dem von Jacquelyn vorgeschlagenen Titel “Rumble“, den sie als Slang-Ausdruck aus einem Besuch bei der “West Side Story“ einbrachte. Es sollen sich insgesamt anderthalb bis vier Millionen Exemplare des Songs im Laufe der Jahre verkauft haben. Am 30. Juni 1958 hatte “Rumble“ in den Charts seine höchste Platzierung erreicht, nachdem der erste Charts-Eintrag am 28. April .1958 erfolgt war. Link trat nun mit “Rumble“ bei “American Bandstand“ von Dick Clark auf.
Archie Bleyer hatte aber für diese Art der Musik nichts übrig und Stücke wie “Raw-Hide“ und “White Lightning“ blieben in den Cadence-Archiven. Im September 1958 löste Milt Grant Links Vertrag mit Archie Bleyer und brachte ihn bei Epic (1959-61) unter, dann auf dem eigenen Rumble-Label, bei Trans-Atlas, Mala, Okeh und schließlich bei Swan (1963-67) und einer Menge anderer Labels.
Eine neuartige Gitarrenmelodie, die in den Jahren 1957–1958 komponiert und geschrieben wurde, hat die außergewöhnliche Eigenschaft, das einzige Instrumentalstück zu sein, das in den USA jemals im Radio nicht gespielt werden durfte. Das Lied heißt “Rumble“ und wurde von einem Gitarristen namens Link Wray und seiner Band, den Wraymen, gespielt. Der anstößige Charakter des Lieds hatte offenbar mit der Angst zu tun, es könnte zu Bandengewalt anstiften. Mehr dazu gleich. Zunächst etwas Kontext. In den späten 1950 er Jahren gab es in Fredericksburg/Virginia Live-Tanzabende, die von dem beliebten Washingtoner Fernseh-Discjockey Milt Grant veranstaltet wurden – von “Milt Grant’s House Party“, einer Teenager-Tanzshow ähnlich Dick Clarks “American Bandstand“ in Philadelphia. Bei einem dieser Live-Tanzevents irgendwann im Jahr 1957 wurden Link Wray und seine Band, eine lokale Gruppe, gedrängt, ein Lied wie “The Stroll“ zu schreiben, damals ein beliebter Hit von The Diamonds. Stattdessen dachten sich Wray und seine Gruppe ein Instrumentalstück aus; ein kraftvoller, bluesartiger Song, der von einer Gitarre getragen wird und später als “Rumble“ bekannt wurde.
Beim Tanzabend in Fredericksburg war das Lied sehr beliebt, und Wray und seine Band spielten vier Zugaben auf Wunsch. Die Reaktion des Tanzpublikums auf das Lied ließ Wray und seine Band – sowie ihren De-facto-Manager Milt Grant – glauben, dass sie etwas entdeckt hatten. Also versuchten sie, das Lied auf Band aufzunehmen, um es als Demo bei Plattenlabels anzubieten. Als sie jedoch versuchten, es aufzunehmen, konnten sie den Klang des Tanzabends nicht ganz reproduzieren, was Wray besonders frustrierte. Daraufhin begann er, Lautsprecher und Mikrofone zu bewegen, um Feedback zu bekommen, und nahm dann einen Bleistift und begann, Löcher in die Lautsprecher zu bohren, um den gewünschten Klang zu erhalten.
In einem Interview von 1997 erklärte Wray: „Auf der Bühne [in Fredericksburg] spielte ich es richtig laut über diese kleinen 60-Watt-Verstärker von Sears und Roebuck, und die Kids brüllten und schrien danach. Aber im Studio war der Klang zu sauber, zu Country. Also begann ich zu experimentieren und stanzte mit einem Bleistift Löcher in die Lautsprecher, um den dreckigen, unscharfen Sound nachzubilden, den ich auf der Bühne hatte. Und beim dritten Take war er da, wie von Zauberhand.“
In seiner Frustration hatte Wray einen neuen Sound „erfunden“, einen Sound, der später als "Fuzztone Guitar" bekannt wurde. Der Track enthielt auch einige neuartige Verwendungen von Nachhall. Der Song, den sie auf ihrem Demo aufgenommen hatten, trug inzwischen den Namen “Oddball“. Sie begannen, ihn Plattenlabels anzubieten, aber es gab keine Abnehmer. Capitol und Decca Records lehnten beide “Oddball“ ab.
Milt Grant brachte das Demo dann zu Archie Bleyer von Cadence Records in New York. Als Bleyer das Lied zum ersten Mal hörte, hasste er es und den neuartigen Sound, den Link Wray geschaffen hatte. Trotzdem nahm er einige Demos auf, ohne zu wissen, was als Nächstes passieren würde. Bleyers Stieftochter und einige ihrer Teenager-Freunde waren jedoch von dem Lied begeistert. Einer Geschichte zufolge war sie es, die den Titel “Rumble“ vorschlug, weil er sie an “West Side Story“ erinnerte, ein populäres Bühnenstück über rivalisierende New Yorker Straßengangs. “West Side Story“ hatte 1957 am Broadway Premiere und “Rumble“ war damals der gängige Slang-Ausdruck für „Gangkampf“. Eine andere Geschichte schreibt einem der Everly Brothers den gleichen Namen für das Lied zu. Jedenfalls wurde die Melodie zu “Rumble“ und Bleyer beschloss, das Lied zu veröffentlichen, obwohl es ihm nicht gefiel. In einem Werbeartikel im “Billboard‘-Magazin aus dieser Zeit soll Bleyer sinngemäß gesagt haben: „Rumble, Schmumble, wen kümmert’s, solange es ein Hit ist?“ “Rumble“ wurde am 31. März 1958 veröffentlicht und stürmte im Sommer desselben Jahres die Charts – trotz eines schlechten Rufs.
Link Wray’s 1958 hit “Rumble” on the Cadence record label – a short lived venture for Wray, who would later move on to other record labels.
1958 Pop 16 Link Wray Rumble Cadence 1347 Milt Grant, Link Wray 28.04.1958 30.06.1958
“Rumble“ war zugegebenermaßen nicht gerade die leichteste, unterhaltsame Kost der damaligen Zeit. Dennoch fand der Rock’n’Roll damals zu seiner Stimme und seinem rauen Touch. Obwohl der Begriff „Rock and Roll“ auf Songtexte der 1920 er und 1930 er Jahre zurückgeht, wird einem Discjockey aus Cleveland namens Alan Freed zugeschrieben, den Begriff 1951 einem viel größeren Publikum bekannt gemacht zu haben, insbesondere durch sein Spielen und Fördern afroamerikanischer Rhythm & Blues (R&B) in den 1950 er Jahren. Neue weiße Künstler, die den R&B-Sound in einigen ihrer Aufnahmen aufgriffen, fanden ebenfalls ein Publikum. Bill Haley hatte Mitte 1955 ’Rock Around the Clock“ und Elvis Presley hatte im Herbst 1956 ’Don’t Be Cruel“ und ’Hound Dog“. Sowohl Haley als auch Presley hatten mit ihren eigenen Rock’n’Roll-Stilen die Konventionen verärgert. Dennoch war Rock’n’Roll-Musik keineswegs der dominierende Sound der Zeit. In den Billboard Top 20 der Mitte und Ende der 1950 er Jahre gab es noch jede Menge ruhigere „Easy-Listening“-Musik – Musik von Künstlern wie Andy Williams, Perry Como, Pat Boone, Tab Hunter und anderen. “Rumble“ dagegen war komplett instrumental, aber eine Melodie, die eine ganz eigene „Haltung“ hatte. Die Gitarrenriffs in “Rumble“ stachen heraus und gingen weit über den Moment hinaus. Der von Wray geschaffene musikalische Sound und sein unverwechselbares Spiel sollten bald einen direkten Einfluss auf die Zukunft der Rock- und Gitarrenmusik haben. „Mit einem einzigen gemeinen Akkordwechsel von D zu E“, bemerkt die Autorin Angie Carlson in einem Artikel auf Gibson.com aus dem Jahr 2007, „veränderte Link Wray die E-Gitarre für immer.“
“Rumble“ wurde nicht gespielt
Aber in den späten 1950 er Jahren hatten die Radio-Discjockeys die Macht, zu bestimmen, welche Musik gespielt wurde und welche nicht. Und in einigen Städten und Gemeinden, darunter Radiosender in Boston und New York City, wurde “Rumble“ einfach nicht gespielt, aus Angst, es könnte Bandengewalt anstiften oder Jugendkriminalität begünstigen. Sogar Dick Clark von “American Bandstand“ achtete darauf, den Titel des Songs nicht zu erwähnen, als er Wray.und seine Band im Mai 1958 in seiner Samstagsshow vorstellte. Der Titel des Songs – “Rumble“ – war für einige DJs ein Stolperstein; sie konnten einfach nicht darüber hinwegkommen. Allerdings hatte der Song selbst, ein Instrumentalstück, natürlich keinen Text, also gab es keine Sprache an sich, die Jugendliche aufwiegelte; keine feurige Rhetorik. Trotzdem trafen diejenigen, die sich der Kontroverse bewusst waren, Vorsichtsmaßnahmen.
Rock’n’Roll war damals nicht immer willkommen, und tatsächlich gab es landesweit einige Bemühungen, die anstößigeren Klänge, anzüglichen Texte und laute oder raue Musik zu unterdrücken. Bandleader Mitch Miller war einer von denen, die dabei halfen, den raueren Formen des Rock’n’Roll Einhalt zu gebieten. Miller war damals Leiter von A&R – „Artists and Repertoire“ – bei Columbia Records und hatte als solcher die Macht zu bestimmen, welche Musiker und Songs bei Columbia und anderswo aufgenommen und beworben wurden. Miller hatte einige seiner eigenen Hits in den Billboard-Charts der 1950 er Jahre. Aber er hatte damals auch großen Einfluss und übte öffentlich Kritik an Rock’n’Roll und Top 40-Radiosendern, die Rock’n’Roll spielten. Miller ließ jedoch einige leichtere Formen des Rock’n’Roll zu, wie zum Beispiel den Millionenhit von Marty Robbins aus dem Jahr 1957, “A White Sport Coat and a Pink Carnation“, bei dessen Produktion er mitwirkte.
Darüber hinaus waren die Gangszenen von “West Side Story“ bereits 1957/58 in die Popkultur eingedrungen. Tatsächlich trägt eine Tanzszene im ersten Akt des Stücks den Titel “The Rumble“, und andere Szenen zeigten auch die Aktivitäten der beiden im Stück vorkommenden Gangs, der Jets und der Sharks. „Jugendkriminalität“ war damals ebenfalls ein nationales Diskussionsthema und erregte sogar die Aufmerksamkeit des US-Kongresses. 1957 wurde im Kongress auch ein Gesetzentwurf vorgeschlagen, wonach Songtexte von einem Prüfungsausschuss überprüft und geändert werden müssen, bevor sie gesendet oder zum Verkauf angeboten werden. Dieses Gesetz, das die Meinungsfreiheit verletzte, wurde nie Gesetz, aber es war ein Zeichen der Zeit und Teil der breiteren kulturellen Besorgnis, die sich damals um Gangs und Jugendkriminalität drehte. 1958 strich das Mutual Broadcasting System jeglichen Rock’n’Roll aus seinen Netzwerk-Musikprogrammen und nannte ihn „verzerrte, monotone, laute Musik“. Das Instrumentalstück von Link Wray war Teil der Musik, die sich in diesen Ängsten und Verboten verstrickte.
Riesenhit
Trotz all der Umgehung von “Rumble“ als musikalischem Auslöser von Teenager-Problemen wurde das Lied ein Riesenhit, stieg im Mai 1958 auf # 16 und blieb 10 Wochen lang in den Top 40. Obwohl Dick Clark darauf achtete, den Titel des Lieds bei Wrays früherem Auftritt 1958 nicht zu erwähnen, gab “Bandstand“ dem Lied genügend Sendezeit, um es voranzubringen, und Clark verwendete den Titel des Lieds freizügig bei nachfolgenden Auftritten von Wray 1959 und 1963.
Tatsächlich trugen die Versuche einiger Radiosender, “Rumble“ zu unterdrücken, wahrscheinlich zu seinem Erfolg bei, wie Wray selbst später über die Radioverbote vermutete. “Rumble“ verkaufte sich in seiner Blütezeit über eine Million Mal, einige Schätzungen gehen sogar von bis zu vier Millionen aus, obwohl nicht klar ist, welcher Zeitraum damit gemeint ist und ob auch die Verkäufe von Alben mit dem Lied einbezogen sind. Link Wray erhielt jedoch keinen großen Anteil der Tantiemen oder Musikverlagsgebühren von “Rumble“. Der DJ Milt Grant war einer der Co-Autoren des Songs und erschien mit L. Wray auf dem Cadence-Label. Aber Links Anteil scheint einem Bericht zufolge seinem Vater zugesprochen worden zu sein. Link sagte später, er habe zwar genug Geld erhalten, um seiner Mutter ein Haus zu kaufen, aber er sei im Allgemeinen von den Einzelheiten des „Papierkrams“ verschont geblieben, was seinen Anteil anscheinend niedriger gehalten hat, als er sonst gewesen wäre. Mit den nachfolgenden Songs ist er vielleicht besser gefahren.
In der Zwischenzeit, Ende der 1950 er Jahre, wurde Archie Bleyer von Cadence Records – der Typ, der “Rumble“ zuerst produziert hatte – für die Veröffentlichung des Songs von außen kritisiert. Einige Kritiker warfen Bleyer vor, „jugendliche Bandenkriege zu fördern“. Bleyer dachte dennoch, er könnte mit Link Wray und seiner Gruppe „aufräumen“. Bleyers Plan war, die Gruppe in Nashville/Tennessee unter der Leitung des Produktionsteams der Everly Brothers aufnehmen zu lassen. Aber den Wrays gefiel diese Idee nicht und sie beschlossen, sich von Bleyer und Cadence Records zu trennen.
Sie schlossen sich bald Epic Records an und nahmen 1959 einen Nachfolger zu “Rumble“ mit dem Titel “Rawhide“ auf, ebenfalls ein Instrumentalstück, das auf # 23 der Pop-Charts stieg.
1959 Pop 23 Link Wray Raw-Hide Epic 9300 26.01.1959 23.03.1959
In den darauffolgenden Jahren hatte die Gruppe auch andere bemerkenswerte Songs, darunter “Jack the Ripper“ (1961), “Black Widow“ (1963), “Big City After Dark“, “Run Chicken Run“ (1963), “Ace of Spades“ (1965), “Switchblade“ und “Red Hot“ (1977). Danach schaffte es Link Wray zwar nicht mehr ganz so in die Pop-Charts, hatte aber auf andere Weise Einfluss.
1963 Pop 64 Link Wray Jack The Ripper Swan 4137 Link Wray, Cooper 15.06.1963 27.07.1963
1958 übernahm Link Wrays Bruder den Gesang in der Band, während Link sich auf die Gitarre konzentrierte. Die Band, ein wenig im „Elvis-Look“ jener Zeit gekleidet, kleidete sich in schwarzes Leder und begann, in den lokalen Plattenläden zu spielen. „…Ganz plötzlich in den 1950 er Jahren spielte dieser Typ in einer schwarzen Lederjacke diesen lauten Akkord, der einem praktisch die Augenbrauen aus dem Gesicht reißt…“
Guitar Player-Magazin
Wray wurde auf der Suche nach seinem „eigenen Sound“ erfinderisch, indem er beispielsweise Löcher in einen Verstärker bohrte, um den gewünschten Sound für “Rumble“ zu erzielen. Er war auch einer der ersten Gitarristen, der einen Dur-Akkord nahm und ihn über das Griffbrett rauf und runter laufen ließ, wodurch der als Powerchord bekannte Sound entstand. Musikhistoriker der späten 1950 er- und frühen 1960 er Jahre bemerkten einige Jahre später, dass Wrays “Rumble“ wahrscheinlich eine gewisse „jugendliche Attitüde“ enthielt. Dan Del Fiorentino, Historiker des Museum of Making Music in Carlsbad/Kalifornien sagte der “Los Angeles Times‘ in einem Interview im Jahr 2005, dass “Rumble“ dem Rock’n‘Roll „mehr Schwung, mehr Delinquenz, wenn man so will, verliehen habe.“ Michael Molenda, Chefredakteur des Magazins ‘Guitar Player‘, bemerkte im selben Artikel: „Der Rock der 50 er war ziemlich sauber, und da ist dieser Typ – er trägt eine Lederjacke, er sieht furchteinflößend aus – und plötzlich spielt er diesen lauten Akkord, der einem praktisch die Augenbrauen aus dem Gesicht reißt … Es war extrem sexy und aggressiv und hat irgendwie den Weg für die nächste Stufe des Rock and Roll geebnet.“ Ohne den Powerchord, den Wray mit “Rumble“ mehr oder weniger erfunden hat, erklärt Dan Del Fiorentino, „würde es Punkrock und Heavy Metal nicht geben.“ Und Wray wird von einer Reihe der berühmtesten Gitarren-Rocker verehrt. Jimmy Page von Led Zeppelin, Bruce Springsteen und Jeff Beck sehen alle Link Wray als Einfluss in ihrer eigenen Karriere. Bob Dylan soll “Rumble“ als eines der besten Instrumentalstücke aller Zeiten bezeichnet haben.
Im Juni 2009 gab die ‘Library of Congress‘ bekannt, dass “Rumble“ zu den Aufnahmen gehören würde, die 2008 in das “National Recording Registry“ aufgenommen werden – eine Auszeichnung für Aufnahmen, „die kulturell, historisch oder ästhetisch bedeutsam sind“. In einem begleitenden Essay über Wrays und “Rumbles“ Auswahl hieß es: „… Er wurde das ‚fehlende Bindeglied‘ der Rockgitarre genannt, die verbindende Kraft zwischen den frühen Bluesgitarristen und den späteren Gitarrengöttern der 1960er Jahre (Hendrix, Clapton, Page). Er ist der Vater von Distortion und Fuzz, der Erfinder des Powerchords und der Pate des Metal …“
Im April 2018 war Link Wrays “Rumble“ in der Rock and Roll Hall of Fame unter sechs Songs, die in einer neuen Auszeichnungskategorie geehrt wurden: Singles von Künstlern, die noch nicht in die Hall aufgenommen wurden, aber auf die eine oder andere Weise den Rock’n’Roll geprägt haben. “Rumble“ zeichnet sich durch Wrays Erfindung des Powerchords und seinen Einsatz von Gitarrenverzerrung aus. Hall of Famer Stevie Van Zandt von der E-Street Band, der die neue Kategorie der ausgezeichneten Songs einführte, hat sich an anderer Stelle über Wray und ’Rumble“ geäußert: „Dieses ’Rumble“-Riff von Link Wray, der eigentlich der Begründer des Hardrock-Riffs ist… Er führte den Siebener-Akkord ein, auf dem, ich möchte nicht zu technisch werden, aber ’You Really Got Me“ [Song von Kinks] basiert; auf dem ’My Generation“ von The Who basiert. Dieser Akkordwechsel – was wir den Eins-Siebener-Akkordwechsel nennen – ist im Riff. Das verleiht ihm diese Haltung; diese Haltung ist sofort in den ersten fünf Sekunden des Songs da. Diese Haltung kommt von dieser bestimmten Melodie bei diesem Akkordwechsel. Es ist der sexieste, härteste Akkordwechsel im gesamten Rock’n’Roll.“
Im Januar 2019 wurde Wrays “Rumble“ auch in die Grammy Hall of Fame aufgenommen.
Film- und Fernsehmusik
Anfang der 1970er Jahre fanden einige von Link Wrays Songs ihren Weg in andere Bereiche. Wrays “The Swag“ wurde 1972 im Film “Pink Flamingos“ verwendet. “Jack the Ripper“, ein weiteres seiner Instrumentalstücke, wurde 1983 als Hintergrundmusik für eine Verfolgungsjagd im Film “Außer Atem“ mit Richard Gere und Valérie Kaprisky verwendet. In Quentin Tarantinos Film “Pulp Fiction“ aus dem Jahr 1994 wurden sowohl “Rumble“ als auch “Ace of Spades“ verwendet. Im Film “Desperado“ aus dem Jahr 1995 mit Salma Hayek und Antonio Banderas wurde “Jack the Ripper“ verwendet. In “Independence Day“ aus dem Jahr 1996, dem umsatzstärksten Film des Jahres, tauchte Wrays “Rumble“ erneut auf. “Rumble“ wurde auch in der Pilotfolge von HBOs “The Sopranos“ vom Januar 1999 verwendet. 1999 kam Wrays Musik erstmals in der Fernsehwerbung zum Einsatz, und zwar in Form von Ausschnitten aus “Jack the Ripper“ in einem Werbespot von Taco Bell.
“Rumble“ wurde 2001 im Film “Blow“ mit Johnny Depp und Penélope Cruz verwendet. “Rumble“ kam auch 2009 in “It Might Get Loud“ zum Einsatz, einem Dokumentarfilm des Filmemachers Davis Guggenheim über die Geschichte der elektrischen Gitarre. Diese Verwendung von Wrays Musik in Filmen brachte den Link Wray-Sound einem neuen Publikum näher, gab ihm eine neue Chance auf dem Markt und erneuerte die Wertschätzung von Fans und anderen Künstlern.
Im Laufe der Jahre gab es auch verschiedene Cover-Versionen von Wrays Songs in der neuen Musik, wie zum Beispiel den Song “Killer in the Home“ (basierend auf “Rumble“) der New-Wave-Gruppe Adam and the Ants, der auf ihrem Album “Kings of the Wild Frontier“ von 1980 enthalten ist. Der Gitarrist dieser Gruppe, Marco Pirroni, hat Link Wray als großen Einfluss genannt. Wrays Erbe findet sich nicht nur in den USA, sondern auch in Großbritannien, wo seine Musik als Einfluss unter anderem auf The Kinks und The Who genannt wird. Pete Townshend von The Who hat erklärt: „Wenn es Link Wray und “Rumble“ nicht gegeben hätte, hätte ich nie eine Gitarre in die Hand genommen.“ Townshend sagte auch über seinen ersten Eindruck, als er das Lied hörte: „…Link Wray hat die Musik nie leiser gemacht. Er war immer bereit für Rumble…“
‘Washington Post‘
„Ich erinnere mich, dass ich mich sehr unwohl fühlte, als ich es zum ersten Mal hörte, und gleichzeitig von den wilden Gitarrenklängen begeistert war.“ Ray Davies von The Kinks nennt Wray ebenfalls als Einfluss. 2003 nannte ihn der ‘Rolling Stone‘ in seinem Eintrag zu “100 wichtigsten Gitarristen der Geschichte“ den Mann hinter dem „wichtigsten D-Akkord der Geschichte“. Wray stand auf dieser Liste auf # 67. Der ‘Rolling Stone‘-Eintrag schreibt Wray auch die Erschaffung des „übersteuerten Rockgitarrensounds zu, der von Townshend, Hendrix und anderen aufgegriffen wurde“.
1980 heiratete Wray seine vierte Frau, Olive Julie Povlsen, eine dänische Studentin, die die Kultur der amerikanischen Ureinwohner studiert hatte. Dann zog er nach Dänemark und begann, für den ausländischen Markt Aufnahmen zu machen. In den 1990 er Jahren erregte Wrays ältere Musik die Aufmerksamkeit von Grunge-Musikern, da einige dieser Werke auch unter verschiedenen Labels neu aufgelegt wurden. Wray selbst trat weiterhin auf und nahm auf und brachte zwei Alben heraus – “Shadowman“ im Jahr 1997 und “Barbed Wire“ im Jahr 2000.
Link Wray spielte seine Musik auch noch mit über 70. „Er liebte es einfach zu spielen“, sagte Michael Molenda, Chefredakteur des Magazins ‘Guitar Player‘, der Wray 2005 in San Francisco auftreten sah. „Er war nicht wie ein 76-Jähriger“, sagte Molenda der Los Angeles Times. „Er war wie ein 19-Jähriger in einem 76-jährigen Körper.“ Wray verbrachte seine letzten Jahre mit seiner Frau Olive auf einer dänischen Insel. Anfang November 2005 starb er in Kopenhagen an Herzversagen. „Link Wray hat seine Musik nie leiser gemacht“, schrieb Richard Harrington von der ‘Washington Post‘ nach Wrays Tod. „Er war immer bereit, loszulegen.“
Gruß
Heino