Salloom, Sinclair & The Mother Bear

 
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Salloom, Sinclair & The Mother Bear

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Gepostet: 14.09.2023 - 03:31 Uhr  ·  #1
Moin moin allerseits,

was sich doch durch das Lesen einer kurzen Notiz alles ergeben kann... ich möchte mal darüber berichten und in dem Zusammenhang eine außergewöhnliche LP vorstellen.

In einem speziellen Bob-Dylan-Forum las ich kürzlich, dass Dylan sich dazu geäußert hatte, welchen der Songs, bei denen im Text sein Name vorkommt, ihm am liebsten ist. Es ist der “Yer Blues“ von den Beatles bzw. Plastic Ono Band. Textstelle ungefähr “just like Dylan’s Mister Jones“, also Bezug auf den berühmten “Thin Man“. So weit, so gut, doch ich begann dann zu überlegen, welche weiteren Songs, in denen Bob Dylan erwähnt wird, ich denn kenne. Allzu viele sind es nicht. Dabei kam dann aus den Tiefen des Langzeitgedächtnisses eine Textpassage hervor, die ich seit mindestens einem halben Jahrhundert nicht mehr gehört hatte. Ich zitiere so ungefähr, nach Gedächtnis: „Writing songs with Bobby Dylan around is such a drag“. Zeile wird wiederholt, und dann: “I wish he could find something else, and I could get in my own little bag“. Zitat nur sinngemäß, nicht unbedingt wortwörtlich. Dann fiel mir ein, von wem das stammt, und deshalb muß ich jetzt mal die Szene wechseln.

Etwa 1968 wurde bei Chess Records ein neues Label kreiert: Cadet Concept. Für Sachen, die dem damals aktuellen Trend entsprachen. Damit Chess auch für die neue Plattenkäufer-Generation etwas zu bieten hatte. So wurde dort z.B. die erste LP von Status Quo in leicht abgewandelter Form veröffentlicht.

Ebenfalls 1968 (eher zum Jahresende hin, genau weiß ich es nicht mehr) bekam die DGG die Vertriebsrechte für das gesamte Chess-Repertoire für Deutschland und einige andere Länder. Dass die DGG mit diesem traditionsreichen Repertoire nicht so recht etwas anzufangen wußte, ist eine traurige Tatsache, und in etwa Anfang 1970 war man das alles wieder los, und der neue Partner Bellaphon machte u.a. mit Low-Price-LPs der alten Rock ‘n‘ Roller und Blueser jahrelang gute Umsätze.

Bei der DGG bekamen Chess-Singles die 75er Serie, die LPs die 275er, die Sublabels wurden dabei nicht separat gehalten, alles kam in einen Topf und wurde auf dem Chess-Label veröffentlicht.

Hier kommen nun die Szenen wieder zusammen. Als neugieriger Musikhörer und Sammler hatte ich mir schnell diverse “einheimische“ Chess-LPs besorgt. Neben den üblichen Verdächtigen wie Chuck Berry, Bo Diddley, Muddy Waters und Howlin‘ Wolf lernte ich eine mir bis dahin unbekannte Gruppe mit ihrer gleichnamigen Debut-LP kennen:

Salloom, Sinclair & The Mother Bear

Nach Feierabend zu Hause aufgelegt, bekam ich beim Hören eine Gänsehaut. Das war genau das, was ich zum damaligen Zeitpunkt bevorzugte: die sogenannte progressive Rockmusik, in diesem Fall, falls überhaupt mit jemandem vergleichbar, dann mit der Jefferson Airplane von etwa 1967, als diese durchaus noch melodische Sachen machten.

Die treibenden Kräfte der Band waren Roger Salloom als Songschreiber, Sänger und Gitarrist sowie die Vokalistin Robin Sinclair. Weiterhin gab es da den Lead-Gitarristen Tom David sowie je einen Keyboarder, Bassisten und Drummer. Neben den an die Airplane erinnernden Songs sind ein paar schöne, ruhige Sachen dabei, ein Song davon wurde von Robin Sinclair geschrieben.

Leider lag die LP wie Blei in den Regalen und wurde spätestens, als die DGG das Chess-Repertoire weitergab, aus dem Programm gestrichen. Mein Exemplar hatte ich gehütet wie meinen Augapfel, doch meinen Wohnungsbrand von 1986 hatte die LP leider nicht überstanden. Meine Versuche, das Teil wiederzubekommen (über den “Oldie-Markt“ bzw. den Vorgänger “Chatterbox“) waren leider vergeblich. Erst nach Aufkommen des Internet wurde ich fündig. Erinnert sich noch jemand an den alten Blog “Red Telephone“? Der ist leider auch schon seit vielen Jahren weg vom Fenster. Dort fand ich so etwa 2005 die LP zum Download. Seitdem lag das Album, aus Zeitmangel ungehört, auf der Festplatte bei mir.

Erst heute, durch den anfangs erwähnten Dylan-Artikel, kam ich auf die Idee, mit das Teil mal wieder anzuhören. Kurz entschlossen, dann aber sofort! Und so geschah es. Ergebnis: meine Begeisterung von 1968 ist auch 2023 noch da, sie mußte nur wieder geweckt werden. Der letzte Track, Marie La Peaux, ein Acht-Minuten-Song, ist eine Art von Talking Blues von Roger Salloom. Zu passender Musik kann der Mann quasseln wie ein Weltmeister. Als aber dann, für mich seit etwa 50 Jahren, zum ersten Mal wieder der Refrain durch den Kopfhörer jagte, war alles wie gehabt, und ich konnte gleich wieder mitsingen: “Marie La Peaux, she’s my voodoo queen, she’s got hair of red and eyes of green“...

Falls jemand neugierig geworden ist und mal reinhören möchte, bitte PM!

Übrigens, es hat wenig später eine zweite LP gegeben, als Interpreten nur noch „Salloom-Sinclair“, also ohne Mother Bear, ebenfalls auf Cadet Concept, aber ohne deutsche Veröffentlichung. An die kann ich mich kaum noch erinnern, ich weiß nur noch, dass ich von der Platte sehr enttäuscht war. Wie so oft, wurde die Qualität des Debuts nicht wieder erreicht. Schade!

Gruß, Wolfgang
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Re: Salloom, Sinclair & The Mother Bear

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Gepostet: 14.09.2023 - 21:59 Uhr  ·  #2
Hallo Wolfgang,

ich hab nur mal kurz gegoogelt, beide LPs gibt's auch auf YouTube ,-)

Gruss Billy
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