WERNER VOSS RRM-021, 23. September 1975

 
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WERNER VOSS RRM-021, 23. September 1975

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Gepostet: 10.08.2023 - 15:13 Uhr  ·  #1
WERNER VOSS RRM-021, 23. September 1975

Thema: Rock ‚n‘ Roll Roadshow 1975

01 Marty Wilde It’s Been Nice 1.48 Philips PB 972 1959
02 Marty Wilde Bad Boy 2.17 Philips PB 972 1959
03 Tommy Bruce TI’m On Fire 2.11 Columbia DB 4498 1960
04 Carl Simmons Great Balls On Fire 2.39 Avenue LP-063 1971
05 Jerry Lee Lewis Lewis’ Boogie 1.55 Sun 301 1958
06 Joe Brown The Darktown Strutters Ball 2.07 Decca 45-F.11207 1959
07 Joe Brown A Picture Of You 2.13 Piccadilly 7N.35047 1962
08 Marcels Blue Moon 2.13 Colpix CP 186 1961
09 Marcels Peace Of Mine 2.25 Colpix LP-416 1961
10 Del Vikings The Big Beat 1.49 Mercury LP-20353 1958
11 Gus Backus My Chick Is Fine 2.06 Carlton 471 1961
12 Ray Charles What’s I Say 6.18 Atlantic 2031 1959
13 J.B. Lenoir Do What I Say 1.58 Vee-Jay 352 1960
14 Bob Luman All Night Long 1.35 Imperial 8311 1957
15 Bob Luman Red Hot 1.56 Imperial 8313 1957



WORTPROTOKOLL

Guten Tag, liebe Hörer,

heute können Sie wieder Rock ‚n‘ Roll-Aufnahmen hören. Am vergangenen Freitag bin ich mit einem befreundeten Sammler von einem London-Trip zurückgekehrt – und zwar noch enttäuschter als im Vorjahr. Denn außer in speziellen Oldies-Läden findet man so gut wie nirgendwo noch interessante alte Rock ‚n‘ Roll-Platten. Und selbst in diesen Oldies-Läden ist das beste bereits weg oder für wirklich gute Singles oder LPs werden Phantasie-Preise gefordert. Ein gewisser Höhepunkt der diesjährigen London-Reise war der Besuch der 1975er Rock ‚n‘ Roll-Road Show mit Marty Wilde, Jess Conrad, Tommy Bruce und Carl Simmons. Aber bevor ich Ihnen weiter davon berichte erst einmal Musik. Marty Wilde mit „It’s Been Nice“ aus dem Jahre 1959.

Marty Wilde war neben Cliff Richard der erfolgreichste englische Rock ‚n‘ Roller der späten 50er Jahre – und er hörte sich auf der Bühne noch genauso an wie auf seinen alten Platten. Und auch die Begleitgruppe Yakety Yak – die in der Art der amerikanischen Sha Na Na-Truppe auf der Bühne agierte – traf genau den Instrumental- Sound der damaligen Zeit. Marty Wilde brachte fast alle seine damaligen Hits: „Endless Sleep“, „Donna“, „A Teenager In Love“, „Sea Of Love“, „Rubber Ball“ und „Bad Boy“. Mit „Bad Boy“ – der Rückseite des vorhin gespielten „It’s Been Nice“ - kam er im Dezember 1959 bis auf Platz 6 der englischen Hitliste.

Die Rock ‚n‘ Roll-Show fand in der Lewisham Concert Hall statt, einem städtischen Gebäude aus der Zeit der Jahrhundertwende, in dem auch Kinoveranstaltungen, Bingo oder Ringkampf- Turniere durchgeführt werden. Das Konzert war ausverkauft und zu unserem Erstaunen setzte sich das Publikum aus allen Altersschichten zusammen – vom Kleinkind bis zum Rentner. Und dieses Publikum amüsierte sich köstlich, es tobte und es pfiff vor Begeisterung – aber alle blieben
auf ihrem Platz sitzen. Und am Schluss verließ alles ganz ruhig das Gebäude. Eine solche Diszipliniertheit bei einem Rock ‚n‘ Roll Konzert hatte ich bis dahin noch nicht gesehen. Tommy Bruce – ein Cockney aus dem Londoner East- End, eröffnete das Konzert. Mit seiner unvergleichlichen Reibeisenstimme hatte er 1960/61 ziemlichen Erfolg. Hier ist Tommy Bruce mit „I’m On Fire“ von 1960.

Im Gegensatz zu Marty Wilde oder Tommy Bruce ist Carl Simmons kein Rock ‚n‘ Roll- „Veteran“. Er ist ein guter Pianist im Jerry Lee Lewis-Stil. Sein Auftritt war eine perfekte Kopie von Lewis Bühnenshow: Fuß auf den Klaviertasten – Zurückwerfen des Hockers – alles war da. Auch die alten englischen Teddy-Boys mit ihren komischen langen Jacken, Röhrenhosen und dicken Kreppschuhen waren begeistert. Hier Carl Simmons mit Jerry Lee Lewis‘ „Great Balls Of Fire“. Die Aufnahme stammt von 1971.

Was ist aber die beste Kopie gegen das Original!? – Jerry Lee Lewis, 1935 in Louisiana geboren, wird am kommenden Montag, den 29. September, 40 Jahre alt. Seit 19 Jahren im Showbusiness ist er noch heute so wild und exzentrisch wie ehedem. Im Frühjahr 1958 nahm er einen Song auf, der eine Art persönliche und musikalische Biographie enthält: „Lewis Boogie“.

Noch mal zurück zum englischen Rock ‚n‘ Roll. Einer der besten englischen Gitarristen der Rock ‚n‘ Roll-Zeit war Joe Brown – wie Tommy Bruce aus dem Londoner East-End stammend. Mit seinem unmöglichen Bürstenhaarschnitt und einem ewig dummen Grinsen war er an sich alles andere als eine Teenager-Idol, eher schon eine Art Komiker – aber er schaffte es dennoch. Mitte 1958 wurde er als 18jähriger für die Rock ‚n‘ Roll-Fernseh-Show „Boy Meets Girls“ nur als Begleitmusiker engagiert, erhielt dann aber kurz danach selbst einen Plattenvertrag als Sänger. „The Darktown Strutters Ball“ war 1959 seine zweite Single.

Das Frühjahr 1960 dürfte für Joe Brown unvergesslich bleiben. Denn er begleitete damals mit seiner Gruppe mehrmals im englischen Fernsehen Gene Vincent und Eddie Cochran. Im Juni hatte Brown dann seinen größten Erfolg. Seine Aufnahme „A Picture Of You“ erreichte Platz 2 der Hitliste. Mit dem Beginn der Beat-Ära verschwand seine Popularität. Joe Brown & The Bruvvers mit „A Picture Of You“.
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Gepostet: 10.08.2023 - 15:26 Uhr  ·  #2
Das waren die Marcels mit „Blue Moon“ – im März 1961 die Nummer 1 in den USA. The Marcels aus Pittburgh waren ursprünglich eine integrierte Vokalgruppe – mit 3 schwarzen und 2 weißen Sängern. Doch schon im Herbst 1961 reorganisierte sich die Formation und bestand fortan nur noch aus Schwarzen. Von der integrierten Gruppe erschien nach dem "„Blue Moon"-Erfolg eine LP im Juli 1961, auf der eine Cover- Version des 1956er-Hits der schwarzen Gruppe The Spaniels „Peace Of Mind“ zu finden ist. The Marcels.

Eine weitere integrierte Vokalgruppe waren für eine Zeit lang The Del Vikings – ebenfalls 3 Schwarze und 2 Weiße. In dieser Besetzung hatte die Gruppe im Sommer 1957 einen Millionenerfolg „Come Go With Me“ und war damit wenig später in dem Rock ‚n‘ Roll-Film „The Big Beat“ zu sehen. Einer der beiden weißen Sänger der Del Vikings war der hierzulande wohl noch bekannte Gus Backus. Er ist als Lead-Sänger in dem Titelsong des Filmes „The Big Beat“ – im Original von Fats Domino – deutlich herauszuhören. Gus Backus mit den Del Vikings.

Die Mitglieder der Del Vikings waren junge Männer, die ihren Militärdienst bei der US Air Force ableisteten. 1958 zerfiel die ursprüngliche Gruppe, und es entstanden 2 oder sogar 3 Formationen, die unter dem Namen Del Vikings auftraten. Gus Backus kam durch den Militärdienst nach Deutschland – nach Wiesbaden. 1961 erschien von ihm in Deutschland die Aufnahme „My Chick Is Fine“, die aber nach der Matrizen-Nummer auf der Platte bereits im Frühjahr 1958 – kurz vor Backus‘ Abreise nach Deutschland – entstanden ist.

Heute, am 23. September, wurde vor 43 Jahren der schwarze Pianist Ray Charles Robinson geboren, der seit dem 6. Lebensjahr blind ist. Zur Mitte der 50er Jahre hatte er einen Rhythm und Blues-Stil entwickelt, der ganz wesentlich von den Elementen der schwarzen religiösen Gospelmusik bestimmt wird. Seine wohl beste und auch bekannteste Aufnahme in diesem Stil ist ein Mitschnitt aus einer Negerkirche – nur dass Ray Charles nicht von seiner Liebe zu Gott, sondern zu einer Frau erzählt. Ray Charles und "„What’d I Say“ – erschienen am 8. Juli 1959.

Zu Ray Charles‘ „What’d I Say“ machte der Chicagoer Blues-Musiker J.B. Lenoir im Mai 1969 eine Art Fortsetzung „Do What I Say“. J.B. Lenoir war in Deutschland mit dem American Folk Blues Festival 1965 und im Rahmen einer anderen Tournee 1966 zu hören. In den 50er Jahren vollführte er – der 1967 im Alter von 38 Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam – in einem irren Zebrastreifen-Anzug eine wilde Bühnenschau – wobei er – ganz im Gegensatz dazu – oft sozialkritische Texte sang – von Steuern, vom Koreakrieg und den miesen Lebensbedingungen der Neger in der Eisenhower-Ära. 1955 musste die Plattenfirma sogar den Verkauf seines „Eisenhower Blues“ auf Druck des Innenministeriums einstellen. J.B. Lenoir und „Do What I Say“

So und jetzt zum Schluss zwei Rockabilly-Aufnahmen von Bob Luman. Der aus Texas stammende Sänger ist heute fest im Country und Western-Geschäft etabliert. Im Sommer 1960 hatte er mit der Aufnahme „Let’s Think About Livin‘“ einen Riesenerfolg. Und da plötzlich entsann sich eine andere Plattenfirma, dass sie noch unveröffentlichte Aufnahmen aus der Zeit 1957/58 von Bob Luman im Archiv besaß und brachte sie im September 1960 auf 3 Singles heraus. Auf der ersten Single befindet sich die Aufnahme „All Night Long“.

Die ersten Aufnahmen von Bob Luman sind stark vom Sun-Sound aus Memphis beeinflusst. Wie stark – das kommt bei Luman’s Version von „Red Hot“ zum Ausdruck – einer fast exakten Kopie der 1957er Sun-Aufnahme von Billy Riley. „Red Hot“ von Bob Luman ist vor geraumer Zeit als Reproduktions-Bootleg-Single erschienen, denn bisher war die Originalplatte nur für etwa 100 Mark in Auktionen zu erhalten. So - und damit sag‘ ich tschüß bis zum nächsten Mal.
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