WERNER VOSS RRM-019, 12. August 1975

 
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WERNER VOSS RRM-019, 12. August 1975

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Gepostet: 07.06.2023 - 15:55 Uhr  ·  #1
WERNER VOSS RRM-019, 12. August 1975

Thema: Elvis-Songs – The Roots

01 Elvis Presley That’s All Right 1.53 Sun 209 1954
02 Arthur Crudup That’s All Right 2.51 RCA 20-2205 1946
03 Arthur Gunther Baby Let’s Play House 2.43 Excello 2047 1955
04 Elvis Presley with Scotty and Bill Baby Let’s Play House 2.14 Sun 217 1955
05 Buddy Holly I Wanna Play House With You 2.18 Coral LP-57463 1955
06 Little Junior’s Blue Flames Mystery Train 2.14 Sun 192 1953
07 Elvis Presley with Scotty and Bill Mystery Train 2.23 Sun 223 1955
08 Arthur Crudup My Baby Left Me 2.26 RCA 130.284 1950
09 Elvis Presley My Baby Left Me 2.10 RCA 47-6540 1956
10 Rufus Thomas Jr. Tiger Man 2.46 Sun 188 1953
11 Elvis Presley Tiger Man 2.38 RCA LPM-4088 1968
12 Little Junior’s Blue Flames Feelin’ Good 2.54 Sun 187 1953
13 Jerry Lee Lewis I’ve Been Twistin’ 3.11 Sun 314 1962
14 Little Junior’s Blue Flames Love My Baby 2.26 Sun 192 1953
15 Hayden Thompson Love My Baby 2.09 Phillips International 3517 1957


WORTPROTOKOLL

Guten Abend, liebe Zuhörer,

In diesen Tagen war es 21 Jahre her, dass die erste Platte von Elvis Presley erschien. In Knaur’s Jazz Lexikon von 1957 kann man über Presley folgendes lesen: „Sein Gesang und Gitarrenspiel hat keinerlei Beziehung zu Jazz. Er verwendet indes einige aufs Primitivste vereinfachte Elemente der Rhythm und Blues Musik.“ – Uns an anderer Stelle des Lexikons werden Presley’s Aufnahmen als primitives Surrogat, also Ersatz des Rhythm and Blues bezeichnet. Diese dummen Behauptungen lassen sich heute nur aus dem damaligen geringen Zeitabstand erklären: 1957 war man eben noch nicht in der Lage, Presley’s musikalische Bedeutung zu erkennen und in einen größeren Zusammenhang einzuordnen. Ebenso gut hätte man den englischen New Orleans Jazz à la Ken Colyer oder Chris Barber als Ersatz abqualifizieren können. Aber das wäre wohl von einem Jazz-Kritiker damals zu viel verlangt. Presley’s frühe Aufnahmen allerdings als primitives Surrogat zu bezeichnen, ist geradezu unverschämt und zeugt davon, dass der Schreiber Presley’s Aufnahmen nie mit den Originalen verglichen haben kann. Das möchte ich heute einmal nachholen:

Das war Presley’s erste Aufnahme „That’s All Right“ aus dem Juli 1954. Sie ist sehr eng an das Original des schwarzen Blues-Sängers Arthur Crudup vom September 1946 gehalten.

Wie kam Presley als 19jähriger weißer Südstaatler dazu, Blues zu singen? Presley entstammte der sozialen Unterschicht und hatte dadurch automatisch Kontakt zu den Schwarzen. Memphis – wo er lebte – war zu Beginn der 50er Jahre ein Zentrum des Blues, weil Sam Phillips’s Plattenstudio [Sun] das einzige im Umkreis von einigen tausend Meilen war. Und Elvis hörte im Radio die dort entstandenen Aufnahmen – und er hörte sie gerne!

Schwarze Musik hat ihn von Kindheit an beeinflusst. Und so war es dann auch kein Wunder, dass er bei seiner ersten Aufnahmesession, als er mit einem Country & Western-Song nicht zurande kam, von sich aus einen Blues-Song vortrug. Alle Blues-Titel, die Presley von 1954 bis 1956 aufnahm, waren von ihm persönlich ausgesucht, niemand zwang ihn zu solchen Aufnahmen. Sie entsprangen seinem persönlichen Geschmack. Anfang 1955 erschien die Blues-Aufnahme „Baby Let’s Play House“ von Arthur Gunther. Von dieser farblosen und langweiligen Aufnahme machte Presley auf seiner 4. Platte eine Version, die das Original qualitativ weit überragt. Ich halte sie für eine der besten und aufregendsten Rockabilly-Aufnahmen, die je entstanden. Hören Sie selbst.

Diese am 1. April 1955 veröffentlichte Presley-Version von „Baby Let’s Play House“ beeindruckte den damals 19jährigen Buddy Holly so sehr, dass er sie kurze Zeit später exakt kopierte. Die Aufnahme rauscht übrigens auch auf nagelneuen Platten so – es liegt an der schlechten Erhaltung der alten Bänder.

Für seine 5. Platte, die im August 1955 erschien, suchte sich Presley einen Blues-Song aus, der erst 2 Jahre zuvor von Sam Phillips im gleichen Studio aufgenommen worden war – und dessen
 Sänger Presley persönlich kannte. Hier ist Herman Little Junior Parker mit dem Original von „Mystery Train“.

Die Instrumentalbegleitung bei Little Junior Parker’s Aufnahmen, von denen Sie nachher noch zwei hören werden, hat deutliche Ähnlichkeit mit der Instrumentalbegleitung von Presley’s Aufnahmen. Elvis‘ Version von „Mystery Train“ war seine letzte Aufnahme, die auf Sam Phillips‘ Plattenlabel in Memphis erschien. Im Oktober 1955 verkaufte Phillips Presley’s Vertrag und sämtliche Aufnahmen an den Plattenkonzern [RCA], bei dem Elvis heute noch ist.

Das war noch einmal der Schwarze Arthur Crudup, dessen Aufnahmen auf den jungen Presley wohl den größten musikalischen Einfluss gehabt haben. Die Mehrheit von Elvis‘ gleichaltrigen weißen Zeitgenossen hatte Crudup’s Namen bis dahin sicher noch nie gehört. Presley’s Version von Arthur Crudup’s „My Baby Left Me“ entstand am 30. Januar 1956. Dass Elvis seine Version von Blues-Songs auch als Blues-Musik ansah, zeigt der spontane Zuruf von Elvis an seinen Gitarristen Scotty Moore vor dessen Solo: „Play it, Blues-Boy.“
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Gepostet: 07.06.2023 - 16:04 Uhr  ·  #2
1956 setzte dann der große Elvis-Rummel ein und Presley’s Aufnahmen verloren schnell die bisherige Ursprünglichkeit und Frische. Eingespannt in die Showbusiness-Industrie spielte er das Spiel seines ausgekochten Managers mit. Erst 12 Jahre später kam er wieder zu sich und erinnerte sich an seine musikalischen Wurzeln. In seiner berühmten Fernseh-Show am 3. Dezember 1968 sang er einen Rhythm & Blues-Song, den er 15 Jahre zuvor als 18jähriger in Memphis gehört hatte. Hier zunächst das Original von „Tiger Man“ mit Rufus Thomas aus dem Jahr 1953.

Und nun Elvis mit „Tiger Man“. Lead- Gitarrist bei dieser 1968er-Aufnahme ist wie bei Elvis‘ frühen Aufnahmen Scotty Moore.

Der vorhin erwähnte schwarze Blues-Sänger Herman Junior Parker machte 1953 noch zwei Aufnahmen, die einige Jahre später von weißen Sängern der gleichen Plattenfirma neu eingespielt wurde. Hier zunächst also wieder Junior Parker mit „Feelin‘ Good“.

Aus Junior Parker’s „Feelin‘ Good“ wurde im Jahre 1962 Jerry Lee Lewis‘ „I’ve Been Twistin‘“. Erstaunlich wie eng sich Jerry Lee und seine Begleitmusiker an die damals fast 9 Jahre alte Vorlage hielten.

Auf der Rückseite von Junior Parker’s Platte “Mystery Train“ findet sich die Aufnahme „Love My Baby“. Diese Aufnahme lässt sich aus heutiger Sicht kaum noch als Blues bezeichnen, viel eher als schwarzer Rockabilly – nur dass es im Jahre 1953 eine solche Bezeichnung noch nicht gab. Junior Parker und „Love My Baby“.

Im September 1957 machte der weiße Hayden Thompson von Parker’s „Love My Baby“ eine fast exakte Kopie. Rockabilly in seiner besten Form. Viele Rockabilly-
Sänger oder zumindest ihre Stimmen wurden damals anfänglich für schwarz gehalten – auch Elvis! Sie alle stammten aus den Südstaaten und hatten von Kindheit an schwarze musikalische Einflüsse aufgenommen. Rockabilly war daher eben nicht einfach die weiße Bearbeitung einer schwarzen Musikform für kommerzielle Zwecke, sondern eine echte und ursprüngliche, aus der Verschmelzung schwarzer und weißer Elemente gewachsene Musikform. Die Kommerzialisierung des Rockabilly setzte erst später ein und ließ ihn dann auch prompt sterben. So jetzt also Hayden Thompson – und damit tschüß bis zum 2. September.
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