Werner Voss RRM-016, 3. Juni 1975
Thema: Chicago Blues (Konzertnachlese vom 24. Mai 1975)/Marvin Rainwater/Ernie Maresca
01 Billy Boy Arnold I Wish You Would 2.58 Vee-Jay 146 1955
02 Little Walter My Babe 2.37 Checker 811 1955
03 Homesick James Set A Date 2.36 Colt 632 1962
04 Elmore James Shake Your Money Maker 2.32 Fire 504 1962
05 Tommy Tucker Hi Heel Sneakers 2.50 Checker 1067 1964
06 Tee Tucker Rock & Roll Machine (ausgeblendet) 1.48 Atlantic LP-8058 1962
07 Joe Wallace Leopard Man 2.24 Moon 304 1959
08 Marvin Rainwater I Dig You Baby 1.39 MGM 12665 1958
09 Marvin Rainwater Boo Hoo 1.44 Warwick 666 1961
10 The Regents Runaround 2.17 Gee 1071 1961
11 Dion The Wanderer 2.40 Laurie 3115 1962
12 The Belmonts Come On Little Angel 2.57 Sabina 505 1962
13 Carlo & The Belmonts Ring A Ling 2.16 Laurie 3227 1963
14 Ernie Maresca Shout! Shout! (Knock Yourself Out) 2.03 Seville 117 1962
15 Little Richard Tutti Frutti 2.22 Specialty 561
WORTPROTOKOLL
Guten Tag, liebe Zuhörer,
heute ist wieder einmal Rock & Roll dran. Ich möchte den ersten Teil der Sendung für eine kleine Nachlese auf das Blues-Konzert verwenden, das am 24. Mai im Hamburger Schauspielhaus stattfand. Der raue Chicago-Blues der 50er Jahre mit elektrisch verstärkten Instrumenten war, wenn man es auf eine Kurzformel bringt, das Ergebnis der Anpassung des ländlichen Blues, den die Musiker aus den Südstaaten mitgebracht hatten, an die Lebensbedingungen in den Ghettos auf der Southside von Chicago, wo Mitte der 50er Jahre mehr als eine halbe Million Schwarze lebten. Mitte der 50er Jahre war der Chicago-Blues so rau und laut geworden, dass sich europäische Zuhörer entsetzt abwandten. So geschehen, als Muddy Waters 1958 in London auftrat. Fünf Jahre später war diese Musik für die englischen Beat-Gruppen die Offenbarung. Einer der Musiker des Hamburger Blues-Konzerts war der 1935 geborene Mundharmonika-Spieler Billy Boy Arnold. Hier ist er mit „I Wish You Would“ vom Frühjahr 1955.
Sicherlich haben Sie bemerkt, dass diese Aufnahme von Billy Boy Arnold dem Sound des frühen Bo Diddley sehr ähnlich ist. Arnold gehörte zu Bo Diddley’s Band, die 1954 die Probeaufnahmen der Songs „Bo Diddley“ und „I’m A Man“ machte. Kurz danach verließ er dann die Band, um eine eigene zusammenzustellen. Zahlreiche Aufnahmen des Chicago-Blues ab Mitte der 50er Jahre sind praktisch Rock & Roll-Musik, allerdings für das weiße Publikum damals noch zu rau und zu urwüchsig. Der Song „My Babe“, 1955 aufgenommen von Little Walter Jacobs, dem wohl besten Mundharmonika-Spieler, wurde durch weiße, entschärfte Cover-Versionen zu einer Standard-Nummer des Rock ‚n‘ Roll. Hier Little Walter, der 1968 an den Folgen einer Schlägerei im Alter von 38 Jahren in Chicago starb, mit seiner Original-Version von „My Babe“.
Der Höhepunkt des Hamburger Blues-Konzerts war sicherlich der Auftritt von Homesick James. Was dieser kleine, gehbehinderte 65jährige Mann aus Chicago auf der Bühne mit seiner Gitarre vollführte, ließ das Publikum toben. Er spielte auf den Knien rutschend, auf dem Rücken und auf dem Bauch liegend. Und mit dieser Schau zeigte er, dass der Blues eben nicht nur traurige Musik ist, wie noch oft genug klischeehaft behauptet wird, sondern dass der Blues hauptsächlich zur Unterhaltung und zum Tanzen in Kneipen, Bars und Tanzlokalen gespielt wird. Homesick James ist der wohl beste, noch lebende Bottleneck-Gitarrist. In Hamburg spielte und sang er unter anderem „Set A Date“. Hier ist die 1962er Version dieses Songs.
Homesick James, dieses Pseudonym legte er sich in den 50er Jahren nach seiner Aufnahme „Homesick“ zu, stellte erst 1971 fest, dass er 1910 geboren wurde und mit richtigem Namen John William Henderson heißt, als er einen Pass beantragte. Die Vollendung seiner Gitarrentechnik dürfte er durch die Zusammenarbeit mit seinem 1963 verstorbenen Vetter Elmore James erreicht haben, dem unbestrittenen Meister des Bottleneck-Gitarrenspiels. Homesick James gehörte zeitweise zu der Band von Elmore James und ist auch auf dessen Aufnahmen in der Zeit zwischen 1959 und 1961 zu hören. Die Nummer „Shake Your Money Maker“ gehörte zum Repertoire von Homesick James in Hamburg. 1961 hatte er bei der Elmore James- Version dieses Titels mitgewirkt.
Und dann erschien in Hamburg auf der Bühne noch ein kleiner, schmächtiger Mann, setzte sich ans Klavier und spielte und sang – nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Mikrofon – einen Klassiker des Rhythm & Blues, den er 1964 geschrieben und aufgenommen hatte, und der seither von unzähligen Interpreten neu aufgenommen wurde. Sein Name Tommy Tucker, sein Song „Hi Heel Sneakers“.
Robert Higginbotham, wie Tommy Tucker mit richtigem Namen heißt, wurde 1933 in Springfield, Ohio, geboren, und begann Mitte der 50er Jahre seine musikalische Laufbahn in einer Teenager-Vokalgruppe, von der sich dann 1959 trennte. 1961 kam er nach New York, wo er in einer Session unter anderem den Titel „Rock & Roll Machine“ aufnahm, der 1962 veröffentlicht wurde. 1964 entstand dann in Chicago die „Hi Heel Sneakers“-Aufnahme und 1966 zog er sich vom Musikgeschäft enttäuscht zurück. Erst 1973 begann er wieder als Berufsmusiker. Hier nun Tommy Tucker mit der Aufnahme „Rock & Roll Machine“, die unter dem Namen Tee Tucker erschien.
Thema: Chicago Blues (Konzertnachlese vom 24. Mai 1975)/Marvin Rainwater/Ernie Maresca
01 Billy Boy Arnold I Wish You Would 2.58 Vee-Jay 146 1955
02 Little Walter My Babe 2.37 Checker 811 1955
03 Homesick James Set A Date 2.36 Colt 632 1962
04 Elmore James Shake Your Money Maker 2.32 Fire 504 1962
05 Tommy Tucker Hi Heel Sneakers 2.50 Checker 1067 1964
06 Tee Tucker Rock & Roll Machine (ausgeblendet) 1.48 Atlantic LP-8058 1962
07 Joe Wallace Leopard Man 2.24 Moon 304 1959
08 Marvin Rainwater I Dig You Baby 1.39 MGM 12665 1958
09 Marvin Rainwater Boo Hoo 1.44 Warwick 666 1961
10 The Regents Runaround 2.17 Gee 1071 1961
11 Dion The Wanderer 2.40 Laurie 3115 1962
12 The Belmonts Come On Little Angel 2.57 Sabina 505 1962
13 Carlo & The Belmonts Ring A Ling 2.16 Laurie 3227 1963
14 Ernie Maresca Shout! Shout! (Knock Yourself Out) 2.03 Seville 117 1962
15 Little Richard Tutti Frutti 2.22 Specialty 561
WORTPROTOKOLL
Guten Tag, liebe Zuhörer,
heute ist wieder einmal Rock & Roll dran. Ich möchte den ersten Teil der Sendung für eine kleine Nachlese auf das Blues-Konzert verwenden, das am 24. Mai im Hamburger Schauspielhaus stattfand. Der raue Chicago-Blues der 50er Jahre mit elektrisch verstärkten Instrumenten war, wenn man es auf eine Kurzformel bringt, das Ergebnis der Anpassung des ländlichen Blues, den die Musiker aus den Südstaaten mitgebracht hatten, an die Lebensbedingungen in den Ghettos auf der Southside von Chicago, wo Mitte der 50er Jahre mehr als eine halbe Million Schwarze lebten. Mitte der 50er Jahre war der Chicago-Blues so rau und laut geworden, dass sich europäische Zuhörer entsetzt abwandten. So geschehen, als Muddy Waters 1958 in London auftrat. Fünf Jahre später war diese Musik für die englischen Beat-Gruppen die Offenbarung. Einer der Musiker des Hamburger Blues-Konzerts war der 1935 geborene Mundharmonika-Spieler Billy Boy Arnold. Hier ist er mit „I Wish You Would“ vom Frühjahr 1955.
Sicherlich haben Sie bemerkt, dass diese Aufnahme von Billy Boy Arnold dem Sound des frühen Bo Diddley sehr ähnlich ist. Arnold gehörte zu Bo Diddley’s Band, die 1954 die Probeaufnahmen der Songs „Bo Diddley“ und „I’m A Man“ machte. Kurz danach verließ er dann die Band, um eine eigene zusammenzustellen. Zahlreiche Aufnahmen des Chicago-Blues ab Mitte der 50er Jahre sind praktisch Rock & Roll-Musik, allerdings für das weiße Publikum damals noch zu rau und zu urwüchsig. Der Song „My Babe“, 1955 aufgenommen von Little Walter Jacobs, dem wohl besten Mundharmonika-Spieler, wurde durch weiße, entschärfte Cover-Versionen zu einer Standard-Nummer des Rock ‚n‘ Roll. Hier Little Walter, der 1968 an den Folgen einer Schlägerei im Alter von 38 Jahren in Chicago starb, mit seiner Original-Version von „My Babe“.
Der Höhepunkt des Hamburger Blues-Konzerts war sicherlich der Auftritt von Homesick James. Was dieser kleine, gehbehinderte 65jährige Mann aus Chicago auf der Bühne mit seiner Gitarre vollführte, ließ das Publikum toben. Er spielte auf den Knien rutschend, auf dem Rücken und auf dem Bauch liegend. Und mit dieser Schau zeigte er, dass der Blues eben nicht nur traurige Musik ist, wie noch oft genug klischeehaft behauptet wird, sondern dass der Blues hauptsächlich zur Unterhaltung und zum Tanzen in Kneipen, Bars und Tanzlokalen gespielt wird. Homesick James ist der wohl beste, noch lebende Bottleneck-Gitarrist. In Hamburg spielte und sang er unter anderem „Set A Date“. Hier ist die 1962er Version dieses Songs.
Homesick James, dieses Pseudonym legte er sich in den 50er Jahren nach seiner Aufnahme „Homesick“ zu, stellte erst 1971 fest, dass er 1910 geboren wurde und mit richtigem Namen John William Henderson heißt, als er einen Pass beantragte. Die Vollendung seiner Gitarrentechnik dürfte er durch die Zusammenarbeit mit seinem 1963 verstorbenen Vetter Elmore James erreicht haben, dem unbestrittenen Meister des Bottleneck-Gitarrenspiels. Homesick James gehörte zeitweise zu der Band von Elmore James und ist auch auf dessen Aufnahmen in der Zeit zwischen 1959 und 1961 zu hören. Die Nummer „Shake Your Money Maker“ gehörte zum Repertoire von Homesick James in Hamburg. 1961 hatte er bei der Elmore James- Version dieses Titels mitgewirkt.
Und dann erschien in Hamburg auf der Bühne noch ein kleiner, schmächtiger Mann, setzte sich ans Klavier und spielte und sang – nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Mikrofon – einen Klassiker des Rhythm & Blues, den er 1964 geschrieben und aufgenommen hatte, und der seither von unzähligen Interpreten neu aufgenommen wurde. Sein Name Tommy Tucker, sein Song „Hi Heel Sneakers“.
Robert Higginbotham, wie Tommy Tucker mit richtigem Namen heißt, wurde 1933 in Springfield, Ohio, geboren, und begann Mitte der 50er Jahre seine musikalische Laufbahn in einer Teenager-Vokalgruppe, von der sich dann 1959 trennte. 1961 kam er nach New York, wo er in einer Session unter anderem den Titel „Rock & Roll Machine“ aufnahm, der 1962 veröffentlicht wurde. 1964 entstand dann in Chicago die „Hi Heel Sneakers“-Aufnahme und 1966 zog er sich vom Musikgeschäft enttäuscht zurück. Erst 1973 begann er wieder als Berufsmusiker. Hier nun Tommy Tucker mit der Aufnahme „Rock & Roll Machine“, die unter dem Namen Tee Tucker erschien.
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