WERNER VOSS RRM-015, 13. Mai 1975

 
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Gepostet: 27.03.2023 - 14:09 Uhr  ·  #1
WERNER VOSS RRM-015, 13. Mai 1975

Thema: Querbeet (3)

01 Jamie Coe Summertime Symphony 2:56 Addison 45-15001 1959
02 Jamie Coe The Fool 1:58 Big Top 3139 1963
03 Sanford Clark The Fool 2:42 Dot 15481 1956
04 Don Cole Snake Eyed Mama 2:13 RPM 502 1957
05 Al Casey The Hearse (instrumental) 2:00 Stacey LP STM-100 1961
06 Al Casey with The K-C-Ettes Surfin' Hootenanny 1:56 Stacey 9627 1963
07 Ray Smith That's Allright (ausgeblendet) 1:09 Judd 1016 1960
08 Warren Smith Ubangi Stomp 1:56 Sun 250 1956
09 Dean Shannon Ubangi Stomp 1:46 HMV 45-POP 1103 1962
10 Screaming Jay Hawkins She Put The Wamee On Me (1. Version) 2:57 Mercury 70549 1955
11 Tony Casanova Showdown 2:10 Dore 535 1960
12 The Realtones Dumb Dora 1:56 Keen 501 1960
13 Freddy Fender Louisiana Blues 2:35 Argo unissued 1960
14 Bobby Darin Queen Of The Hop 2:04 Atco 6127 1959
15 Johnny Carroll & His Hot Rocks Crazy, Crazy Lovin' 2:13 Decca 9-30013 1956
16 Homesick James Crossroads 2:02 USA 746 1962


W O R T P R O T O K O L L:

Ja, guten Tag, liebe Zuhörer,

heute ist wieder Rock ‚n‘ Roll dran. In der vorletzten Sendung spielte ich als letzte Aufnahme „Summertime Symphony“ von Jamie Coe. Ich äußerte dabei die Vermutung, dass „Summertime Symphony“ aus etwa der gleichen Zeit wie die 1963er Beach Boys-Aufnahme „Surfin‘ USA“ stammen könnte, weil beide Songs die Melodie von Chuck Berry’s „Sweet Little Sixteen“ verwenden und textmäßig ähnliche Themen behandeln. Das war aber eine grobe Fehleinschätzung, denn tatsächlich stammt Jamie Coe’s Aufnahme schon von 1959. Und von einem befreundeten Sammler erhielt ich nun auch einige biographische Angaben. Hier nun zunächst noch einmal „Summertime Symphony“, die wir vor sechs Wochen aus Zeitgründen vorzeitig ausblenden mussten.

Jamie Coe, mit richtigem Namen ‚George Collovas‘ war ein 21jähriger Student aus Detroit, als er 1959 in New York „Summertime Symphony“ aufnahm. Diese Platte war die erste Produktion des Sängers Bobby Darin für dessen eigenes Platten-Label. Von Bobby Darin hören wir nachher noch eine andere Aufnahme in einem anderen Zusammenhang. 1963 hatte Jamie Coe die Plattenfirma gewechselt und machte eine Cover-Version von Sanford Clark’s 1956er Hit „The Fool“. Sanford Clark’s Original werden Sie gleich danach hören. Jetzt erst einmal Jamie Coe’s Version im typischen Sound jener Zeit – 1963 -, d.h. mit einem Begleitchor, der meiner Meinung nach die Qualität der Aufnahme aus heutiger Sicht wesentlich mindert.

Der Gitarrist und Pianist Al Casey war bereits 40 Jahre alt, als er im Frühjahr 1956 bei einer Rock ‚n‘ Roll-Aufnahme mitwirkte. Albert Aloisius Casey wurde am 15. Dezember 1915 in Louisville, Kentucky, geboren. Er ist eigentlich Jazz-Musiker. Von 1934 bis 1943 arbeitete er mit Fats Waller zusammen; danach hatte er ein eigenes Trio. Als Session-Musiker spielte er in den 40er und frühen 50er Jahren bei den Aufnahmen zahlreicher Jazz-Größen mit, so z.B. Mezz Mezzrow, Coleman Hawkins, Chu Berry, Earl Hines oder Billie Holiday. Im Frühjahr 1956 traf Al Casey dann mit Lee Hazlewood in Phoenix, Arizona zusammen. Hazlewood hatte gerade den Sänger Sanford Clark entdeckt und produzierte mit ihm den Song „The Fool“ für seine eigene Plattenfirma. Die Begleitung mit dem bekannten Gitarren-Riff besorgte Al Casey mit seiner Band. Hier Sanford Clark’s Original von „The Fool“ vom Juni 1956.

Lee Hazlewood aus Manford, Oklahoma, Jahrgang 1929, war nach einem Universitätsstudium und seiner Militärzeit in Korea zunächst als Diskjockey bei einer Radiostation in Phoenix, Arizona tätig. Der Erfolg seiner ersten Platte mit Sanford Clark – sie wurde mehr als 800.000 mal verkauft – veranlasste ihn dann, nur noch als Komponist und Produzent zu arbeiten. 1957 hielten sich Hazlewood und Al Casey für kurze Zeit in Kalifornien auf, wo Hazlewood die Aufnahme „Snake Eyed Mama“ mit Don Cole produzierte, auf der Al Casey nicht als Gitarrist, sondern als Pianist zu hören ist.

1958 gelang Lee Hazlewood als Produzent der große Wurf. Für den damals gerade 20jährigen Gitarristen Duane Eddy, der zuvor als Rhythmus-Gitarrist in Al Casey’s Band spielte, erfand Hazlewood – man kann das wohl so sagen - den `Twangy Sound`. Das Ergebnis sind in 5 Jahren mehr als 20 Millionen Platten von Duane Eddy und seiner Begleitgruppe The Rebels, zu der in der Anfangszeit auch Al Casey gehörte. Nach der Trennung von Duane Eddy spielte Casey in den 50er Jahren eine Zeit lang in der Band des schwarzen Saxophonisten King Curtis. Anfang der 60er Jahre machte er dann eine Reihe von Instrumental-Aufnahmen unter eigenem Namen im Surf-Musik-Sound, die wieder in Zusammenarbeit mit Lee Hazlewood entstanden. Hier als erste „The Hearse“.

Im Jahre 1963 erschien die meiner Meinung nach die wohl beste Surf-Aufnahme von Al Casey: „Surfin‘ Hootenanny“. Casey imitiert in dieser Aufnahme den wohl größten Surf- Gitarristen Dick Dale, dann die Ventures und Duane Eddy. Komponist und Produzent war wieder Lee Hazlewood. Was Al Casey seither machte bzw. was er heute macht, weiß ich leider nicht. Al Casey with The K-C-Ettes und „Surfin‘ Hootenanny“.

Der am 30.Oktober 1935 in Paducah, Kentucky, geborene Ray Smith gehört zu den legendären Rock ‚n‘ Rollern, die in den 50er und frühen 60er Jahren für Sam Phillips‘ Plattenfirma in Memphis Aufnahmen machten. Zwischendurch – 1960 – wechselte Ray Smith gleich zweimal die Plattenfirma, und zwar zuletzt zu der von Judd Phillips, dem Bruder von Sam Phillips. Bei dieser Firma erschienen mehrere Singles und eine LP. Die erfolgreichste Single-Aufnahme war „That’s Allright“, die 1960 unter die ersten 20 der Hitlisten kamen. Ray Smith.
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Gepostet: 27.03.2023 - 14:27 Uhr  ·  #2
Das war noch mal Rockabilly aus Memphis, ein anderer Smith, Warren Smith mit „Ubangi Stomp“ vom September 1956. 1958 erschien dieser Song auch von Jerry Lee Lewis auf dessen erster LP. Und 1962, während der Twist-Ära, veröffentlichte Dean Shannon in England „Ubangi Stomp“ in einer weiteren Cover-Version. Dean Shannon war 1955 aus Südafrika nach London gekommen und als Smokey Dean gehörte er bald zu den Möchte-Gern-Rock ‚n‘ Rollern, die in der ‚Two-Eyes-Coffee-Bar‘ in Soho auf die große Chance warteten. Eine Zeit lang war er Schlagzeuger von Vince Taylor. 1960 bekam er dann endlich einen Plattenvertrag. Hier also Dean Shannon mit seiner Version von „Ubangi Stomp“.


Bei der nächsten Aufnahme möchte ich einen Hörerwunsch erfüllen: Screamin‘ Jay Hawkins mit „She Put The Wamee On Me“. Während Hawkins in seiner späteren und bekanntesten Aufnahme „I Put A Spell On You“ seine Freundin mit einem Zauber belegte, um sie für sich zu gewinnen, ist es hier genau umgekehrt: die Frau hat ihren Zauber `The Wamee`, ein nicht zu übersetzendes Wort, über ihn geworfen, und er versucht sich, davon zu befreien. Screamin‘ Jay Hawkins‘ Texte sind vielfach Ausdruck des kultischen Erbes seiner afrikanischen Vorfahren, die als Sklaven nach Amerika verschleppt wurden. Hawkins machte insgesamt drei Versionen von „She Put The Wamee On Me“. Hier ist die erste vom Januar 1955.

Können Sie sich vorstellen, dass der Trompeter Herb Alpert, der heute mit seiner Tijuana Brass Band ein Super-Star des Show-Business ist, auch einmal im Rock ’n‘ Roll-Geschäft tätig war? Es ist tatsächlich so. 1958 arbeitete Alpert zusammen mit Lou Adler in Kalifornien als Songwriter und Manager von Vokalgruppen. Dann war er in Los Angeles an einer Plattenfirma beteiligt, bei der unter anderem die ersten Aufnahmen von Jan & Dean und Phil Spector’s Teddybears erschienen. Diese Firma veröffentlichte u.a. auch die wilde Aufnahme „Showdown“ von Tony Casanova, in der seinen Rivalen Charlie Brown davor warnt, ja nicht mit seiner Freundin anzubändeln.

Ob Herb Alpert 1960, als Tony Casanova’s Aufnahme erschien, noch an der ersten Plattenfirma beteiligt war, erscheint mir zweifelhaft, denn 1960 erschienen die ersten Aufnahmen von ihm selbst auf einem anderen Label. An dieser Firma muss Herbie Alpert, wie er sich damals nannte, aber auch irgendwie beteiligt gewesen sein, auf jeden Fall durch den damit verbundenen und ihm gehörenden Musikverlag. Bei diesem Plattenlabel und in Alpert’s Musikverlag erschien neben den Platten von Sam Cooke – Man höre und staune – auch die Aufnahmen der schwarzen Vokalgruppe The Realtones. Hier besingen sie die stumme Dora: „Dumb Dora“ – The Realtones.

Nummer 2 in den amerikanischen Hitlisten ist zur Zeit Freddy Fender mit dem Country & Western-Song „Before The Next Teardrop Falls“. Sie haben diese Aufnahme vielleicht schon in der Internationalen Hitparade des NDR gehört und sich gewundert, weshalb Freddy Fender einen Teil des Textes in spanisch singt. Fender stammt aus dem Grenzgebiet zwischen Texas und Mexiko. Ob er ein Chicano, also mexikanischer Abstimmung ist, weiß ich allerdings nicht. Während der Rock ‚n‘ Roll-Ära machte er eine Reihe sehr guter Aufnahmen. Eine davon ist der „Louisiana Blues“, den er vor 15 Jahren aufnahm. Freddy Fender.

Heute, am 13. Mai 1975, wäre Ritchie Valens 34 Jahre alt geworden, wenn er nicht vor 16 Jahren tödlich verunglückt wäre. Da ich aber schon mehrere Aufnahmen von Valens in dieser Sendereihe gespielt habe, möchte ich Sie an einen anderen toten Sänger erinnern: Bobby Darin. Morgen wäre er 39 Jahre alt geworden. Eine tückische Herzkrankheit beendete am 19. Dezember 1973 in Los Angeles sein Leben. Hier ist noch einmal Bobby Darin mit einer seiner besten Rock ‚n‘ Roll-Aufnahmen: „Queen Of The Hop“ aus dem Jahre 1959.

In England ist vor einigen Wochen eine LP mit 20 seltenen Rockabilly-Aufnahmen herausgekommen, zusammengestellt von Sammlern. Würde man die alten Singles- Platten auf Auktionen ersteigern, müsste man wohl insgesamt mehr als DM 400,00 dafür bezahlen. Da man auch in Deutschland nach solchen Aufnahmen lechzt, meine Bitte an die deutsche Plattenfirma, die hier ihren Sitz in Hamburg-Eimsbüttel hat – den Namen kann ich ja leider nicht nennen: Wie wär’s mit einer Veröffentlichung dieser LP auch bei uns? Aus dieser LP jetzt Johnny Carroll & His Hot Rocks mit „Crazy, Crazy Lovin‘“ von 1956.

Am Sonnabend, den 24. April, findet um 23 Uhr im Schauspielhaus in Hamburg eine Blues-Nacht statt, unter anderem mit Tommy Tucker – er machte die Original-Ver- sion von „Hi Heel Sneakers“ -, mit Billy Boy Arnold, Lonesome Jimmy Lee, Eddie Burns, Homesick James, um nur die bekanntesten zu nennen. Wenn Sie also authentischen Chicago- Blues hören möchten und erfahren wollen, woher sich die weißen Rhythm & Blues-Gruppen der 60er Jahre ihre musikalische Inspiration holten, dann sollten Sie dieses Konzert nicht versäumen. Als Kostprobe hier der Bostoner Gitarrist Homesick James, der übrigens am 3. Mai 61 Jahre alt wurde, mit „Crossroads“ aus dem Jahre 1962. Und damit tschüß bis zum nächsten mal.

[Textunterbrechung während des Liedes von Homesick James]


Entschuldigen Sie bitte, liebe Hörer meinen Versprecher am Anfang: das Konzert findet natürlich nicht am 24. April, sondern am 24. Mai statt. Und nun Homesick James weiter.
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