WERNER VOSS RRM-013, 01. APRIL 1975

 
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WERNER VOSS RRM-013, 01. APRIL 1975

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Gepostet: 20.03.2023 - 11:20 Uhr  ·  #1
RRM-013 Werner Voss’ Rock & Roll Museum, 01.04.1975

Thema: Verschiedenste Stilrichtungen

01 Shirley & Lee Let The Good Times Roll 2.21 Aladdin 3325 1956
02 Louis Jordan Caldonia 2.20 Mercury LP-133100 MCL 1957
03 Johnny & The Hurricanes Oh du lieber Augustin (instrumental) 1.55 Heliodor 453108 1961
04 Baker Knight & The Knightmares Love-A Love-A Love-A 2.17 Decca 30426 1957
05 Ricky Nelson You Tear Me Up 2.18 Imperial LP-9061 1958
06 The Continentals Dear Lord 2.46 Whirlin Disc 101 1956
07 The Fireballs Foot-Patter (instrumental) (augeblendet) 1.39 Top Rank 2038 1959
08 Larry Finnegan Dear One 2.57 Old Town 1113 1961
09 Larry Finnegan Pretty Suzi Sunshine 2.00 Old Town 1120 1962
10 Ritchie Valens Little Suzy 1.47 Del-Fi 4114 1958
11 Eddie Quinteros Slow Down Sandy 2.06 Brent 7014 1960
12 Chris Montez Say You’ll Marry Me 1.34 Monogram LP-100 1963
13 Jack Scott What In The World’s Come Over You 2.40 Top Rank 2028 1960
14 George Jones Heartbreak Hotel 2.11 Starday LP-102 1956
15 George Jones Singing The Blues 1.57 Mercury LP MG-20282 1957
16 The Phantom Love Me 1.28 Dot 16056 1959
17 Jamie Coe Summertime Symphony (ausgeblendet) 1.04 Addison 15001 1963

WORTPROTOKOLL

Guten Tag, liebe Zuhörer,

Heute ist wieder mal Rock ‚n‘ Roll dran und ich habe Aufnahmen der verschiedensten Stilrichtungen aus meiner Sammlung rausgesucht. Beginnen wir mit einer Aufnahme des New Orleans Dance Blues. Eine der heißesten Soul-Aufnahmen ist zur Zeit ‚Shame, Shame, Shame‘ von Shirley & Company. Shirley, das ist Shirley Goodman, die zusammen mit Leonard Lee 1952 bis 1963 das Duo Shirley & Lee bildete. Im August 1956 hatte das damals 18 und 19 Jahre alte Paar seinen größten Hit, den Millionen-Erfolg „Let The Good Times Roll“.

Wieder ist der Tod eines bekannten Rhythm & Blues-Musikers zu beklagen. Am 4. Februar verstarb in Los Angeles im Alter von 66 Jahren Louis Jordan. Nachdem er seit 1930 als Saxophonist in verschiedenen Jazzband gespielt hatte, gründete er 1938 seine eigene Band, die Tympany Five. Diese Band war in den 40er Jahren bis Anfang der 50er Jahre mit ihrem Jum-Blues und humorvollen Songs eine der erfolgreichsten Rhythm & Blues- Formationen. Und: ihre Spielart hat die ersten weißen Rock ‚n‘ Roll-Bands wie die von Billy Haley nachhaltig beeinflusst. Den Song „Caldonia“ nahm Louis Jordan zuerst 1945 auf. Hier die zweite Fassung von 1957.

Im Frühjahr und Sommer 1962 erschienen von Johnny & The Hurricanes zwei Aufnahmen deutscher Volkslieder: ‚Du, du liegst mir im Herzen‘ und „Oh du lieber Augustin“. Diese Aufnahmen wurden nur in Deutschland veröffentlicht, bis heute nirgendwo anders. Bei „Oh du lieber Augustin“ wird als einer der Komponisten der Hamburger Produzent und Band-Leader Bert Kaempfert genannt, was mich zu zwei Vermutungen veranlasst. Kaempfert war Arrangeur der beiden Aufnahmen und sie sind möglicherweise in Hamburg entstanden. Andererseits hielten sich Johnny & The Hurricanes erst von Anfang Dezember 1962 bis zum 12. Januar 1963 in Hamburg für ihr Gastspiel im Star- Club auf. Vielleicht kann jemand von Ihnen, liebe Hörer, diese Sache aufklären. Johnny & The Hurricanes und „Oh du lieber Augustin“.

Über Baker Knight besitze ich keine biographischen Daten, auch weiß ich nicht, ob er schwarz oder weiß ist, denn an seiner Stimme kann man das nicht erkennen. Jedenfalls war er in den 50er Jahren als Komponist sehr erfolgreich. So schrieb er für Ricky Nelson solche Hits wie ‚Lonesome Town‘, ‚Sweeter Than You‘ oder ‚Never Been Anyone Else But You‘. Hier ist Baker Knight mit „Love-A Love-A Love-A“ von 1957, ein Song, den er übrigens nicht selbst geschrieben hat.

Trotz zahlreicher guter Rock ‚n‘ Roll-Songs war Ricky Nelson nie ein richtiger Rock ‚n‘ Roller. Er war ein künstlich geschaffenes Teenager-Idol. Doch zu seiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass er mit den Plastik-Sängern aus Philadelphia wie Frankie Avalon, Fabian oder Bobby Rydell musikalisch überhaupt nicht zu vergleichen ist. Dazu waren seine Platten eben wieder zu gut. Ein Beispiel dafür ist die Komposition „You Tear Me Up“, die von Baker Knight, den wir eben hörten, stammt und aus der LP ist ‚Ricky Sings Again‘ von 1958.

Und nun ein stilmäßiger Unterschied zu den bisher gehörten Aufnahmen, wie er wohl krasser nicht sein kann: schwarzer Vokalgruppen-Sound aus den Ghettos von New York mit den Continentals. Ihr Song „Dear Lord“ von 1956 ist fast eine a capella-Aufnahme, denn die Begleitinstrumente sind kaum zu hören. Der Text gleicht einem Gebet, und der Sound ist der, wie er in den Ghetto-Kirchen zu hören ist.

Platten wie die eben gehörte ließen und lassen die Sammler an der amerikanischen Ostküste in Verzückung geraten. Rock ‚n‘ Roll ist für sie nur der Sound der Vokalgruppen. Das andere Extrem sind europäische Sammler, die außer Rockabilly nichts gelten lassen. Ich persönlich muss sagen, dass ich heute, ganz im Gegensatz zu den 50er Jahren, den Sound der Vokalgruppen sehr gerne höre, und ich möchte Ihnen daher diese Rock ‚n‘ Roll-Stilart einmal in einer der nächsten Sendungen ausführlich präsentieren. Jetzt eine zweite Instrumental-Aufnahme. 1959 nahmen The Fireballs den Titel „Foot-Patter“ im Norman Petty-Studio in Clovis im Staate Neu-Mexiko auf, wo zuvor die meisten von Buddy Holly’s Aufnahmen entstanden waren. In den 60er Jahren spielte die Gruppe unter Norman Petty’s Regie neue Begleit-Arrangements zu bis dahin unveröffentlichten Buddy Holly-Aufnahmen ein.

Das war „Dear One“ mit Larry Finnegan vom Dezember 1961. Auch über ihn weiß ich wenig. Mitte der 60er Jahre kam er nach Europa, nahm einige deutschsprachige Titel auf, und hielt sich vorübergehend in Schweden auf, wo er – soweit mir bekannt ist – 4 LPs machte, eine da- von in schwedischer Sprache. Larry Finegan’s Aufnahmen der frühen 60er Jahre kommen dem Sound von Del Shannon sehr nahe, wie die Aufnahme „Pretty Suzie Sunshine“ vom Mai 1962 zeigt. Larry Finnegan.
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Gepostet: 20.03.2023 - 11:33 Uhr  ·  #2
Ein großer Teil der Bevölkerung in Kalifornien sind Mexikaner oder ist mexikanischer Abstammung. Für diese, hauptsächlich der sozialen Unterschicht angehörige Gruppe haben die anderen Amerikaner den Ausdruck ‚Chicano‘. Rock ‚n‘ Roll-Musik beeinflusste auch die jugendlichen Chicanos in den 50er Jahren. Ich möchte Ihnen nun drei Sänger dieser Bevölkerungsgruppe vorführen. Der Bekannteste ist Richard Valenzuela, der als Ritchie Valens und einer der ‚Three Stars‘, nämlich Valens, Buddy Holly und Big Bopper, am 3. Februar 1959 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen, zu einer Legende wurde. Ritchie Valens mit „My Little Suzy“.

Ein anderer Sänger mexikanischer Herkunft ist Eddie Quinteros, über den ich leider nichts weiß, außer, dass er unter anderem für die gleiche Plattenfirma einige Aufnahmen wie Ritchie Valens gemacht hat. Bitte achten Sie auf die Ähnlichkeit der Stimmen. Eddie Quinteros mit „Slow Down Sandy“.

Esekiel Christopher Montanarez, am 17. Januar 1945 in Los Angeles geboren, gelangte im Oktober 1962 zu Weltruhm. Als Chris Montez hatte er mit ‚Let’s Dance‘ und dann ‚Some Kinda Fun‘ im Frühjahr 1963 zwei Millionen- Seller. Während diese beiden Aufnahmen vom Klang einer Elektro-Orgel beherrscht werden, entpuppte sich Montez auf der 1963 veröffentlichten LP bei anderen Aufnahmen als auferstandener Ritchie Valens. So verblüffend ähnlich sind Stimme und Instrumental-Begleitung. Er nennt auch Valens als sein Vorbild. Hören Sie als Beispiel „Say You’ll Mary Me“. Chris Montez.

Jack Scott ist wie die vorhin erwähnten Plastik-Idole Frankie Avalon, Fabian und Bobby Rydell Italo Amerikaner. Doch während diese das verkörperten, was Rock ‚n‘ Roll auch als Lebensauffassung eben nicht war, nämlich Anpassung an die Erwachsenenwelt, war Jack Scafone, wie Jack Scott richtig heißt, ein echter Rock ‚n‘ Roller. Seine größten Erfolge waren jedoch nicht seine wilden Aufnahmen, sondern Balladen. Eine davon ist „What In The World’s Come Over You“ vom März 1960, sein zweiter Millionen-Seller.

Für viele Country & Western-Sänger war in den 50er Jahren der Weg zum Rock ‚n‘ Roll nur ein kleiner Schritt. 1968 fasste das ein englischer Journalist in einer sehr einseitigen These so zusammen: ‚ Rock ‚n‘ Roll war nichts anderes als schnelle Country-Musik mit Schlagzeug und Bestandteilen des schwarzen Blues‘. Diese These trifft zumindest für eine Spielart des Rock ‚n‘ Roll zu: Rockabilly, dem Ergebnis der Verschmelzung von Country-Musik und Blues. George Jones, heute ein Super- Star im Bereich der Country-Musik, ist typisch für diesen kleinen Schritt von Country & Western zum Rockabilly. Im Frühjahr 1956 machte er eine Cover- Version von Presley’s erstem Millionen-Seller „Heartbreak Hotel“.
„Heartbreak Hotel“ nahm George Jones unter seinem richtigen Namen auf, eine andere Rockabilly-Platte als Thumper Jones. Im Herbst 1956 machte der am 12. September in Texas geborene George Jones eine Cover-Version von „Singing The Blues“ für den Country & Western- Markt, die jedoch zu einer Fast- Rockabilly-Aufnahme geriet. „Singing The Blues“ war zuerst 1954 von seinem Komponisten Melvin Endsley erschienen. Mitte 1956 erschien dann eine Cover- Version von Marty Robbins, die wiederum kurz danach von dem Pop-Sänger Guy Mitchell gecovert wurde und 2 Millionen mal sich dann verkaufte. Hier ist die George Jones-Version, die irgendwo dazwischen gehört.

Dass George Jones seine Rockabilly-Platte unter dem Namen Thumper Jones machte, mag vielleicht der Vorsicht entsprungen sein, das äußerst konservative erwachsene Country & Western- Publikum nicht durch die seinerzeit durch eine Art Bannfluch belegten Rock ‚n‘ Roll-Musik zu verschrecken und den guten Namen im Country & Western-Bereich zu behalten. Dies gilt auch für einen anderen Sänger, dessen Identität bis heute nicht geklärt ist, trotz mancher Gerüchte in Sammlerkreisen. Dieser Sänger benutzte das Pseudonym The Phantom*, um eine der wildesten und wohl auch anzüglichsten Rock ‚n‘ Roll- Aufnahmen herauszubringen. Bitte erschrecken Sie nicht über die beiden Art Lustschreie am Beginn. The Phantom mit „Love Me“, Ende 1959. [* Es handelt sich um Jerry Lottis aka Marty Lott aka „The Gulf Coast Fireball“].

Und zum Schluss ein musikalischer Vorgeschmack auf sommerliche Ferienfreuden, was ja angesichts der gegenwärtigen Witterungsverhältnisse durchaus zweifelhaft sein kann, dass wir solche überhaupt noch haben werden. Jamie Coe’s „Summertime Symphony“ zeigt, dass Chuck Berry’s ‚Sweet Little Sixteen‘ nicht nur von den Beach Boys für den 1963er-Hit ‚Surfin‘ USA‘ geklaut wurde. „Summertime Symphony“ dürfte ebenfalls zu dieser Zeit entstanden sein. Und damit tschüs bis zum nächsten Mal.
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