WERNER VOSS RRM-012, 11. März 1975

 
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Gepostet: 28.02.2023 - 11:05 Uhr  ·  #1
WERNER VOSS RRM-012, 11. März 1975

Thema: Billy Lee Riley

01 Billy Riley Rock With Me Baby 2.10 Sun 245 1956
02 Billy Riley & His Little Green Man Flying Saucers Rock And Roll 2.00 Sun 260 1957
03 Billy Riley – The Little Green Men Red Hot 2.30 Sun 277 1957
04 Jerry Lee Lewis Milkshake Mademoiselle 2.10 Sunbox 102 1958
05 Jerry Lee Lewis & His Pumping Piano Down The Line 2.10 Sun 288 1958
06 Roy Orbison & His Teen Kings Go Go Go 2.05 Sun 242 1956
07 Mickey Gilley Down The Line 2.18 Astro 102 1964
08 Mickey Gilley Come On Baby 2.46 Dot 15706 1957
09 Jesse Lee Turner Baby, Please Don’t Tease 2.37 Carlton 509 1959
10 Charlie Rich Whirlwind 2.05 Phillips International 3532 1956
11 Lightnin Leon (aka Billy Riley) Dark, Muddy Botton 2.46 Rita R-1005 1960
12 Billy Lee Riley You Can’t Judge A Book By The Cover 2.24 Mercury MG 20965 1963
13 Carl Mann Mona Lisa 2.26 Phillips International 3539 1965
14 Carl Mann Pretend 2.36 Phillips International 3546 1964
15 Carl Mann I’m Comin’ Home 2.31 Phillips International 3555 1958


WORTPROTOKOLL

Guten Tag liebe Zuhörer,

Ja, wir haben heute Aufnahmen, die alle – bis auf 3 – in Memphis entstanden. Dabei möchte ich – wie schon vor 3 Wochen angekündigt – etwas näher auf Billy Lee Riley eingehen. Billy Riley wurde am 5. Oktober 1933 in Pocohontas in Arkansas geboren und er ist indianischer Abstammung. Ende 1955 kam er nach Memphis, wo er zunächst als Fahrer arbeitete und nebenbei in einer Country & Western-Band spielte. Anfang 1956 nahm er seine erste Schallplatte auf, die, was die Aufnahmetechnik anbelangt, sicherlich ihrer Zeit voraus war. Denn Riley spielte alle Instrumente, Gitarre, Bass und Schlagzeug einzeln auf Band, was dann von dem Producer Jack Clement zu einer Aufnahme zusammengebastelt wurde. Als Sam Phillips das Ergebnis hörte, kaufte er die beiden Aufnahmen und veröffentlichte sie auf seiner Plattenmarke mit dem Bild der aufgehenden Sonne.

Das war am 15. Mai 1956. Hier ist eine der Aufnahmen: „Rock With Me Baby“. [Der Song wird 29 Sekunden lang mit zu langsamer Geschwindigkeit angespielt]

K.W.: Wir haben hier eine etwas langsame Leitung. Wir haben doch nicht richtig hingehört. Wir müssen – glaube ich – was anderes als erstes spielen und dieses Ding neu einstellen. Wir spielen es viel zu langsam. Hoffentlich steht das andere jetzt richtig. Ja ...hmmm [weitere 10 Sekunden vergehen] Jetzt kommt es.

W.V.: Liebe Zuhörer, ich bitte es nochmals zu entschuldigen, dass uns bei der ersten Platte dieser Fauxpas unterlaufen ist. Nach dieser Platte, „Rock With Me Baby“ gab Billy Riley seinen Fahrerjob auf und wurde Session-Musiker in Sam Phillips’ Studio. In einem Interview mit einem englischen Sammler im Jahre 1973 schilderte er diese Arbeit so: ‚Für fünf Jahre spielte ich fast alles mit jedem. Erst Schlagzeug und Bass, dann Gitarre und Mundharmonika. Mein Vertrag lief zunächst von 1956-59, und 1958 stieg ich aus. Ende 58 gab mir Sam Phillips einen neuen Vertrag bis 1961, aber ich stieg wieder vorher – 1960 – aus. Es war ein finanzielles Problem. Sam zahlte lächerliches Geld für die Session-Arbeit: 10 Dollars die Stunde, manchmal sogar nur 2.‘ Zitat-Ende. Neben der Session-Arbeit machte Billy Riley auch Aufnahmen unter eigenem Namen. Hier seine zweite Platte vom Januar 1957: „Flying Saucers Rock And Roll“.

Auf dem Etikett der eben gehörten Platte liest man als Interpreten Billy Riley & His Little Green Men. Diese Green Men waren Musiker aus anderen Bands und ein Solist, nämlich Jerry Lee Lewis am Piano, Roland Janes, Gitarre, aus Lewis‘ Band, Jay B. und Clayton Perkins, die inzwischen verstorbenen Brüder von Carl Perkins und W.S. Holland, ebenfalls aus Perkins‘ Band, heute Drummer bei Johnny Cash. Übrigens, der verstorbene Gitarrist Luther Perkins, der den Johnny Cash-Aufnahmen den charakteristischen Sound gab, ist nicht mit Carl Perkins verwandt, wie im Cover-Text einer deutschen Country & Western-LP behauptet wird. Im Oktober 1957 machte Billy Riley seine dritte Platte, „Red Hot“, wieder mit Jerry Lee Lewis am Piano. „Red Hot“ ist eine Cover-Version von Billy „The Kid“ Emerson’s ‚My Gal Is Red Hot‘, das zwei Jahre vorher auf der gleichen Plattenmarke erschienen war.

Billy Riley’s Version war übrigens das Vorbild der Cover-Version von Bob Luman und Ronnie Hawkins; die Hawkins-Version ist ja wohl die bekannteste. Und nun zwei Beispiele von Billy Riley’s Session-Arbeit. Als erstes Jerry Lee Lewis mit „Milkshake Mademoiselle“ vom Frühjahr 1958, auf der Riley als Bassist zu hören ist. Die Aufnahme wurde erst 1973 veröffentlicht.

Billy Riley ist auf zahlreichen Jerry Lee Lewis Aufnahmen zu hören, so auch auf Lewis‘ vierter Platte „Down The Line“ vom 1. Februar 1958. Riley spielt hier Rhythmus-Gitarre und wahrscheinlich auch Bass. Jerry Lee Lewis‘ „Down The Line“ ist eine Interpretation von Roy Orbison’s „Go Go Go“, das am 1. Mai 1956 auf der gleichen Plattenmarke veröffentlicht worden war. Hier diese Aufnahme zum Vergleich.

Und jetzt ein drittes Mal „Down The Line“, und vielleicht werden Sie zunächst annehmen, es sei noch mal Jerry Lee Lewis. Aber er ist es nicht, sondern sein Vetter Mickey Gilley, dessen Plattenkarriere zur gleichen Zeit wie die von Jerry Lee Lewis begann, und der Klavier in exakt in der gleichen Stilart wie Jerry Lee spielt, und dazu auch noch so singt wie Jerry Lee. Hier Mickey Gilley mit seiner – man muss es so sagen – Kopie von Jerry Lee’s „Down The Line“ aus dem Jahre 1964.

Das war noch mal Jerry Lee Lewis‘ Vetter Mickey Gilley mit seiner zweiten Platte von Ende 1957 „Come On Baby“ Ob Gilley Jerry Lee’s Klavier- und Gesangsstil absichtlich benutzt bzw. kopiert, möchte ich hier nicht beurteilen. Jedenfalls spricht Jerry Lee nicht gerade freundlich über seinen Vetter. Ein anderer Vetter von Jerry Lee Lewis ist übrigens Carl McVoy, der auf Platten als Solist und als Organist der Bill Black Combo zu hören ist. Jesse Lee Turner war, bevor er selbst Platten aufnahm, der Fahrer von Jerry Lee Lewis‘ Band. Roland James, der Gitarrist in Lewis‘ Band von 1956 bis 1963, schrieb für Jesse Lee Turner 1959 den Song „Baby, Please Don’t Tease“ Obwohl diese Platte bei einer New Yorker Firma erschien, habe ich die Vermutung, dass sie in Memphis aufgenommen wurde. Eben, weil Turner so eng mit der Musiker-Clique in Memphis verbunden war.
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Gepostet: 28.02.2023 - 11:16 Uhr  ·  #2
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So, nach einigen Abschweifungen wieder zurück zu Billy Riley. Ich möchte noch ein weiteres Beispiel seiner Session-Arbeit spielen. Auf Charlie Rich’s erster Platte „Whirlwind“, aufgenommen am 21. Juli 1958, spielt Riley Bass. Daneben wirken bei dieser Aufnahme noch der vorhin schon erwähnte Roland James sowie James van Eaton mit, der als Drummer seit 1956 bei fast allen Aufnahmen in Sam Phillips Studio dabei war. Charlie Rich selbst war ebenfalls als Session-Musiker tätig. So ist er zum Beispiel als Pianist auf einigen Aufnahmen von Jerry Lee Lewis und Carl Mann zu hören. Charlie Rich: „Whirlwind“.

Obwohl die ‚Red-Hot‘-Platte 1957 für Billy Riley ein verhältnismäßig großer Erfolg war, blieb doch der erhoffte Durchbruch aus. Ein Grund dafür war die fehlende Promotion durch Sam Phillips, der sich ganz auf Jerry Lee Lewis konzentrierte. 1960 trennte sich Riley dann wegen finanzieller Differenzen endgültig von Sam Phillips. Aus dem gleichen Grund hatten schon 1958 Roy Orbison, Carl Perkins und Johnny Cash Sam Phillips verlassen. Und Perkins und Cash prozessieren noch heute gegen ihn. Riley gründete nun seine eigene Plattenfirma, bei der 1960 eine Blues-Aufnahme von Lightnin‘ Leon erschien, die sogar in die umfassende Zusammenstellung aller je erschienenen Blues- Aufnahmen aufgenommen wurde, denn vom Sound her sind die Aufnahmen so schwarz, dass man weiße Musiker nicht dahinter vermuten könnte. Und doch: Lightnin‘ Leon ist Billy Riley, vermutlich mit Roland James und James van Eaton. Hier sind sie mit „Dark, Muddy Botton“.

1962 verließ Billy Riley Memphis und war zunächst als Produzent in Los Angeles tätig. Dann hielt er sich in den verschiedensten Orten in den Staaten auf und machte für zahlreiche Firmen unter eigenem und erfundenen Namen Aufnahmen. Auf der Bo Diddley Surf-LP beispielsweise stammen Aufnahmen von Riley und seiner Band, die man dann später Bo Diddley’s Gesang und Gitarre überspielte. Als Mundharmonika-Spieler machte er drei Instrumental-LP’s, dann zwei Live-LP’s in der Art wie Johnny Rivers in Kalifornien, und 1969 war er wieder bei einer Firma in Memphis unter Vertrag. Und als im gleichen Jahr Sam Phillips seine Firma verkaufte, kehrte Riley nach 13 Jahren zurück zu dem Label mit der aufgehenden Sonne. Seitdem lebt er in Nashville und versucht sein Glück weiterhin im Country & Western-Bereich. Ich hoffe, dass er eines Tages mal schaffen wird. Nun zum Schluss dieser kurzen Biografie über Riley aus seiner 1963er LP ‚Billy Lee Riley’s Big Harmonica Special‘ eine Instrumental-Version von Bo Diddley’s „You Can’t Judge A Book By The Cover“.

Und nun drei Aufnahmen von Carl Mann, der am Ende der Rockabilly-Ära in Memphis steht. Seine Musik ist mir zu zahm, um sie noch als reinen Rockabilly zu bezeichnen, denn es fehlt die Rauheit, das Einfache, ja das Primitive des reinen Rockabilly. Gerade diese unkommerziellen Eigenschaften machten ja seinen Reiz aus. Carl Mann wurde am 22. August 1942 in Huntingdon, Tennessee geboren. Schon mit 14 Jahren wurde er Berufsmusiker, zunächst Gitarrist, dann Pianist. Nachdem er für eine kleine Firma eine wilde, aber erfolglose Rockabilly-Platte aufgenommen hatte, kam er im Frühjahr 1959 nach Memphis und präsentierte Sam Phillips ein Arrangement des Standardtitels „Mona Lisa“. Am 15. März 1959 erschien die Platte.

„Mona Lisa“ war zwar ein großer Erfolg für den kaum 17jährigen Carl Mann, doch Conway Twitty’s Cover-Version mit dem gleichen Arrangement verkaufte sich noch besser. Am 15. September 1959 erschien Carl Mann’s nächste Platte, und diesmal konnte er sich den Erfolg ganz allein verbuchen. „Pretend“ wurde sein größter Hit. Der Gitarrist auf Mann’s Aufnahmen soll nicht unerwähnt bleiben: es ist Eddie Bush.

Am 14. März 1960 nahm Carl Mann die Charlie Rich-Komposition „I’m Comin’ Home“ auf, und Rich spielt auf dieser Aufnahme auch Piano. Übrigens, Presley machte 1961 eine Cover-Version davon. Doch diese und weitere Aufnahmen konnten an die beiden ersten Hits nicht anknüpfen, denn Sam Phillips verweigerte Mann jede Promotion. Ja, er sperrte sogar den Vertrieb der Platten, weil Mann sich nicht seinen finanziellen Bedingungen beugen wollte. Ende 1960 lief Mann’s Vertrag aus und er wurde zur Armee eingezogen. Danach war für kurze Zeit Begleitmusiker von Carl Perkins. Dann zog er sich ganz von der Musik zurück. 1967 machte er eine erfolglose Single und soweit mit bekannt ist, erschien erst im Januar dieses Jahres eine neue Platte.

K.W.: Tja, damit müssen wir tschüs sagen.

W.V.: Ja

K.W.: Die Zeit ist vorbei. Was spielen wir jetzt noch?

W.V.: Jetzt zum Schluss: „I’m Comin’ Home“, Carl Mann

K.W.: Schönen Dank
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