Hallo Billy,
hoffentlich gibt das keinen Ärger mit den Rock'n'Rollers ............
Etwas ergänzt und aufgepeppt durch Pop-Charts-Platzierungen:
Die Musik des Bandleaders Benny Goodman war in erster Linie darauf ausgerichtet, ihn in seiner Rolle als Solisten auf der Klarinette herauszustellen, wenngleich er auch stets andere hervorragende Solisten und Vokalisten, etwa Billie Holiday (1934), Mildred Bailey (1934), Helen Ward (1935-1936), Ray Hendricks (1935), Ella Fitzgerald (1937), Margaret McCrae (1937), Jimmy Rushing (1937), Betty Van (1937), Martha Tilton (1937/1938), Louise Tobin (1939), Helen Forrest (1940/1941/1943) oder Peggy Lee (1941-1942/43) in seiner Band hatte.
Bailey besuchte die Schule in Spokane; ihr Bruder Al Rinker war einer der Rhythm Boys in Paul Whitemans Band. Sie begann ihre Karriere als Teenager, als sie zu Stummfilmen die Begleitung sang und in Musikgeschäften Lieder vorführte. Sie behielt den Nachnamen ihres ersten Ehegatten, Ted Bailey, als sie nach Seattle zog, um als Sängerin zu arbeiten. Mit Hilfe ihres zweiten Gatten, Benny Stafford, konnte sie sich an der Ostküste als Blues- und Jazzsängerin etablieren. 1925 vermittelte sie ihrem Bruder Al Rinker und dessen Freund Bing Crosby Arbeit als Musiker. Crosby revanchierte sich, in dem er sie 1929 Paul Whiteman vorstellte. In der populären Radiosendung von Whiteman debütierte sie 1929 mit ihrer Fassung von Moaning Low und hatte augenblicklich Erfolg; sie war damals die erste weibliche Vokalistin in einer Jazzband.
1932 Pop 19 Mildred Bailey Georgia On My Mind
1933 Pop 9 Mildred Bailey Lazy Bones
Seit dieser Zeit arbeitete sie mit dem Whiteman Orchestra (bis 1933), wirkte aber erst ab 1931 bei Aufnahmen mit. Sie verließ Whiteman gemeinsam mit ihrem dritten Ehemann Red Norvo aufgrund von Auseinandersetzungen über ihre Bezahlung. Im November 1931 entstand bei ihrem zweiten Studiotermin (mit dem Orchester von Matty Malneck) unter eigenem Namen eine Version von “Georgia on My Mind“, das ihr erster Hit in den Charts wurde.
1933 nahm sie eine Reihe exzellenter Platten mit dem Eddie Lang Orchester (“What Kind O’Man Is You“) sowie mit Tommy und Jimmy Dorsey, 1934 mit der Studioband von Benny Goodman auf und ließ sich in New York nieder.
1934 Pop 8 Benny Goodman & His Orchestra (Vocal Mildred Bailey) Ol' Pappy Columbia 2892
Zwischen 1936 und 1939 leitete sie mit Red Norvo eine Band, die im Laufe der Zeit zu einer zwölfköpfigen Formation ausgeweitet wurde. Eine sichere Intonation als Sopran und eine vorzügliche Phrasierung trugen ihr 1936 den Spitznamen "Mrs. Swing" ein. Als sie später Hoagy Carmichaels Stück “Rockin’ Chair“ (mit The Delta Rhythm Boys als Begleitsänger) bekannt machte, erhielt sie auch den Beinamen "Rockin’ Chair Lady".
1936 Pop 18 Mildred Bailey For Sentimental Reasons
1937 Pop 4 Mildred Bailey Trust In Me
1937 Pop 5 Mildred Bailey Where Are You?
1937 Pop 8 Mildred Bailey Never In a Million Years Vocalion 3508
1937 Pop 10 Mildred Bailey My Last Affair
1937 Pop 13 Mildred Bailey Rockin' Chair*** Vocalion 3553
1937 Pop 14 Mildred Bailey Bob White (Whatcha Gonna Swing Tonight)
1937 Pop 15 Mildred Bailey More Than You Know
1937 Pop 19 Mildred Bailey Right or Wrong
“Rockin’ Chair“ ist eine Ballade, die 1929 von Hoagy Carmichael geschrieben wurde. Carmichael legte den Song als Dialog zwischen Vater und Sohn an.
Die erste Einspielung von “Rockin’ Chair“ stammte von Louis Armstrong, der ihn am 13. Dezember 1929 für Okeh (8756) mit Carmichael als zweiten Vokalisten aufnahm. “Rockin’ Chair“ entstand während einer Session Armstrongs mit dem Luis Russell Orchestra zwischen dem 10. und 13. Dezember 1929, wo die Band – beginnend mit “I Ain’t Got Nobody“ und “Dallas Blues“ – auch den “St. Louis Blues“ und schließlich die Carmichael-Komposition einspielten. Armstrong lud Carmichael ein, die Rolle des Vaters zu singen, während Armstrong als Sohn antwortete. Die “Rockin’ Chair“-Session gehörte zu den frühen Aufnahmen, in denen ein Weißer und ein Afroamerikaner gemeinsam ein Duett singen.
Am 21. Mai 1930 nahm ihn Carmichael selbst für Victor Records (Victor 25494) mit seinem Orchester auf, in dem Bix Beiderbecke, Jimmy und Tommy Dorsey, Bud Freeman, Benny Goodman, Gene Krupa and His Orchestra, Jack Teagarden und Joe Venuti spielten.
Die Armstrong-Version des Songs kam am 06. August 1932 auf # 14 der amerikanischen Hitparade, als die Okeh-Aufnahme von Columbia Records zusammen mit “Sweetheats on Parade“ erneut veröffentlicht wurde – wohl angeregt durch den Erfolg der Mills Brothers, deren Cover-Version am 14. Mai 1932 # 4 der US-Charts erreicht hatte.
1932 Pop 4 Mills Brothers Rockin' Chair
1932 Pop 14 Louis Armstrong & Hoagy Carmichael Rockin' Chair OKeh
Nach dem großen Erfolg nahm Armstrong “Rockin’ Chair“ im Laufe seiner Karriere noch mehrmals auf; er integrierte ihn auch in seine Konzerte, die er 1933 in Europa gab. Sein Posaunist Henry Tyree trug dabei einen Hut und spielte die Rolle des Vaters.
Berühmt wurden seine "Call and Response-Duette" von 1947 bis 1951 mit seinem Posaunisten Jack Teagarden. Sie bauten bei ihren Darbietungen von “Rockin’ Chair“ verschiedene Witze ein, so in einer Version von 1951, als Armstrong singt „But I ain't got no gin, father“ und Teagarden dazu bringt zu antworten, „Well, I guess I'll take a Seven-Up then“.
Mildred Bailey nahm ihn erstmals am 18. August 1932 mit dem Paul Whiteman Orchestra sowie Bunny Berigan, Red Norvo und Matty Malneck als Solisten auf.
Bailey machte den Song zu ihrer Erkennungsmelodie und wurde "The Rockin’ Chair Lady" genannt. Am 23. März 1937 spielte ihn Bailey erneut mit ihrem Orchester ein; am 12. Juni kam der Song in dieser Version (Vocalion 3553) bis auf # 13 der US-Charts. Danach kam der Song nicht wieder in die US-Charts.
*** “Rockin’ Chair“ Recorded Chicago, IL, March 23, 1937.
Alto Saxophone [Uncredited] – Frank Simeone
Clarinet, Alto Saxophone [Uncredited] – Hank D'Amico
Double Bass [Uncredited] – Pete Peterson
Drums [Uncredited] – Maurice Purtill
Guitar [Uncredited] – Dave Barbour
Piano [Uncredited] – Joe Liss
Tenor Saxophone [Uncredited] – Herbie Haymer
Trombone [Uncredited] – Al Mastren
Trumpet [Uncredited] – Bill Hyland, Eddie Sauter, Stew Pletcher
Vocals – Mildred Bailey
Xylophone [Uncredited] – Red Norvo
Weitere Aufnahmen
Weitere Versionen des Songs in der Swing-Ära stammen von Frank Sinatra, Sidney Bechet, Count Basie, Duke Ellington, Roy Eldridge, Glen Gray, Red Nichols, Artie Shaw, Fats Waller, Nelson Williams und Garland Wilson. Im Modern Jazz spielten Künstler wie Ray Bryant, Conte Candoli, Orrin Evans, Joe Pass und Oscar Peterson Interpretationen des Klassikers ein.
Die Aufnahmen, die Fats Domino (1951) und Gwen McCrae (1975) unter dem Titel “Rockin’ Chair“ veröffentlichten, sind keine Cover-Versionen des Carmichael-Songs.
1937 Pop 11 Red Norvo & His Orchestra (Vocal Mildred Bailey) I've Got My Love To Keep Me Warm
1938 Pop 2 Mildred Bailey So Help Me
1938 Pop 8 Mildred Bailey I Let a Song Go Out of My Heart Vocalion 4083
1938 Pop 9 Mildred Bailey Don't be That Way
1938 Pop 9 Mildred Bailey Small Fry Vocalion 4224
1938 Pop 10 Mildred Bailey My Reverie
1938 Pop 11 Mildred Bailey Thanks for the Memory
Im Jahre 1939 war sie Gast in “Benny Goodmans Radioshow“; es entstanden auch Aufnahmen mit Mary Lou Williams.
1939 Pop 13 Mildred Bailey Blame it on My Last Affair
1939 Pop 14 Mildred Bailey Moon Love Vocalion 4939
Zu Beginn der 1940 er Jahre trat sie – trotz Krankheit – als Solistin im Cafe Society, in Blue Angel und anderen New Yorker Clubs auf; nach der Scheidung arbeitete Bailey weiterhin (bis 1945) mit Norvo zusammen, war aber auch auf Aufnahmen mit Teddy Wilson (1943) und Louis Armstrong (1944) zu hören.
1940 Pop 1 Benny Goodman & His Orchestra (Vocal Mildred Bailey) Darn That Dream Columbia 35331
1940 Pop 15 Benny Goodman & His Orchestra (Vocal Mildred Bailey) Bluebirds in the Moonlight Columbia 35289
1940 Pop 17 Benny Goodman & His Orchestra (Vocal Mildred Bailey) I Thought About You Columbia 35313
1941 Pop 24 Mildred Bailey It's So Peaceful in the Country Decca 3953
Von 1944 bis 1946 erschienen ihre Titel auch bei V Disc.
Mitte der 1940 er hatte sie ihre eigene Radioshow bei CBS.
1947 Pop 21 Mildred Bailey Almost Like Being in Love Majestic 1140
Krankheitsbedingt – sie litt an Diabetes und hatte Herzprobleme – trat sie bis 1949 auf, nahm aber in ihren letzten Lebensjahren nur noch wenige Platten (u.a. mit Eddie Sauter) auf.
1950 gastierte sie noch mit Joe Marsala in Chicago; es erschien die Langspielplatte “A Mildred Bailey Serenade“. 1951 musste sie eine Tournee abbrechen und wurde in das Krankenhaus in Poughkeepsie eingeliefert, wo sie Ende des Jahres verstarb.
Nach Ansicht von Leonard Feather war Mildred Bailey ursprünglich von Bessie Smith, Ethel Waters und anderen Bluessängerinnen beeinflusst. Obwohl sie teilweise indianische Wurzeln hatte, galt sie als erste nicht-schwarze Sängerin, die im Jazz Anerkennung fand, bekannt für ihre einzigartig leichte Sopranstimme, ihre Jazz-beeinflusste Phrasierung, fehlerlose Artikulation und sicheres Gefühl für Swing.
Zur Erinnerung an die Sängerin brachte die US-amerikanische Post 1994 eine Briefmarke heraus. Die CD-Serie “The Complete Columbia Recordings of Mildred Bailey“ bewertete die Jazzkritik international als herausragende historische Veröffentlichung des Jahres 2001.