WERNER VOSS RRM-006, 22. Oktober 1974
Thema: Querbeet (1)
01 George & Lewis (Narration) The Return Of Jerry Lee 2.37 Sun 301 1958
02 Buchanan & Goodman The Flying Saucer – Part 1 2.40 Luniverse 101 1956
03 Mac Rebenack Storm Warning 2.33 Rex 1008 1956
04 Joe Tex & The Class Mates Charlie Brown Got Expelled 2.24 Ace 559 1959
05 Don & Dewey Leaving It All Up To You 2.15 Specialty 610 1957
06 The Dell Vikings Little Billy Boy 2.06 Dot 15571 1957
07 David Gates Swinging Baby Doll 1.50 East West 123 1958
08 Larry Dowd & The Rock-A-Tones Blue Swingin’ Mama 2.05 Spinning 609 1959
09 Elvis Presley That’s All Right 1.59 Sun 209 1954
10 Harold Jenkins (Conway Twitty) Give Me Some Love 2.05 Sun unissued 1956
11 J.M. van Eaton Bo Diddley 2.06 Nita 127 1958
12 Eddie Fontaine Nothin’ Shakin’ 3.01 Argo 5309 1958
13 Whitey Pullen Moonshine Liquor 3.11 Crown CLP-5332 1963
14 The Johnny Otis Show Crazy Country Hop 2.48 Capitol F-4060 1958
15 Big Al Downing Just Around The Corner 2.50 White Rock 1113 1958
16 Robin Luke Chicka Chicka Honey 2.09 Dot 15839 1958
WORTPROTOKOLL
K.W.: Guten Tag, liebe Zuhörer.
Es ist 14.10 Uhr und wir machen mal wieder was aus Werner Voss’ Raritätenkiste. Alte Fossilien.
W.V.: Ja, zum Anfang möchte ich auf Deinen Wunsch noch einmal eine Platte spielen, die wir in einer früheren Sendung leider ausblenden mussten. Es ist „The Return Of Jerry Lee“. Diese Platte ist der sarkastische Kommentar auf das puritanische Verhalten der englischen Presse, die Jerry Lee Lewis 1958 wegen seiner Heirat mit einem 13jährigen Mädchen praktisch aus England auswies. Er musste damals seine Tournee abbrechen. In einem fingierten Interview auf dem Flugplatz von Memphis antwortet Jerry Lee bei seiner Rückkehr auf die Fragen des Reporters mit Zitaten aus seinen Songs.
Ja, diese Art von, sagen wir einmal, Witzplatte war jedoch keine Erfindung von Jerry Lee Lewis. Die Erfinder waren vielmehr Bill Buchanan und Dickie Goodman, die seit 1956 bis heute mehr als 25 solcher Platten herausbrachten.
K.W.: Ich glaube Langspielplatten.
W.V.: Nein, Singleplatten
K.W.: Ach, Singleplatten
W.V.: Und auf diesen Platten werden Zitate aus den jeweils aktuellen Rock ‚n‘ Roll-Songs für Fragen und Antworten bei Gesprächen oder Interviews benutzt. Und diese finden stets bei ungewöhnlichen Ereignissen statt, so z.B. bei der Landung von fliegenden Untertassen, bei einer Gerichtsverhandlung oder auf der Jagd nach dem entlaufenen Frankenstein-Monster. Als Beispiel hier die Rundfunk-Reportage über die Landung einer fliegenden Untertasse, englisch „Flying Saucer“ von 1956.
K.W.: Haben die Leute damals damit auch Geld verdient mit solchen Sachen? Hat sich das gut verkauft?
W.V.: Das weiß ich nicht. Über den Erfolg dieser Platten habe ich leider keine Informationen.
K.W.: Es gibt ja eine ganze Menge so Quatschplatten, Nonsens-Platten, die sich erstaunlich gut doch machen und die immer wieder auftauchen - ich kenne verschiedene - , vor allem in Amerika, die sich immer so mit aktuellen politischen Sachen auch herummachen, sich um politische Sachen drehen und ziemlich wenig Respekt haben auch im Benutzen solcher Geschichten. Hier in Deutschland hat es so was, glaube ich, nie gegeben.
W.V.: Ne, ich kann mich an so was nicht entsinnen. Der Verdienst dieser Platten von Buchanan & Goodman ist eigentlich der, dass sie das weiße Publikum mit der schwarzen Musik, die sie ja in Zitaten verwendet haben, bekannt gemacht haben.
K.W.: Ja. Weiter.
W.V.: Ja, Dr. John ist eine der bizarrsten Erscheinungen der gegenwärtigen Musikszene. Mit richtigem Namen heißt dieser weiße Musiker Mac Rebenack. In den 50er Jahren war er in New Orleans als Gitarrist, Arrangeur und Produzent über- wiegend mit schwarzen Musikern tätig. Hier ist eine seiner Solo-Aufnahmen, die Instrumental-Nummer „Storm Warning“, entstanden Ende 1956, Anfang 1957. Mac Rebenack alias Dr. John im Bo Diddley- Rhythmus.
„Charlie Brown“ von den Coasters ist gewiss eine der bekanntesten Rock ‚n‘ Roll-Nummern. Kaum bekannt ist aber die Fortsetzung dieses Songs von Joe Tex aus dem Jahre 1959, in dem das Unfugtreiben des Lehrerschrecks Charlie Brown ein unrühmliches Ende findet, denn „Charlie Brown Got Expelled“, Charlie Brown wurde von der Schule verwiesen.
„Sugarcane“ Harris machte in den letzten Jahren als eine Art Teufelsgeiger des zeitgenössischen Rock von sich reden. Auch er hat eine Rock ‚n‘ Roll-Vergangenheit. Donald Harris und Dewey Terry bildeten als Don & Dewey das wohl hei- ßeste farbige Rock ‚n‘ Roll-Duo der 50er Jahre. 1957 nahmen sie die Original-Version von „Leaving It All Up To You“ auf. Leider waren die weißen Cover- Versionen dieses Songs von Dale & Grace von 1964 und von Donnie & Marie Osmond in diesem Jahr erfolgreicher.
Vielleicht erinnern Sie noch an Gus Backus, der mit Stimmungsschlagern bei uns in den frühen 60er Jahren sehr erfolgreich war. Er war als amerikanischer Soldat nach Deutschland gekommen. Vorher war er seit 1955 Mitglied der Gesangsgruppe The Del Vikings gewesen, die 1957 mit „Come Go With Me“ einen Millionenerfolg hatte. The Dell Vikings waren einige der wenigen integrierten Gruppen, in der neben zwei Weißen drei Schwarze sangen. Hier The Dell Vikings mit der Aufnahme „Billy Boy“, bei der die Stimme von Gus Backus recht deutlich herauszuhören ist.
Und noch zwei andere zeitgenössische Musiker waren einmal Rock ‚n‘ Roller: David Gates von der Gruppe Bread und Leon Russell. Im Herbst 1958 nahmen die beiden in Norman, Oklahoma, unter Gates Namen den Song „Swinging Baby Doll“ auf. Hier also David Gates Gitarre, und Leon Russell, Piano, vor 16 Jahren.
Das waren Larry Dowd & The Rock-A-Tones, eine weiße 5-Mann-Formation, mit der Aufnahme „Blue Swingin‘ Mama“. Trotz intensiver Nachforschungen eines belgischen Sammlers ist bis auf einige Fotos so gut wie nichts über diese Gruppe bekannt. Die Aufnahme stammt von 1959/1960.
Und jetzt möchte ich an einen Mann erinnern, der gestern vor 9 Jahren, also am 21. Oktober 1965 in Memphis, Tennessee, verstarb, den Bassisten Bill Black. Er leitete seit Ende der 50er Jahre eine erfolgreiche Instrumentalgruppe, die Bill Black Combo. Doch noch früher, vor 20 Jahren, war er bei einer Plattenaufnahme in Memphis dabei, die – so kann man wohl ohne Übertreibung sagen, nicht nur die Musikwelt veränderte. Hier sind Elvis Presley, akustische Gitarre, Scotty Moore, elektrische Gitarre, Bill Black am Schlagbass, mit Presley’s erster Platte „That’s All Right“, erschienen am 19. Juli 1954.
Thema: Querbeet (1)
01 George & Lewis (Narration) The Return Of Jerry Lee 2.37 Sun 301 1958
02 Buchanan & Goodman The Flying Saucer – Part 1 2.40 Luniverse 101 1956
03 Mac Rebenack Storm Warning 2.33 Rex 1008 1956
04 Joe Tex & The Class Mates Charlie Brown Got Expelled 2.24 Ace 559 1959
05 Don & Dewey Leaving It All Up To You 2.15 Specialty 610 1957
06 The Dell Vikings Little Billy Boy 2.06 Dot 15571 1957
07 David Gates Swinging Baby Doll 1.50 East West 123 1958
08 Larry Dowd & The Rock-A-Tones Blue Swingin’ Mama 2.05 Spinning 609 1959
09 Elvis Presley That’s All Right 1.59 Sun 209 1954
10 Harold Jenkins (Conway Twitty) Give Me Some Love 2.05 Sun unissued 1956
11 J.M. van Eaton Bo Diddley 2.06 Nita 127 1958
12 Eddie Fontaine Nothin’ Shakin’ 3.01 Argo 5309 1958
13 Whitey Pullen Moonshine Liquor 3.11 Crown CLP-5332 1963
14 The Johnny Otis Show Crazy Country Hop 2.48 Capitol F-4060 1958
15 Big Al Downing Just Around The Corner 2.50 White Rock 1113 1958
16 Robin Luke Chicka Chicka Honey 2.09 Dot 15839 1958
WORTPROTOKOLL
K.W.: Guten Tag, liebe Zuhörer.
Es ist 14.10 Uhr und wir machen mal wieder was aus Werner Voss’ Raritätenkiste. Alte Fossilien.
W.V.: Ja, zum Anfang möchte ich auf Deinen Wunsch noch einmal eine Platte spielen, die wir in einer früheren Sendung leider ausblenden mussten. Es ist „The Return Of Jerry Lee“. Diese Platte ist der sarkastische Kommentar auf das puritanische Verhalten der englischen Presse, die Jerry Lee Lewis 1958 wegen seiner Heirat mit einem 13jährigen Mädchen praktisch aus England auswies. Er musste damals seine Tournee abbrechen. In einem fingierten Interview auf dem Flugplatz von Memphis antwortet Jerry Lee bei seiner Rückkehr auf die Fragen des Reporters mit Zitaten aus seinen Songs.
Ja, diese Art von, sagen wir einmal, Witzplatte war jedoch keine Erfindung von Jerry Lee Lewis. Die Erfinder waren vielmehr Bill Buchanan und Dickie Goodman, die seit 1956 bis heute mehr als 25 solcher Platten herausbrachten.
K.W.: Ich glaube Langspielplatten.
W.V.: Nein, Singleplatten
K.W.: Ach, Singleplatten
W.V.: Und auf diesen Platten werden Zitate aus den jeweils aktuellen Rock ‚n‘ Roll-Songs für Fragen und Antworten bei Gesprächen oder Interviews benutzt. Und diese finden stets bei ungewöhnlichen Ereignissen statt, so z.B. bei der Landung von fliegenden Untertassen, bei einer Gerichtsverhandlung oder auf der Jagd nach dem entlaufenen Frankenstein-Monster. Als Beispiel hier die Rundfunk-Reportage über die Landung einer fliegenden Untertasse, englisch „Flying Saucer“ von 1956.
K.W.: Haben die Leute damals damit auch Geld verdient mit solchen Sachen? Hat sich das gut verkauft?
W.V.: Das weiß ich nicht. Über den Erfolg dieser Platten habe ich leider keine Informationen.
K.W.: Es gibt ja eine ganze Menge so Quatschplatten, Nonsens-Platten, die sich erstaunlich gut doch machen und die immer wieder auftauchen - ich kenne verschiedene - , vor allem in Amerika, die sich immer so mit aktuellen politischen Sachen auch herummachen, sich um politische Sachen drehen und ziemlich wenig Respekt haben auch im Benutzen solcher Geschichten. Hier in Deutschland hat es so was, glaube ich, nie gegeben.
W.V.: Ne, ich kann mich an so was nicht entsinnen. Der Verdienst dieser Platten von Buchanan & Goodman ist eigentlich der, dass sie das weiße Publikum mit der schwarzen Musik, die sie ja in Zitaten verwendet haben, bekannt gemacht haben.
K.W.: Ja. Weiter.
W.V.: Ja, Dr. John ist eine der bizarrsten Erscheinungen der gegenwärtigen Musikszene. Mit richtigem Namen heißt dieser weiße Musiker Mac Rebenack. In den 50er Jahren war er in New Orleans als Gitarrist, Arrangeur und Produzent über- wiegend mit schwarzen Musikern tätig. Hier ist eine seiner Solo-Aufnahmen, die Instrumental-Nummer „Storm Warning“, entstanden Ende 1956, Anfang 1957. Mac Rebenack alias Dr. John im Bo Diddley- Rhythmus.
„Charlie Brown“ von den Coasters ist gewiss eine der bekanntesten Rock ‚n‘ Roll-Nummern. Kaum bekannt ist aber die Fortsetzung dieses Songs von Joe Tex aus dem Jahre 1959, in dem das Unfugtreiben des Lehrerschrecks Charlie Brown ein unrühmliches Ende findet, denn „Charlie Brown Got Expelled“, Charlie Brown wurde von der Schule verwiesen.
„Sugarcane“ Harris machte in den letzten Jahren als eine Art Teufelsgeiger des zeitgenössischen Rock von sich reden. Auch er hat eine Rock ‚n‘ Roll-Vergangenheit. Donald Harris und Dewey Terry bildeten als Don & Dewey das wohl hei- ßeste farbige Rock ‚n‘ Roll-Duo der 50er Jahre. 1957 nahmen sie die Original-Version von „Leaving It All Up To You“ auf. Leider waren die weißen Cover- Versionen dieses Songs von Dale & Grace von 1964 und von Donnie & Marie Osmond in diesem Jahr erfolgreicher.
Vielleicht erinnern Sie noch an Gus Backus, der mit Stimmungsschlagern bei uns in den frühen 60er Jahren sehr erfolgreich war. Er war als amerikanischer Soldat nach Deutschland gekommen. Vorher war er seit 1955 Mitglied der Gesangsgruppe The Del Vikings gewesen, die 1957 mit „Come Go With Me“ einen Millionenerfolg hatte. The Dell Vikings waren einige der wenigen integrierten Gruppen, in der neben zwei Weißen drei Schwarze sangen. Hier The Dell Vikings mit der Aufnahme „Billy Boy“, bei der die Stimme von Gus Backus recht deutlich herauszuhören ist.
Und noch zwei andere zeitgenössische Musiker waren einmal Rock ‚n‘ Roller: David Gates von der Gruppe Bread und Leon Russell. Im Herbst 1958 nahmen die beiden in Norman, Oklahoma, unter Gates Namen den Song „Swinging Baby Doll“ auf. Hier also David Gates Gitarre, und Leon Russell, Piano, vor 16 Jahren.
Das waren Larry Dowd & The Rock-A-Tones, eine weiße 5-Mann-Formation, mit der Aufnahme „Blue Swingin‘ Mama“. Trotz intensiver Nachforschungen eines belgischen Sammlers ist bis auf einige Fotos so gut wie nichts über diese Gruppe bekannt. Die Aufnahme stammt von 1959/1960.
Und jetzt möchte ich an einen Mann erinnern, der gestern vor 9 Jahren, also am 21. Oktober 1965 in Memphis, Tennessee, verstarb, den Bassisten Bill Black. Er leitete seit Ende der 50er Jahre eine erfolgreiche Instrumentalgruppe, die Bill Black Combo. Doch noch früher, vor 20 Jahren, war er bei einer Plattenaufnahme in Memphis dabei, die – so kann man wohl ohne Übertreibung sagen, nicht nur die Musikwelt veränderte. Hier sind Elvis Presley, akustische Gitarre, Scotty Moore, elektrische Gitarre, Bill Black am Schlagbass, mit Presley’s erster Platte „That’s All Right“, erschienen am 19. Juli 1954.
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