Hier etwa in ergänzter Weise:
Tommy Blake & The Rhythm Rebels, 1. Session 18. November 1957: Tommy Blake-vocal, g, Carl Adams-g, Eddie Hall-b, J.M. van Eaton-d, 2. Session 16. März 1958: Tommy Blake-vocal, g, Roland Janes-g, Stan Kesler-b, J.M. van Eaton-d, Jimmy Wilson-p
278 Flat Foot Sam (Wills)
278 Lordy Hoody (Blake-Hall-Adams)
300 I Dig You Baby (Blake-Ross)
300 Sweetie Pie (falsch: Blake-Ross, richtig: Hawkins-Adams)
Tommy Blake (Thomas LeVan Givens), * 14. September 1931 in Dallas/Texas, + 24. Dezember 1985 in Carthage/Texas, wurde als Rockabilly-Sänger, Gitarrist und Song-Autor bekannt. Mit seiner Stimme kam er der von Johnny Horton sehr nahe.
Schon seit seiner Kindheit war Thomas Givens Privatleben chaotisch. Als uneheliches Kind, das seinen Vater nie kennenlernte, wuchs er auf. Auch seine Mutter kümmerte sich zu wenig um ihn.
Noch während seiner Schulzeit gründete er 1945 seine erste Band. Aber das war nicht der Beginn seiner musikalischen Laufbahn, denn er kam mit dem Gesetz in Konflikt und wurde wegen Vergewaltigung verhaftet und verurteilt. 1951 ging er zu den US Marines und wurde im Korea-Krieg eingesetzt. Während der Ausbildung in North Carolina verlor er infolge eines Unfalls ein Auge.
Nach Ende des Kriegsdienstes ging er nach Louisiana und erhielt eine Anstellung als Sänger und DJ bei der Radiostation KTBS in Shreveport. 1954 heiratete er seine erste Frau Betty Jones in Texas. Bald war wieder eine Rückkehr nach Louisiana eingeplant und er fand eine Anstellung in Ruston bei der Station KRUS. Seine Ehe mit Betty vergrößerte sich um sechs Kinder. Eines Tages konnte er der Versuchung nicht widerstehen, mit der Truppe von Faron Young für einige Wochen auf Tour zu gehen.
Bei dieser Gelegenheit lernte er die Session-Musiker Carl Bailey Adams (* 1935)-g und Edward "Eddie Hall" Dettenheim-rhy. g, b kennen. Man freundete sich an, nahm den Schlagzeuger Tom Ruple dazu und beschloss, auf Tournee zu gehen. The Rhythm Rebels waren geboren. In Alexandria trafen sie auf Johnny Horton, Johnny Cash und Tommy Sands. Da es dem Sänger Tommy Sands gerade an Beleitmusikern mangelte, sprangen The Rhythm Rebels gern ein.
In Shreveport bekamen sie ihre eigene Radioshow und traten 1955 für 13 Wochen beim Big D Jamboree und im Louisiana Hayride auf. Bei letzteren sahen sie Elvis Presley und entschieden sich, musikalisch auf den Rockabilly-Stil (sprich Rock’n’Roll) einzuschwenken. In Houston wurde sie einige Monate für das Grand Prize Jamboree verpflichtet.
1956 veröffentlichten sie bei dem kleinen Label Buddy Records in Marshall/Texas ihre erste Single. Zwei Titel hatten sie dafür in der Radio Station KTAE eingespielt: Thomas LeVan Givens-vocal, rhy. g, Carl Bailey Adams-lead g, James "Sonny" Trammell-steel g, Edward "Eddie Hall" Dettenheim-b und Tim ?-d. Die am 01. April 1956 veröffentlichte Single floppte.
Im Jahr danach unterzeichnete Blake 1957 bei RCA Victor. Dort nahm er mit seinen Musikern am 15. April 1957 in Nashville insgesamt vier Songs auf, alles Eigenkompositionen der Band-Mitglieder, von denen der stärkste Titel “Honky Tonk Mind“ von Johnny Horton gecovert wurde. Tommy hatte noch versucht, Johnny Horton’s Columbia-Veröffentlichung zu stoppen, doch das dortige Management und die Produktion setzten sich darüber hinweg, benannten den Titel in “The Woman I Need“ um und setzten einen anderen Autor darunter. Die Streitigkeiten endeten damit, dass Columbia Records zügig veröffentlichte und RCA die Tommy Blake-Scheibe vom Markt nahm. Chet Atkins, der zur damaligen Zeit für RCA tätig war und bei den Aufnahmen von Tommy Blake die Produktionsleitung inne hatte, veröffentlichte zwar noch eine Single von Blake, sorgte jedoch in der Folge dafür, dass Blake bei RCA "kein Bein mehr an die Erde bekam". Bei der RCA-Session wurden die Musiker verstärkt um Floyd Cramer-p, William D. "Buddy" Killen-b und Farris Coursey-d.
Nach Problemen mit dem Label wechselte Blake nun im August 1957 zu Sun Records, der Geburtsstätte des Rockabilly. Sein Song “Flat Foot Sam“ (Sun 278), eine Cover-Version des Rhythm’n’Blues-Titels von T.V. Slim auf Checker 870, verkaufte sich seit September 1957 gut genug, um bei Sun Records im März 1958 eine weitere Single (Sun 300) aufzunehmen und mit den angestammten Sun-Studiomusikern zu spielen (Roland Janes-g, Sid Manker-g, Stan Kesler-b, Jimmy Wilson-p, J.M. Van Eaton-d). Am 16. März 1958 gehörte sogar Edwin Bruce einmal als Gitarrist zu den Studio-Musikern einer Session für Aufnahmen von Tommy Blake. Eingespielt wurde u.a. der Titel “I Dig You Baby“ für die Single-Veröffentlichung Sun 300.
Bei den Titeln der Single Sun 278 wurde Tommy Blake gesanglich von The Singing Son begleitet. Dahinter verbargen sich die Chor-Interpreten Andrew Mitchell, Johnny Pryor, Elijan Franklin und Johnny Franklin.
Sein Stück “Ballad Of A Broken Heart“, unveröffentlicht mit seiner eigenen Interpretation, wurde 1960 von Johnny Cash als “The Story Of A Broken Heart“ für Sun 343 auf den Markt gebracht. Tommy hatte seine Autorenrechte an Sam Phillips abgetreten.
Obendrein war der Gitarrist Carl Adams aus der Gruppe ausgestiegen und hatte sich Dale Hawkins angeschlossen und dort für eine Nachfolge von James Burton gesorgt. Auch Eddie Hall verabschiedete sich und schließlich beendete Sam Phillips das Vertragsverhältnis wegen Erfolglosigkeit. Tommy Blake verarbeitete diese Rückschläge, denn er sah seine Zukunft nicht mehr beim Rock’n’Roll, sondern in der Country Musik und beim Schreiben von Songs. Er ging eine berufliche Partnerschaft mit dem Songwriter Carl Robert Belew ein. Sie wurden ein gutes Gespann-musikalisch gesehen, jedoch schlechte Geschäftsleute. Sie verhökerten ihr Material und andere Interpreten feierten die Erfolge.
Carl Robert Belew, * 21. März 1931 in Salina/Oklahoma, + 31. Oktober 1990, war ein Country-Musiker und Songwriter. Er begann seine Karriere 1955 mit Radioprogrammen. Er arbeitete mit der Cliffie Stone Show, der Town Hall Party und der Louisiana Hayride in 1957.
1958 legte er mit “Stop The World (And Let Me Off)“ eine erste populäre Komposition vor. Johnnie & Jack erreichten mit diesem Titel die Top 10 der C&W-Charts. Weitere bemerkenswerte Werke waren “Lonely Street“ (Andy Williams auf Cadence 1370) und “Am I That Easy To Forget“, geschrieben für die Schauspielerin Debbie Reynolds (Dot 15985) und auch von ihm selbst erfolgreich auf Decca 9-30842 interpretiert.
Tommy Blake hatte Carl Belew kennengelernt, als dieser den Titel “Cool Gator Shoes“ auf Decca 9-30947 herausbrachte. Es war die Komposition von Tommy Blake. Belew und Blake verfassten den Titel “Tender Years“, gaben ihre Rechte jedoch weiter und der Song wurde mit George Jones im Jahr 1961 ein # 1-Hit der Country Charts, ohne dass die Ur-Verfasser davon profitieren konnten.
Nach seiner Zeit bei Sun war Blake bei verschiedenen Labels unter Vertrag, unter anderem bei Recco mit Aufnahmen im Dee Marais Studio von Shreveport (1959). 1960 ging er nach Los Angeles und nahm unter der Produktionsleitung von ex-Rhythm Orchid Jimmy Bowen auf. Die Aufnahmen erschienen auf einer Single von Aetna Records (103641) und 1962 auf einer weiteren Schallplatte für Chancellor Country (CW-101).
Als die Erfolge als Tommy Blake nachließen versuchte er es noch unter seinem richtigen Namen Van Givens und veröffentlichte für 4 Star Records 1765 (1964), Bragg 213 (1964), Musicor 1145 (1965) und Paula Records (1967) mit drei Singles, was seine Situation jedoch auch nicht wesentlich verbesserte. Nach seinen Aufnahmen bei Paula arbeitete er seit 1970 als Zimmermann. Er verfiel zusehends dem Alkohol. 1972 kam ein Herzinfarkt dazu. Bevor er 1976 nach Georgia übergesiedelt war, hatte er sich von seiner ersten Frau getrennt. Nach einer weiteren Heirat zog er wieder in die Nähe von Shreveport, in der Hoffnung, dass alte Erfolge sich wiederholen. Aber die Alkoholsucht machte ihn kaputt.
Tommy Blake starb, als es am Weihnachtsabend 1985 zwischen ihm und seiner Gattin Samantha Carter zu einer Auseinandersetzung kam und ein tödlicher Schuss fiel. Sein Leben begann als Jugendlicher unter unglücklichen Umständen, die Erfolge seiner Karriere waren nicht unbedingt überragend und sein Leben endete auf tragische Weise. Was bleibt, ist seine Musik.
Gruß
Dietrich