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Gepostet: 12.08.2013 - 13:55 Uhr  ·  #13
Es war vorhersehbar... die Diskussion über das eigentliche Thema des Threads ist zu einer Art Grundsatzdiskussion geworden: was ist Rock'n'Roll und was nicht? Gerds Ausführungen zu Sprache und Kommunikation sind natürlich richtig. Doch Begriffe wechseln eben ihre Bedeutung, insbesondere dann, wenn eine neue Genaration einen Begriff übernimmt, obwohl sie mit dem, was der Begriff ursprünglich bedeutete, nicht aufgewachsen ist und sich damit nicht identifizieren kann, wohl aber mit Weiterentwicklungen der ursprünglichen Bedeutung.

Wenn der "Summertime Blues" in der deutlich abgewandelten Version von Blue Cheer erklingt, ist das nun Rock'n'Roll oder nicht? Verkörpert nicht gerade dieser Song, auch und ganz besonders hinsichtlich des Textes, das wirkliche Rock'n'Roll-Gefühl? Wird dieser Song denn ein anderer, wenn eine nachgewachsene Generation neue musikalische Elemente hineinbringt?

Wie ist es mit den Rolling Stones? Die gibt's "erst" seit 1962, und doch sind sie allgemein als die "größte Rock'n'Roll-Band aller Zeiten" anerkannt. Sie haben mit relativ authentischen Coverversionen des R&R angefangen, doch ist "Let It Bleed" noch Rock'n'Roll? Was ist mit dem Song "Rock & Roll" von Led Zeppelin, was mit der ebenso betitelten LP von Vanilla Fudge? Mit Rock'nRoll im ursprünglichen Sinn haben diese Beispiele doch relativ wenig zu tun. Oder doch? Ist der erwähnte LedZep-Song nicht doch "nur" eine Fortführung des Rock'n'Roll mit nur geringfügig anderen Mitteln? Und gilt das dann nicht auch z.B. für die Musik, die Status Quo seit etwa 1970 machen?

Ob es uns gefällt oder nicht, wir müssen es wohl akzeptieren, daß der Begriff "Rock'n'Roll" im Laufe der Jahre seine Bedeutung gewandelt hat. Volker hat es auf den Punkt gebracht: Rock'n'Roll wird heute als Bezeichnung für "fetzige Rockmusik" verwendet, das ist ein Fakt, den wir nicht ignorieren können. Daher halte auch ich es für sinnvoll, für die Musik von Chuck Berry, Eddie Cochran etc. den Begriff "klassischer Rock'n'Roll" zu verwenden, oder, wie ich es seit einiger Zeit mache, "50er-Jahre-Rock'n'Roll". Den Versuch, späteren Generationen beizubringen, das, was sie als Rock'n'Roll bezeichnen, sei gar keiner, halte ich für aussichtslos. Der Zug ist längst abgefahren...

In diesem Sinne: It's only Rock'n'Roll, but I like it... :D

Gruß, Wolfgang
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Gepostet: 14.08.2013 - 22:43 Uhr  ·  #14
Moin moin,

die Vorschläge, von "klassischem Rock'n'Roll" oder "50er-Jahre-Rock'n'Roll" zu sprechen, finde ich sehr gewinnbringend.

Ich wollte hier auch keineswegs zum x-ten mal die selbe Diskussion vom Zaum brechen, mir geht es nur gegen den Strich, wenn glorifizierend oder abwertend in gute Säufer und miese Fixer oder wahre Rock'n'Roller und stümperhafte Nachmacher aufgeteilt wird (ja, ich polarisiere hier mal wieder, aber darauf läuft es doch hinaus, auch wenn man weichgespülte Formulierungen dafür verwendet)

Worauf ich hinaus wollte - darauf ist nicht so richtig eingegangen worden - ist, dass wir wohl oder übel akzeptieren müssen, wenn Musiker ihre Musik "Rock'n'Roll" nennen, weil sie sich quasi als Nachfahre oder in der Tradition des Rock'n'Rolls verstehen. Oder würde jemand von Euch einem Shakin' Stevens oder einem Francis Rossi das Recht absprechen wollen, sich als Rock'n'Roller zu fühlen oder ihnen - hätte man die Gelegenheit dazu - erklären, dass sie sich irren und dass sie das von sich nicht behaupten dürfen?

Deshalb - und das war ja die Ausgangsfrage - ist dieser Mythos vom Sex & Drugs & Rock'n'Roll entstanden, obwohl weder der Slogan, noch der Song in die Rock'n'Roll-Zeit gehört.

Abgesehen davon hat mich erst kürzlich zum wiederholten Male ein Konzert von Boppin' B begeistert. Für mich ist das, was sie auf die Bühne bringen, lupenreiner authentischer Rock'n'Roll.
Warum auch nicht? Wenn Chuck Berry, Little Richard oder Jerry Lee Lewis heute noch Konzerte geben, ist das ebenso Rock'n'Roll. Aus wenn es lange lange nach 1962 stattfindet.

Ich bin mit Gerd völlig einer Meinung, dass der "50er-Jahre-Rock'n'Roll" am 31.12.1959 abgeschlossen war und der "klassische Rock'n'Roll" 1962, bei uns in Europa vielleicht auch erst 64/65, als Beatles, Stones, Animals u.a. durch ihre Coverversionen die "50er-Jahre-Rock'n'Roller" in Europa erst so richtig populär gemacht haben.

Kulturelle Phänomene sind eben weder mit Schubladen noch mit Zahlen zu erfassen.
Es ist doch der gewisse Stil der Musik, der uns immer wieder so viel Freude macht.

Fröhliche Grüße von Thorsten
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Gepostet: 16.08.2013 - 17:38 Uhr  ·  #15
Hier gibt es eine Stunde lang Drogenmusik von den 1920ern bis in die 50er hinein:

https://soundcloud.com/themusi…e-tales-of

Es ist wirklich alles dabei, was man sich vorstellen kann, von Koks über Speed bis zum Champagner. Eigentlich könnte man sogar noch weiter zurückgehen. Eine klassische Komposition wie Berlioz' "Symphonie fantastique" handelt auch schon von nichts anderem. Die Verbindung zwischen Musik und Drogen aller Art war schon immer vorhanden, manchmal offen, manchmal codiert, manchmal als Empfehlung, manchmal einfach als Jux, manchmal als Warnung. Schon immer hat jede Musikszene "ihre" Drogen entdeckt, die zur Musik passen, und immer hat es auch die umgekehrte Entwicklung gegeben, dass die jeweiligen Drogen Einfluss auf die Musik hatten. Häufig ist nur das Problem, dass wir heutigen Hörer diese Text- oder Musikcodes nicht mehr verstehen und ihre Bedeutung deshalb kaum noch zuordnen können.
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