Hallo,
bei den bisher verschiedenen Links war kaum aufgefallen, dass bisher wenig Discografisches geschrieben steht – ich glaube, damit liege ich richtig? Hier in Finnland sind die blonden Nordländerinnen nicht zu übersehen – aber in den 50er Jahren war es Bibi Johns, das „blonde Quecksilber aus dem Norden-blauäugig, temperamentvoll u. wie Lava unter Eis“, die die deutsche Musikszene aufmischte: Weltgewandt, nett und adrett, wie man damals sagte, vermittelte sie die Ausstrahlung, die sowohl Frauen als auch Männer ansprach. Für die einen konnte sie die gute Freundin sein, für die anderen hatte sie den damals gerade noch (oder schon) erlaubten Sexappeal. Was aber wirklich zählte, war die Professionalität der Gun Birgit Johnson aus Arboga in Schweden.
Bei ihrer schwedischen Schallplattenfirma begegnete sie Nils Nobach, damals maßgeblicher Produzent bei der Electrola, der sie dazu überredete, mit ihm Probeaufnahmen in Köln zu machen. 1954 zählte sie neben Lys Assia, Friedel Hensch, Caterina Valente und Mona Baptiste zu den weiblichen Stars der Bundesrepublik. Hinzu kam, daß sich der deutsche Film für sie interessierte: 1954 begann mit Erik Odes ‘An jedem Finger zehn’ auch eine einmalige Leinwand-Laufbahn für die junge Schwedin.
JOHNS, BIBI (BIRGIT GUN JONSSON) * 21.01.1929 in der mittelschwedischen Provinz (Arboga), schwedischer Gesangstar mit einem breitgefächertem Repertoire,
Tochter eines Lastwagenfahrers-seit 1940 Werkmeister bei der Straßenbaubehörde,
sie wächst bei ihren Großeltern auf,
mit 10 Jahren singt sie mit ihrer glockenhellen Stimme bei einem Amateur-Gesangwettbewerb erste Jazz-Titel u. verdient die ersten Kronen, in der Schule ist man von ihren gesanglichen Neigungen nicht begeistert,
1943 tritt sie bei Heim- u. Tanzabenden der Jugendklubs in der Folge als Gun Bertilson auf,
Mittlere Reife (4 Jahre deutsche Sprache),
Ausbildung als Zuschneiderin u. kurzes Gastspiel an der Modehandwerksschule in Stockholm,
mit 17 Jahren folgt sie ihrer ersten Liebe u. wird gegen den Willen des Vaters für 18 Monate Mitglied der Jugendbühne Varat Gäng,
sie spielt Klarinette u. Gitarre, Lapplandtournee,
Frühjahr 1948 Auflösung der Jugendbühne,
Job als Schallplattenverkäuferin in einem Stockholmer Vorort,
Gesangunterricht,
Mitglied als Gitarristin in einer Hawaii-Damen-Kapelle,
Examen auf der Modeschule,
1949 als Gitarristin Auftritte mit dem Trio Yvonne Modin,
ab Herbst 1949 Vokalistin als BIBBI JOHNSON in mehreren Unterhaltungsorchestern (Henrik-Norin-Band) u. Jazzbands (1950 u.a. in der Jazzband Metronomes-Namensvorbild für die sich in Gründung befindende Schallplattenfirma Metronome),
1949 Schallplattenaufnahmen für HMV,
Engagement im feudalen Stockholmer Nachtklub La Visite bei der Kapelle von Thore Swanerud,
zusätzlich nimmt sie weiterhin Gesangstunden,
übt Ballett u. lernt Fremdsprachen (englisch u. französisch),
Mai 1951 Deutschland-Debüt in Stuttgart als Solistin im Unterhaltungsorchester des SDR u. im Oktober aus Anlass der "Woche der leichten Musik",
am 04.12.1951 geht sie in New York an Land,
nach monatelangen zunächst ergebnislosen Bemühungen kann sie im April 1952 bei RCA eine erste Schallplatte ("The Night Is Filled With Echoes"/"Someone To Kiss Your Tears Away") besingen,
Juli u. Oktober 1952 weitere Aufnahmen, erster Erfolg u. neue Engagements,
im April 1953 gewinnt sie den Radio- u. TV-Wettbewerb "Chance of a Lifetime",
im Juni 1953 besucht sie ihren Vater zu seinem 50. Geburtstag in der Heimat u. ihre Schallplattenfirma HMV,
Begegnung mit dem Electrola-Produzenten NILS NOBACH,
Okt. 1953 Stippvisite in Deutschland u. im November 1953 als BIBI JOHNSON erste Schallplattenveröffentlichung ("Sehnsucht"/"Ich Habe Solche Angst"-EG 8019) für Electrola (Aufnahmen bis 1958),
durch den Anfangserfolg wird die Rückkehr in die USA wird verschoben,
Star-Tourneen in Deutschland, Aufstieg zum blonden Lieblingsstar der Deutschen,
1953 größerer Erfolg mit "Bella Bimba",
weiterhin Aufnahmen auch im Duett mit ANGÈLE DURAND ("Bye Bye Baby"-1953),
PAUL KUHN ("Ich Möchte Auf Deiner Hochzeit Tanzen"-1955),
PETER ALEXANDER ("Schon Wieder Mal"-1956),
FRED BERTELMANN ("Im Hafen Unserer Träume"-1956) u.
GUNNAR WINCKLER ("Das Schiff Geht In See Heute Nacht"-1957),
Beginn einer bis 1963 währenden Karriere als Film- u. Schallplattenstar,
1954 Ehe-Intermezzo mit einem US-Boy u. Rückkehr in die USA, privates Pech,
noch 1954 Rückkehr nach Deutschland,
neue Freundschaft mit ERWIN LEHN u. Wechsel nach Stuttgart, Patentante von Lehn’s kleiner Tochter, Haussängerin bei ERWIN LEHN,
1956 mit ERWIN LEHN "Berliner Woche des Süddeutschen Rundfunks",
1957 Wechsel zur Polydor,
Erfolge u.a. mit "Aber Nachts In Der Bar",
Duettaufnahmen mit PETER ALEXANDER ("Wir Seh’n Uns Wieder"-1958),
JOHN WARD ("Das Kann Gefährlich Sein"-1961),
HAZY OSTERWALD SEXTETT ("Geldregen"-1961),
JONNY ("Leder-Lilly"-1961),
BILL RAMSEY ("Nichts Gegen Die Weiber"-1961) u.
GÜNTER KALLMANN ("Der Große Haufen Geld"-1963),
KLEIN-ROLF,
1958 Vorstellung in der Bravo in "Stars von heute", als die Interpretin Kritik an einem FELTZ-Text äußert, lässt er sie fallen, außerdem steht sie bei Polydor in Konkurrenz mit CATERINA VALENTE,
Auftritt in der TV-Show "Bonsoir, Kathrin!"-1964,
1959-68 mit dem Regisseur Michael Pfleghar verheiratet,
1959-Ende 1960 Wechsel zur CYPRYS-Produktion nach Hamburg,
1961 Rückkehr zur FELTZ-Produktion in Köln,
1964/65 Vogue,
Sommer 1965/66 Turicaphon AG/Elite Special,
1966 Schlagerfestival ("Schade D’rum" mit eigenem Text),
1968 Metronome,
1970 United Artists,
1971 MAM,
Textdichterin unter den Pseudonymen JOHNNY CARLSON u. INA DOSSO,
in den 60er Jahren kommerzieller Durchbruch in Schweden,
im deutschen Fernsehen etabliert sie sich als Star, zwei eigene TV-Shows ("Kennen Sie Miss Johns?") u.
Auftritte in unzähligen Unterhaltungssendungen u.a. "Drei Kleine Helle"-1959, "Lieben Sie Show?", "Sing Mit Horst", "Paul’s Party", "Peter Garden Party", "Zu Jung, Um Blond Zu Sein"-1961, "Die Alte Welle",
zu Beginn der 70er Jahre eigene wöchentliche TV-Show in England,
Plattenproduktionen für den englischen Markt,
Sängerin u. Co-Moderatorin in der "Rolf Harris Show",
1991 40 jähriges Bühnen-Jubiläum,
in den 90er Jahren "Ostseemelodie", "Traumschiff",
Schallplattenaufnahmen in London,
Filme
"Mädchen Mit Musik Im Blut (Flicka Med Melodie)"-1953 (in Schweden),
"An Jedem Finger Zehn"-1954,
"Große Star-Parade"-1954,
"Ball Im Savoy"-1955,
"Wie Werde Ich Filmstar?",
"Ich Und Meine Schwiegersöhne"-1956,
"1000 Melodien"-1956,
"Sag’ Es Mit Musik (Ich Sing Mich In Dein Herz)"-1956,
"Die Rosel Vom Schwarzwald"-1956,
"Musikparade"-1956,
"Die Unschuld Vom Lande"-1957,
"Unter Palmen Am Blauen Meer"-1957,
"Liebe, Jazz Und Übermut"-1957/58,
"Wenn Frauen Schwindeln"-1958,
"Die Frau Mit Melodie"-1958,
"Wehe, Wenn Sie Losgelassen"-1958,
"Kleine Leute Mal Ganz Groß (Wenn Musik Spielt, Bin Ich Glücklich)"-1958,
"Europas Neue Musikparade 1958",
"La Paloma"-1959,
"Adieu, Lebewohl, Goodbye"-1960,
"Heute Gehen Wir Bummeln"-1961,
mit dem nötigen zeitlichen Abstand u. einem schuß liebevoller Ironie singt sie in ihren heutigen Programmen wieder ihre alten Erfolgsschlager,
Juni 2004 "Götz Alsmann-Revue",
LP "Bella Bimba"-19.. u. die CDs "Bella Bimba"-1992, "Zwei Herzen Im Mai"-1992, "Aber Nachts In Der Bar"-1994, "Wie Sich Mühlen Dreh’n Im Wind"-1999, "Vielleicht Ein Leben Lang"-1998, "Vor Kurven Wird Gewarnt (30 kurvenreiche Songs)"-2003 auf Bear Family Records, 1997 CD "Filmtreffer 1/2"-PETER ALEXANDER in seinen Filmen-auf Bear Family Records,
Malerin foto(sur)realistischer Bilder
Gruß
Dietrich