ELLA FITZGERALD - 'First Lady Of Song'

 
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Re: ELLA FITZGERALD - 'First Lady Of Song'

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Gepostet: 07.01.2024 - 16:33 Uhr  ·  #133
Hallo,
ergänzend:

Ernestine Andersons Ausspruch, „If I had my way, I‘d sing true like Ella and breathe like Sarah Vaughan“, ist in mancher Hinsicht das credo der meisten von ihnen: sie wollen ausdrucksmäßig wie Ella Fitzgerald und phrasierungsmäßig wie Sarah klingen; manche auch umgekehrt: Sie wollen Ellas Phrasierung mit Sarahs Expression verbinden.

Gruß
Heino
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Re: ELLA FITZGERALD - 'First Lady Of Song'

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Gepostet: 08.01.2024 - 17:14 Uhr  ·  #134
Weiteres von Berendt/Huesmann:

Eine Konsequenz aus der instrumentalen Konzeption des Jazzgesangs ist auch die Entwicklung zum scat vocal – auf Texte völlig verzichtend, „sinnlose“ Silben aneinanderreihend. Louis Armstrong hat den Scatgesang bereits in den zwanziger Jahren „erfunden“, und man erzählt sich, er sei dadurch dazu gekommen, dass er 1926 bei der Plattenaufnahme zu “Heebies Jeebies“ den Text vergessen habe.

Anita O'Day, June Christy, Sarah Vaughan, Carmen McRae, Dakota Staton, Jackie Cain, Annie Ross, Betty Roche, Betty Carter, Dianne Reeves, Maria Joäo und andere haben hervorragende scat vocals gesungen, aber die eigentliche Meisterin des Scats - oft sagt man auch des Bebop Vocals - bleibt Ella Fitzgerald.

Es ist wichtig zu sehen, dass das Scatten - das textlose Singen von „beliebig“ aneinandergereihten Silben - nichts mit "Nonsense-Vokalisen" zu tun hat. Denn gänzlich austauschbar sind die scat vocals berühmter Jazz-Vokalisten keineswegs. Nicht jede Silbe eignet sich für jede musikalische Situation. „Scat-Sängerinnen wählen ihre Lieblingssilben wie Hofdamen Perlen beim Juwelier“, meinte ein Kritiker.

Manche Silben erlauben es Vokalisten, nur ganz bestimmte einzelne Qualitäten verschiedener Instrumente zu imitieren, während wiederum andere Silben denjenigen individuellen Sound markieren, den Sänger als Markenzeichen entwickeln. Und deshalb hat jede große Scat-Vokalistin ihre persönliche Spezialität in der Behandlung von Silben, erläutert Carmen Lundy: »Viele Scat-Sängerinnen verwenden die Silbe dwee sehr oft. Ella Fitzgerald benutzt demgegenüber nicht gerade oft das dwee. Sie gebraucht mehr das bee-bop-bop-bah-ooo-bee-doo-bee. Sie benutzt mehr die bee und dee-Sounds. Später kam ich dazu, Betty Carter zu hören. Sie gebrauchte mehr die da- und la-Vokale, die louie-ooie-la-la-la-Silben, als sei es mehr eine Zungensache für sie. Sarah Vaughan machte shoo-bee-oo-bee-shoo-doo-shoo-bee-ooo-bee. Sie hatte mehr diesen shoo-eee-bee-deee-Sound. Einmal sagte Betty Carter zu mir: „Was du tun musst, ist, deine eigenen Silben finden.“.“

Der Scatgesang bewegt sich jenseits der Song-Linie und den Wörtern der Lyrics. Er rüttelt gleichsam an den Gitterstäben der semantischen Bedeutung. Scat ist der Ausbruch aus dem Käfig der sprachlichen Logik, der Rationalität und alltäglichen Bedeutung. Die Silben führen einen Tanz unabhängig von der Schwerkraft der Worte; hier sind Wortbestandteile nicht mehr die „Wasserträger“ des textlichen Sinns, sondern verhalten sich wie freie Subjekte, die sich nur um sich selber kümmem und um die pure, schiere Freude am Klang. In einer gewissen Hinsicht ist deshalb sowohl der vokalisierende wie der Scat-Gesang eine Vorstufe zum Gesang der „freien“ Sängerinnen.

Gruß
Heino
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