Hallo,
vor vielen vielen Jahren wurde durch den MFC versucht, der Gerd Alzen-Radio Show "Memory Hits" ein begleitendes Info-Blatt an die Seite zu legen. Daraus ein Nachruf zu Ral Donner aus 2007:
Seine Vorfahren waren deutsch- italienischer Abstammung. In der Familie Donner wurde die Musik sehr gepflegt, und der musikalisch-talentierte Ralph, der bereits mit dreizehn Jahren Klavier, Gitarre und Akkordeon spielte, leitete bald seine eigene Highschool-Band, "The Rockin' Five". Bald hatten die Jungs Auftritte im Fernsehen ("Time For Teens") und an anderen illustren Orten wie im Apollo Theatre und in Alan Freeds "Big Beat Show" (1958). Nach einer ersten, wenig erfolgreichen Single auf dem Scottie Label unterzeichnete Ral Ende 1960 bei George Goldners Gone Records Dies war der Startschuss für seine erfolgreiche Karriere als Plattenstar. In den Jahren 1961/62 folgte auf Gone ein Hit dem anderen: "Girl Of My Best Friend", "You Don't Know What You've Got", "Please Don't Go", "She’s Everything", "To Love Someone".
Es waren nicht diese unvergessenen Songs allein, die Ral Donner zu einem Teenage-dol machten, verblüffender noch war die frappierende Ähnlichkeit seiner Stimme mit der eines Elvis Presley. Dies führte anfangs so weit, dass Rals musikalische Person in Frage gestellt wurde und man bei seinen Singles Aufnahmen Presleys vermutete, die dieser - vom Colonel zu sehr behütet – unter einem Pseudonym herausgebracht habe. Denn neben einigen schönen Balladen nahm Ral auch etliche fetzige Rocker für Gone auf.
Erst durch Veröffentlichung von Promotion-Fotos konnte dieses Gerücht widerlegt werden. Es gibt wohl kaum Zweifel darüber, dass Ral unter den Heerscharen von Presley-Kopien derjenige war, der dem stimmlichen Timbre des King am nächsten kam, zumindest was seine Aufnahmen in den 60 ern angeht. Tatsächlich war auch sein erster Hit "Girl Of My Best Friend" eine Cover-Version eines Presley-Songs, und die Scheibe verkaufte sich in den Staaten besser, als die Original-Single Presleys in Europa. Ein willkommenes Sprungbrett, warum nicht?
Das war' s dann aber auch schon mit der Presley-Masche. Die Stimme blieb natürlich dieselbe, ansonsten jedoch griff Ral nach diesem Take-Off nie mehr auf Presley-Material zurück. Selbst als Ral Donner den Presley-Hit "No More" einspielte, hatte dieser einen anderen Text und hieß dann "To Love! Ral hatte sich - häufig unterstützt von den Starfires, einem Jordanaires-Counterfeit - freigesungen und war auf eine eigene musikalische Identität bedacht.
In den frühen 60ern, als ein Hollywood-Elvis sich immer mehr in der Anonymität begrub und vorwiegend nur noch mit seichten Soundtracks aufwarten durfte, spielte Ral zahlreiche hervorragende Aufnahmen ein, gefühlvolle Balladen, vor allern aber rockige Titel, die man beim King nun vermisste, und die von vielen Sammlern höher eingestuft werden als die sanften Liedchen eines "bekehrten" Elvis.
Im September 1961 erschien das Album "Taking Care Of Business", das neben anderen hochkarätigen Titeln renommierter Autoren wie Barry Mann und Otis Blackwell "Nine Times Out Of Ten" enthielt, der Song, aus dem Cliff Richard in Europa einen Hit machte.
Ral nahm für Gone insgesamt 29 Titel auf und konnte in diesen Tagen seines Höhenfluges rund 2 1/2 Millionen Schallplatten verkaufen. Aber bereits 1963 begann sein Stern im Hinblick auf die Charts wieder zu sinken. Auch ein Wechsel zu Reprise Records brachte nicht das erwünschte Comeback: ein so hervorragender Titel wie "I Got Burned" konnte nicht in die Hot 100 eindringen.
Nach diesem kurzem Gastspiel begann für Ral wie für viele seiner Musiker-Kollegen das berüchtigte Label-Hopping: Fontana, Red Bird, Mid Eagle, Rising Sons, Starfire, Chicago Fire usw. Seine musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten waren komplexer geworden, seine stimmlichen Fähigkeiten hatten nichts von ihrer Qualität eingebüßt, seine Fans waren ihm treu geblieben - aber obwohl Ral bis in die 80 er Jahre hinein Platten machte, konnte er keinen Hit mehr landen. Man hatte es diesem sympathischen Burschen wünschen können, der nie durch Skandale oder einen exzentrischen Lebensstil von sich reden machte, und es wäre wohl an der Zeit, der Rai Donner-Story in einer der nächsten Ausgaben dieses Magazins einen angemessenen Platz einzuräumen.
Der Sammler wird enttäuscht sein, wenn er sich heute nach Schallplatten von Ral Donner umsieht. Noch vor wenigen Jahren gab es vier Bootleg-Alben und eine offizielle Veröffentlichung, die LP "You Don' t Know What You' ve Got" – PYE NSPL 28269 (GB). Mittlerweile dürften diese Stücke wohl alle gestrichen sein. Erhältlich ist noch die LP "An Evening With Ral Donner" (Starfire 1004), die neben jüngerem Material auch einige frühe Aufnahmen enthält. Auch mit neueren Einspielungen sind wir in den letzten Jahren nicht überschüttet worden: da gab es 1980 ein kaum beachtetes Doppelalbum, das Ral seinem großen Idol unter Mithilfe von Scottie Moore, D. J. Fontana, Bob Moore und den Jordanaires gewidmet hatte.
Die bemerkenswerteste Aufnahme der letzten Jahre ist wohl die Thunder-Single "The Day The Beat Stopped", eine schöne Ballade und sicherlich einer der besseren Tribute-Songs an Elvis Presley. Ironie des Schicksals: "The Day The Beat Stopped" ist zugleich Wort für Wort zum Epilog der Karriere Ral Donners geworden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich nach dem Ableben eines Künstlers meist etwas auf dem Plattenmarkt tut. Vielleicht können wir in den nächsten Monaten doch auf einige Wiederveröffentlichungen von Rals Material hoffen, denn You Don' t Know What You' ve Got Until You Lose It.
Ral lässt seine Frau Linda und seine beiden Söhne Ral Jr. und Erik zurück.
Gruß
Heino