Hallo,
schön, dass im Netz von diesem Interpreten alle Classics-CDs KOMPLETT vorgestellt werden. Hier nun die übersetzten Linernotes. Den sich jedes Mal wiederholenden biografischen Teil stelle ich vorweg:
Clarence Williams wurde am 08. Oktober 1898 in Plaquemine Delta/Louisiana geboren, obwohl einige Quellen sein Geburtsjahr mit 1893 angeben. Seine Familie zog 1906 nach New Orleans. Schon als Jugendlicher schloss sich Clarence Williams einer reisenden Minstrel-Show als Conferencier und Sänger an. Zurück in New Orleans erhielt er Klavierunterricht und begann bereits zu komponieren und zu arrangieren. Er begann mit verschiedenen Varieté-Künstlern zu arbeiten, darunter 1917 auf einer kurzen Tournee mit W.C. Handy.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zog Clarence Williams nach Chicago, wo er ein Musikgeschäft eröffnete. Obwohl sein erster Musikverlag scheiterte, eröffnete er einen weiteren in New York, diesmal mit einem großen finanziellen Erfolg. Er begann mit Plattenaufnahmen und organisierte unzählige Sessions, hauptsächlich in New York.
Zwischen 1923 und 1928 arbeitete Williams als Talentsucher für die berühmte Plattenfirma OKeh. Neben diesen zahlreichen Aktivitäten leitete er auch seine eigenen Bands, hauptsächlich im Raum New York.
In den 1930 er Jahren verkauften sich Clarence Williams' Aufnahmen und Kompositionen weniger gut, da er nie wirklich auf den "Swing"-Zug aufsprang. Dennoch hielt er seinen Verlag aufrecht, bis er ihn 1943 für eine beträchtliche Summe an die Decca Record Company verkaufte. Er trat 1947 beim “WNYC Jazz Festival“ kurz als Pianist auf, gab seine Kompositionstätigkeit jedoch nie auf.
Nach vielen Jahren schwacher Gesundheit starb Clarence Williams am 06. November 1965 in Queens.
Clarence Williams 1921–1924
Über seine eigene unglaubliche Leistung bemerkte Clarence Williams einmal: „Seit (Manager) Frank Walker mich eingestellt hat, habe ich, Ed, an etwa 5.000 Platten mitgewirkt oder zumindest selbst welche aufgenommen. Einmal dachte ich, ich würde Geld verlieren (...1) und nahm deshalb unter vielen verschiedenen Namen auf.“
Dieser erste Band der Aufnahmen von Clarence Williams in chronologischer Reihenfolge enthält aufgrund der großen Anzahl von Titeln in seiner Diskografie nur die ursprünglich unter seinem eigenen Namen veröffentlichten Aufnahmen. Es wurde beschlossen, seine Sessions als Pianist für Bluessänger nicht aufzunehmen.
Auf den ersten Aufnahmen singt er in einem sehr archaischen Stil. “Decatur Street Blues“, erschien auf dem äußerst seltenen Label Chappelle and Stinnett, bietet ein kurzes, aber sehr interessantes Solo eines unbekannten Pianisten.
Clarence Williams nahm seine ersten Klaviersoli erst im Mai 1923 auf. Alle Stücke seiner Blue Five sind wahre Meilensteine des frühen Jazz. Diese Platten entstanden zeitgleich mit King Olivers legendärer Creole Jazz Band und halten dem Vergleich mit diesen problemlos stand. “Wild Cat Blues“ und “Kansas City Man Blues“ werden von Sidney Bechets kraftvollem Spiel dominiert. In Anbetracht der primitiven technischen Voraussetzungen der frühen Zwanzigerjahre ist Bechets Aufnahme ungewöhnlich gut gelungen.
Diese wichtige Session wird nur von den Schlussstücken übertroffen: Louis Armstrong, damals Mitglied des Fletcher Henderson Orchesters, nahm viele wundervolle Stücke mit Clarence Williams auf. Louis' Solo auf “Texas Moaner Blues“ spottet jeder Beschreibung! Inspiriert von Armstrongs Präsenz liefert auch Sidney Bechet einige unvergessliche Beiträge auf Sopran und Klarinette. Die letzten beiden Stücke zeigen die Gesangstalente von Clarences Frau Eva Taylor.
Clarence Williams 1924–1926
In einem Katalog vom April 1925 bewarb OKeh Records die hervorragenden Titelseiten dieser CD mit dem eingängigen Satz: „Machen Sie sich keine Illusionen über Clarence Williams' Blue Five. Sie sind die Jungs, die es auf die Siegertypen des Blues abgesehen haben!“
Dieser zweite Band aller Sessions unter Clarence Williams' Namen, in chronologischer Reihenfolge, beginnt mit einigen herausragenden Stücken. Als Louis Armstrong im September 1924 nach New York kam, um sich dem Fletcher Henderson Orchestra anzuschließen, machte Louis auch mehrere Aufnahmen mit Clarence Williams. Die ersten Aufnahmen von Williams' Blue Five mit Louis Armstrong und Sidney Bechet wurden bereits auf Classics 679 veröffentlicht. Das eröffnende “Mandy Make Up Your Mind“ ist eine wirklich denkwürdige Darbietung: Armstrongs Solo wurde von Gunther Schuller gründlich analysiert, der es als Beispiel für Louis' enorme Überlegenheit gegenüber allen anderen Jazz Musikern seiner Zeit bezeichnete. Darüber hinaus enthält diese Aufnahme auch das wahrscheinlich einzige Sarrusophon-Solo auf einer Aufnahme!
Im Januar 1925 war dieselbe Band wieder im Studio, um Eva Taylor mit zwei großartigen Gesangseinlagen zu begleiten. Zwei weitere Mitglieder des Henderson Orchestra, Buster Bailey und Don Redman, wurden für die nächste, etwas weniger erfolgreiche Session in die Besetzung aufgenommen.
Trotz der Abwesenheit von Sidney Bechet spielte Armstrong bei Clarence' folgenden Auftritten weiterhin wunderbar. Kurz vor seiner Rückkehr nach Chicago Anfang November 1925 nahm Louis ein letztes Mal mit Eva Taylor und den Williams Blue Five auf. Die ersten beiden Aufnahmen von 1926 zeigen eine überdurchschnittlich große Band mit eher steifen Standardarrangements. So seltsam es auch klingen mag: Zwei deutlich unterschiedliche Versionen von “I've Found A New Baby“ erschienen unter derselben Katalognummer! Rubber Mileys kraftvolles Kornett ist auf allen drei Stücken beeindruckend.
Clarence Williams 1926–1927
„Als wir mit Clarence Williams aufnahmen, wählte er die meisten Stücke aus – die, die die Plattenfirma nicht ausgewählt hatte. Natürlich wählte er viele eigene Stücke aus, aber er verwendete auch die Stücke anderer. Die Plattenfirmen spielten damals hauptsächlich Blues – Blues aus dem ganzen Land. Wir machten Platten für verschiedene Leute, und manchmal nahmen die Jungs unter verschiedenen Namen für verschiedene Firmen auf. Eine Zeit lang machte Clarence Schallplatten für jede Firma in New York.“ (Ed Allen)
Dieser dritte Band mit chronologisch geordneten Aufnahmen der verschiedenen Clarence Williams-Gruppen bestätigt die Aussage des Cornet-Musikers Ed Allen, dass die Band für fast jedes New Yorker Label aufgenommen hatte. Die Eröffnungsseiten der Stompers präsentieren eine außergewöhnliche Auswahl großartiger Musiker. Insbesondere Bubber Miley liefert ein großartiges Solo im Eröffnungsstück “Jackass Blues“. Auf der zweiten Seite ist Don Redman an der Altklarinette und auch als Sänger zu hören.
Obwohl Clarence Williams das Konzert mit dem Pianisten organisierte, mit Joe Jordan hört man ihn höchstens auf einer einzigen Aufnahme spielen. Ed Allen hat seinen ersten Auftritt bei der Session der Dixie Washboard Band am 26. Mai. Übrigens ist der Klarinettist Bennie Moten nicht derselbe Mann wie der berühmte Bandleader aus Kansas City.
Einige Wochen später nahmen dieselben Musiker unter einem anderen Namen auf, den Bluegrass Foot Warmers. An seinem letzten Termin des Jahres nahm Clarence Williams mit einer völlig anderen Besetzung auf, möglicherweise mit Tommy Ladnier und Jimmy Harrison! Die zwei Klarinetten an der Front der Jazz Kings-Stücke verleihen diesen attraktiven Aufnahmen einen sehr eigenständigen Klang. Diese CD endet mit zwei Quartettstücken, die von Floyd Caseys kraftvollem Waschbrettspiel getragen werden.
Clarence Williams 1927
“Bottomland“, eine Musicalshow, die fast vollständig von Clarence Williams konzipiert und komponiert wurde, feierte am 20. Juni 1927 im Savoy Theatre in Atlantic City Premiere. Die Produktion mit Clarence Williams, Eva Taylor, Katherine Henderson und Sara Martin war im Sommer 1927 auch etwa vier Wochen lang im New Yorker Princess Theatre zu sehen. Mehrere Stücke aus der Show wurden in dieser Zeit aufgenommen und sind auf dieser CD enthalten.
Band 4 der Aufnahmen von Clarence Williams, in chronologischer Reihenfolge präsentiert, dokumentiert seine verschiedenen Aktivitäten zwischen März und September 1927. An der Eröffnungssession, seiner ersten für das Label Vocalion, sind erneut Ed Allen und Bennie Moten beteiligt. Letzterer ist nicht mit dem berühmten Bandleader aus Kansas City verwandt.
Beim nächsten Termin wird Moten durch Buster Bailey ersetzt, damals beim Fletcher Henderson Orchester. Ein anderer prominenter Musiker, der seine ersten Aufnahmen mit Clarence Williams machte, war der Trompeter Henry "Red" Allen, der als Mitglied von King Olivers Band nach New York kam, aber kurze Zeit später ausstieg, kurz bevor er in seine Heimatstadt New Orleans zurückkehrte. Allen nahm die vier Seiten vom 07. Juni 1927 auf. Sowohl die Gesangs- als auch die Instrumentalversionen von “Slow River“ und “Zuzu Wail“ bieten starkes Spiel des 19-jährigen Trompeters.
Im Juli nahm Williams zwei der erfolgreichsten Nummern seiner neuen Show auf, wahrscheinlich mit einigen der Musiker, die damals allabendlich mit ihm im Princess Theatre auftraten.
Im August nahm er zwei weitere Songs aus der Show für das Label Paramount auf. Eine von Clarence Williams' bekanntesten Kompositionen ist “Baby Won't You Please Come Home“. Obwohl bereits von Eva Taylor und Bessie Smith aufgenommen, handelt es sich bei der vorliegenden Version um die erste Instrumentalversion. Das abschließende “Close Fit Blues“ inspirierte Cyrus St. Clair, einen ebenso begabten Banjospieler, zu einem schönen Bläsersolo.
Clarence Williams 1927-1928
Als der ‘Chicago Defender‘ vom 05. Mai 1928 die Geburt des dritten Kindes von Clarence Williams und Eva Taylor bekannt gab, schrieb er auch einige interessante Zeilen über den damaligen kommerziellen Erfolg: „Heute verfügt die Clarence Williams Music Publishing Company über ein Kapital von fast einer halben Million Dollar. Das Unternehmen gilt als der größte Musikverlag seiner Art weltweit.“
Band 5 der Aufnahmen von Clarence Williams in chronologischer Reihenfolge beginnt mit einer sehr angenehmen Session für Paramount mit Stars des Fletcher Henderson Orchestra. Beim letzten Williams-Termin im Jahr 1927 steht noch einmal Floyd Caseys Waschbrett im Mittelpunkt.
Im Januar und April 1928 verließ sich Williams erneut auf Musiker des Henderson-Orchesters, und sie nahmen einige schöne Stücke auf. Da King Oliver gezwungen war, seine Dixie Syncopators aufzulösen, nutzte er die Gelegenheit für Aufnahmen in New York und nahm an mehreren Sessions mit Clarence Williams teil. Die kraftvolle Zwei-Kornett-Frontlinie bestehend aus Oliver und Ed Allen bringt viel Feuer in diese Auftritte.
Im Juni 1928 organisierte Williams auch eine Session unter Olivers Namen, die einen interessanten Vergleich mit diesen Stücken ermöglicht (siehe Classics 618).
Clarence Williams nahm zwar auch weiterhin Klaviersoli auf, doch “Organ Grinder Blues“ und “Wildflower Rag“ zeigen, dass er eher Komponist als Interpret war. Die folgenden Seiten, mit exzellenter Begleitung von James P. Johnson, unterstreichen dies noch weiter. Williams' etwas eigenartiger Gesang auf diesen Aufnahmen enthält sogar einige Jodel!
Die letzte Session dieser CD ist jedoch wieder von größter Bedeutung: Die Williams Jazz Kings spielen zwei dicht besetzte Charts, die sowohl in Konzeption als auch Interpretation an die Arbeit von Fletcher Henderson erinnern.
Clarence Williams 1928 -1929
Ein beträchtlicher Teil der vorliegenden Titel wurde ursprünglich auf dem Label Q.R.S. veröffentlicht. Diese legendären Aufnahmen wurden in den Studios der Firma in Long Island City, nahe New York, aufgenommen. Die Haupttätigkeit der Firma war die Produktion von Notenrollen, und sie veröffentlichte weniger als 100 Jazz-Platten. Viele davon enthielten Klavierbegleitungen von Clarence Williams oder Aufführungen unter seinem Namen. Als die Firma kurz nach diesen Aufnahmen aufgelöst wurde, übernahm Paramount die Master, wodurch die originalen Q.R.S. 78er zu den seltensten Platten der späten zwanziger Jahre gehörten!
Dieser Band mit Clarence Williams' Aufnahmen in chronologischer Reihenfolge enthält eine Reihe von Kleingruppen, die der Bandleader zusammengestellt hatte. Diese Platten wurden aufgrund ihrer Seltenheit und der gelegentlichen (manchmal ersehnten!) Anwesenheit von King Oliver zu begehrten Sammlerstücken. Doch zu dieser Zeit hatte der berühmte Kornettist bereits Probleme mit seinen Zähnen und erreichte nie wieder ganz die Kraft seiner Aufnahmen von 1923 bis 1926. Sein zurückhaltenderes Spiel ist auf “Midnight Stomp“ und “In The Bottle“ zu hören. -“What You Want Me To Do“ und (wahrscheinlich) “Bimbo“. Die anderen Kornett-Solisten sind Ed Allen und Ed Anderson. An der Posaune bekommen wir eine schöne Kostprobe von Ed Cuffee, der zu einer tragenden Säule bei den Mc Kinney's Cotton Pickers, Fletcher Henderson und Count Basie wurde. Benny Waters ist häufig an der Klarinette und am Tenorsaxophon zu hören. Geboren wurde er 1902. Seine Karriere erstreckt sich von 1927 mit Charlie Johnsons Paradise Orchestra über Lips Page (1938), Claude Hopkins (1940), Jimmie Lunceford (1940) bis zu Roy Milton (1949), bevor er sich in Paris niederließ, wo er fast vierzig Jahre lang spielte und aufnahm.
Clarence Williams 1929
1928 war ein sehr arbeitsreiches Jahr für Clarence Williams. Er absolvierte zahlreiche Sessions unter seinem Namen Gat, die in diesem Album veröffentlicht wurden. Außerdem nahm er mit verschiedenen Bluessängern auf. Ein Artikel im ‘Chicago Defender‘ vom 05. Dezember 1929 berichtete über seine bevorstehenden Projekte. Er schrieb: „Navence Williams hat viele neue Songlisten für das neue Jahr!“
Dieser Band mit den Aufzeichnungen von Clarence Weems in chronologischer Reihenfolge beginnt mit seiner großartigen Bandsession von 1929 – und was für eine großartige! Die sechs Aufnahmen seines Barrelehouse Five Orchestra, seiner letzten für das äußerst seltene Label Q.R.S., zeugen allesamt von enormem Schwung und Kraft. “Hot Lovin“, das besonders durch Floyd Caseys kraftvolles Waschbrettspiel den Leckerbissen verzaubert, ist ein Genuss. “If You Like Me“ von den Jazz Kings wurde bereits 1928 von Williams aufgenommen, aber nie veröffentlicht. Obwohl es keine Solorolle spielt, ist James P. Johnsons Klavier durchgehend zu hören. James P. eröffnet den folgenden Track und spielt die Überleitung zu Albert Socarras Flötenspiel.
Clarence begann seine Zusammenarbeit mit Vela Records eine Woche später: Seine beiden Soli enthüllen einen hochbegabten Pianisten. Im Vergleich zu James P. Johnson war er jedoch kein besonders origineller Stilist. “Close Fit Blues“ ist wieder etwas zurückgetreten, wieder für ein kleines Label, beginnt mit einem wilden Spiel von Ed Anderson über den Rohrblattinstrumenten.
Diese Seite enthält außerdem ein mutiges Posaunensolo von Ed Cuffee und einen Refrain von Cyrus St. Clair an der Tuba. Beide Stücke vom 16. April geben Experten weiterhin Rätsel auf. Eine vollständige Besetzung wurde nie zusammengestellt.
Der etwas schwache Cornettist könnte möglicherweise King Oliver sein. Dies erscheint jedoch sehr unwahrscheinlich, da beide Stücke von Fats Waller komponiert wurden. Er könnte tatsächlich der Pianist gewesen sein, was jedoch höchst unwahrscheinlich ist.
Die CD endet mit einem weiteren Set von Clarences kleiner Stammband. Angeführt wird das Ganze von Ed Allens ausdrucksstarkem Cornet.
Clarence Williams 1929–1930
Der Erfolg von Clarence Williams als Geschäftsmann spiegelt sich in zahlreichen Anzeigen und Erwähnungen in zeitgenössischen Zeitungen wider. Eine anmaßende Anzeige vom August 1929 lautete: „Der Musikverlag Clarence Williams, der 2010 gegründet wurde, veröffentlicht seinen neuen Katalog für die kommende Saison, und der clevere Komponist und Verleger behauptet, er werde die Welt aufhorchen lassen!“
Dieser Band mit den Aufnahmen von Clarence Williams, die in chronologischer Reihenfolge präsentiert werden, beginnt mit einer weiteren Session seiner Jazz Kings. Beide Titel enthalten eher lockere Gesangseinlagen des Bandleaders, sind aber durch das feine Spiel des Cornetisten Ed Allen in Erinnerung geblieben, dessen kraftvolle Führung auch auf den Aufnahmen der Washboard Band deutlich zu hören ist. Der Klarinettist, der auf “High Society“ das Solo spielt, ist noch unbekannt. Auf beiden Aufnahmen vom 09. Oktober ist ein weiterer hervorragender Cornetist zu hören: Charlie Gaines, der im selben Jahr auch mit Fats Waller and His Buddies aufnahm (siehe Classics 689). Sein Refrain nach Margaret Websters Gesang in “You've Got to Give Me Some“ bestätigt seinen hervorragenden Ruf.
An den faszinierendsten Aufnahmen auf dieser CD ist auch der Pianist James P. Johnson beteiligt: Er spielt auf “You Don’t Understand“ ein Celesta-Solos und ist auch auf dem zweiten Stück deutlich zu hören.
Noch besser ist die Session vom 03. Dezember 1929: Als Mitglied einer größeren Band wird Johnson kein Soloraum eingeräumt, aber sein Klavier ist auf beiden Stücken prominent vertreten. Diese Aufnahmen wurden als neue Perspektiven auf neckische, mitreißende Melodien angepriesen.
1930 erwies sich für Clarence Williams als weniger produktives Jahr, da seine künstlerische und geschäftliche Karriere von den Auswirkungen der Depression nicht verschont blieb. Trotz schwerer Zeiten nahmen Williams und James P. Johnson im Januar desselben Jahres zwei gut gelaunte Duos auf.
Nach fast drei Monaten ohne eigene Sessions kehrte Williams im April 1930 mit seiner Washboard Band ins Studio zurück.
Clarence Williams 1930 1931
1930 sah sich Clarence Williams mit zwei Problemen konfrontiert, die seine Aufnahme- und Geschäftsaktivitäten stark beeinträchtigten. Die Depression hatte die Schallplattenverkäufe drastisch reduziert, insbesondere die von Blues-Sängern und kleinen Jazz-Gruppen. Die Erfindung des Tonfilms verdrängte allmählich die große Varieté-Tradition.
Dieser Band enthält die Aufnahmen von Clarence Williams. Die in chronologischer Reihenfolge präsentierten Aufnahmen umfassen seine letzten Sessions von 1930, seinem letzten Jahr mit solch regelmäßiger und produktiver Aufnahmetätigkeit. Das Eröffnungsdatum ist bemerkenswert wegen der Anwesenheit des Pianisten Herman Chittison, der später viele großartige Aufnahmen unter seinem eigenen Namen machte (siehe Classics 690). Clarence Williams ist hier als Sänger und Jug-Bläser zu hören, kehrt aber einige Wochen später für zwei schöne Soloaufnahmen ans Klavier zurück.
Die Levee Loungers, eine größere Band, produzierten die erste Aufnahme von “Shout Sister Shout“, einer Melodie, die später von den Boswell Sisters als Titelsong übernommen wurde. Einige Diskografien führen Roy Eldridge als einen der unbekannten Trompeter auf (ebenfalls auf der Juli-Session), was jedoch eher zweifelhaft ist.
Ab der Oktober-Session begann Clarence Williams mit der regulären Big Band von Bingie Madison aufzunehmen. Obwohl das Orchester nie unter diesem Namen aufnahm, wurde es auch als Begleitung für King Oliver und James P. Johnson engagiert.
Diese und die Novemberaufnahme sind musikalisch den meisten anderen Aufnahmen von Williams aus dem Jahr 1930 überlegen. Im gesamten Jahr 1931 nahm Williams nur drei Titel unter seinem eigenen Namen auf, wiederum mit dem Bingie Madison Orchester. Dass Clarence Williams sich nun auf die Aufnahme neuer Arrangements alter Hits konzentrierte, ist ein weiterer Hinweis auf die künstlerischen und kommerziellen Probleme, mit denen er damals zu kämpfen hatte.
Clarence Williams 1933
In den Jahren 1931 und 1932 nahm Clarence Williams nur vier Titel unter seinem eigenen Namen auf. Verglichen mit seinen häufigen Studiobesuchen in den 1920 er Jahren war dies sowohl finanziell als auch künstlerisch ein schwerer Rückschlag. 1933 erholte sich die Plattenindustrie allmählich von ihrer schlimmsten Krise, und Clarence Williams konnte endlich wieder häufiger aufnehmen.
Dieser Band mit den Aufnahmen von Clarence Williams, in chronologischer Reihenfolge präsentiert, enthält die meisten Sessions, die er 1933 unter seinem eigenen Namen machte. Die Eröffnungsstücke werden von Clarences Frau Eva Taylor gesungen, die auf “I Like To Go Back“ von ihrem Mann (und Clarence Todd) begleitet wird. Das Waschbrett wird sehr wahrscheinlich vom Bruder des Bandleaders, Willie Williams, bedient, was die Band fast zu einer Familienband macht.
Im Juli sowie bei seiner zweiten August-Session nahm Clarence Musik auf, die an seine Arbeit in den späten Zwanzigern erinnerte, vor allem dank Floyd Caseys spritzigem Waschbrettspiel. Am 07. August 1933 nahmen Clarence Williams and His Jug Band eine Reihe großartiger Stücke auf, wieder mit Gesang von der Bandleaderin Eva Taylor und Clarence Todd, einem Gesangstrio, das von Columbia als The Lowland Singers angekündigt wurde. Banjospieler Ikey Robinson, deutlich beeinflusst von Cab Calloway, übernahm bei dieser Session den Scat-Gesang. Neben Herman Chittison fungierte Willie "The Lion" Smith als zweiter Pianist. Clarence Williams' eher ungewöhnlicher Gesang bei “After Tonight“ verleitete einige frühe Diskographen zu der irrtümlichen Schlussfolgerung, der Sänger sei Chick Bullock. Es handelt sich jedoch um den Leader selbst, der seine Vielseitigkeit nicht nur als Pianist, sondern auch als Sänger unter Beweis stellt!
Diese CD endet mit einer weiteren schönen Small-Band-Session, bei der Ikey Robinson (an Banjo und Gitarre) Floyd Casey und Cyrus St. Clair ersetzt. Robinsons Virtuosität und Swing kommen während der Session vom 07. August besonders gut zur Geltung. Fortsetzung folgt...
Clarence Williams 1933–1934
Bezieht sich auf den Zeitraum, den die Musik auf dieser CD abdeckt. Tom Lord bemerkte über Clarence Williams: „Es muss wie in alten Zeiten gewesen sein, da Clarence so häufig Aufnahmen machte. Seine Aufnahmen sind nicht mit denen der Vocalions von Henry "Red" Allen oder Putney Dandridge (ebenfalls auf Classics oder den Fats Waller Victors erhältlich) vergleichbar, da es sich dabei hauptsächlich um populäre Lieder handelte. Clarence nahm einige auf, was darauf hindeutet, dass Vocalion seiner Musik eine gewisse Anziehungskraft zuschrieb.“
Dieser Band mit den Aufnahmen von Clarence Williams stellt in chronologischer Reihenfolge ausführlich den überschwänglichen Cecil Scott vor. Nachdem er das Orchester der Scott Brothers geleitet und mit ihm Aufnahmen gemacht hatte, erwarb sich Cecil bald den Ruf, einer der aufregendsten Jazz-Musiker der dreißiger und vierziger Jahre zu sein: Er ist auf vielen Platten von Henry "Red" Allen zu hören. Teddy Wilson, Willie "The Lion" Smith, Teddy Hill, Frankie Newton sowie Nachkriegssessions von Dicky Wells, Sandy Williams, Rex Stewart und Art Hodes.
Bei der Aufnahme im März 1934, bei der er sowohl auf der Klarinette als auch auf dem Tenorsaxophon Soli spielt, wird er von Louis Jordan (der sein Gesangsdebüt gibt) und Charlie Gaines begleitet, der “I Can't Dance“ komponiert und die Urheberrechte am Tag vor der Session an Clarence Williams verkauft hat. Dies wurde ein sehr beliebtes Lied, das später von zahlreichen Künstlern gecovert wurde.
Die anderen Aufnahmen, manchmal getrübt durch abgedroschenes Material und langweiligen Gesang von Chick Bullock und Dick Robertson, sind von unbeschwerter Stimmung geprägt und werden durch den unverwechselbaren Touch von Floyd Caseys Waschbrett und Cyrus St. Clairs Tuba geprägt – Instrumente, die zu dieser Zeit von den meisten anderen Musikern aufgegeben worden waren. Schade, dass James P. Johnson, der Meister des Stride-Pianos, nur selten zu hören ist. Dies könnte zum mangelnden Erfolg und damit zur Seltenheit dieser Schallplatten beigetragen haben.
Clarence Williams 1934
Obwohl Clarence Williams weiterhin häufig Aufnahmen machte, war seine Blütezeit als aktiver Musiker im Showgeschäft fast vorbei. Er trat zwar noch gelegentlich live auf, doch die Zeit, in der er in den berühmtesten Clubs und Theatern spielte, war unwiederbringlich vorbei. Im Mai 1934 arbeiteten er und Eva Taylor nachweislich im Uptown Y.M.C.A. in der 135. Straße in New York. Weitere Engagements sind jedoch nur wenige dokumentiert.
Dieser Band mit Aufnahmen von Clarence Williams, chronologisch geordnet, beginnt mit einer Session, bei der seine Frau Eva Taylor auf mehreren Stücken mitwirkte. Sie hatte seit fast einem Jahr auf keiner Aufnahme ihres Mannes mehr gesungen. Auf “Organ Grinder Blues“, nicht zu verwechseln mit dem bekannteren “Organ Grinder Swing“ von Will Hudson, nennt der Bandleiter die Namen der Musiker. Kurioserweise kündigt er Ed Allen als "Big Fat Red Allen" an – doch der zu hörende Kornettist ist definitiv nicht der berühmtere Henry "Red" Allen!
Es bleibt jedoch unklar, ob der Posaunist auf den Stücken vom 22. August 1934 Dicky Wells ist. Frühere Diskografien deuteten auf J.C. Higginbotham oder Ed Cuffee hin, doch die Fakten bestätigen die Möglichkeit von Wells' Anwesenheit.
Die Soli des Posaunisten auf “Crazy Blues“ und “The Stuff Is Here“.
Im September 1934 begann Clarence Williams mit Aufnahmen für Decca, deren wichtige "Race"-Reihe mit zwei 78ern einer Jug Band aus Alabama und Willie "The Lion" Smith am Klavier begann. Diese und die letzte Session hätten eigentlich auf den Classics-CDs unter Smiths Namen erscheinen sollen, passen aber praktischerweise auch hierher.
Anfang 1935 nahmen einige dieser Musiker tatsächlich unter dem Namen Smith auf (siehe Classics 662). Williams selbst ist nur in der Nebenrolle des Jug-Bläsers zu hören. Die zweite Aufnahme der Jug Band enthält einen Gesangspart von Williams auf dem abschließenden “Sugar Blues“. Unsere nächste Ausgabe beginnt mit der Clarence Williams-Session vom 11. September 1934.
Clarence Williams 1934–1937
1934 war das letzte Jahr, in dem Clarence Williams regelmäßig Aufnahmen machen konnte. Allein in diesem Jahr nahm er über drei Dutzend Titel auf, die meisten davon unter seinem eigenen Namen. Obwohl er weiterhin als Manager seines Musikverlags aktiv war und im Radio auftrat, war seine Glanzzeit als Star vorbei. Die letzten Aufnahmen dieser herausragenden Persönlichkeit zeigen, dass er wenig von seinem alten musikalischen Flair eingebüßt hatte.
Dieser Band mit Aufnahmen von Clarence Williams, die in chronologischer Reihenfolge präsentiert werden, beginnt mit seiner letzten Studiosession im Jahr 1934. Diskographen und Experten sind sich immer noch nicht einig, wer der Altsaxophonsolist auf “Sugar Blues“ war: Louis Jordan oder Pete Brown? Obwohl Sänger Chick Bullock, schon bekannt durch die vielen Stücke, die er zuvor mit Clarence Williams gemacht hatte, altmodisch klingt, war er immer noch ziemlich populär.
Der Bandleader selbst übernimmt den Gesang auf der folgenden Session, bei der auch seine alten Freunde Ed Allen und Cecil Scott mitwirken. Im Mai 1935 nahm Williams einige Stücke neu auf, die er zuvor im Februar als Begleiter von Sänger Josh White aufgenommen hatte. Es herrscht auch immer noch Verwirrung darüber, welche Musiker genau die Besetzung dieser Session bildeten.
Dann werden wir mit vier Stücken verwöhnt, die am 14. Mai 1935 aufgenommen wurden und die zu den besten des Musikers gezählt werden müssen; Ihr zarter Swing beruhte maßgeblich auf der Unterstützung des Waschbrettspielers, der Willie Williams hätte sein können.
Knapp zwei Jahre später kehrte Clarence Williams mit einer etwas größeren Band, darunter auch seine Frau Eva Taylor, ins Studio zurück. Sie teilt sich die Gesangsehre mit William Cooley, der offenbar irgendwo in Georgia von Williams entdeckt worden war.
Später im selben Jahr nahm Williams eine längere Reihe von Radiotranskriptionen auf, machte aber keine weiteren kommerziellen Aufnahmen. Mit Ausnahme von fünf Stücken aus den Jahren 1938 und 1941, die ebenfalls auf diesem Label erscheinen werden.
Clarence Williams 1937–1941
Ende der dreißiger Jahre war Clarence Williams einstiger Ruhm und Ruf nahezu verschwunden. Obwohl er noch gelegentlich in Radiosendungen auftrat, oft in Begleitung seiner Frau Eva Taylor, arbeitete Williams hauptsächlich für seinen eigenen Musikverlag. Fünfzehn Jahre zuvor war er zusammen mit Jelly Roll Morton, Bessie Smith und King Oliver eine der größten Attraktionen der Musikszene gewesen: drei Stars der zwanziger Jahre, die alle im Zeitraum dieser CD starben.
Dieser letzte Band mit Aufnahmen von Clarence Williams, chronologisch geordnet, beginnt mit der ersten von zwei längeren Sessions für Lang-Worth-Radiotranskriptionen. Obwohl als seine Swing Band bezeichnet, nahmen die Musiker hauptsächlich Spirituals auf, mit William Cooley als Sänger. Die beiden Instrumentalstücke lassen uns wünschen, dass die Band mehr Stücke ohne den Sänger hätte spielen können.
Sechs Monate später nahm Clarence Williams erneut für dieselbe Firma auf, nach demselben Rezept. Ganz anders und musikalisch überlegen. “There Is No Love“, nur von einem Quintett gespielt, erinnert an Aufnahmen seiner Waschbrettbands aus den späten Zwanzigern. Cecil Scott und Clarences treuer Freund Ed Allen liefern wunderschöne Soli.
1938 taucht Williams‘ Name auf drei Stücken eines Trios auf. Seltsamerweise singt und spielt er auf den Stücken dieser Session weder. Don Barker widmet sich der Hammondorgel, einem Instrument, das unter Jazz-Musikern der damaligen Zeit noch als völlige Neuheit galt, und leistet damit einen eher weniger eleganten Beitrag zu “Liza“.
Es ist fast so, als hätte RCA Victor erkannt, dass die Session vom Oktober 1941 der Schwanengesang von Clarence Williams und Eva Taylor sein könnte. Mit der wohlwollenden Unterstützung von James P. Johnson, der in den späten Zwanzigern oft mit dem Paar gespielt und Aufnahmen gemacht hatte, war dies die letzte Aufnahme von Williams. Eva Taylor selbst kehrte erst 25 Jahre später, kurz nach dem Tod ihres Mannes, ins Studio zurück.
Quelle: Anatol Schenker. Mai 1997.
Gruß
Heino
