Hallo,
nach Berendt/Huesmann:
Wichtige Sängerinnen sind aus dem Kreis um Charlie Parker und Dizzy Gillespie hervorgegangen: Sarah Vaughan, Carmen McRae und - etwas später, denn zunächst gehörte sie noch zum Orchester Lionel Hampton - Betty Carter.
Auch die jüngere Betty Carter zu den großen Bebop-Sängerinnen gehört, hat die Jazzwelt erst verhältnismäßig spät begriffen. Sie ist erst im Laufe der siebziger Jahre zum Inbegriff von Bebop-, ja von Jazzgesang überhaupt geworden. Betty Carter bewahrt die Standards, die großen Songs der amerikanischen Popularmusik, indem sie diese auf subtilste und originellste Weise fragmentarisiert und bearbeitet. Sie forderte: "Wenn du einen Standard interpretieren willst, der schon oft gespielt wurde, tue es nicht wie jeder andere. Verändere ihn. Sing ihn in deiner Art." Daher stattet sie Standards mit Introduktionen und Erweiterungen aus, die den Song völlig umformen. Obwohl niemals ein Zweifel besteht, um welchen Song es sich handelt, glaubt man doch, sie erfinde spontan - hier und jetzt - ein völlig neues Stück. Ihre Interpretationen sind gespickt mit atmosphärischen Wechselbädern und unerwarteten Stimmungsumschwüngen, mit explodierenden Rhythmuswechseln und plötzlichen Tempovariationen, und doch wird all dies getragen von der Souveränität einer Musikerin, die das Beste des klassischen weiblichen Jazzgesangs in eine ganz und gar eigenständige Sprache überführt und weiterentwickelt hat. Ihre Bands, die sie in den achtziger Jahren bis zu ihrem Tod 1998 leitete, waren ein unerschöpflicher breeding ground für die jungen Talente des aufgeklärten Mainstream-Jazz; aus ihnen sind so wichtige Spieler wie die Pianisten John Hicks und Benny Green oder die Schlagzeuger Clarence Penn, Kenny Washington und Gregory Hutchinson hervorgegangen.
Gruß
Heino