Joe Meek hat im Laufe seiner Karriere als unabhängiger Produzent 25 Platten in den britischen Top 40 unterbringen können. Allein neun davon stammen aus der Feder seines - neben Dave Adams wohl engsten - Mitstreiters Geoffrey Goddard; weitere fünf sind Gemeinschaftsarbeiten von Meek und Goddard. Meeks erste Nummer 1, "Johnny Remember Me", stammte ebenso von Goddard wie "Just Like Eddie" und "Tribute To Buddy Holly".
Geoff Goddard, * 19. November 1937, war ein an der Royal Academy of Music klassisch ausgebildeter Pianist. Ob Bach- oder Beethoven-Interpretationen aus seiner Hand für die Musikwelt wirklich eine Bereicherung gewesen wären, mag dahingestellt bleiben; seine Spielweise erinnerte eher an die eines Stummfilmpianisten, zudem hatte er die Gewohnheit, beim Spielen seltsame Schnalzlaute von sich zu geben und mit den Füßen zu trampeln. Dass er mit Kollegen wie Glenn Gould oder Friedrich Gulda nicht hätte mithalten können, scheint ihm selbst klargewesen zu sein, denn er hat diesen Weg letztlich nicht weiterverfolgt.
Für Popverhältnisse aber war er exzellenter Instrumentalist, und er ist auf etlichen Meek-Produktionen zu hören; am prominentesten sicher auf "Telstar", wo er nicht nur die Klavierarpeggios, sondern in einem dreifachen Overdubbing in zwei Oktavlagen auch die Melodiestimmen auf dem Clavioline (eine Art früher Preset-Synthesizer) spielt; auch die gegen Ende des Stücks auftauchende Stimme gehört Goddard.
Auch als Autor von simplen, eingängigen Popsongs ist Goddard hochtalentiert gewesen, da sind sich alle einig, die Songs aus seiner Feder kennen.
Aber auch auf einem anderem Gebiet hatten sich mit Meek und Goddard zwei gleichgesinnte Seelen gefunden: im Glauben an Spiritismus und alles Okkulte. In dieser Hinsicht dürfte Goddards Dachschaden den von Meek eher noch übertroffen haben; Séancen nahm er todernst, er strebte eine Ausbildung zum Medium bei der britischen Gesellschaft für Parapsychologie an, seine Faszination für Todessongs und jenseitige Themen steht der von Meek in nichts nach. In Zeitungsinterviews äußerte er, er habe die Anregung zu seiner Komposition "Johnny Remember Me", die er in 20 Minuten geschrieben hatte, aus dem Jenseits erhalten. Der Sänger John Leyton war trotz des #1-Hits nicht allzu begeistert davon, mit dieser Art von Spökenkiekerei in Verbindung gebracht zu werden.
Die Beziehung zwischen Meek und Goddard endete auf unglückliche Weise: Geoff Goddard verklagte die Produzenten und Songschreiber der Honeycombs, Ken Howard und Alan Blaikley, da er in deren Hit "Have I The Right" seine eigene Komposition "Give Me The Chance" wiederzuerkennen glaubte und ein Plagiat vermutete (ob zu Recht oder nicht, kann hier leider nicht geklärt werden, da das Demo nicht vorliegt). Meek, der Howard und Blaikley in jedem Fall halten wollte, stellte sich vor Gericht auf deren Seite - um den hohen Preis, sich mit Goddard zu überwerfen, der danach kaum noch ein Wort mit ihm sprach.
Nach Joe Meeks Tod arbeitete Goddard kurzfristig mit Cliff Richard zusammen; sein Song "My Head Goes Around" erschien 1969 auf dessen Album "Tracks And Grooves", doch es sollte sein letzter veröffentlichter Song bleiben. Goddard kam mit Richard (bzw. dessen Produzenten) nicht klar und hängte 1972 schließlich die Musikerexistenz an den Nagel.
Er ging zurück in seinen Geburtsort Reading und fand einen Job an der dortigen Universität: als Putzhilfe in der Mensa. Er hat sich darüber nie beklagt. Anders als andere Meek-Acts (wie etwa Heinz Burt) dürfte er wenigstens nicht in die Verarmung gefallen sein, denn er war der Komponist des Instrumentals "Jungle Fever", das sich als B-Seite der Telstar-Single weltweit millionenfach verkaufte. Auch später dürften ihm immer wieder einmal einige Tantiemen zugeflossen sein, nicht zuletzt durch seine Komposition auf dem Cliff-Richard-Album. Zudem gelangte 1985 seine Komposition "Johnny Remember Me" in einer Coverversion mit Bronski Beat & Marc Almond nochmals in die Top 10 in Großbritannien.
Über den privaten Goddard ist so gut wie nichts bekannt; seine Angehörigen sind nicht willens, irgendwelche Informationen über ihn preiszugeben.
Geoff Goddard starb am 15. Mai 2000 in Reading an Herzversagen.
Anhängend zum Downloaden eine Übersicht über alle Kompositionen von Geoff Goddard.
Zeichen: (**) Formal eine Meek-Produktion, tatsächlicher Produzent war aber Robert Stigwood;
(***) = Demo; nv = nicht veröffentlicht. G = Goddard; M = Meek.
Goddard selbst hat nur vier Singles veröffentlicht. Wer sie hat, oder Interpretationen seiner Songs von anderen Sängern - lasst die Scanner heißlaufen!
J.
Geoff Goddard, * 19. November 1937, war ein an der Royal Academy of Music klassisch ausgebildeter Pianist. Ob Bach- oder Beethoven-Interpretationen aus seiner Hand für die Musikwelt wirklich eine Bereicherung gewesen wären, mag dahingestellt bleiben; seine Spielweise erinnerte eher an die eines Stummfilmpianisten, zudem hatte er die Gewohnheit, beim Spielen seltsame Schnalzlaute von sich zu geben und mit den Füßen zu trampeln. Dass er mit Kollegen wie Glenn Gould oder Friedrich Gulda nicht hätte mithalten können, scheint ihm selbst klargewesen zu sein, denn er hat diesen Weg letztlich nicht weiterverfolgt.
Für Popverhältnisse aber war er exzellenter Instrumentalist, und er ist auf etlichen Meek-Produktionen zu hören; am prominentesten sicher auf "Telstar", wo er nicht nur die Klavierarpeggios, sondern in einem dreifachen Overdubbing in zwei Oktavlagen auch die Melodiestimmen auf dem Clavioline (eine Art früher Preset-Synthesizer) spielt; auch die gegen Ende des Stücks auftauchende Stimme gehört Goddard.
Auch als Autor von simplen, eingängigen Popsongs ist Goddard hochtalentiert gewesen, da sind sich alle einig, die Songs aus seiner Feder kennen.
Aber auch auf einem anderem Gebiet hatten sich mit Meek und Goddard zwei gleichgesinnte Seelen gefunden: im Glauben an Spiritismus und alles Okkulte. In dieser Hinsicht dürfte Goddards Dachschaden den von Meek eher noch übertroffen haben; Séancen nahm er todernst, er strebte eine Ausbildung zum Medium bei der britischen Gesellschaft für Parapsychologie an, seine Faszination für Todessongs und jenseitige Themen steht der von Meek in nichts nach. In Zeitungsinterviews äußerte er, er habe die Anregung zu seiner Komposition "Johnny Remember Me", die er in 20 Minuten geschrieben hatte, aus dem Jenseits erhalten. Der Sänger John Leyton war trotz des #1-Hits nicht allzu begeistert davon, mit dieser Art von Spökenkiekerei in Verbindung gebracht zu werden.
Die Beziehung zwischen Meek und Goddard endete auf unglückliche Weise: Geoff Goddard verklagte die Produzenten und Songschreiber der Honeycombs, Ken Howard und Alan Blaikley, da er in deren Hit "Have I The Right" seine eigene Komposition "Give Me The Chance" wiederzuerkennen glaubte und ein Plagiat vermutete (ob zu Recht oder nicht, kann hier leider nicht geklärt werden, da das Demo nicht vorliegt). Meek, der Howard und Blaikley in jedem Fall halten wollte, stellte sich vor Gericht auf deren Seite - um den hohen Preis, sich mit Goddard zu überwerfen, der danach kaum noch ein Wort mit ihm sprach.
Nach Joe Meeks Tod arbeitete Goddard kurzfristig mit Cliff Richard zusammen; sein Song "My Head Goes Around" erschien 1969 auf dessen Album "Tracks And Grooves", doch es sollte sein letzter veröffentlichter Song bleiben. Goddard kam mit Richard (bzw. dessen Produzenten) nicht klar und hängte 1972 schließlich die Musikerexistenz an den Nagel.
Er ging zurück in seinen Geburtsort Reading und fand einen Job an der dortigen Universität: als Putzhilfe in der Mensa. Er hat sich darüber nie beklagt. Anders als andere Meek-Acts (wie etwa Heinz Burt) dürfte er wenigstens nicht in die Verarmung gefallen sein, denn er war der Komponist des Instrumentals "Jungle Fever", das sich als B-Seite der Telstar-Single weltweit millionenfach verkaufte. Auch später dürften ihm immer wieder einmal einige Tantiemen zugeflossen sein, nicht zuletzt durch seine Komposition auf dem Cliff-Richard-Album. Zudem gelangte 1985 seine Komposition "Johnny Remember Me" in einer Coverversion mit Bronski Beat & Marc Almond nochmals in die Top 10 in Großbritannien.
Über den privaten Goddard ist so gut wie nichts bekannt; seine Angehörigen sind nicht willens, irgendwelche Informationen über ihn preiszugeben.
Geoff Goddard starb am 15. Mai 2000 in Reading an Herzversagen.
Anhängend zum Downloaden eine Übersicht über alle Kompositionen von Geoff Goddard.
Zeichen: (**) Formal eine Meek-Produktion, tatsächlicher Produzent war aber Robert Stigwood;
(***) = Demo; nv = nicht veröffentlicht. G = Goddard; M = Meek.
Goddard selbst hat nur vier Singles veröffentlicht. Wer sie hat, oder Interpretationen seiner Songs von anderen Sängern - lasst die Scanner heißlaufen!
J.
Anhänge an diesem Beitrag
Dateiname: | GODDARD_kompositionen_090813.xls |
Dateigröße: | 25.5 KB |
Titel: | GODDARD_kompositionen_090813.xls |
Heruntergeladen: | 242 |
Dateiname: | goddard.jpg |
Dateigröße: | 4.85 KB |
Titel: | goddard.jpg |
Information: | Geoff Goddard, ca. 1961 (Zeitungsfoto aus den "Psychic News") |
Heruntergeladen: | 2159 |