Hallo Dieter,
so wurde der Titel für eine WEIZE-CD recherchiert:
Als “Lied aus uralten Zeiten” singen diese deutschen Hawaiianer ihren Schmachtfetzen über die Sehnsucht nach der Südseeinsel. Da ist was dran, denn zu dieser Zeit gab es schon eine lange Tradition der Hawaii-Lieder in Deutschland. Musikhistorisch muss man die Richtung in die Schellack-Zeit einordnen, und wer Beispiele dafür sucht, wird auch am ehesten in alten Schellack-Sammlungen fündig. Dabei ist der Begriff Hawaii weit zu fassen: Man machte hier damals keinen großen Unterschied zwischen jener Inselgruppe und Haiti, Tahiti, Samoa, Fidschi, Bali oder Java. So fahren denn Jim, Jonny und Jonas auch an Java vorbei und segeln nach Hawaii, der Insel der Liebe. Es lockt sie die Ferne, die sich verständlicherweise auf Sterne reimt. Verantwortlich für solche Reime war kein
anderer als der Kölner Produzent Kurt Feltz, der sich hier hinter dem Pseudonym Heinzli (auch Heinzili) versteckte.
Das Ganze hat mit Hawaii so wenig zu tun wie mit Helgoland. Es geht hier allein um die Sehnsucht der Nachkriegsdeutschen nach Abenteuern und den lange verschlossen gebliebenen exotischen Welten. Und für dieses Fernweh waren Seeleute seit der Kaiserzeit als Topos schon immer gut. Da machte es auch gar nichts, dass die Sängerinnen keine Blumengirlanden um den Hals und keine Baströckchen um die Hüften trugen:
Zum Hula-Hawaiian-Quartett gehörten neben dem männlichen Comedien-Quartett unter anderen Lucie Schulz, Barbara Kist und Lonny Kellner. Letztlich war es auch gleichgültig, dass die Vorlage für ihre Hawaii-Träume Johnny Bonds Cherokee Waltz von 1949 war. Das Lied des Country-Sängers handelte von seiner Liebe zu einem Cherokesen-Mädchen aus Oklahoma – melancholisch untermalt von einer Hawaii-Gitarre. Das reichte für "Jim, Jonny und Jonas" aus Deutschland allemal, um Sehnsucht nach der Ferne zu bekommen und an Java vorbei nach Hawaii zu schippern.
Das Lied "Jim, Jonny und Jonas" tanzte im deutschen Hawaii-Genre nicht weiter aus der Reihe, doch der hiesige Erfolg ließ die Amerikaner aufhorchen. Und dann geschah etwas Unglaubliches: Der deutsche Text inspirierte den ‘Singing Cowboy’ Johnny Bond aus Oklahoma, seinen "Cherokee Waltz" im Februar 1955 noch einmal als "Jim, Johnny And Jonas" aufzulegen. Pee Wee King und Bill Crosby folgten ihm einen Monat später.
Verkehrte Welt! Wenn es auch an einen ähnlichen Vorgang erinnert, als aus dem "Mütterlein" von Gerhard Winkler über den Umweg USA und "Answer Me, My Love" im zweiten Anlauf bei uns "Glaube mir" entstanden war (siehe Wolfgang Sauer). Amerikaner plünderten ja schon immer gern europäisches Liedgut. Dass ein Song dann auch wieder zurückkam, ließ sich nachvollziehen, entsprach ja der damals üblichen Musik-Rezeption in Deutschland – dem Kulturtransfer von West nach Ost. Der umgekehrte Weg aber bei "Jim, Jonny und Jonas" war eine Premiere und ist eine Seltenheit geblieben.
Denkbarer Zusammenhang: 1954 gab es bereits wieder gute Geschäftsbeziehungen zwischen deutschen und amerikanischen Musikverlagen und Plattenfirmen. Außerdem brachten amerikanische Soldaten bei ihrer Heimkehr auch Schallplatten aus Deutschland mit in die USA. Weitere Pointe: Mit "Jim, Jonny und Jonas" kam schließlich die Hawaii-Musik, die einst aus Amerika importiert worden war, über den Atlantik wieder zurück.
Gruß
Heino