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zusammengefasst:
Warren Smith, Beginn im Februar 1956 für Sun Records, Studiomusiker: u.a. Buddy Holobaugh-g, Jan Leadbetter-b, Johnny Bernero-d, Joe Baugh-p, Brad Suggs-g*, Al Hopson-g**, Roland Janes-g***, Billy Riley-g++, Jimmy Wilson-p**, Charlie Rich-p, chorus++, J.M. Van Eaton-d++
239 Rock'n'Roll Ruby (Cash)
239 I'd Rather Be Safe Than Sorry (Kesler-Taylor)
250 Black Jack David (Smith)
250 Ubangi Stomp (Charlie Underwood)*
268 So Long I'm Gone (Orbison)**
268 Miss Froggie (Smith)**
286 I've Got Love If You Want It (Moore)***
286 I Fell In Love (Hopson)***
314 Sweet, Sweet Girl (Gibson)++
314 Goodbye Mr. Love (Byrd-Smith)++
Als Sam Phillips Mitte der 50er Jahre mit seinem Sun-Label die ersten Erfolge verbuchen konnte, löste er damit eine kleine Invasion aus: aus allen Himmelsrichtungen zog es die jungen "Möchtegern-Presleys" nach Memphis. Wer nicht zu den Glücklichen gehörte, versuchte es dennoch in einem der zahlreichen Tanzclubs. Hier trat alles auf, was später einmal Rang und Namen haben sollte. So war auch der 1949 ins Leben gerufenene Cotton Club in West Memphis neben dem Eagles’ Nest Club, Bel Air Club und Beaufort Inn die erste Station vieler Country-Sänger. Das traf auch auf einen gewissen Warren Smith zu, der 1955 seine erste Bekanntschaft mit dem Cotton Club machte.
1955 gehörte der junge Warren Smith (* 07. Februar 1933 in Louise/Mississippi, + 31. Januar 1980) als Sänger zur Gruppe der Snearly Ranch Boys bei deren Auftritten im Cotton Club zu West Memphis und wurde gegen Ende des Jahres durch Leoppard, den Chef der Gruppe, bei Sun untergebracht. Schon am 05. Februar 1956 startete zusammen mit den Solisten der Ranch Boys Buddy Holobaugh-g, Jan Leadbetter-b, Johnny Bernero-d und Joe Baugh-p die Aufnahme des Titels “Rock’n’Roll Ruby“. Clyde Leoppard war sauer, aber Sam Phillips hatte da keine Skrupel. Grund dafür war, dass Johnny Cash bereits im Herbst 1955 seinen Titel Clyde Leoppard im Cotton Club vorstellte. Leoppard zeigte sich von dieser Cash-Komposition angetan und veranlasste als Produzent im KWEM-Radiostudio eine Aufnahmesitzung, jedoch vermasselte er eine Veröffentlichung und zeigte sich erstaunt, als Phillips ihm mit seiner Empfehlung, dem jungen Warren Smith, drei Monate später zuvorkam. Die Situation wird auch dadurch nicht klarer, dass Johnny Cash bereits seit Ende 1954 für Sun Records aufnahm. Johnny Cash besaß aber zu der Zeit noch nicht die Größe, um mit einer Beschwerde bei Phillips vorstellig zu werden. Andererseits wurde auf diese Weise ein weiterer Rockabilly-Interpret kreiert. In einer anderen Geschichte wird berichtet, dass Warren Smith den Titel “Rock’n’Roll Ruby“ auf ganz normale Weise von Johnny Cash angeboten bekommen hat. Johnny Cash’s Demo-Fassung tauchte viele Jahre später als “Johnny Cash First Record 1955“ auf.
Die Warren Smith-Platte verkaufte sich relativ schwach, stieg jedoch an die Spitze der Memphis Charts. Er kaufte sich daraufhin einen neuen Cadillac mit der Aufschrift Warren Smith – The Rock’n’Roll Ruby Man und gründete eine eigene Band, bestehend aus Al Hopson-g, Marcus VanStory-b und Jimmy Lott-d. Zusammen mit anderen Sun-Stars wie Elvis Presley, Carl Perkins, Johnny Cash, Jerry Lee Lewis und Roy Orbison startete er zu einer Tournee und wurde Mitglied des KRLD Big D Jamboree in Dallas/Texas.
Charlie Underwood hatte mit seiner Komposition “Ubangi Stomp“ bei Warren Smith zunächst wenig Erfolg. Erst nach sechs Monaten wagte sich Warren an den Titel heran, nachdem Underwood einige Passagen des Songs verändert hatte, und seine zweite Single kam auf den Markt.
Warren Smith wurde in Louise/Mississippi geboren. Er verbrachte einen Teil seiner Jugend in Texas und gehörte zu den Stammhörern der Grand Ole Opry. Sein Instrument war die Gitarre, die er schon sehr früh beherrschte. Nach dem Absolvieren der High School trat er 1950 in die Air Force ein und verbrachte dort die meiste Zeit in San Antone/Texas. Schon während seines Dienstes begann er mit dem Singen. Nach seiner Entlassung kam er zu Clyde Leoppard und seinen Snearly Ranch Boys. Er hatte schon des öfteren auch öffentlich Gitarre gespielt und dazu gesungen, so war es nicht verwunderlich, dass er nun versuchte, hieraus einen Beruf zu machen. Im Cotton Club in West Memphis waren Clyde Leoppard's Snearly Ranch Boys fest engagiert. Warren konnte 1955 bei dieser Western Swing Band mit einsteigen. Es war für ihn, den "pure" Country-Sänger, die ideale Gruppe. Sam Phillips von Sun Records gehörte zu den regelmäßigen Gästen dieses Clubs. Er hörte Warren und arrangierte im Februar 1956 eine Session für Warren. Für die A-Seite wurde die Johnny Cash Komposition “Rock'n'Roll Ruby“ ausgesucht. Die Platte wurde am 25. März 1956 veröffentlicht und hatte zumindest einen Achtungserfolg, der dazu führte, daß Sam einen Drei-Jahres-Vertrag mit Warren abschloß. Das Zusammentreffen mit Warren Smith kam für Sam Phillips zum richtigen Zeitpunkt. Smith passte genau in das Konzept, welches er nach dem Weggang von Presley verfolgte. Smith hatte die richtige Stimme und kam vom Aussehen her dem inzwischen zum Teenager-Idol gekürten Elvis Presley sehr nahe. Smith verstand sich als reiner Country-Sänger, für Phillips war er von Anfang an der ideale Rockabilly-Interpret, der neben Carl Perkins diese Musik für Sun Records aufnehmen sollte. Man einigte sich, auf A- und B-Seite je ein Rockabilly- und ein Hillbilly-Stück aufzunehmen. Am 23. Juni 1956 war Warren Smith zunächst Gast im Big D Jamboree und trat dort regulär im August 1956 erstmals auf. Sein Titel “Ubangi Stomp“ erreichte im Dezember 1956 die Memphis Charts. Bis 1959 erschienen vier weitere Singles mit Warren. Für dieses Label nahm er eine Reihe überragender Singles auf, die charakteristisch für den Sound der Firma aus Memphis werden sollten.
Während ihm bei seinen ersten Aufnahmen hauptsächlich die Solisten der Snearly Ranch Boys zur Seite standen, wurde er bei den Titeln für die dritte Single von Jerry Lee Lewis-p, Al Hopson-g, Marcus VanStory-b und James Van Eaton, den wohl derzeit besten Session-Musiker, begleitet. Mit der aus der Feder von Roy Orbison stammenden Ballade “So Long, I’m Gone“ schaffte Smith diesmal den Sprung in die Memphis Charts (# 6) und in die Hot 100 (# 72). Auf der B-Seite ist Smith’s wildester Titel “Miss Froggie“ zu hören – Memphis Rock’n’Roll wie man ihn sich besser nicht wünschen kann.
Als Warren Smith 1959 Sun Records hinter sich ließ, war er ein gefrusteter Hillbilly Singer. Ca. 20 Jahre später erinnerte er sich einmal: “I have only three or four months to go on my Sun contract so I went to Sam Phillips and said, ‘Let me cut some country. I’ll still keep doing the rock stuff.’ But Sam said ‘No country!’ so I just waited until my contract was up and then signed with Liberty ”. Warren Smith’s Seele lag in der Country Music. 1980 berichtete er in einem Interview: “What I really wanted to do all my life was to cut something you could call country”.
Warren verließ Sun Records 1959, nahm für Warner Brothers 5125 eine Single mit Christmas-Titeln auf, verließ auch Memphis und zog nach Kalifornien, trat in der KFI Town Hall Party auf und bekam von 1960-1964 einen Vertrag mit Liberty Records. Nun war er wieder im Country-Lager gelandet. Liberty’s Präsident Al Bennett wollte von den Erfolgen des Nashville Sound profitieren.
1959 hatte sich Warren mit seiner Familie in Greenwood/Mississippi und später in Jackson/Mississippi niedergelassen. Die Nachfrage nach Rockabilly war rückläufig und Warren schien mit seinem Hang zum Country auf das richtige Pferd gesetzt zu haben. Sie wechselten nochmals ihr Zuhause und ließen sich in Sherman Oaks/Kalifornien in der Nähe von Johnny Cash und seiner damaligen Frau Vivian nieder. Johnny Cash gab Warren die Gelegenheit, in seiner Show aufzutreten.
Im März 1960 startete bei Radio Recorders in Hollywood eine erste Liberty-Aufnahmesession. Es wurden drei Titel aufgenommen und “I Don’t Believe I’ll Fall In Love Today“ und “Cave In“ für die Liberty-Single 55248 verwendet. 1960 erreichte Warren mit dem Titel “I Don’t Believe I’ll Fall In Love Today“ die Charts (# 5 C&W-Charts).
Der Titel “Odds and Ends (Bits And Pieces)“, aufgenommen in einer zweiten Session vom 07. November 1960 unter der Leitung des Produzenten Joe Allison, wurde 1961 für Warren Smith ein großer Hit (# 7 C&W-Charts). Wie schon bei dem ersten Charts-Erfolg stammte auch dieser Titel aus der Feder von Harlan Howard. 1974 konnte Charlie Walker mit einer Cover-Version nochmals hintere Plätze (# 66) in den Charts erreichen. Auch Jerry Lee Lewis nahm diesen Titel in sein Repertoire auf.
Im Mai 1961 folgte eine weitere Aufnahme-Sitzung, bei der drei Singles-Titel und zur Komplettierung der LP 3199 restliche neun Titel aufgenommen wurden, Standards wie “I Fall To Pieces“ (1961 # 1 mit Patsy Cline), “Foolin’ Around“ (1961 # 2 mit Buck Owens), “Pick Me UpOn Your Way Down“ (1958 # 2 mit Charlie Walker) oder “I Can’t Stop Loving You“ (1958 # 3 mit Kitty Wells). In der nächsten Sitzung wurden zwei Duett-Titel mit Shirley Collie für die Single 55361 eingespielt: “Why Baby Why“ war eine Neuauflage des George Jones’ Erfolg aus 1955, “Why I’m Walkin’“ lag schon als Stonwall Jackson-Hit vor .
Im August 1961 leitete Joe Allison letztmalig eine Warren Smith-Sitzung, diesmal im Owen Bradley Studio in Nashville. 1963 folgte eine weitere Single-Aufnahme, bevor im April 1964 die letzte Liberty-Sitzung im United Studio in Hollywood unter der Leitung von Tommy Allsup anstand.
Smith schien endlich den Weg zur Berühmtheit gefunden zu haben, zumal fast alle seiner Singles in die Charts kamen. Dennoch geriet Smiths Karriere infolge 1965 eines Autounfalls und später einer Zeit im Knast in Huntsville und aus dem Gleichgewicht. Beides hatte mit dem Konsum illegaler Drogen zu tun. Nach einem 18monatigen Aufenthalt im Gefängnis scheitere Smith’s Ehe. Der Musik hatte er inzwischen den Rücken gekehrt. Bald heiratete er ein weiteres Mal.
Smith fand eine Anstellung als Sicherheitsdirektor bei einem Unternehmen in Longview/Texas. Er heiratete erneut und spielte im Frühjahr 1966 für die neu gegründete Plattenfirma eines Freundes Slick Norris, Skill Records in Pasadena/Texas, eine Single Skill 007 ein. Nach diesem Neuanfang ging er dann u.a. Mercury-Juli 1968 (Aufnahmen in Nashville), und Jubal 1971-1973 in Hendersonville/Tennessee, seine größeren Liberty Erfolge konnte er nicht mehr wiederholen. Ende 1976 und im Juni 1977 war er wieder da und nahm in Dallas/Texas 10 Titel auf, die teilweise auf einer LP für Lake County Records erschienen. Aufgenommen waren Remakes seines Sun- und Liberty-Materials und Sun-Erfolge wie “Blue Suede Shoes“ und “Folsome Prison Blues“.
In den siebziger Jahren wurde in Europa großes Interesse an Rockabilly und damit auch an Warren Smith deutlich, im April 1977 trat er zusammen mit Charlie Feathers, Buddy Knox und Jack Scott im Rainbow Theatre in London zu einer “Sun Sound Show“ auf, von denen seine Rockabilly-Titel mitgeschnitten wurden. Sein Hit “Ubangi Stomp“ wurde daraufhin auf der Harvest LP SH SM 2024 veröffentlicht. Zurück in den Staaten trat Warren Smith wieder öffentlich auf. 1978 kam er erneut nach Europa, u. a. trat er auch in Frankreich zusammen mit Ray Smith auf. Eine mögliche Tournee in der Bundesrepublik war dann durch die Ereignisse ein für alle Mal unmöglich.
Am 31. Januar 1980 erlag Warren Smith einem Herzanfall. Obwohl er in den frühen 60ern viele große Country-Hits hatte, ist Warren Smith bis heute eher als Rockabilly-Sänger von Sun Records in Erinnerung geblieben. Smith wurde aufgrund seiner Leistungen um die Rockabilly-Musik in die Rockabilly Hall of Fame aufgenommen.
Gruß
Dietrich
