Hallo,
zum Jahresbeginn etwas "Wissenschaftliches":
Wie schreiben Berendt/Huesmann in ihrem „Das Jazzbuch - Von New Orleans bis ins 21. Jahrhundert“:
Die Ausbeute männlicher Sänger - jenseits der großen Blues-Vokalisten und jenseits des großen Louis Armstrong - ist nicht so eindrucksvoll wie die der Instrumentalisten und auch dies passt wieder zum Befund des vokalen Jazzdilemmas. Jazzgesang außerhalb des Blueszweiges ist umso gewichtiger, je instrumentaler die betreffende Stimme verwendet werden kann. Die weibliche Stimme hat in dieser Hinsicht mehr Möglichkeiten als die männliche. Es ist gewiss charakteristisch, dass einige männliche Sänger gerade deshalb erfolgreich wurden, weil ihre Stimme auf eine natürliche Weise „deformiert“ war - so schon bei Louis Armstrong. Deformation erhöht - oft - den Ausdruck.
Dieser Aspekt wird auch im Stil eines Vokalisten deutlich, der 1948 als Mitglied der Lionel Hampton-Band begonnen hatte, in den siebziger Jahren fast in Vergessenheit geraten war und in den Neunzigern - nun schon über siebzig Jahre alt - Kultstatus erlang: Jimmy Scott. Sein Markenzeichen ist ein sonderbar hoher, zerbrechlicher Sound, der gemessen an westlichen Standards „ausgeleiert“ und „weinerlich“ anmuten mag – aber Scott bringt mit dieser „ausgeleierten“ Stimme Wirkungen hervor, die denjenigen Stimmen verwehrt bleiben, die nicht „deformiert“ sind.
“Es ist wie bei Instrumentalisten, die zu viel Technik besitzen. Ihnen zuzuhören kann weniger interessant sein, als jemandem zuzuhören, der eine limitierte Technik hat“, konstatiert Patricia Barber. Jimmy Scott verbindet in seinem offenherzigen „femininen“ Gesang ein Feeling der Sehnsucht und der Tragik mit einem grandiosen Sinn für time.
Gruß
Heino
zum Jahresbeginn etwas "Wissenschaftliches":
Wie schreiben Berendt/Huesmann in ihrem „Das Jazzbuch - Von New Orleans bis ins 21. Jahrhundert“:
Die Ausbeute männlicher Sänger - jenseits der großen Blues-Vokalisten und jenseits des großen Louis Armstrong - ist nicht so eindrucksvoll wie die der Instrumentalisten und auch dies passt wieder zum Befund des vokalen Jazzdilemmas. Jazzgesang außerhalb des Blueszweiges ist umso gewichtiger, je instrumentaler die betreffende Stimme verwendet werden kann. Die weibliche Stimme hat in dieser Hinsicht mehr Möglichkeiten als die männliche. Es ist gewiss charakteristisch, dass einige männliche Sänger gerade deshalb erfolgreich wurden, weil ihre Stimme auf eine natürliche Weise „deformiert“ war - so schon bei Louis Armstrong. Deformation erhöht - oft - den Ausdruck.
Dieser Aspekt wird auch im Stil eines Vokalisten deutlich, der 1948 als Mitglied der Lionel Hampton-Band begonnen hatte, in den siebziger Jahren fast in Vergessenheit geraten war und in den Neunzigern - nun schon über siebzig Jahre alt - Kultstatus erlang: Jimmy Scott. Sein Markenzeichen ist ein sonderbar hoher, zerbrechlicher Sound, der gemessen an westlichen Standards „ausgeleiert“ und „weinerlich“ anmuten mag – aber Scott bringt mit dieser „ausgeleierten“ Stimme Wirkungen hervor, die denjenigen Stimmen verwehrt bleiben, die nicht „deformiert“ sind.
“Es ist wie bei Instrumentalisten, die zu viel Technik besitzen. Ihnen zuzuhören kann weniger interessant sein, als jemandem zuzuhören, der eine limitierte Technik hat“, konstatiert Patricia Barber. Jimmy Scott verbindet in seinem offenherzigen „femininen“ Gesang ein Feeling der Sehnsucht und der Tragik mit einem grandiosen Sinn für time.
Gruß
Heino