Phil Spector - HiStory

 
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Phil Spector - HiStory

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Gepostet: 18.03.2007 - 15:27 Uhr  ·  #1
Im November 1991 schrieb der New Musical Express: "Er ist einer der wenigen, die von sich behaupten können, daß er ein Genie sei. Und niemand wird widersprechen." 33 Jahre zuvor hatte er seinen ersten Hit, natürlich Nummer 1. Er heißt Phil Spector und die Textzeile, die ihn zum ersten Mal in die Charts brachte, hatte er auf dem Grabstein seines Vaters gelesen: TO KNOW HIM IS TO LOVE HIM. Ein Mensch mit Sinn fürs Praktische also...

Phil Spector wird am 26. Dezember 1940 in der Bronx geboren. Seine Mutter Bertha zieht 1953 nach dem Tod ihres Mannes mit Phil und Schwesterchen nach Hollywood. Sein Hauptinteresse gehört natürlich dem Rock & Roll, und TO KNOW HIM IS TO LOVE HIM ist ja auch ein vielversprechender Start für einen 17jährigen, aber die Mutter drängt auf einen ordentlichen Beruf: Phil wird zum Gerichtsstenographen ausgebildet. Als er 1960 den ersten Düsenverkehrsflug Los Angeles - New York nimmt, glaubt die Mutter, daß sich Phil einen Job als Stenograph bei der UNO sichern will. In Wahrheit hat er lose Kontakte zu den Produzenten Leiber und Stoller, will er zu den großen Songwritern wie Doc Pomus an die Ostküste, will er mit Ahmet Ertegun bei Atlantic ins Geschäft kommen. Seine ersten Jobs hat Phil Spector allerdings als Session-Gitarrist. Mike Stoller erinnert sich: "Er hatte keine Wohnung, darum ließen wir ihn in unserem Büro an der 57ten Straße schlafen. Bald hatte er mit Jerry Leiber zusammen SPANISH HARLEM geschrieben, einen Riesenhit für Ben E. King. Sein erstes Lebenszeichen allerdings war das Gitarrensolo auf ON BROADWAY von den Drifters."

Nach SPANISH HARLEM geht es sehr schnell: Erst ein fester Songwriter-Vertrag mit Leiber und Stoller, dann Produzent für das Dunes Label und Gregmark Records. Ahmet Ertegun engagiert den Teenager als Producer für LaVern Baker und Ruth Brown. Seit Phil Spectors Ankunft in New York sind noch keine sechs Monate vergangen. Mitte 1961 hat Phil mit drei Partnern eine eigene Firma gegründet, Philles Records. Anfang 1962 hat er seine Partner ausbezahlt und ist selbst der Boss, mit knapp 21 Jahren eine Sensation im damals noch völlig überalterten Plattengeschäft. Nebenbei produziert er noch Hits für andere Firmen oder handelt Verträge neuer Bands mit deren Labels aus - etwa für die Rolling Stones, deren Manager Andrew Loog Oldham Spector bis ins Detail zu kopieren versucht.

TO KNOW HIM IS TO LOVE HIM - für Phil Spector gilt das Gegenteil. Er verliert schneller Freunde wie andere Leute beim Hütchenspiel; er ist rücksichtslos, selbstverliebt, geht über Leichen, gönnt keinem einen Erfolg. Er arbeitet zwar mit den besten kommerziellen Songwriter-Teams der sechziger Jahre zusammen, Barry Mann und Cynthia Weil, Goffin und King, Ellie Greenwich und Jeff Barry; er sucht sich junge, talentierte Leute für seine Studio-Crew wie Jack Nitzsche, Leon Russell, Sonny Bono oder Nino Tempo, aber alle nennt er öffentlich Versager und Schwachköpfe: Nur er, Phil Spector, ist allein verantwortlich für die Monsterhits der Crystals, Ronnettes oder Righteous Brothers. Mit der Masche kommt er durch, weil er Geld verdient, viel Geld. Über das Leben eines Teenage-Millionärs kann man nachlesen bei Tom Wolfe, der Spectors Ruf als Tycoon durch einen Aufsatz in das BONBONFARBENE TANGERINEROT-GESPRITZTE STROMLINIENBABY für die Ewigkeit festhält. Zwischen den Hitmonstrositäten, die angeblich vom Spector-Sound leben, kann sich der Meister auch mal leisten, daß eine seiner sicheren Hit-Kandidatinnen den falschen Song zugeteilt bekommt: 1962 wird eine Single der Crystals wieder vom Markt genommen, weil sie zu gewagt ist. Behaupten die Damen doch, von ihrem Boy ins Gesicht geschlagen zu werden, sei so schön wie ein Kuß. Phil Spector, Prophet verschwommener Teenage-Männerphantasien.

Der Spector-Sound: Phil Spector behauptet, es gebe keinen Spector-Sound, sondern einen Spector Stil. Sein Arrangeur Jack Nitzsche behauptet, man brauche nur "vier Gitarren, die Achtelnoten spielen, vier Klaviere, die loslegen, wenn man das Zeichen gibt, ein Schlagzeug, das auf der 2 und der 4 rumhüpft, nur Tom-Toms, kaum Snare und fünf Leute, die Percussion machen". Dazu kommt noch ein Streichorchester und eine spezielle Echo-Box. Ben E. King behauptet, daß 95% der Aufnahmen von anderen erledigt wurden; dann "rief man Spector, der dem Ganzen einen Hauch Genialität einblies. Wie bei einem tollen Anzug. Man ist korrekt gekleidet, alles bestens, aber dann kommt noch wer und sucht die passende Krawatte dazu aus, damit man endgültig fantastisch aussieht. Das machte Spector."

Wie auch immer: Wenn Harry Nilsson jemanden für Gott hält, können wir nicht das Gegenteil behaupten. Wir sind immer noch in den frühen sechziger Jahren, als "Musiker" eine besondere Sorte Frischfleisch zum baldigen Verzehr ist und Phil Spector neben den Crystals meistens die Ronettes auf die Speisekarte setzt, ein kaffeebraunes Gesangstrio um seine Ehefrau Ronnie, die Phil bis zur Scheidung in den frühen siebziger Jahren wie eine Gefangene im Harem hielt und die sich erst kürzlich mit einem Buch gerächt hat, das den Titel eines Ronnettes-Hit trägt: BABY I LOVE YOU. Das Hitpotential der Ronettes kommt allerdings schon bei BE MY BABY zur Geltung, der definitiven Girl Group Hymne des Jahres 1963.

Fast sechs Jahre kann Phil Spector schalten und walten, wie er will. Alles gelingt, alles verkauft sich. Die Leute hassen ihn, Freunde hat er eigentlich nur in Dennis Hopper und Lenny Bruce, mit dem er auch Platten macht, dafür reicht es für Limousinen, Leibwächter, Alarmanlagen, scharfe Wachhunde und gute Anwälte. Zwei Anekdoten, die Spectors Erfolgsgeheimnis mystifizieren helfen: Als DA DOO RON RON von den Crystals aufgenommen wird, fragt Spector Sonny Bono, ob er glaube, der Song sei "doof" genug? Nach dem letzten Take grinst Spector Bono an und dieser sagt: "Jetzt ist es doof genug." Worauf Spector antwortet: "Von wegen doof. Da tropft pures Gold aus den Lautsprechern." Und als die Righteous Brothers die fertige Fassung von YOU'VE LOST THAT LOVIN' FEELIN' vorgespielt bekommen, beschwert sich Bobby Hatfield, daß er am Anfang gar nicht zu hören sei. Darauf Spector: "Du kannst Dich in der Zeit schon mal am Bankschalter anstellen." Womit Spector mehr als Recht hatte...

Spector produziert Songs fürs Mittelwellenradio, Mono und scheppernder Lärm, große Dynamik, wenig Feinheiten. Damit unterwirft er sich auch den Gesetzen des AM-Radios. Eines der Gesetze besagt, daß kein Song länger als drei Minuten sein darf, sonst wird er nicht eingesetzt. YOU'VE LOST THAT LOVIN' FEELIN' ist aber fast vier Minuten lang. Deshalb läßt Spector 3'05 auf die Single drucken. Bis die DJs und Programm-Chefs das bemerkt haben, ist die Single schon ein Hit und die Zeitgrenze für Songs ein Ding von gestern.

Dieser Song aus dem Jahr 1966 markiert das Ende der Ära Spector. Ike ist zu schwarz, Tina zu obszön, ihr Gospel-Pop nicht radiokompatibel genug. RIVER DEEP MOUNTAIN HIGH wird zwar Nummer 1 in England, bleibt aber in Amerika nur Durchschnitt. Beleidigt veröffentlicht Philles Records noch ein, zwei Singles, dann zieht sich das Label aus dem Geschäft zurück. Der von Spector erwartete Aufschrei der Enttäuschung seiner Fans bleibt aber aus; Mono und Mittelwelle sind mit Beach Boys und Beatles und Rock und Drogen und Hippies genauso out wie Singles und Kommerz und schwarze Vokalmarionetten. Phil Spector ist mit einem Schlag ein toter Mann, businessmäßig, und dieses Business kann sich die Schadenfreude kaum verkneifen. 1969 gibt Phil Spector dem Rolling Stone ein Interview, um sein Comeback als Produzent einzuläuten; das Interview ist ein Portrait des irren Ex-Teenagers als Genie und sollte ein Pflichtlesestück für jeden Popfan sein, aber das mit drei Singles gestartete Wiederbelebungsmanöver wird ein Flop. Flop ist auch bis heute das Zauberwort geblieben: Ob er für die Beatles LET IT BE, für John Lennon ROCK & ROLL, für Leonard Cohen DEATH OF A LADY'S MAN produzierte, einhellig schrien die Fans auf, dies sei die schlechteste Platte ihrer Lieblinge. Dabei sind es natürlich allesamt campe Meisterwerke, die sich wohltuend aus dem Gesamtwerk der jeweiligen Heroen herausheben. Dies gilt auch für die Ramones-LP END OF THE CENTURY, die ebenfalls dem ewigen Comeback eines alternden Teenagergottes zum wohlwollenden Opfer gefallen ist...

Mittlerweilen ist Phil Spector gut über die fünfzig, in Ehren in die Rock & Roll Hall of Fame aufgenommen, wo er selbst Jury-Mitglied ist und einmal im Jahr im Scheinwerferlicht steht, um alte Opfer seiner Egomanie ebenfalls ins Museum zu befördern. Falls jemand einen Produzenten braucht, um die campste Platte seiner Karriere aufzunehmen: Vielleicht genügt ein Anruf bei einem der klügsten und scharfsinnigsten Menschen im Popgeschäft, ein Anruf bei Phil Spector. Man hört dann diese Stimme...

Text: unbekannt

Leider hört man nichts Gutes in den letzten Jahren.......................
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Phil Spector - Produktionen auf deutschen Labeln!

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Gepostet: 18.03.2007 - 19:36 Uhr  ·  #2
Hallo zusammen, :P :P

nun habe ich (hoffentlich!) :shock: :shock: alle Phil Spector Produktionen erfasst und die deutschen Ausgaben herausgefunden. Nun seit Ihr wieder gefordert!

Was habe ich vergessen oder nicht gefunden? :idea: :?: :idea:

Habe die mir vorliegenden deutschen Platten hochgeladen. Bitte schaut in Eure Sammlung und....... na ja: ihr wisst schon!!! 8) 8)

Gruß

Hardi
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Phil Spector Prozess

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Gepostet: 20.03.2007 - 19:59 Uhr  ·  #3
Hallo zusammen,

kaum habe ich das "Phil-Spector Special" fertig, überschlägt sich die Presse:

Phil Spector

Hollywoodreifer Mord-Prozess

Er hat mit den Beatles gearbeitet und Tina Turner zum Durchbruch verholfen - doch Frauen gegenüber soll er oft die Beherrschung verloren haben. Hat er vor vier Jahren gar eine ermordet? Um dies zu klären, muss Musikproduzent Phil Spector nun vor Gericht.

Hat die Schauspielerin Lana Clarkson "die Pistole geküsst" und sich selbst erschossen, wie der wegen Mordes angeklagte Phil Spector beteuert? War es ein Unfall oder Mord? Vier Jahre nach dem Leichenfund in der Villa des einst legendären Plattenproduzenten soll die Öffentlichkeit nun die wahren Tatumstände erfahren. Am 19. März wird in Los Angeles mit der Auswahl der Juroren der Prozess gegen den 66 Jahre alten Spector eröffnet. Vorausgesetzt es kommt in letzter Minute nicht zu weiteren Verzögerungen. Schon zwei Mal hat sich Spector ein neues Team von Anwälten gesucht. Immer wieder wurde der Prozessauftakt verschoben.

Im September 2004 war der Musikproduzent offiziell angeklagt worden, im Februar 2003 in seiner Villa die 40-jährige Clarkson erschossen zu haben. Er befindet sich seither gegen eine Kautionszahlung in Höhe von einer Million Dollar auf freiem Fuß. "Es ist vier Jahre her und er hat nicht eine Nacht hinter Gitter verbracht", empörte sich Edward Lozzi, Clarksons früherer Manager, kürzlich in der "Los Angeles Times".

Grünes Licht für Fernsehkameras.

Der langen Wartezeit dürfte nun ein riesiger Medienrummel folgen. Der zuständige Richter beim Superior Court, Larry Paul Fidler, hat grünes Licht für Fernsehkameras in seinem Gerichtssaal gegeben. Nach dem TV-Spektakel im Mordprozess gegen O.J. Simpson 1995 ist dies das erste Promi-Verfahren vor laufender Kamera. Es sei "extrem wichtig", dass die Öffentlichkeit den Fall mitverfolgen könne, so Fidler. Damit sollten mögliche Vorurteile ausgeräumt werden, dass berühmte Angeklagte eine Sonderbehandlung bekämen.

Reichtum und Ruhm verdankt Spector seiner genialen "Wall of Sound"-Aufnahmetechnik, die er in den 60er Jahren für Hits wie "Be My Baby" und "Chapel Of Love" entwickelte. Er arbeite mit Musikgrößen wie Elvis Presley, The Ronettes und den Beatles. Er komponierte "River Deep Mountain High" und verhalf damit Tina Turner zum weltweiten Durchbruch. 1989 wurde Spector für seine Verdienste in die "Rock'n'Roll Hall of Fame" aufgenommen.

Schlägen und Todesdrohungen misshandelt

Doch schon in den 1970er Jahren produzierte der exzentrische Platten-Mogul negative Schlagzeilen. Ehefrau Ronnie, Sängerin der Ronettes, ließ sich von ihm scheiden. Er habe sie mit Schlägen und Todesdrohungen misshandelt, warf sie Spector vor. Musikern zufolge spielte Spector in seinem Studio häufig mit geladenen Pistolen.

Seit dem Tod von Clarkson in seiner schlossähnlichen Villa in Alhambra, einem Vorort von Los Angeles, hat Spector wiederholt seine Unschuld beteuert. Die betrunkene Frau habe "die Pistole geküsst" und sich selbst erschossen, sagte er 2003 der Zeitschrift "Esquire". Doch sein Chauffeur gab der Polizei zu Protokoll, Spector sei mit einer Waffe in der Hand aus dem Haus gelaufen und habe zugegeben, jemanden getötet zu haben. Es sei ein Unfall gewesen, so Spectors erste Erklärung in der Tatnacht. Der Produzent habe damals seine Medikamente nicht eingenommen und unter Entzugserscheinungen und Vergesslichkeit gelitten, so erklärte sein Anwalt später die unterschiedlichen Darstellungen.

Vier Bars und 450 Dollar Trinkgeld

Spectors Chauffeur hatte den Ermittlern berichtet, dass er seinen Chef in der Mordnacht zu vier Bars gefahren hatte, in denen dieser jeweils mehrere Drinks zu sich nahm. Im "House of Blues", in dem er auf Clarkson stieß, gab der Schallplattenmogul 450 Dollar Trinkgeld nach einem Drink und einem Wasser zum Preis von zusammen 13,50 Dollar. Der Chauffeur setzte Spector und Clarkson weit nach Mitternacht vor der Villa ab und hörte etwa eineinhalb Stunden später einen einzigen Schuss. Für die Staatsanwaltschaft ein klarer Fall: Der Produzent habe wütend zur Waffe gegriffen, als sich Clarkson seinen Annäherungsversuchen widersetzte. Angeblich werden vier Frauen in den Zeugenstand treten, die Spector auf ähnliche Weise bedroht haben soll.

Beobachter erwarten ein hollywoodreifes Gerichtsdrama. Spector hat den Promi-Anwalt Bruce Cutler angeheuert, der in den 80er Jahren drei Freisprüche für den berüchtigten Mafioso John Gotti erwirkte. Der Jurist hat bereits Kameraerfahrung. An der Seite von Robert DeNiro spielte Cutler in dem Thriller "15 Minuten Ruhm" mit. Darin geht es um zwei Killer, die ihre Morde auf Video aufzeichnen, ans Fernsehen verkaufen, um so als Medienstars groß herauszukommen.

Barbara Munker/DPA
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Phil Spector - Neue Beweise

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Gepostet: 29.04.2007 - 14:05 Uhr  ·  #4
2007-04-28

NEUE BEWEISE

Wissenschaft soll Phil Spector retten

Im Mordprozess gegen den US-Musikproduzenten Phil Spector bemüht die Verteidigung wissenschaftliche Beweise zur Entlastung. Diese sollen widerlegen, dass Spector die Schauspielerin Lana Clarkson getötet hat. Doch die belastenden Beweise der Staatsanwaltschaft wiegen schwer.

Los Angeles - Die neuen Beweise würden zeigen, dass Phil Spector nach wissenschaftlichen Erkenntnissen unschuldig sei, sagte die Anwältin Linda Kennedy-Baden gestern vor dem Kammergericht in Los Angeles. "Wir haben einen absolut zuverlässigen Zeugen, der kein Motiv für oder gegen jemanden hat, keine Gedächtnisprobleme und keine Sprachprobleme", sagte Kennedy-Baden, die neben Staranwalt Bruce Cutler dem Verteidigerteam angehört.

Die Anklage wirft dem exzentrischen Starproduzenten vor, im Februar 2003 in seiner Villa in Los Angeles die Schauspielerin Lana Clarkson durch einen Schuss in den Mund getötet zu haben. "Die Wissenschaft wird zeigen, dass Phil Spector Lana Clarkson nicht erschossen hat, dass er die Pistole nicht gehalten hat und dass er nicht den Abzug gedrückt hat", sagte Kennedy-Baden. An Clarksons Händen und an ihrer Jacke seien zahlreiche Schussrückstände gefunden worden, an Spectors Hemd und dem rechten Ärmel seiner Jacke jedoch keine einzigen, betonte sie. Dies beweise, dass Spector nicht geschossen habe. "Er war zu weit weg, um die Waffe zu halten und die Schussrückstände auf seine Kleidung zu bekommen." Dies sei keine Annahme oder Hypothese, sondern "ein Fakt".

Die Staatsanwaltschaft hatte am Mittwoch in ihrem Eröffnungsplädoyer Beweise angeführt, die Spector schwer belasten. Sie beruhen auf einer Aussage von Spectors Fahrer Adriano De Souza, der zur Tatzeit in der Auffahrt des Anwesens wartete. Demnach kam Spector mit einer Pistole in der Hand aus dem Haus und sagte: "Ich glaube, ich habe gerade jemanden umgebracht." Der Staatsanwalt spielte den Mitschnitt von De Souzas Notruf ab: "Ich glaube, mein Chef hat jemanden umgebracht", sagte der Chauffeur in der Aufnahme und fügte hinzu, dass Spector eine Waffe getragen habe.

aus: Spiegel Online

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Zeuginnen belasten Phil Spector!

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Gepostet: 12.05.2007 - 18:52 Uhr  ·  #5
„Ich blas’ dir dein Hirn weg“

Genie oder Gewalttäter: Musikproduzent Phil Spector steht in Los Angeles wegen Mordes vor Gericht

Von Kai Müller

Die meisten Menschen hören Musik erst, wenn sie gespielt wird. Nur ein Genie hört sie schon vorher.

Phil Spector war ein Genie. Der Plattenproduzent gilt als Erfinder des „Wall of Sound“, als der erste Rockmogul, der die zahllosen Hits seiner Karriere wie „Spanish Harlem“, „Be My Baby“, „He’s A Rebel“, „Zip-a-dee-doo-dah“, „You’ve Lost That Loving Feeling“ und „Wait Til My Baby Gets Home“ selbst verfasste. US-Schriftsteller Tom Wolfe beschrieb ihn als „ersten Teenage-Tycoon Amerikas“, der Rock’n’Roll als Lebensstil betrachtete. Nun steht der 67-jährige Exzentriker der Popgeschichte in einem der spektakulärsten Mordprozesse seit O.J. Simpson für etwas vor Gericht, das auch aus einem seiner Songs stammen könnte. Am 3. Februar 2003 starb die Schauspielerin Lana Clarkson in Spectors monströser Villa in Los Angeles durch einen Kopfschuss. Die 40-Jährige habe sich versehentlich selbst mit einer Pistole erschossen, als sie „die Waffe küsste“, rechtfertigte sich der seit Jahren vereinsamt und zurückgezogen lebende Produzent.

Die Staatsanwaltschaft hält Spector für den Täter. Er hatte Clarkson zuvor in einem Nachtklub aufgegabelt, wo sie als Hostess arbeitete. Zum Jähzorn neigend soll er der Frau bei einem seiner berüchtigten Ausfälle den Revolver in den Mund gehalten und abgedrückt haben. Noch unter dem Eindruck der Geschehnisse hatte er gesagt: „Ich glaube, ich habe jemanden umgebracht.“ Allerdings litt Spector zu der Zeit an Symptomen eines Drogen-Entzugs, weshalb sein Geständnis vor Gericht keine Gültigkeit hat. Deshalb bietet die Anklage in dem vorige Woche nach langer Verzögerung begonnenen Indizienprozess eine Reihe von Zeuginnen auf, die von Spectors gewalttätigem Temperament berichten.

Als Erstes belastete Dorothy Melvin den Angeklagten mit der Schilderung, wie Spector sie 1993 mit einem Gewehr in der Hand aus dem Haus gejagt habe. Vor den Geschworenen wurde das Band des Anrufbeantworters abgespielt, auf dem sich Spector am nächsten Tag zerknirscht für den Vorfall entschuldigte. Als Melvin nicht zurückrief, wurde Spector wieder ausfallend: „Pass auf, was du sagst. Keines deiner Worte ist dein Leben wert.“

Auch Diane Ogden, eine Frau, die bis heute mit Spector befreundet sein will, beschrieb den verschrobenen Einzelgänger als unberechenbaren Kerl. 1989 habe er ihr nach einer durchzechten Nacht plötzlich die Pistole an die Schläfe gehalten und gedroht, ihr „das Hirn rauszublasen“. Ein andermal, als Ogden nach Hause fahren wollte, schrie er erbost: „Du gehst nirgendwohin. Ich habe eine Uzi und werde dich töten.“

Ob die Strategie aufgeht, aus dem Sonderling einen manischen Gewalttäter zu machen? Vom Wahnsinn hat Spector nie viel getrennt. Dem „Daily Telegraph“ sagte er 2004, dass er sich für „ziemlich verrückt“ halte. Und am meisten trifft das wohl auf seine Beziehung zu Frauen zu. Aus einigen hat er Stars gemacht, als er sie Anfang der Sechziger in Girl-Groups steckte und als sirenenhafte Diven „mit einem Keuschheitsgürtel aus Lärm umgab“, wie Willi Winkler in der „SZ“ schrieb. Seiner späteren Ehefrau Ronnie Bennett, Sängerin der von ihm geschaffenen Ronettes, gebot er, auf Reisen nachts den Telefonhörer aufs Kissen zu legen. Er war ein Kontrollfreak, besessen von Ängsten, die er als Soundmagier in das größte Versprechen verwandelte, das die Pop-Industrie bis dahin gesehen hatte.

Spector führte einen Krieg. Für ihn war Musik eine Materialschlacht, und er warf immer neue Musikerarmeen in seine Produktionen, ließ ein halbes Dutzend Gitarristen gleichzeitig spielen, bestellte Orchester und Chöre ins Studio und stieg als Meister der Echokammer zur ebenso verehrten wie angefeindeten Zentralgestalt auf. Legendär: seine Bearbeitung der „Let it be“-Sessions von den Beatles, deren Songs er auf Wunsch John Lennons mit zuckrigen Streicher-Arrangements versah. Paul McCartney machte diese Bearbeitung vor zwei Jahren wieder rückgängig.

Als Tom Wolfe das Genie 1963 traf, war dieser erst 23 Jahre alt und hatte bereits sein eigenes millionenschweres Königreich erschaffen. Sieben Alben hatte er produziert, sieben Hits. Seine opulente Überwältigungstechnik, mit der die Popkultur den Kitsch als hohe Kunst entdeckte, erlaubte ihm alles. Wolfe schilderte in seiner „Esquire“-Reportage, wie der kleine Mann von Flugangst gepackt („This plane is not gonna make it“) auf der Startbahn für einen Eklat sorgt, um aus der voll besetzten Maschine gelassen zu werden. Wie er in einer Disko jemanden, der sich über seine langen Haare mokiert, mit der Drohung abserviert, das nächste Mal werde er ihn kaltmachen, das sei ein Leichtes für ihn, den Karatekämpfer. Spector lebe, schrieb Wolfe hellsichtig, in einer Art „doldrum fury“, in stiller Wut.

Das ist vierzig Jahre her. Es folgten ein Rosenkrieg und immer wieder Szenen, in denen Revolver eine große Rolle spielten. Er sei so oft als Genie bezeichnet worden, sagt seine Ex-Frau und -Partnerin Ronnie einmal, „dass er irgendwann anfing, sich wie ein verfluchtes Genie zu benehmen“.

tagesspiegel, 11.05.2007
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Genie?

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Gepostet: 28.09.2008 - 12:59 Uhr  ·  #6
Auch ich bewundere Phils Werk. Umso verwunderter war ich, als ich in den 80ern einen Buchartikel von Götz Alsmann las, indem er Spector als den überbewertesten Mann der Rockgeschichte verunglimpft. Er nimmt Song für Song auseinander und erklärt, warum seiner Meinung nach der Kaiser keine Kleider anhat.
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Re: Genie?

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Gepostet: 01.10.2008 - 05:09 Uhr  ·  #7
Zitat geschrieben von doo wop dude
Auch ich bewundere Phils Werk. Umso verwunderter war ich, als ich in den 80ern einen Buchartikel von Götz Alsmann las, indem er Spector als den überbewertesten Mann der Rockgeschichte verunglimpft. Er nimmt Song für Song auseinander und erklärt, warum seiner Meinung nach der Kaiser keine Kleider anhat.


Ohne Alsmanns Artikel gelesen zu haben, behaupte ich mal: Thema verfehlt. Spectors Leistung waren nicht die Songs als solche (kompositorisch sind die in der Tat ziemlich schlicht gestrickt, das hat nie jemand bestritten), sondern was er produktionstechnisch daraus gemacht hat. Eine Produktion von Phil Spector erkennt man sofort an ihrem Sound, und niemandem ist es je gelungen, diesen Sound überzeugend zu kopieren. Darum geht's.

Jan
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Phil Spector ist schuldig

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Gepostet: 14.04.2009 - 09:48 Uhr  ·  #8
Phil Spector ist schuldig

Urteil in Los Angeles 14.04.2009,

Im zweiten Anlauf konnte sich die Jury einigen - sie sprach Phil Spector des Mordes mit bedingtem Vorsatz schuldig. Damit muss der Musikproduzent für mindestens 18 Jahre hinter Gitter.


Schuldig des "Mordes mit bedingtem Vorsatz": Phil Spector bei der Urteilsverkündung.
In einem zweiten Mordprozess ist der Musikproduzent Phil Spector am Montag schuldig gesprochen worden. Nach einem Bericht der Los Angeles Times verurteilte die Jury in Los Angeles den 69-Jährigen wegen "Mordes mit bedingtem Vorsatz".

Der frühere Beatles-Produzent war angeklagt, die Schauspielerin Lana Clarkson im Februar 2003 in seiner Villa in Alhambra, einem Vorort von Los Angeles, erschossen zu haben. Der erste Prozess gegen Spector mit mehr als 70 Zeugenaussagen war im September 2007 gescheitert, weil sich die Geschworenen nicht auf ein Urteil einigen konnten.

Dem Produzenten, der mit Musikgrößen wie Elvis Presley, Tina Turner und The Ronettes arbeitete, droht nun eine Haftstrafe von mindestens 18 Jahren bis lebenslänglich. Der Richter will das Strafmaß am 29. Mai festsetzen.

Spector, der zuvor auf Bewährung frei war, wurde in Haft genommen. Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles hatte den Plattenproduzenten als gefährlichen Mann dargestellt, der Frauen über Jahrzehnte hinweg terrorisierte und mit Waffen bedrohte. Spector habe mit dem Leben von Frauen "russisches Roulette" gespielt, sagte die Anklägerin Truc Do Ende März in ihrem Abschlussplädoyer.


Prozess gegen Phil Spector
"Ich denke, ich habe jemanden getötet" Er soll eine Pistole in Clarksons Mund gehalten und dann abgedrückt haben. Die Verteidigung beharrte darauf, die Frau habe Selbstmord begangen. Die 40-Jährige habe beruflich und persönlich in einer Krise gesteckt.


Clarksons Familie will Schadensersatz
Die beiden waren sich in der Tatnacht in Hollywood in einem Nachtclub begegnet. Spector, der in keinem der Prozesse selbst aussagte, hatte nach seiner Festnahme in Interviews wiederholt seine Unschuld beteuert.

Der wichtigste Zeuge der Anklage, Spectors Chauffeur, berichtete, er habe seinen Chef und Clarkson vor der Villa des Produzenten abgesetzt und später einen Schuss gehört. Dann sei Spector mit einer Waffe in der Hand aus dem Haus gelaufen und habe gesagt: "Ich glaube, ich habe gerade jemanden umgebracht". Weitere Zeugen hatten ähnliche Situationen beschrieben, in denen der angetrunkene Produzent sie in seiner Villa angeblich mit einer Waffe bedrohte.

Clarksons Familie begrüßte den Schuldspruch. Die Angehörigen der Schauspielerin wollen auch noch einen Zivilprozess um Schadensersatzzahlungen gegen Spector anstrengen. Sollten sie vor Gericht Erfolg haben, muss der 69-Jährige mit einer Entschädigungszahlung in Millionenhöhe rechnen.

Reichtum und Ruhm verdankte Spector seiner "Wall of Sound"-Aufnahmetechnik, die er in den sechziger Jahren für Hits wie "Be My Baby" und "Chapel Of Love" entwickelte. Er komponierte "River Deep Mountain High" und verhalf damit Tina Turner zum weltweiten Durchbruch. 1989 wurde Spector für seine musikalischen Verdienste in die "Rock ’n’ Roll Hall of Fame" aufgenommen.




sueddeutsche.de, 14.04.2009

http://www.sueddeutsche.de/panorama/311/464905/text/
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Re: Phil Spector - HiStory

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Gepostet: 30.05.2009 - 11:37 Uhr  ·  #9
Phil Spector,
der geniale Musikproduzent wurde jetzt zu insgesamt 19 Jahren verurteilt.
Vier für den illegalen Waffenbesitz und fünfzehn für den Mord.

Mag er noch so tolle Musik gemacht haben, aber leid tut er mir nicht !
Billy
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Re: Phil Spector - HiStory

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Gepostet: 30.05.2009 - 13:01 Uhr  ·  #10
Tja, Genie und Wahnsinn...
Ich denke, es ist auch gar nicht so leicht zu verkraften, mit Anfang Zwanzig ein Halbgott im Rock 'n' Roll Business zu sein, dann - wenn auch mit erfolgreichen Produktionen für die Beatles oder die Ramones - dem vergangenen Ruhm hinterherzujagen und schließlich als reicher Pop-Rentner und Mann von gestern zu enden, in dem Bewusstsein, dass die besten Jahre lange vorbei sind.
Das soll keine Entschuldigung für Mord & Totschlag sein, aber der Mann tut mir ähnlich leid, wie Elvis in seinen letzten Jahren oder - aktuelles Beispiel - Michael Jackson.

MfG, Volker
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Re: Phil Spector - HiStory

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Gepostet: 05.09.2009 - 15:33 Uhr  ·  #11
Hallo,
hier ein TV-Tipp, wer den Biography-Channel empfangen kann, da läuft heute und morgen
das "Phil Spector Portrait" von 2008.
5.9.09 (23.00h)
6.9.09 (5.00h & 11.00h & 17.00h)
Gruss Billy
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Re: Phil Spector - HiStory

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Gepostet: 03.11.2010 - 12:59 Uhr  ·  #12
Hallo Ralf,
wenn wir schon bei Thema Weihnachten sind, kontrollieren ob der Weihnachtsschmuck vom
letzten Jahr noch okay
😉

Gruss Billy
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