Weil es passt und vielleicht den einen oder anderen interessiert: Es gibt über Loretta Lynn ein Biopic namens Coal Miner's Daughter von 1980; die deutsche Fassung hieß, glaube ich, Nashville Lady. Irgendwann im Sommer habe ich in einem Blog über diesen Film ein paar Zeilen geschrieben, die ich einfach jetzt mal hier hineinkopiere.
Vielleicht ein schöner Film für die Feiertage.
J.
Diesen Film habe ich mir gestern nacht angesehen, weil er entfernt mit dem Sujet zu tun hat, an dem ich gerade arbeite. Ich war geplättet (obwohl ich es im Prinzip wusste), dass der Film schon 30 Jahre alt ist ... Wahnsinn. Das Buch ist von Tom Rickman, Regisseur ist Michael Apted.
Der Film ist eine Art Biopic, beruhend auf den Erinnerungen der Countrysängerin Loretta Lynn (gespielt von der wunderbaren Sissy Spacek) und diversen Interviews. Zwei Dinge, die mir besonders aufgefallen sind:
Die (US-) DVD enthält ein 15-minütiges Gespräch mit der wirklichen Loretta Lynn (von 2003), und es ist ein Erlebnis, zu sehen, wie sich Sissy Spacek Lorettas Gestik, Mimik, Sprechweise und Kentucky-Dialekt angeeignet hat. Das können wirklich nur die Großen. Das kann man so auch gar nicht ins Drehbuch schreiben. (In der Synchronfassung geht es natürlich eh verloren.)
Und zweitens: Selbst mit der besten erwachsenen Schauspielerin ist es sehr schwierig, sie ein 14-jähriges Mädchen darstellen zu lassen; es kommt immer rüber, dass sie eine erwachsene Frau ist.
Dramaturgisch ist mir ein gewisses Ungleichgewicht aufgefallen zwischen dem ersten Teil des Films, in dem es darum geht, wo Loretta herkommt, wie sie mit 13 heiratet, etliche Kinder bekommt, und sich nach und nach dazwischen ihr Gesangstalent so herauskristallisiert, dass irgendwann ihr Mann auf die Idee kommt, dass man daraus eine Karriere machen könnte. Er ist dann auch derjenige, der das aufs Gleis setzt. Dieser Teil ist zu lang, gemessen an der dann abgehoben habenden Karriere im zweiten Teil des Films, die dann schließlich zu Lorettas Zusammenbruch und (am Ende) Neustart führt. Da wird mir nicht ausreichend klar, wie diese Karriere läuft, was mit ihr verbunden ist und warum sie trotz des kommerziellen Erfolges schiefläuft. Das hätte man besser herausarbeiten können.
Gut geglückt ist, zu zeigen, wie Doo (Lorettas Mann, von Tommy Lee Jones gespielt), nachdem er ihre Karriere erfolgreich auf den Weg gebracht hat, zu ihrem immer überflüssigeren Anhängsel wird und damit natürlich nicht klarkommt. Erstklassig auch Beverly D'Angelo, die die Countrysängerin Patsy Cline spielt. Beide Darstellerinnen singen übrigens selbst, es wird nicht einfach zu den Originalsongs geplaybackt. Gut so, die beiden sind auch prima Sängerinnen.
Ich habe den Film erstmals irgendwann Mitte der 80er auf RTL oder weißichwo gesehen, und schon damals ist mir aufgefallen, was sich mir gestern noch einmal bestätigt hat: Dass Country eine höchst authentische und lebendige Musik ist, wenn man sie in die Umgebung und Atmosphäre stellt, aus der sie kommt und in die sie gehört. Nicht zu verwechseln mit dem Countrykommerz, der heute die Charts füllt.