Ulf Krüger: Star-Club - Der bekannteste Beat-Club der Welt

 
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Ulf Krüger: Star-Club - Der bekannteste Beat-Club der Welt

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Gepostet: 22.11.2010 - 19:34 Uhr  ·  #1
2006/07 gab es im Museum für Hamburgische Geschichte die liebevoll zusammengetragene Ausstellung "The Hamburg Sound - Beatles, Beat und Große Freiheit" zu sehen. Hier ist nun so etwas wie die Fortsetzung in Buchform.

Ulf Krüger dokumentiert Aufstieg und Niedergang des Star-Clubs chronologisch auf der Basis vieler Fotos (die meisten von Günter Zint), Dokumente und der in einem Keller aufgetauchten Buchhaltungsunterlagen der Manfred Weissleder KG. Daraus ließen sich einige Fakten rekonstruieren, die so genau nicht mehr bekannt waren - Auftrittstermine und -pläne, Gagen, Hotelrechnungen und etliches mehr. Irgendwelche Weltsensationen sind dabei allerdings nicht zutage getreten.

Interessant finde ich besonders einen Aspekt, den ich anderswo so noch nicht gefunden habe: Der Star-Club hat etliche Bands berühmt gemacht; wer im Deutschland der frühen sechziger Jahre zur Kenntnis genommen werden wollte, musste dort aufgetreten sein - aber genau das konnte auch zur Falle werden. Krüger nennt etliche Bands, die über ihre Star-Club-Erfolge den Zug zur Weltkarriere verpasst haben. Tony Sheridan ist einer dieser Namen, aber keineswegs der einzige.

Interessant ist aus heutiger Sicht auch die Art und Weise, wie der Name "Star-Club" vermarktet wurde. Marketing ist keine Erfindung von heute.

Zu bemängeln ist, dass die Schilderung der Personen und ihrer Rolle für den Club meist blass bleibt; allen voran Manfred Weissleder, der mir letztlich rätselhaft bleibt. Auch etliche andere Schlüsselfiguren werden nur am Rande erwähnt, etwa Horst Fascher oder die späteren Geschäftsführer Bunkenburg und Diekmann; auch der für den Erfolg des Star-Club-Labels nicht unwichtige Produzent Siegfried E. Loch hätte besser beleuchtet werden können. Und letztlich vermisse ich schmerzlich einen Index.

Anyway, das Buch ist lesenswert und macht Lust, in alten Platten zu kramen. Bleibt noch zu sagen, dass das Buch zweisprachig (deutsch/englisch) ist, wobei interessanterweise in der englischen Textfassung etliche falsch geschriebene Namen und andere Kleinigkeiten des deutschen Textes stillschweigend bereinigt worden sind. Julian Dawson, der den Text ins Englische übertragen hat, hat offensichtlich aufgepasst.

Ulf Krüger: Star-Club - Der bekannteste Beat-Club der Welt.
Hannibal, ISBN 978-3-85445-329-1
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Ulf Krüger: Star-Club

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Gepostet: 23.11.2010 - 09:27 Uhr  ·  #2
Hallo zusammen,

habe das Buch noch nicht ganz "durch", bemerkenswert aber der Hinweis, dass der u.a. im Star-Club entwickelte einfache Sound (3 Gitarren, Schlagzeug) - genannt Hamburg-Sound - von den Musikern nach England getragen wurde und dort in "Mersey-Beat" umgetauft wurde.

Der Mersey-Beat entstand also in Hamburg....und nicht in Liverpool.

Weiter: Nr. 1-Hits hatten nur Gruppen (die zum Mersey-Beat gezählt werden können) , die in Hamburg spielten.

Insgesamt ein empfehlenswerte Lektüre.

Hardi
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Re: Ulf Krüger: Star-Club - Der bekannteste Beat-Club der Welt

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Gepostet: 23.11.2010 - 10:02 Uhr  ·  #3
Hardi,
wenn die Musiker aus England nach Deutschland gekommen
wären, um sich dann im Star-Club zu "gründen", wäre die
Aussage des Buches richtig.

So muss man es eher richtig etwas anders darstellen: der noch
unbekannte Sound junger englischer Formationen hielt im
Star-Club und anderen Lokalitäten Einzug, bevor er - zurück
in England - wesentliche Bestandteile des dortigen ´Mersey
Sounds´ ausmachte, wenn die Bands aus den Orten entlang
des Mersey Rivers abstammten.
(Das ist jetzt nicht Wikipedia,
sondern der Gedanke kann dort gerne von mir übernommen werden..)
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Re: Ulf Krüger: Star-Club - Der bekannteste Beat-Club der Welt

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Gepostet: 23.11.2010 - 12:53 Uhr  ·  #4
Hallo Hardi, Hallo Dieter,

dieser Theorie hat Ulf Krüger von King Size Taylor übernommen, der ja ein Liverpool-Musiker der ersten Stunde ist und den ich als einen sehr profunden Musikkenner kennengelernt habe.

Ted lebt ja seit ein paar Jahren wieder in Hamburg (und hat seine Hamburger Freundin aus den Sixties geheirate...) und taucht bei allen möglichen Veranstaltungen auf und erzählt sehr gern von seinen musikalischen Anfangsjahren.

In einer Talkshow vor etwa 5/6 Jahren habe ich zum ersten Mal ein spannendes Referat von ihm gehört, wo er genau diese These aufgestellt hat: In Liverpool waren die Bands Ende der 1959-1962 bestenfalls Top 40 Bands, die einen Mix aus Skiffle, Rockn´n´Roll, Cliff Richard-Hits und Dancehall-Standards spielten. Die Bands, die auf Augenhöhe die Platzhirsche waren (...die Beatles gehörten noch nicht dazu), hatten sich den Kuchen etwas aufgeteilt, um nicht dasselbe Repertoire zu spielen. Die einen mehr Rockabilly, die anderen mehr RnB usw usw. (Um in diesem Kartell noch einen eigenständigen Platz zu finden, sind die Beatles dann auf Single-B-Seiten ausgewichen...)

In Liverpool haben die Bands versucht, die Originale so exakt wie möglich zu kopieren. Erst in Hamburg haben sie ihren eigenen Sound gefunden, den sie dann nach Lieverpool zurückbrachten.

King Size Taylor: Es muß Hamburg Sound heissen und nicht Merseybeat.

Er hat mir das an vielen Beispielen belegt, die ich ihm glaube und auch glauben muss, weil es in der Zeit 1959-61 so gut wie keine Tonaufnahmen gab, die man mit Aufnahmen der jeweiligen Band 1963-65 vergleichen könnte.

Thorsten
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Re: Ulf Krüger: Star-Club - Der bekannteste Beat-Club der Welt

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Gepostet: 23.07.2022 - 04:31 Uhr  ·  #5
Horst Fascher war von 1953-59 Profiboxer
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