Hallo,
ehrlich gesagt, der Mann würde sich unter lauter Rock'n'Rollern nicht besonders wohl fühlen, denn eigentlich hasst er (zumindest tat er dies in den 50ern) den Rock'n'Roll und im Grunde die ganze Popmusik der 50er Jahre.
Der Satiriker und Comedy-Star Stan Freberg wurde als Sohn eines schwedischstämmigen Baptistenpfarrers am 07.08.1926 in Los Angeles, Kalifornien geboren.
Er begann seine Karriere in den 40er Jahren, in dem er Trickfilmfiguren seine Stimme lieh. In den 50ern war er als Werbetexter, Schauspieler, Radio- und TV-Entertainer beschäftigt und machte auch jede Menge satirische Schallplatten für Capitol.
Frebergs erster Hit war 1951 "John And Marsha", eine Parodie auf Film- und TV-Seifenopern, in der er zu Geigen- und Hammondorgelschmalz beide Titelrollen spielte. Der Text besteht aus den mal schmachtend, mal dramatisch, mal kichernd ausgesprochenen Namen "John" und "Marsha".
In Deutschland kam "John And Marsha" ca. 1958 als Rückseite von "C'est Si Bon" heraus, wo Freberg - mit imitiertem französischen Akzent - sich mit seinem Background-Chor rumärgert.
Speziell für die Rock'n'Roll-Gemeinde interessant sind "Heartbreak Hotel" (mit platzenden Jeansnähten und einer außer Kontrolle geratenden Echokammer), "Sh-Boom" (ebenfalls mit einem den Leadsänder zur Verzweiflung bringenden Chor) und "The Great Pretender" (wo sich der Pianist weigert, ständig Triolen zu spielen).
"Heartbreak Hotel" als deutsche Pressung wurde schon von big bopper vorgestellt (
viewtopic.php?t=328 ).
Mein Freberg-Favorit ist allerdings "The Old Payola Roll Blues", 1960 nach Bekanntwerden der massenhaften Bestechung einflussreicher Radio-Discjockeys durch Plattenfirmen.
Freberg (und anderen Rock'n'Roll-Gegnern) lachte das Herz: Endlich entpuppte sich die ganze Kriminalität und der moralische Abgrund, die - wie sie meinten - dem Rock'n'Roll zugrundelag. Frebergs satirisches Hörspiel ist allerdings wirklich witzig und gelangte sogar unter Rock'n'Rollern zu späten Ehren - "The Old Payola Roll Blues" erschien 1974 auf dem englischen United-Artists-Doppelalbum "The Many Sides Of Rock'n'Roll Vol. 3" (UAD 60093/4).
Der Besitzer und Produzent einer kleinen Plattenfirma holt sich einen Jungen von der Straße, um aus ihm ein Teenidol zu machen. Dass der Junge nicht singen kann ist zweitrangig, Hauptsache, er hat ein hübsches Gesicht und eine Elvis-Tolle. Während der Aufnahmen haut ihm der Produzent mit einem Stock auf den Rücken, damit er die hohen Töne schafft. Der Besuch beim DJ erweist sich jedoch als Fiasko - für den Plattenboss, nicht für Freunde des wahren, guten und schönen Jazz.
Hier also mein Freberg-Bestand:
"Heartbreak Hotel" / "Rock Island Line" (Capitol F3480, 1956 USA)
"Banana Boat (Day-O)" / "Tele-Vee-Shun" (Capitol F 3687, 1957 D)
"C'est Si Bon" / "John And Marsha" (Capitol 80447, 1958 D)
"The Old Payola Roll Blues (Like The beginning)" / "The Old Payola Roll Blues (Like The End)" Capitol 4329, 1960 USA) sowie eine Werbeanzeige, kopiert vom United-Artists-Album
und zu guter Letzt Frebergs erste LP "A Child's Garden Of Freberg" (Capitol T777, 1957 UK)
MfG, Volker