Und nun der Text:
Rosco(e) Gordon, 1951 erste Aufnahmen für RPM Records, Chess Records, 1953 Duke Records, seit Mitte 1955 Sun/Flip Records (Studiomusiker u.a. Foree Wells-g, Pat Hare-g, Tuff Green-b, Willie Wilkes-sax, Richard Sanders-bsax)
227 Flip Just Love Me Baby (Gordon)
227 Flip Weeping Blues
237 Flip The Chicken (Dance With You) (Gordon)
237 Flip Love For You Baby (Gordon)
257 Shoobie Oobie (Gordon)
257 Cheese And Crackers (Hayden Thompson)
305 Sally Jo (Phillips-Gordon)
305 Torro (Gordon-Tavres)
Rosco Gordon, * 10. April 1928 in Memphis, + 11. Juli 2002, war ein Blues-Sänger, Pianist und Songwriter. Sein Stil steht in engem Zusammenhang mit dem Memphis Blues und dieser in enger Verbindung zur Beale Street in Memphis.
Beale Street war das Zentrum der schwarzen Musik Amerikas. 1909 schrieb W.C. Handy in der Beale Street den “Memphis Blues“, den ersten je veröffentlichten Blues-Titel. Von Handy stammt auch der “Beale Street Blues“ von 1916, der dazu beitrug, dass der Name der Straße von Beale Avenue in Beale Street geändert wurde. In den 20ern und bis in die 40er hinein spielten Blues- und Jazzgrößen wie Louis Armstrong, Muddy Waters, Albert King, Memphis Minnie, B. B. King und viele andere in der Beale Street und halfen mit, den Memphis Blues zu entwickeln. Die Straße gilt als die "Heimat des Blues" und "Geburtsstätte des Rock’n’Roll".
Der kleine Rosco war der Jüngste in der Gordon-Familie, er hatte sechs ältere Schwestern und einen älteren Bruder. Das musikalische Talent hatte er von seiner Mutter Adele übernommen. Sein Vater arbeitete im Sägewerk unweit der Beale Street.
Bereits als Teenager formte Rosco eine erste Band: Ray Jones-alto sax, Man Son oder Murry Daley-d, Rosco sang und versuchte sich auf dem Piano. Ihr Repertoire bestand bald aus eigenen Kompositionen.
1950 startete seine Karriere mit einem Auftritt im Palace Theatre in der Beale Street, als er mit seiner Gruppe den ersten Preis in einem Talentwettbeweb erzielte und in der Folge von Rufus Thomas an die Station von Radio WDIA vermittelt wurde. Schon bald darauf arbeitete Gordon mit Größen wie Johnny Ace (John Marshall Alexander Jr. * 1929, + 1954), der Drummer Earl Lacy Forest (+ 2003), B. B. King und Bobby "Blue" Bland als ein Teil der legendären Beale Streeters. Weitere Mitglieder waren Tuff Green-b, Junior Parker und Bill Duncan-sax.
Rosco Gordon kreierte mit seinem Piano einen Stil, der "The Rosco Rhythm" genannt wurde. Er gehörte mit seinen Titeln zu den frühen Interpreten auf dem Sun-Label von Sam Phillips.
Anfang 1951 kam er erstmals zu Sam Phillips in die 706 Union, um Titel für Bihari's Modern/RPM Records aufzunehmen. Bereits im Herbst 1951 landete Roscoe Gordon And His Orchestra (!) mit dem Titel “Saddle The Cow (And Milked The Horse)“ auf RPM 324x45 # 9 der R&B-Charts. Der Fuchs Sam Phillips nahm sich bei den Aufnahmesessions auch die Freiheit, ein Demo des Titels “Booted“ abzuzweigen und den Chess-Brüdern in Chicago vorzuschlagen. Der Titel wurde folglich parallel auf Chess 1487 veröffentlicht und erreichte im Februar 1952 auf RPM 344x45 # 1 der R&B-Charts, trotz aller Streitigkeiten hinter den Kulissen. Im April 1952 erreichte “No More Doggin’“ auf RPM 350x45 # 2 der R&B-Charts.
Weitere Aufnahmen, nun für Chess Records produziert, wurden zurückgehalten, bis die Streitigkeiten mit dem Ergebnis geschlichtet wurden, dass Rosco weiter für RPM aufnahm und als Ausgleich Howlin’ Wolf zu Chess wechselte. Zwischenzeitlich wurden derart Tricks angewandt, dass Chess zwar von Rosco’s Band den Titel “Letter From A Trench In Korea“ veröffentlichte, bei der jedoch die Platte mit dem Sänger Bobby Bland ausgezeichnet war.
Trotz seiner Vertragsbindung an RPM Records ging Rosco Gordon immer wieder fremd und ein Label-Hopping war anscheinend eines seiner Hobbies? Seit Mitte 1952-54 Aufnahmen für fünf Schallplatten auf Duke Records.
Im Juni 1955 bereitete Sam Phillips dann dem Durcheinander ein Ende und verpflichtete Rosco Gordon für drei Jahre für sein Label mit Flip – und Sun Records (Aufnahmen siehe oben). Es handelte sich bei den Aufnahmen im wesentlichen um Kompositionen von Rosco Gordon, abgesehen eines Titels, den Hayden Thompson verzapft hatte. Diese Zusammenarbeit endete Mitte 1957.
Weitere Veröffentlichungen durch Rosco Gordon (Auswahl):
1959-1961 Vee-Jay mit dem Hit “Just A Little Bit“ auf Vee-Jay 332 # 2 R&B- und # 64 Pop-Charts zu Anfang des Jahres 1960
1962-1963 ABC-Paramount, u.a. ABC-Paramount 10501 als Barbara & Rosco Gordon
??? Modern 31
1964 Old Town 1167
1964 Oldies 45 (Wiederveröffentlichungen)
1965 Old Town 1175 als Rosco & Barbara (Roscoe Gordon und Barbara Kerr - Rosco's 2. Frau + 1984), nach dem Vorbild Shirley & Lee
1957 bekam er in dem Film “Rock Baby Rock It“ einen kurzen Auftritt. Im selben Jahr tourte er mit The Platters durch Brasilien Argentinien und Jamaica.
Im August 1958 soll es angeblich eine Rückkehr in die Sun Studios gegeben haben, um den Titel “Cherry Pink And Apple Blossom White“ aufzunehmen, der allerdings wohl nie erschienen ist und eigentlich auch nicht in das Repertoire-Fenster des Rosco Gordon passte.
1962 kehrte er dem Musikgeschäft den Rücken, ging mit seiner Frau nach Queens/New York und stieg in die Wäscherei-Branche ein. 1984 kehrte er nach dem Tod seiner Frau wieder auf die Musik-Bühnen zurück.
1952 landete er seinen ersten Riesenhit mit “Booted“, gefolgt 1960 von “Just A Little Bit“. Annähernd fünfzig Jahre später war seine Stimme zwar reifer geworden, hatte jedoch nichts von seiner Energie verloren und zusammen mit der Band von Duke Robillard lieferte er im Jahr 2000 mit “Memphis Tennessee“ noch einmal ein super R&B-Album ab!
2002 wurde er in eine Film-Dokumentation “The Road To Memphis“ eingebunden, die als Tribut für Sam Phillips anlässlich des W.C. Handy Awards im Mai 2002 erstellt wurde und im PBS-TV ausgestrahlt wurde. Sechs Wochen nach Beendigung der Filmarbeiten erlag Rosco Gordon an den Folgen eines Herzanfalles in seinem Apartment in Queens.
Gruß
Dietrich