Die Sache mit dem "Y" war wohl eine Modeerscheinung bei den Namen von Bands um 1965/66. Die Byrds hatten den Anfang gemacht. Das Management (oder war es die Plattenfirma?) der Turtles wollte selbigen den Namen "The Tyrtles" aufdrücken, doch die Jungs wehrten sich erfolgreich dagegen. Ja, und dann kam The Myddle Class, sozusagen die "Myttelklasse" also...
The Myddle Class gehören zu den sogenannten "garage bands". Was die Qualität ihrer Musik betrifft, gehörten sie zweifellos zur Spitzenklasse dieser Gattung, der entsprechende Erfolg stellte sich allerdings trotz guter Voraussetzungen nicht ein.
Die Band wurde 1964 in New Jersey als The King Bees gegründet und bestand aus Dave Palmer (Gesang), Rick Philip (Gitarre), Danny Mansolino (Orgel), Charles Larkey (Bass) und Michael Rosa (Schlagzeug). Letzterer hörte bezeichnenderweise auf den Spitznamen "Myke"... Entdeckt wurden sie von Al Aronowitz, einem Journalisten der New York Post. Al übernahm das Management und verschaffte der Band einen guten Start, indem er sie mit Gerry Goffin und Carole King zusammenbrachte. Das songschreibende Ehepaar hatte gerade ihr Plattenlabel "Tomorrow" gegründet, und die King Bees hatten die Ehre, die erste Platte des Label aufnehmen zu dürfen. Etwa zur selben Zeit legte sich die Band einen neuen Namen zu, sie hießen jetzt The Myddle Class.
Über die A-Seite "Free As The Wind" schrieb Billboard im Dezember 1965: "New label, new group and new Goffin-King material has smash hit possibilities". Leider blieb es bei den "possibilities", denn die Platte ging gnadenlos unter.
Auf der B-Seite ist eine Coverversion von Bob Dylan's "Gates Of Eden", einem anspruchsvollen und nicht leicht konsumierbaren Song aus Dylan akustischer Phase von Ende 1964. Was die Band daraus gemacht hat, ist faszinierend und fast so genial wie das, was die Byrds aus "Mr. Tambourine Man" gemacht haben. Wenn ich die zehn besten Dylan-Covers auswählen sollte, dieses "Gates Of Eden" wäre ziemlich weit vorn dabei.
A-Seite der zweiten Single wurde "Don't Let Me Sleep Too Long". Als Songwriter werden die Bandmitglieder genannt, es handelt sich aber um eine "geklaute" Fassung von "Wake Me, Shake Me" des Blues Project. Nun ja... doch wenn man die Platte umdreht, kommt, wie auf der Rückseite der ersten Single, wieder etwas Großartiges in die Ohren. Gerry Goffin und Carole King waren bemüht, mit der Zeit zu gehen und Songs zu schreiben, die nicht mehr den Girlgroups etc. der vergangenen Jahre, sondern, den härteren Rockbands von 1965/66 auf den Leib geschrieben waren. Eines der Ergebnisse war "I Happen To Love You", ein Song voller Dramatik, der mich vom ersten Hören an bis heute begeistert. Offensichtlich fühlten sich auch andere Bands von dem Song angezogen, so gab es auf der zweiten LP der Electric Prunes eine (fast) gleichwertige Coverversion, und auch die "Reste",die von Them übrig blieben, nachdem Van Morrison sich von ihnen getrennt hatte, brachten eine hörenswerte Version heraus. Übrigens, ein weiterer Song aus dieser Schaffensperiode des Teams Goffin-King, stilistisch ähnlich und ebenso faszinierend, ist das "Don't Bring Me Down" der Animals.
Leider war auch diese Platte kein Erfolg, auch dann nicht, als sie gut drei Jahre später auf Buddah wiederveröffentlicht wurde.
1967 folgte noch eine dritte Single, und das war's dann leider schon. Ein ansonsten unveröffentlichter Song von 1965 landete später auf einer Compilation-LP von Buddah.
"I Happen To Love You" erschien in den in den 80er Jahren auf Folge 3 der "Mindrocker"-Anthologie. Nur dadurch konnte ich die Band für mich entdecken, Uwe Tessnow und seinem Line-Label sei hiermit mein Dank ausgesprochen!
Es soll noch eine CD mit ursprünglich unveröffentlichten Aufnahmen geben, aber momentan habe ich noch keine genaueren Informationen.
Ein bemerkenswertes Konzert hat am 11. Dezember 1965 im Summit High School Auditorium stattgefunden: The Myddle Class als Headliner, und im Vorprogramm niemand Geringeres als die Velvet Underground... es war das erste Mal, daß Reed, Cale und Morrison diesen Bandnamen benutzten, und es war das erste Konzert mit ihrer Schlagzeugerin Maureen Tucker. Hier wurde Musikgeschichte geschrieben!
Hier noch die Single-Discographie der Myddle Class, nach dem Motto "Qualität vor Quantität":
1965-11 Free As The Wind / Gates Of Eden (Tomorrow 7501)
1966-06 Don't Let Me Sleep Too Long / I Happen To Love You (Tomorrow 7503)
1967-06 Don't Look Back / Wind Chime Laughter (Tomorrow 912)
1969-11 Don't Let Me Sleep Too Long / I Happen To Love You (Buddah 150)
Gruß, Wolfgang
The Myddle Class gehören zu den sogenannten "garage bands". Was die Qualität ihrer Musik betrifft, gehörten sie zweifellos zur Spitzenklasse dieser Gattung, der entsprechende Erfolg stellte sich allerdings trotz guter Voraussetzungen nicht ein.
Die Band wurde 1964 in New Jersey als The King Bees gegründet und bestand aus Dave Palmer (Gesang), Rick Philip (Gitarre), Danny Mansolino (Orgel), Charles Larkey (Bass) und Michael Rosa (Schlagzeug). Letzterer hörte bezeichnenderweise auf den Spitznamen "Myke"... Entdeckt wurden sie von Al Aronowitz, einem Journalisten der New York Post. Al übernahm das Management und verschaffte der Band einen guten Start, indem er sie mit Gerry Goffin und Carole King zusammenbrachte. Das songschreibende Ehepaar hatte gerade ihr Plattenlabel "Tomorrow" gegründet, und die King Bees hatten die Ehre, die erste Platte des Label aufnehmen zu dürfen. Etwa zur selben Zeit legte sich die Band einen neuen Namen zu, sie hießen jetzt The Myddle Class.
Über die A-Seite "Free As The Wind" schrieb Billboard im Dezember 1965: "New label, new group and new Goffin-King material has smash hit possibilities". Leider blieb es bei den "possibilities", denn die Platte ging gnadenlos unter.
Auf der B-Seite ist eine Coverversion von Bob Dylan's "Gates Of Eden", einem anspruchsvollen und nicht leicht konsumierbaren Song aus Dylan akustischer Phase von Ende 1964. Was die Band daraus gemacht hat, ist faszinierend und fast so genial wie das, was die Byrds aus "Mr. Tambourine Man" gemacht haben. Wenn ich die zehn besten Dylan-Covers auswählen sollte, dieses "Gates Of Eden" wäre ziemlich weit vorn dabei.
A-Seite der zweiten Single wurde "Don't Let Me Sleep Too Long". Als Songwriter werden die Bandmitglieder genannt, es handelt sich aber um eine "geklaute" Fassung von "Wake Me, Shake Me" des Blues Project. Nun ja... doch wenn man die Platte umdreht, kommt, wie auf der Rückseite der ersten Single, wieder etwas Großartiges in die Ohren. Gerry Goffin und Carole King waren bemüht, mit der Zeit zu gehen und Songs zu schreiben, die nicht mehr den Girlgroups etc. der vergangenen Jahre, sondern, den härteren Rockbands von 1965/66 auf den Leib geschrieben waren. Eines der Ergebnisse war "I Happen To Love You", ein Song voller Dramatik, der mich vom ersten Hören an bis heute begeistert. Offensichtlich fühlten sich auch andere Bands von dem Song angezogen, so gab es auf der zweiten LP der Electric Prunes eine (fast) gleichwertige Coverversion, und auch die "Reste",die von Them übrig blieben, nachdem Van Morrison sich von ihnen getrennt hatte, brachten eine hörenswerte Version heraus. Übrigens, ein weiterer Song aus dieser Schaffensperiode des Teams Goffin-King, stilistisch ähnlich und ebenso faszinierend, ist das "Don't Bring Me Down" der Animals.
Leider war auch diese Platte kein Erfolg, auch dann nicht, als sie gut drei Jahre später auf Buddah wiederveröffentlicht wurde.
1967 folgte noch eine dritte Single, und das war's dann leider schon. Ein ansonsten unveröffentlichter Song von 1965 landete später auf einer Compilation-LP von Buddah.
"I Happen To Love You" erschien in den in den 80er Jahren auf Folge 3 der "Mindrocker"-Anthologie. Nur dadurch konnte ich die Band für mich entdecken, Uwe Tessnow und seinem Line-Label sei hiermit mein Dank ausgesprochen!
Es soll noch eine CD mit ursprünglich unveröffentlichten Aufnahmen geben, aber momentan habe ich noch keine genaueren Informationen.
Ein bemerkenswertes Konzert hat am 11. Dezember 1965 im Summit High School Auditorium stattgefunden: The Myddle Class als Headliner, und im Vorprogramm niemand Geringeres als die Velvet Underground... es war das erste Mal, daß Reed, Cale und Morrison diesen Bandnamen benutzten, und es war das erste Konzert mit ihrer Schlagzeugerin Maureen Tucker. Hier wurde Musikgeschichte geschrieben!
Hier noch die Single-Discographie der Myddle Class, nach dem Motto "Qualität vor Quantität":
1965-11 Free As The Wind / Gates Of Eden (Tomorrow 7501)
1966-06 Don't Let Me Sleep Too Long / I Happen To Love You (Tomorrow 7503)
1967-06 Don't Look Back / Wind Chime Laughter (Tomorrow 912)
1969-11 Don't Let Me Sleep Too Long / I Happen To Love You (Buddah 150)
Gruß, Wolfgang
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