PJ im Gespraech mit Ruediger beim SJSF 2014 Livorno

 
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PJ im Gespraech mit Ruediger beim SJSF 2014 Livorno

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Gepostet: 29.10.2017 - 15:23 Uhr  ·  #1
Den u.a. Text habe ich im Juni 2014 nach meiner Rueckkehr aus Italien verfasst
und im Surfmusik Forum eingestellt.
Zum besseren Verstaendnis der kommenden Artikel ueber Paul Johnson, die ich hier einstellen will und werde, vorab meine Fragen und seine Antworten!!
Viel Spaß beim Lesen und ggf. Betroffentheit, wenn ihr von seiner finanziellen Situation lest.
Als letztes Jahr seine Gitarre bei einem Konzert entwendet wurde, hat ein mitfuehlender Musiker
eine Spendenaktion bei SG 101 initiert, die so erfolgreich war, dass Paul sich sogar zwei neue Gitarren leisten konnte!


Auf der Fahrt vom Flughafen in Pisa sagte Lorenzo zu mir:" In einer halben Stunde wird ein amerikanischer Musiker erscheinen, der dich bereits eine ganze Weile kennt und der sich gerne mit dir unterhalten möchte".
Ich fragte ihn um wen es sich handelt.
"PAUL JOHNSON" war die Antwort.
Die folgenden Informationen sind aus den Gespächen mit Paul am Donnerstag und Freitag vor dem Festival als auch am Montag nach dem Festival zusammengeführt worden. Ich versuche dabei Sinnzusammenhänge zu formulieren, die in der Realität nicht immer in dieser Abfolge stattgefunden haben.

PJ: Du warst in den 1980iger Jahren auf meiner Adressenliste (Paul hatte seinerzeit den Hep Cats Newsletter verschickt).
Damals gab es noch kein Internet , emails und all das was es heute gibt.
Ich benötige einen Partner, der sich damit auskennt und der es mir ermöglicht, meine Musik als mp3 Dateien hochzuladen und als Download gegen Bezahlung anzubieten.
Ebenso brauche ich einen Manager, der sich in der Szene auskennt und Auftritte für die "Duo Tones" buchen kann.

Rüdiger: Paul, wie viele Gitarren besitzt du?
PJ: Ich habe zwei, eine elektrische und eine akustische. Das reicht mir völlig aus. Ich bin nicht auf materiellen Besitz ausgerichtet.
Für mich ist es wichtig, dass ich die richtigen Klänge aus der Gitarre herausholen kann.
Rüdiger: Wann und wo kommst du auf die besten Ideen für neue Lieder?
PJ: Beim Spazieren Gehen. Ich schreibe die Ideen nur dann auf, wenn ich befürchte sie zu vergessen. Ansonsten spiele ich sie Zuhause auf meiner Gitarre.

Rüdiger: Paul, bekommst du noch Tantiemen für die von dir komponierten Lieder?
PJ: Selten, und es ist auch nicht gerade viel Geld das ich erhalte.
Rüdiger: Erhälst du denn eine Rente?
PJ: Nein, ich lebe von der Sozialhilfe. Ich kann es mir nicht mehr leisten in der Innenstadt von Los Angeles zu leben.
Rüdiger: Wie teuer ist heute ein Flug von LA nach Europa?
PJ: 1200 $ oder sogar mehr? Ich kann es dir nicht sagen, weil ich den Flug nicht selbst bezahlt habe. Die haben es für micht getan
(er nickte mit dem Kopf Richtung Surfer Joe Diner Restaurant).

Rüdiger: Paul, dir ist ein Engagement bei den Beach Boys angeboten worden. War dies 1964 als Brian aufhörte, auf Tournee zu gehen?
PJ: Nein, das war viel früher. 1962 oder so, als Al Jardine ausgestiegen ist. Ich erinnere mich genau daran, dass ich in der Küche etwas aus dem Geschirrschrank holte, als der Anruf von Brian Wilson kam -es kann aber auch Dennis gewesen sein-.
Ich habe das Angebot abgelehnt und an David Marks weitergereicht, mit dem ich ebenso wie mit Dennis Wilson sehr viel herumgehangen habe. Dennis und ich waren gute Kumpel.
Rüdiger: Dennis war ja nun nicht gerade jemand, den ein Vater seiner minderjährigen Tochter als Freund gewünscht hätte.
PJ: Dennis jagte jedem Mädchen auf der Straße hinterher und sagte:" Hey ich bin in der Gruppe "The Beach Boys! Kennst du mich?"
Dennis war schon ein Schlingel (O-Ton: he was a rascal!).
(in dem Fernsehfilm aus dem Jahr 2000: "The Beach Boys An American Family" wird diese Szene nachgestellt, als Dennis ein Mädchen auf offener Straße grüßt und einer der anderen Bandmitglieder ihn fragt:Sag mal, kennst du eigentlich jedes Mädchen in der Stadt und Dennis erwiderte: Nicht jedes, aber fast jedes!")
Rüdiger: Dean war auch sehr gut mit ihm befreundet.
PJ: Wer?
Rüdiger: Dean Torrence von Jan & Dean
Paul, hast du auch ein PS-starkes Auto wie die einzelnen Mitglieder der Beach Boys, Jan, Dean, Rick Henn (Sunrays), Roger Christian oder Carol Connors gehabt?
PJ: Ich hatte einmal einen blauen 1965iger Mustang 428. Ich war aber nie so richtig auf materiellen Besitz aus wie er in den Liedern des kalifornischen Mythos beschrieben wird.

Rüdiger: Du warst ja auch als Session Musiker aktiv. Dein Name erscheint z.B. auf der Hot Rod City LP.
PJ: Ja, alle Lieder hatten etwas mit Hot Rod zu tun,sie erschienen als "The Quads", "The Customs" usw.
Rüdiger: Hast du auch mit Musikern der "Wrecking Crew" zusammengearbeitet?
PJ: Ja, mich erinnere mich an eine Situation, als rechts von mir Tommy Tedesco und links von mir Bill Pitman saßen.
Ich fragte:" warum sitze ich zwischen diesen beiden legendären Top Gitarristen?" Die Antwort lautete: "Weil du jung bist, jung klingst und damit auch die Aufnahme jung klingen wird!"
(Ich weiß nicht, ob diese Antwort ernst gemeint war oder lediglich einen jungen Musiker ruhig stellen sollte?)
Der höchste Stundenlohn den ich damals erhielt waren 120 $, was für diese Zeit nicht schlecht war. Die Mitglieder der Wrecking Crew erhielten jedoch mindestens das Dreifache pro Stunde, also 360$ wenn ich 120$ bekam

Rüdiger: Hast du auch mit Gary Usher im Studio zusammengearbeitet? Wie lief das ab? Gab er Anweisungen?
PJ: Ja, ich war auch bei Gary Usher Produktionen dabei. Wir hatten Charts nach denen wir spielen mussten. Gary hatte immer drei Gitarristen, die alle das gleiche spielen mussten. Ich habe auch bei den Aufnahmen für die Hondells mitgewirkt, jedoch nicht bei Little Honda oder den anderen Biker Liedern. Ich war erst bei den Aufnahmen dabei, die 1966 erschienen.
Rüdiger: Carol Kaye hat einmal bedauert, dass sie nie dabei war, wenn zu der Musik die Vokalpartien (z.B. bei den Beach Boys) aufgenommen worden sind. Wir war es bei deinen Aufnahmen als Session Musiker?
PJ: Als Gary Usher 1969 ein Album für John Denver produziert hat, war John auch dabei und hat dann auch gesungen.

Rüdiger: Paul, was treibt dich noch an, weiter zu musizieren?
PJ: Mein Sohn lebt in Austin (Texas), nicht gerade eine Stadt die bekannt für instrumentale Musik ist. Mein Sohn kennt den Besitzer einer kleinen Bar auf der Hauptflaniermeile. Wir sind dort eines Abends hingegangen. Die Bar ist ein kleiner Schlauch an derem Ende sich eine kleine Bühne befindet, auf der eine Band C&W spielte. Es waren nur wenige Gäste anwesend, die meisten Leute liefen draußen auf der Straße vorbei.
Mein Sohn ging zum Besitzer und teilte ihm mit, wer sich (in meiner Person) in der Bar befindet.
Ich wurde auf die Bühne gerufen um Instrumentalmusik zu spielen. Ich fragte die Musiker, ob sie "Memphis" kennen würden.
Wir starteten hiermit, dann kam "Walk Don´t Run" und bevor das Lied ausgeklungen war, spielte der andere Gitarrist die Intro zu "Pipeline". In der Zwischenzeit waren die Spaziergänger stehen geblieben, guckten durch die offene Tür in die Bar hinein und wunderten sich, was denn da abgeht, wippten zum Takt der Musik und hatten Spaß an dem was sie hörten.
Siehst du, genau dieses ist mein Bestreben: Gitarrenmusik zu spielen und die Leute damit zu erfreuen.

Rüdiger: Hast du noch Ziele, wo du gerne noch einmal auftreten möchtest und hast du auch bisher die Gelegenheiten genutzt, andere Sprachen zu lernen?
PJ: Nein, ich spreche nur Englisch und keine anderen Sprachen. Ich würde gerne noch diejenigen Länder kennenlernen, in denen ich noch nie war. Spanien, Frankreich, Tschecheslowakei, die Skandinawischen Länder sowie einige osteuropäische Länder.

Schlusssatz: Ich habe einen geistig fitten Mann kennengelernt, der gerne bereit ist, seine Erinnerungen mit anderen zu teilen.
Ich wünsche ihm Gesundheit, viele nette Musikerkollegen und Menschen, die ihn und seine Musik wertschätzen!
Don´t mind what people say
surf music is here to stay!
Rüdiger

Danke Rüdiger!
Danke dass du dir die Mühe machst und das alles niederschreibst.
Es ist sehr interessant, man kennt ja die Bel-Airs-Anfänge aber danach nicht viel mehr von Paul Johnson.

Bei der letzten Tour hatte uns Paul auch zum Schmunzeln gebracht.
Wir saßen im Diner und es läuft ja viel Surf im Hintergrund.
Bei fast jedem 3. Lied konnte Paul etwas erzählen.
"Ah, das da haben wir in meiner Garage aufgenommen", oder "Das kenn ich, da bin ich an der Gitarre" o.Ä.

Das mit der Sozialhilfe finde ich erschreckend. Hab mir grad mal as Rentensystem der USA zu Gemüte geführt und kann es kaum verstehen, warum er nichts bekommt. Aber so kann's gehen. Da kannste Mr. Moto erfunden haben und lebst trotzdem von der Hand in der Mund.

Aber genug davon, zurück zur Musik!

blueeyedlava
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Re: PJ im Gespraech mit Ruediger beim SJSF 2014 Livorno

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Gepostet: 29.10.2017 - 16:16 Uhr  ·  #2
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Gepostet: 29.10.2017 - 16:34 Uhr  ·  #3
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