Hallo,
etwas Text dazu:
Johnny Ace
(John Marshall Alexander), * 09. Juni 1929 in Memphis/Tennessee als eines von neun Kindern eines Predigers, + 25. Dezember 1954 in Houston/Texas, machte sich als Musiker und Sänger einen Namen in der hier beleuchteten Musikgeschichte. Berühmt wurde er aber auch, als Musikstar zu früh und spektakulär zu sterben.
Noch als Teenager dienter er bei der US Navy und wurde 1947 entlassen. Er übte sich fortan im Klavierspielen und trat schon bald in den Bars im Dunstkreis von Memphis auf, um sich 1949 den Beale Street Blue Boys anzuschließen. Die zu diesem Zeitpunkt noch unbekannte Gruppe bestand zum Teil aus Musikern wie B.B. King und dem Schlagzeuger Earl Forest, die in den Jahren darauf zu absoluten Superstars des Blues und des Rhythm & Blues werden sollten. Die Band benannte sich nach der berühmten Beale Street in Memphis, dem Schmelztiegel der bekanntesten Blues-Sänger.
Es folgten zunächst zahlreiche Auftritte dei der Station WDIA. B.B. King schaffte es bereits 1950 zu einem Schallplattenvertrag bei RPM Records. Davon profitierte auch der junge John Alexander, denn er konnte als Pianist an den Sessions teilnehmen. Als B.B. King aus vertraglichen Gründen die Band verließ, übernahm John Alexander das Kommando und verpaßte der Band mit The Beale Steeters Anfang 1952 einen neuen Namen. Zu dieser Zeit sollen von ihm angeblich Aufnahmen für Sun Records entstanden sein, die jedoch nicht existent sind.
Der Programmdirektor von WDIA, ein gewisser David Mattis, hatte sich in den Kopf gesetzt, für die vielen taletierten schwarzen Interpreten eine Schallplattenfirma einzurichten. In Anlehnung an die schon erfolgreich eingeführten Label wie King und Queen nannte er seine Plattenfirma Duke. John "Johnny" Alexander war mit seiner Band im Studio, als für die 2. Plattenaufnahme des neuen Labels eine Aufnahmesession mit Bobby "Blue" Bland angesetzt war. Als sich im Studio herausstellte, dass Bobby "Blue" Bland als Analphabet den Text nicht beherrschen konnte, kam für Johnny Alexander die große Stunde und wurde er von der Produktion für den Sologesang entdeckt. Mit dem Titel ”My Song” auf Duke Records 102 erreichte der noch unbekannte Künstler, nun als Johnny Ace, auf Anhieb # 1 der R&B-Charts. Sein Titel war eine Adaptation des Ruth Brown-Originals ”So Long”. Von diesem Zeitpunkt an trat er unter dem Künstlernamen Johnny Ace auf ("Johnny" kam von Johnnie Ray, "Ace" von den Four Aces; beides Künstler, die er sehr schätzte). Schon im Herbst 1952 wurde das Duke-Label von Peacock Records mit seinen Präsidenten Don Robey und Irving Marcus übernommen. Mit nun größerer Finanzkraft konnte Johnny Ace im Herbst 1952 an die Spitze der Charts gepuscht werden. Der Erfolg war enorm und zog Cover-Versionen von Dinah Washington (Mercury 8294), Hadda Brooks (Okeh 6910) und Marie Adams (Peacock 1604) nach sich.
Seine zweite Aufnahme, zusammen mit The Beale Streeters, ”Cross My Heart” erschien Anfang 1953 und schaffte ebenfalls den Sprung ins Vorderfeld der Charts (# 4).
1952 “My Song“ # 1 Duke 102
1953 “Cross My Heart“ # 3 Duke 107
1953 “The Clock“ # 1 with The Beale Streeters Duke 112
1954 “Saving My Love For You“ # 2 Duke 118
1954 “Please Forgive Me“ # 6 & Johnny Otis Orch. Duke 128
1955 “Pledging My Love“ # 1 R&B, # 30 Pop in Konkurrenz zu Teresa Brewer # 30 Pop Duke 132
1955 “Anymore“ # 7 Duke 144
Seine nächste Platte, ”The Clock”, wurde wiederum eine # 1. Es schloß sich ein Auftritt in der Fouth Annual Rhythm’n’Blues Jubilee Show in Los Angeles an – zusammen mit Willie Mae "Big Mama" Thornton (®1953), gerade erfolgreich mit dem Titel ”Hound Dog”, The Robins, The Flairs, Roy Milton, Chuck Higgins und anderen Größen ein "high light" des Sommers 1953. Im Oktober war das Paket Johnny Ace/Mama Thornton im New Yorker Apollo Theatre gebucht. Im November folgte eine Tournee mit Willie Mae "Big Mama" Thornton, Bobby "Blue" Bland und Junior Parker (®1953) in den Süden und Südwesten der Staaten. Noch im Dezember 1953 erschien mit ”Yes, Baby” eine flotte Duett-Aufnahme von Ace/Thornton mit einer guten Bewertung in der Fachpresse und einem exzellenten Pianospiel, jedoch ohne Chart-Erfolg. 1954 liefen die Geschäfte in Don Robey’s Läden dank des Gespanns Ace/Thornton hervorragend. Eine Tournee reihte sich an die nächste, unterbrochen durch einen weiteren Auftritt im Apollo Theatre. Die Fans rissen sich um Johnny Ace. Zwischendurch folgten weitere Schallplattenaufnahmen, u.a. zusammen mit dem Johnny Otis Orchestra. Der Tourneestress blieb jedoch nicht ohne Folgen, Alkohol und zwielichtige Gestalten kamen ins Spiel.
Heiligabend 1954 betrank sich Johnny Ace nach einem Auftritt im City Auditorium in Houston, spielte mit einem Revolver und erschoss sich nach Art des Russisch Roulette. Willie Mae "Big Mama" Thornton sprach von einem Unfall. Johnny Ace starb einige Stunden später im Spital. Er wurde damit zur tragischen Legende in der Musikhistorie. Postum wird sein ”Pledging My Love”, Titel seiner 7. Single innerhalb von zwei Jahren, zu einem der erfolgreichsten R&B-Titel der Musikgeschichte. Teresa Brewer zog parallel mit einer Pop-Version nach. Roy Hamilton konnte dem Titel 1958 ein Chart-Comeback verschaffen und auch eine spätere rockige Fassung von Jerry Lee Lewis soll nicht unerwähnt bleiben.
Gleichzeitig begann ein regelrechter Run auf die Platten von Johnny Ace, eine Begeisterung, die eine Reihe von Künstlern wie Varetta Dillard oder Johnny Otis mit Erinnerungsplatten an Johnny Ace für sich nutzten.
Inzwischen liegt von James M. Salem mit ”The Late Great Johnny Ace” eine 280 seitige Biografie über Johnny Ace vor.
Gruß
Dietrich