Gepresst wird bei so einer Lackfolienaufnahme (engl. lacquer disc, "Azetat" ist sachlich falsch, so heißt's bloß bei denen die wenig Ahnung von der Technik haben!) gar nichts. Es ist auch kein "Vinyl", jedenfalls war das 1953 so - inzwischen gibt es tatsächlich die Technologie, mit einem Diamantstichel direkt auf eine blanke Vinylplatte aufzunehmen. Normalerweise bestehen solche einzeln geschnittenen Platten aber aus einer Aluminiumscheibe (sehr selten Glas, Pappe, oder Weißblech) mit einer Schicht aus Nitrozelluloselack, die dick genug ist, um mit einem scharfkantigen Saphirstichel Rillen hineinzuschneiden.
Zurück zu Elvis: Angesichts des Jahrgangs ist es m.E. ziemlich wahrscheinlich, dass die Aufnahme direkt, und nicht auf dem Umweg über eine Bandaufnahme, geschnitten wurde. Das heißt, das Mikrophon war über einen Verstärker direkt mit der Folienschneidemaschine verbunden, die "live" während der Darbietung mitlief und alles, was im Studio zu hören war, direkt in die Rille schnitt. Dabei entsteht natürlich nur _eine_einzige_ Platte.
Die Technik ist aber im Grunde dieselbe wie bei der damaligen Herstellung von normalen (Schellack-)Schallplatten: Auch dabei wurde viele Jahre lang, bis Ende der 1940er, in aller Regel im Direktschnitt aufgenommen. Ursprünglich auf Wachsplatten (die man nicht abspielen kann, ohne sie zu zerstören, weil das Wachs zu weich ist), später auf genau solche Lackfolien. Bloß bei einer Handelsplatte kommt die Originalfolie nicht direkt in den Handel, sondern man formt davon metallische Pressmatrizen ab, mit denen dann die Schellack- oder Vinylplatten gepresst werden.
Falls in dem Studio schon eine der (damals noch teuren und wenig verbreiteten) Bandmaschinen vorhanden war, kann es auch sein, dass Elvis' Gesang erst auf Band aufgenommen wurde, und dann in einem zweiten Arbeitsgang das Band auf die Folie überspielt wurde - so, wie es heute in analogen Studios immer gemacht wird. Die Vorteile dabei sind offensichtlich: Erstens kann man das Band immer wieder löschen, es ist also kein Problem, wenn dem Musiker nicht gleich beim ersten Versuch alles gelingt (bei Direktaufnahmen wäre dann jedesmal eine Folie verdorben). Man kann zur Not auch Fehler herausschneiden bzw. ein perfektes Band aus den besten Stellen mehrerer Aufnahmen zusammenpuzzeln. Und man kann von einem Masterband natürlich mehrere gleich gute Folien schneiden, ohne dass der Künstler mehrere Male spielen und singen muss.
Der Unterschied zwischen Lackfolie (sog. "Azetat") und normaler Schallplatte ist auch bei Verwendung eines Masterbands derselbe: In einem Fall wird die Lackfolie direkt an den Kunden abgegeben und kann direkt abgespielt werden, im anderen Fall dient sie als Vorlage für Preßmatrizen zur Massenproduktion.
Ob ein "Zwischenband" bei der Elvis-Sitzung verwendet wurde, wissen die Elvis-Experten unter uns sicherlich ganz genau und melden sich hoffentlich noch zu Wort!
GLG aus Berlin,
Chris