Hallo Gerd,
schön, dass Du auch einen eher weniger bekannten Interpreten aus der New Orleans-Liga berücksichtigt hast.
Ich habe aus verschiedenen Quellen etwas zusammengetragen:
Archibald gehörte zu den großen Boogie Woogie-Pianisten in New Orleans zu Beginn der Rhythm & Blues-Ära. “Stack-A-Lee“ bescherte ihm 1950 einen Top 10- Hit in der Rhythm & Blues-Hitparade, doch das war auch schon der ganze kommerzielle Erfolg für ihn.
Sänger und Pianist Archibald war einer der letzten in der langen Reihe der ursprünglichen Barrelhouse -Pianisten von New Orleans. Diese Klavierspieler waren normalerweise semiprofessionelle Musiker, die oft nur für Drinks spielten oder was auch immer auf das Klavier geworfen wurde. Einige von ihnen (Champion Jack Dupree, Professor Longhair, Archibald) wurden auf Tonträger aufgenommen, Hunderte weitere jedoch nie.
Archibald (Leon Gross) lernte schon früh Klavier spielen und unterhielt unter dem Namen "Archie Boy" als Entertainer lokale Clubs und Partys. Der Sänger und Pianist diente dann im 2. Weltkrieg in Indien in der US-Armee. Zu seinen Haupteinflüssen gehörten Burnell Santiago, Tuts Washington und Eileen Dufeau. Nachdem er während des Zweiten Weltkriegs in Indien gedient hatte, kehrte Archibald 1945 in seine Heimatstadt New Orleans zurück, wo er weiterhin in den Clubs und Bars des French Quarter spielte.
Nach seiner Rückkehr aus Asien trat er im French Quarter in seiner Heimatstadt in Clubs und Bars auf. Archibalds kraftvolles Klavierspiel und seine Shouter-Stimme wurden zum ersten Mal 1950 auf Platte gebracht.
Der Talentscout Al Young unterzeichnete ihn 1950 bei Lew Chudds Imperial-Label als Teil desselben Stils, die auch Dave Bartholomew und Fats Domino auf die Liste des Unternehmens brachte. Am 23. März 1950 hatte Archibald seine erste Aufnahmesession im J & M Studio von Cosimo Matassa unter der Leitung von Dave Bartholomew. Alle IMPERIAL-Aufnahmen aus zwei Aufnahmesitzungen wurden gekonnt von der Studioband begleitet, jedoch ohne dass Archibalds Klavierspiel zu kurz kam.
Die erste Single, die aus dieser Session hervorging (Imperial 5068), war “Stack-A-Lee“, ein zweiseitiges Workout des alten Volksliedes, das am besten in der Version von Lloyd Price (# 1 Pop im Februar 1959) bekannt ist unter dem Titel “Stagger Lee“).
Doch damit endete auch schon der bescheidene Ruhm dieses glücklosen Pianisten, denn eine Tournee an der Westküste musste wegen einer plötzlichen Krankheit Archibalds abgesagt werden.
Obwohl er weitere Singles auf Imperial und Colony hatte, hatte Archibald nie wieder die Chance zu touren und wurde nach 1952 nicht mehr aufgenommen. “Stack-A-Lee“ sollte sein einziger Hit bleiben.
Seine Karriere wurde durch Krankheit und einen Streit mit der Musicians Union behindert. Johnny Vincent wollte ihn Ende der 1950 er Jahre für sein Ace-Label aufnehmen, aber das kam nicht zustande. Vincent sagte, Archibalds Stimme sei verschwunden; Archibald selbst sagte, Vincent habe nicht genug Geld angeboten.
Ein Hauptgrund hierfür lag aber wohl in einem Streit zwischen Archibald und der Musikergewerkschaft. Angeblich spielte er unrechtmäßig nach abgelaufener Gewerkschaftsmitgliedschaft öffentlich in einem Club.
In den sechziger Jahren waren die Zwistigkeiten beigelegt; Archibald konnte wieder für einige Zeit erfolgreich in New Orleans auftreten und ist besonders für seinen langen Aufenthalt im Poodle Patio Club in der Bourbon Street bekannt. Sein kraftvoller New Orleans Boogie Piano-Stil hat zweifellos viele New Orleans-Pianisten beeinflusst, darunter Fats Domino, James Booker, Huey "Piano" Smith, Allen Toussaint und Dr. John.
Gruß
Heino