Deutsche SHELLPRESSUNG - Tennessee Ernie Ford

 
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Deutsche SHELLPRESSUNG - Tennessee Ernie Ford

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Gepostet: 19.10.2007 - 19:20 Uhr  ·  #1
Hallo Sammlerkollegen,
vor kurzem konnte man in der E-Bucht einige Weißmuster und Testpressungen erwerben. Ich war mit an der vordersten Front und habe die eine oder andere Single abstauben können. Hier nun eine sehr interessante Single:

"Tennessee" Ernie Ford - I'm a pilgrim / His hands / Capitol CF 3135

Soweit, so unspektakulär - aber man beachte die Stempel auf der Platte - leider kaum mehr lesbar, da stark verwischt: SHELLPRESSUNG

Was war eine SHELLPRESSUNG ??? :? :oops: :?

Das Cover (etwas älter als die Single, es ist noch das feststehende Tri-Center abgebildet) ist ebenfalls sehr interessant. Zuerst hielt ich es für ein amerikanisches Capitol Cover. Bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, daß dieses Cover sich von den USA-Covern in mehreren Punkten unterscheidet. Es fehlt der Hinweis "made in USA" - sonst auf allen US-Covern vorhanden. Das Cover ist exakt so hergestellt wie die deutschen Capitolcover dieser Zeit - also die Klebefalze und die Papierart.

Meine Vermutung lautet: bei den Shellpressungen handelt es sich vielleicht um Pressungen, die für die US-Army gemacht wurden. Für diese These spricht auch, daß das Cover nur englischsprachige Aufdrucke enthält - obwohl das Cover wohl in Deutschland gefertigt wurde. :shock:

Hat jemand vielleicht nähere Informationen über diese seltsamen Pressungen/Cover ???

rockige Grüße,
big-bopper 8)
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Re: Deutsche SHELLPRESSUNG - Tennessee Ernie Ford

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Gepostet: 22.08.2010 - 00:09 Uhr  ·  #2
Auf dieser Schellack vom Golgowsky Quartett ist der Begriff "Shellpressung" etwas deutlicher zu erkennen.
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Re: Deutsche SHELLPRESSUNG - Tennessee Ernie Ford

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Gepostet: 22.08.2010 - 00:12 Uhr  ·  #3
beim Scan vor zwei Tagen mit diesem Stempel, konnte ich es noch nicht entziffern.
Womit die drei Jahre alte Frage von Big Bopper immer noch nicht beantwortet ist.

Gruss Billy
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Re: Deutsche SHELLPRESSUNG - Tennessee Ernie Ford

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Gepostet: 22.08.2010 - 11:16 Uhr  ·  #4
Also zu Anfang der Schellackzeit, als noch alle Aufnahmen direkt auf Wachs geschnitten wurden, bezeichnete "Shell" auch im Sprachgebrauch der deutschen Techniker das, was man später "Vater" nannte - das direkt vom Wachsmaster abgenommene Negativ. Viele Jahre lang (bis in die späten 1930er) war die Tonqualität einer von dieser Matrize erster Generation gepressten Platte oft deutlich unverzerrter und sauberer als von den "Söhnen". Allerdings wurden Shells nur ungern zum Pressen von Handelsplatten benutzt, denn es gab davon jeweils nur eine einzige pro Aufnahme, und bei Beschädigung oder Abnutzung mußte entweder der Künstler erneut ins Studio geholt werden um eine Ersatzaufnahme zu machen, oder die Platte war nicht mehr nachlieferbar. Also wurden allenfalls die ersten Testpressungen zur Beurteilung der Aufnahme direkt von der Shell gemacht, und wenn das Ganze für gut befunden wurde, fertigte man Mutterplatten - bis 1905 durch Wachsabguß, später galvanisch aus Kupfer - und davon etliche "Söhne" als eigentliche Preßmatrizen an.

Soweit so gut - - - was allerdings die Teldec lange nach dieser Pionierzeit mit "Shellpressung" meint, bzw. warum dieses inzwischen belanglos gewordene technische Detail (falls "Shell" noch immer in der alten Bedeutung verwendet wurde) so groß und häßlich auf die Labels gestempelt wurde, ist mir schleierhaft. Bei den Ami-Aufnahmen könnte man sich immerhin noch vorstellen, dass die Pressung direkt von einer aus USA gelieferten Shell gemacht wurde (anstatt das Masterband aus Übersee kommen zu lassen und in Deutschland daraus eine neue Matrize zu erstellen), aber warum gibt's den Stempel dann auch bei deutschen Aufnahmen?!
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SHELLPRESSUNG

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Gepostet: 12.11.2020 - 11:10 Uhr  ·  #5
Gibt es neue Erkenntnisse zu "Shellpressungen" der Teldec nach 13 bzw 10 Jahren? Habe eine Decca Schallplatte mit eben diesem Stempel erhalten. Die hier gezeigten Platten sind etwa aus dem Jahre 1954.

Bin dankbar für neue Erkenntnisse und Vermutungen.

Hardi
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SHELL-PRESSUNG

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Gepostet: 23.03.2024 - 20:51 Uhr  ·  #6
Hier die Antwort von ChatGPT:

Eine "Shell Pressung" bezieht sich auf eine spezifische Art der Schallplattenpressung, die in Deutschland Anfang der 1950er Jahre verwendet wurde.

Bei einer Shell Pressung handelt es sich um eine Technik, bei der die Schallplatte aus einem einzigen, dünnen Stück Vinyl hergestellt wird. Dieses Vinyl wird um eine Metallmatrize (eine "Shell") geformt, die die Rillen enthält, die den Ton tragen. Durch diese Methode wurde eine höhere Genauigkeit bei der Übertragung der Schallinformationen auf die Platte erreicht.

Shell-Pressed Platten gelten oft als qualitativ hochwertiger im Vergleich zu anderen Pressmethoden der damaligen Zeit, wie zum Beispiel die "Cup and Core" Pressung, bei der die Schallplatte aus zwei Teilen zusammengesetzt wurde. Die Shell-Pressung ermöglichte eine bessere Klangqualität und eine längere Haltbarkeit der Schallplatten.

Hardi
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Re: Deutsche SHELLPRESSUNG - Tennessee Ernie Ford

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Gepostet: 24.03.2024 - 17:19 Uhr  ·  #7
AI schlägt HS (human stupidity) mal wieder um Längen! Tut mir leid, Hardi, aber da bist du aufgesessen! :)

Die "Shell" ist im Jargon der Plattenhersteller (schon seit den ersten Grammophon-Tagen) die Vatermatrize, also die Metallplatte, die direkt vom Wachs oder von der Lackfolie abgenommen wird. Üblicherweise werden von ihr metallene "Mutterplatten" (abspielbare Positive also), und von denen wieder "Söhne" zur Massenfertigung normaler gepreßter Platten hergestellt. Das dreistufige Verfahren kann man in der Literatur und online in vielen Quellen nachlesen. Man kann aber auch direkt von der Vaterplatte pressen, und erhält dann sogar (geringfügig) bessere Pressungen als auf dem Umweg über Mutter und Sohn, einfach weil zwei Bearbeitungsschritte, die beide mit unvermeidlichen Toleranzen und Fehlerquellen behaftet sind, wegfallen. Es ist nur für die Industriefertigung unrentabel, da jedesmal nach Abnutzung oder Beschädigung der einen Vatermatrize, also nach allerhöchstens 1000 Exemplaren, ein neuer Folienschnitt vom Band überspielt werden muß. In tonbandlosen Schellack-Zeiten bedeutete der Verlust der Vatermatrize sogar eine komplette Neuaufnahme - genau deswegen wurde das Drei-Generationen-Verfahren ursprünglich erfunden, um höhere Auflagen von derselben Aufnahme pressen zu können!

Warum Shellpressungen gemacht wurden, kann mehrere Gründe haben: Zum einen, um firmenintern die Shell zu testen durch Abhören solch einer Pressung, bevor sie zu Müttern und Söhnen weiterverarbeitet wird (denn wenn die Shell eine Macke hat, überträgt die sich natürlich auf alle von ihr abstammenden Matrizen und Platten). Andererseits ging es natürlich schneller, erstmal eine Shell herzustellen und davon gleich eine kleine Auflage zu pressen, während von einer zweiten Shell (also zweite Überspielung des Masterbands) parallel Mütter und Söhne für die nachfolgenden Auflagen hergestellt wurden - die zusätzlichen Galvanisierungen sind ein langwieriger Vorgang und bedingt mehrere Tage Verzögerung bevor die ersten Platten fertig werden, und das konnte/wollte man vielleicht im Einzelfall vielleicht nicht leisten. Ich vermute, diese Shellpressungen sind entweder irgendwann aus dem Firmenarchiv "gewandert", oder wurden als Erstauflage an Rundfunkstationen und andere Kunden verschickt, die die Neuheiten sehr zeitnah und in optimaler Qualität bekommen sollten.

Wenn man sich heutzutage eine Vinylplatte in Kleinauflage (100 oder 300 Stück vielleicht) zum Eigenvertrieb pressen lässt, sind das wahrscheinlich meistens auch Shellpressungen, ganz einfach weil sich so eine kleine Stückzahl leicht von einer einzigen Matrize auf einer einzigen Presse herstellen lässt. Durch den Verzicht auf "Mutter" und "Sohn" wird das Ganze natürlich auch für kleine Auflagen kostengünstiger.

Chris
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Re: Deutsche SHELLPRESSUNG - Tennessee Ernie Ford

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Gepostet: 24.03.2024 - 18:04 Uhr  ·  #8
Hallo Chris,

danke für die ausführliche Erklärung. Ich wollte das Thema "Shell-Pressungen" wieder beleben und habe ChatGPT befragt. Habe schon geahnt, das die Antwort nicht befriedigend ist, um nicht zu sagen "Käse" ist.

Aber nun ist alles klar, danke Dir

Hardi
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