Ja, ja, ja das ist der deutsche Rock'n'Roll...

 
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Ja, ja, ja das ist der deutsche Rock'n'Roll...

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Gepostet: 28.01.2007 - 12:24 Uhr  ·  #1
Hallo Sammlerkollegen,
hier ein kleiner Abriss zum Thema "deutscher Rock'n'Roll" 😉

Im Deutschland der 50er Jahre wurder die Musikrichtung "Rock'n'Roll"
leider nicht wirklich ernst genommen. Man hielt es für einen verrückten Trend
aus Amerika (wie schon ein paar Jahre zuvor den Boogie) und
die Songschreiber schrieben eine alberne Nummer nach der anderen.

Wenn man sich die meisten Titel heutzutage anhört dann weiss man nicht,
ob man lachen oder weinen soll. Wurde da etwa versucht diese ungeliebte
Musik durch gezieltes lächerlich machen zu entschärfen - oder hielt man
das für echten Rock'n'Roll.

Stellvertretend seien hier einige unglaublich alberne (textlich und musikalisch) Songs genannt:

Ralf Bendix - Sputnik-Rock / Electrola

Die Hollywood Singers mit Paul Kuhn - Rock and Roll Mops / Columbia

Ralf Bendix - At The Hop (deutsche Fassung) / Electrola

Harry Glück - Ich find' kein Bett (Elvis' - I feel so bad !) / Polydor

Es kommen noch hunderte weitere Titel in Betracht - leider können
nicht alle hier genannt werden.

Im Gegensatz zu unseren europäischen Nachbarstaaten wie Italien
oder Frankreich (dort gab es recht gute Rocker, die in Landessprache
richtig abrockten) gab es solche harten Interpreten in Deutschland nicht.

Peter Kraus war eher das Modell Milchbubi (Entschuldigung Peter!)
und Ted Herold genaugenommen auch nicht viel härter.

Paul Würges aus München hatte einige sehr gute Rocker aufgenommen,
bevor er dann hauptsächlich Instrumentals aufnahm, da er ein sehr
guter Rock'n'Roll Gitarrist war (und immer noch ist). Leider blieb ihm der
große Erfolg verwehrt - denn musikalisch war er um längen besser als
Peter Kraus oder Ted Herold.

Die besten deutschen Rock'n'Roll Aufnahmen stammen wohl von
Billy Sanders (einem "eingedeutschen" Engländer).
Auf Electrola erschienen einige hochkarätige Rock'n'Roll Singles,
die auch richtig rockten. Darunter "Ich bin kein schöner Mann" und "Zuviel Sex-Appeal" und viele weitere.

Ansonsten muß sich der Sammler mit vereinzelten Rock'n'Roll Aufnahmen
von Schlagerstars (Freddy, Peter Alexander, Caterina Valente,
Eddie Constantin, Vico Torriani, Willy Hagara, etc...) begnügen.

Oder Ausschau halten nach total unbekannten Namen (und oft auch
Labeln) - dort gibt es noch eine Menge zu entdecken.
Denn auf diesem Gebiet ist noch längst nicht alles ans
Tageslicht gekommen, was damals so veröffentlicht wurde. :shock:

Dabei muß der Sammler von deutschen Rock'n'Roll Aufnahmen unbedingt schlagerresistent sein und
auch lächerlich harmlose Foxtrot-Aufnahmen als "Rock'n'Roll" akzeptieren. :?

Aber das tolle an diesen Aufnahmen ist, daß man immer was zu lachen hat, wenn man solch eine Platte auflegt. :lol: :lol: :lol:

rockige Grüße,
big-bopper 8)

p.s.: unbedingt empfehlenswert ist der Song "Ja, ja das ist der
deutsche Rock'n'Roll" von Gene Nash (einem Amerikaner, den
es während es Militärdienstes nach Deutschland verschlagen hatte -
die gehörten Grausamkeiten verarbeitete er in den USA zu dem
oben genannten Titel - ein wildes Kauderwelsch aus deutsch und
englisch - er beschreibt wie der deutsche Rock'n'Roll für ihn
geklungen hat) auf Capitol von 1959 ! :lol: :lol: :lol:
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Rock And Roll in Frankreich

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Gepostet: 03.02.2007 - 10:22 Uhr  ·  #2
Ich stimme dem Artikel zu, dass in Frankreich teilweise härtere
R&R-Sounds veröffentlicht wurden als in Deutschland. Dies aber nur
von Interpreten wie Johnny Hallyday. Andere Versuche wiederum,
wenn ich nun an Richard Anthony denke, sind eher mit den
deutschen Versuchen gleichzusetzen. So Anthony´s Fassungen von
"Itsy Bitsy Petit Bikini" (Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polkadot
Bikini), "Le P´tit Clown De Ton Coeur" (Cathý Clown) oder gar
"Je suis fou de l´ ecole" (Bobby Rydell: Swinging School/Ted Herold:
Hast Du 5 Minuten Zeit).

Auch die Ursprünge des französischen R&R sind eher im Jazz
zu finden, der nach dem Zweiten Weltkrieg dort seine Blüte
durch die Jazzclubs erlebte. Meines Wissens nach waren die ersten französischen R&R-Versuche eigentlich Jazz: Henry Cording And His Original Rock And Roll Boys 1956 mit "Rock And Roll Mops" (wobei
wir hier wieder die Verbindung zu der Version von Paul Kuhn
auf Columbia finden können...). Cording war ein Pseudonym
für Henry Salvador, der später in den frühen 60ern bei Polydor
ein wenig schlagerte, immerhin aber "Der Löwe schläft heut´
nacht" (Tokens: The Lion Sleeps Tonight) aufnahm. Auch andere
französische Stars der ersten Stunde wie Magali Noel ("Alhambra Rock"
vom 11. und 12.10.1956 aus dem Studio Apollo) wurden zwar
als ´Rockeuse´ bezeichnet, doch ist der Sound stark jazzlastig.
Eher der richtige Sound fand sich dann mit der französischen
Aufnahme vom 18.9.1956 aus Paris von Septuor Jack Dieval
und dem Cadets-US-Cover-Hit "Church Bells May Ring" der
Willows, bei welchem die Vocals von Jean-Pierre Sasson und
Maria Velasco stammten (Polydor Frankreich). Nicht zu vergessen
die Aufnahmen von Moustache (Francois Galépidès) wie "Le Rock De Paris" oder der Song "Rock Rock" von Eddie Constantine und auch
von Hubert Rostaing. Constantine wurde bei seinen Versuchen sogar vom orchester von Adalbert Luczkowski begleitet und sein zweiter Kracher hiess 1957 bei Barclay "Le Rock Du Marin" aus der Feder von Aldo von Pinelli. Aus dem Filmsong "Rock Around The Island" (The Lancers) wurde in Frankreich "L´age atomique" von Colette Renard. Unvergessen ist auch die französische Version von Sheb Wooley´s "The Purple People Eater" von Gabriel Dalar (1958) als "Croque-Crane-Creux" und natürlich der Klassiker "Chantilly Lace" des unvergessenen und namensinspirierenden BIG BOPPER (J. P. Richardson; + 3.2.59 - The
Day The Music Died..) von Luis Mariano als "Ma p´tit´ Cherie", sowie
Henry salvador, diesmal nicht unter Pseudonym, mit dem an Louis
Prima erinnernden "C´est un Gigolo" (1960, Barclay).

Wir sehen also: auch die Anfänge in Frankreich waren nicht unbedingt mit Tönen aus den USA gleichzusetzen. Das begann erst etwa ab Johnny Hallyday und einigen tollen Bands der frühen 60er Jahre.

Let The Sakin´ Goin´ On!
Dieter
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Re: Ja, ja, ja das ist der deutsche Rock'n'Roll...

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Gepostet: 04.02.2007 - 15:44 Uhr  ·  #3
Hallo Dieter,
vielen Dank für Deinen tollen Artikel - ich gebe zu,
daß ich mich mit der französischen Rock'n'Roll Szene nicht so gut auskenne. Deine Titelnennungen sind also wahrhaftig eine
tolle Anregung und Information.

Allerdings habe ich eine großartige französische Rock'n'Roll-Twist Single in
meiner Sammlung, die ich hier gern kurz mal vorstellen möchte:

Die Wilden Katzen - Twist in St. Tropez (Salvet - Lafitte - Solal) / Oh! Boy! (Saka - Bartholomow) / Columbia C 22 062 / BRD ca. 1962

Beide Titel sind sehr rockig und wild - man könnte fast sagen "Twist-A-Billy" 😉

Sehr gute Gitarrensoli - Hammersound !

Die Rückseite "Oh! Boy!" ist nicht die Buddy Holly Nummer. Jedoch könnte es
sich trotzdem um eine Coverversion handeln, da der Songwriter
"Bartholomow" eventuell Dave Bartholomow sein könnte
(Smiley Lewis und Fats Domino Produzent, Songwriter, Musiker, etc.).

Wer weiß darüber näheres?

rockige Grüße,
big-bopper 8)
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Re: Ja, ja, ja das ist der deutsche Rock'n'Roll...

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Gepostet: 16.02.2007 - 18:25 Uhr  ·  #4
hallo big - bopper,

bin heute erst über deine abgebildete single von "DIE WILDEN KATZEN"

gestolpert, hab dir mal das cover eingescannt !

grüsse von JAVAGUITARS !
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Die Wilden Katzen

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Gepostet: 05.03.2007 - 15:01 Uhr  ·  #5
Hallo miteinander,
tolle Single von den Wilden Katzen aus
Frankreich auf Columbia, die ich auch
habe:

es handelt sich nicht um irgend eine
obskure Gruppe, sondern um (ich hoffe,
ich schreibe es richtig)

eine Veröffentlichung der CHAUSETTES NOIRS
mit deutscher Namens-Verunglimpfung!!!!

Gruss
Dieter
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LES CHATS SAUVAGES

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Gepostet: 05.03.2007 - 15:20 Uhr  ·  #6
Bitte vergesst ganz schnell den eben gemailten
Namen CHAUSETTES NOIRES: nun aber richtig
(nach Durchsicht der Unterlagen):

DIE WILDEN KATZEN waren tatsächlich
LES CHATS SAUVAGES, die 1960 in Frankreich
aus Gerard Jacquemus, Jean-Claude Robolli,
William Taieb und einem Sänger namens
Hervé Forneri bestanden.

Hervé Forneri machte etwas später Hits unter
seinem neuen Künstlernamen DICK RIVERS.

Hier die Titel der deutschen Columbia-Single im
Original:

Frankreich 1961: LP "Les Chats Sauvages"
(Pathé ST 1148) mit den Songs "Oh Boy" und
"Twist A Saint Tropez".

Frankreich 1961: EP Pathé EA 569:
Twist A Saint Tropez/C´est Pas Sérieux/
Oh Boy/Est-ce que tu le sais

Kanada 1961: Single Pathé 77390
Twist A Saint Tropez/Viens Danser Le Twist

Sorry für die letzte Mail, aber die hier ist
fachlich richtig!!!
Dieter
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Ja, ja, ja das íst der deutsche Rock´n´Roll

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Gepostet: 05.03.2007 - 15:39 Uhr  ·  #7
....ja, ja, ja, das ist der deutsche Rock´n´Roll,
ja, ja, ja, wir alle lieben es so...

das sind ein paar Zeilen, die mir von einem
im Juni 1959 von Billboard in den USA vor-
gestellten Titel ins Auge und Ohr springen,
wenn ich diese Rubrik lese.

1959 produzierte Tom Morgan den von
Norma und Connie Conway für GENE NASH
geschriebenen Titel "Deutsche Rock & Roll",
der dann mit der von STU PHILLIPS geschriebenen
B-Seite "I´m An Eskimo Too" auf der Platte
Capitol F 4215 erschien.

GENE NASH hatte keinen Erfolg mit seinem
Deutsch-Kauderwelsch aus den USA, doch
auf der Platte wird deutlich, wie die Amerikaner
unsere deutschen Versuche alle sahen:
kindischer Teenage-Sound, der verwässert
das amerikanische Idiom aufgriff.

Vielleicht hat ja jemand den Scan dieser
Single.....

Bis denn..
Dieter
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Re: Ja, ja, ja das ist der deutsche Rock'n'Roll...

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Gepostet: 18.09.2008 - 11:55 Uhr  ·  #8
Hallo Dieter!
LES CHAT SAUVAGES heißt auf deutsch "Die wilden Katzen". Die armen Kerle wurden fast überall übersetzt. Auf der dänischen "His Masters Voice" heißen sie zum Beispiel "Vildkatterna", aber da steht wenigstens ihr richtiger Name auch drauf.
Übrigens, die Originalaufnahme wurde auf der französischen PATHÉ 45 G 1688 veröffentlicht
Grüße
Gerd
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Re: Ja, ja, ja das ist der deutsche Rock'n'Roll...

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Gepostet: 18.09.2008 - 13:16 Uhr  ·  #9
Hallo big-bopper!
Das Problem "Oh Boy" von den "Les Chats Sauvages" ist gelöst. Es handelt sich tatsächlich um Dave Barholomew. Wenn ich nicht irgenwo etwas gelesen hätte, das ich nicht glauben konnte, wäre ich nie draufgekommen. Man kann es fast nicht glauben, aber es handelt sich bei "Oh Boy" um die französische Coverversion von Fats Domino's "I Want You To Know". Ich mußte mir sofort die Platte der wilden katzen anhören um dies zu bestätigen. Es stimmt tatsächlich. Nur wenn man es nicht weiß, käme man niemals auf die Idee.
Grüße
Gerd
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Re: Ja, ja, ja das ist der deutsche Rock'n'Roll...

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Gepostet: 18.09.2008 - 22:43 Uhr  ·  #10
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Re: Ja, ja, ja das ist der deutsche Rock'n'Roll...

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Gepostet: 25.09.2008 - 17:01 Uhr  ·  #11
Hallo Dieter, hallo big-bopper!
Zur Diskussion Frankreich besserer Rock & Roll als Deutschland. Die teilweise "dünnen" Begleitungen von beispielsweise Johannes Fehring und anderen gibts in Frankreich auch. Als Bespiel "Hula Hoop" von Annie Cordy wird von Danny Mann um Längen geschlagen. Die "Witch Doctor" Fassung ist nicht übel. Andererseit gab es in Frankreich Spitzenorchester wie Christian Garros die aber bei uns weitgehend unbekannt sind. "Et la - bas" - eine alte Cajun-Nummer - gesungen von Nadine Young mit einer "Bill Haley-artigen" Begleitung ist einfach musikalisch super. Ebenso die "A - B - C Boogie"-Fassung, die allerding englisch gesungen wird. Aber auch wir haben einen Bert Keampfert gehabt der mit Ted Herold so manches rocknrollisch gutgemacht hat was bei Peter Kraus vermasselt wurde. Auch Friedl Berlipp - z.B. bei Billy Sanders - hat gute Arbeit geleistet. Paul Würges war natürlich musikalisch der Größte so dass mir Mary Mary Lou - alle Haley-Fans weghören - von Paul weit besser gefiel als vom Meister.
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Re: Ja, ja, ja das ist der deutsche Rock'n'Roll...

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Gepostet: 25.09.2008 - 17:02 Uhr  ·  #12
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