hallo Hardi,
ich bin begeistert über die Werbebilder und Sheets als jpg's. Da kann ich meine Abhandlung über The Crew Cuts wunderbar bebildern. Meine Zeilen möchte ich im Folgenden darstellen:
The Crew Cuts kamen aus Canada. Dem Vocal-Quartett im "clean-cut harmony style" geht der Ruf voraus, ihre Erfolge durch "weiße" Cover-Versionen, teilweise zu Lasten der Originale, erzielt zu haben. Sie coverten größtenteils die erfolgreichen Aufnahmen "schwarzer" Interpreten, wie “Sh Boom (Life Could Be A Dream)“, “A Story Untold“ oder “Earth Angel“. Von 1954-1957 haben sie eine ganze Reihe sehr erfolgreicher Hits auf den Markt gebracht.
Alle Mitglieder des Ensembles hatten ihre Gesangausbildung an der St. Michael’s Choir School in Toronto erhalten, so wie übrigens auch die Mitglieder der Four Lads. Rudi Maugeri-Bariton (* 21. Januar 1931, + 07. Mai 2004), John Perkins-lead vocal (* 28. August 1931) und Bernard Toorish-Tenor und Connie Codarini-Bass, die späteren Mitglieder der Four Lads, gründeten sich zunächst als The Jordanaires (nicht zu verwechseln mit der Backing-Gruppe um Elvis Presley) oder auch The Otnorots (Toronto rückwärts gelesen). Um den Abschluss der High School konzentriert anzugehen, ging die Gruppe auseinander.
Als The Four Lads zu einem Auftritt nach Toronto kamen, gehörten selbstverständlich auch Rudi Maugeri und John Perkins zu den begeisterten Zuhörern und sie beschlossen ein Comeback. Zusammen mit Ray Perkins-Bass (* 28. November 1932) und Pat Barrett-1. Tenor (* 15. September 1933) gründeten sie im März 1952 The Four Tones. Bald erhielten sie als Freizeitsänger wöchentliche Engagements in der örtlichen Teen Show. Hier nannten sie sich The Canadaires. Die Verpflichtungen an Club-Auftritten stiegen derart an, dass sie ihre Jobs aufgaben und fortan als Profi-Vocalgroup auftraten. Nach einem Auftritt in einer New Yorker Talentshow konnten sie für das kleine Label Thrillwood Records aus New Jersey eine erste Schallplatte (“Chirp, Chirp, Sing A Song Little Sparrow“) aufnehmen, die jedoch ohne besondere Resonanz blieb.
Zurück in Toronto bestritten sie im März 1953 im Casino Theatre das Vorprogramm bei einem Auftritt der Sängerin Gisele MacKenzie. Hätte sich der Gesangstar an den Namen des Quartetts erinnert, wäre es vielleicht schon zu einem Schallpattenvertrag gekommen. Pech gehabt und weiteres Tingeln war angesagt. Schließlich erhielten sie eine Einladung nach Cleveland. Dort traten sie in der Show des DJ Bill Randle auf, der sie im Anschluss an Mercury Records vermittelte. Randle hatte schon an den Karrieren von Johnnie Ray und Tony Bennett gedreht. Dort starteten sie nun unter dem Namen The Crew Cuts, abgeleitet von ihrem kurzen Haarschnitt (Crewcut = Borsten/Meckifrisur), gleich mit einem ersten Hit: “Crazy 'Bout You, Baby“, einer Eigenkomposition von Rudi Maugeri und Pat Barrett. Anschließend spezialisierten sie sich schnell auf Cover-Versionen schwarzer R&B-Hits, die sie für ihre Erfolge nutzten. Andererseits sorgten sie auf ihre Weise auch für das Steigern der Bekanntheitsgrade der teilweise landesweit weniger bekannten "schwarzen" Originalinterpreten. Sie waren sozusagen an dem Bau einer Brücke zwischen R&B und Pop beteiligt und bereiteten ungewollt den Weg für Anerkennung und Akzeptierung der "schwarzen" Originale. The Crew Cuts waren wegweisend und andere folgten ihnen auf den Spuren der Covers wie Pat Boone, Georgia Gibbs oder The McGuire Sisters. Die "weißen" Versionen hatten die der "schwarzen" Künstler meist übertroffen.
1954 “Crazy 'Bout You, Baby“ # 8 Mercury 70341
1954 “Sh Boom (Life Could Be A Dream)“ # 1 Original: The Chords, # 2 R&B, # 5 Pop Mercury 70404
1954 “Oop-Shoop“ # 13 Original: Shirley Gunter & The Queens, # 8 R&B Mercury 70443
1955 “Ko Ko Mo (I Love You So)“ # 6 in Konkurrenz zu Perry Como, # 2 Pop Original: Gene and Eunice, # 6 R&B Mercury 70529
1955 “Earth Angel (Will You Be Mine)“ # 3 Original: The Penguins, # 1 R&B Mercury 70529
1955 “Don’t Be Angry“ # 14 Original: Nappy Brown, # 2 R&B Mercury 70597
1955 “Chop Chop Boom“ # 14 Original: The Danderliers, # 10 R&B Mercury 70597
1955 “Story Untold“ # 16 Original: The Nutmegs, # 2 R&B Mercury 70597
1955 “Gum Drop“ # 10 Original: Otis Williams and his Charms Mercury 70668
1955 “Angels In The Sky“ # 11 Mercury 70741
1955 “Mostly Martha“ Mercury 70741
1956 “Seven Days“ Mercury 70782
1956 “Tell Me Why“ Mercury 70890
1956 “Young Love“ # 17 Originale: Sonny James und Tab Hunter Mercury 71022
Mercury Records witterte um den Chords-Hit “Sh Boom (Life Could Be A Dream)“ das große Cover-Geschäft und produzierte der Crew Cuts-Version in nur 72 Stunden. Beim DJ Alan Freed hatte The Crew Cuts mit “Sh Boom (Life Could Be A Dream)“ nicht so gute Karten, denn er spielte das Original von The Chords. 1957 veröffentlichten The Crew Cuts ihre drei letzten Singles für Mercury Records, darunter den Titel “Suzie Q“, erstaunlicherweise eine Coverversion des weißen (!) Rhythm’n’Blues-Stars Dale Hawkins. Ihr letzter großer Cover-Hit, von "schwarz" auf "weiß gespühlt", war 1955 “Gum Drop“. Das Interesse des jungen Publikums an den "schwarzen" originalen Material war 1955/56 im Zuge der Explosion des Rock’n’Roll derart gestiegen, so dass die Masche mit den Cover-Versionen nachließ. Das bedeutete nicht, dass nicht jeder Hit seine mannigfachen Nachzieher hatte.
Ihr Label, Mercury Records, wollte aber dennoch nicht von der bisherigen Praxis abweichen und produzierte von 1956 bis Anfang der 60er Jahre mit einer weiteren kanadischen Vocal Group, The Diamonds, Cover-Hit auf Cover-Hit.
Von 1958-1960 wechselten The Crew Cuts zu RCA Records und veröffentlichten 8 Singles. Dann setzte ein regelrechtes Label-Hopping ein: 1960/61 Warwick, 1962 Whale, 1962 4 Corners Of The World, 1963 ABC-Paramount, 1963 Vee Jay, 1964 Chess. Mitte der 60er Jahre gaben sie ihre Zusammenarbeit auf, schlossen sich aber immer wieder zu Reunion-Konzerten und – Auftritten zusammen. Aus 1970 ist auf Firebird Records mit einer Single lediglich ein unbedeutender Comeback-Versuch bekannt. Mit ihrem "clean-cut harmony style" standen sie auf einer Stufe mit The Four Freshmen (“Charmaine“-1955), The Four Aces und The Four Lads
Bei ihrem einzigen Besuch in Großbritannien wurde ihre Musik vom New Musical Express als “rhythmisch, mit der Harmonie eines Friseurladens“ beschrieben.
1984 wurden The Crew Cuts in die Canadian Academy of Recording Arts and Sciences Hall of Fame aufgenommen.
Gruß
Dietrich