Von BERTELSMANN zu ARIOLA

 
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Von BERTELSMANN zu ARIOLA

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Gepostet: 05.03.2019 - 10:17 Uhr  ·  #1
Reinhard Mohn, der bereits im Jahre 1950 seinen Bertelsmann Lesering gründete, erweiterte diesen 1956 unter der Devise „Zum guten Buch gehört ein schöner Klang“ um einen Bertelsmann Schallplattenring. Diese Gründung war aber mit einigen Schwierigkeiten verbunden, da sich viele Plattenfirmen weigerten Lizenzen für diesen Club, vermutlich aus Konkurrenzangst, zu vergeben. Auch mit den Presswerken gab es Troubles, um es neudeutsch auszudrücken. Um zumindest bei der Platten-Herstellung problemlos agieren zu können, gründete Reinhard Mohn im Jahre 1957 das Presswerk Sonopress in Gütersloh. Neben den Übernahmen von Plattenfirmen für den Schallplattenring, gab es bei BERTELSMANN auch bereits Eigenproduktionen. Damit diese kommerziell besser verwertet werden konnten, wurde am 22. April 1958 die "Ariola Sonopress GmbH" einschließlich eines österreichischen Tochterunternehmens gegründet. Das war die Geburtsstunde des "Voll-Labels" ARIOLA und die erste Single war bereits typisch ARIOLA, denn die Bestellnummer für Josèphine Baker lautete 35 399 A. Die Null und die Eins waren schon von Anfang an verpönt.
BERTELSMANN hat bei den 45 RPM-Singles mit einer 7000er-Nummerierung begonnen und stellte nach Gründung des ARIOLA-Labels auf die typische ARIOLA-Nummerierung, allerdings ohne "A" am Schluß, um.

Mit Hilfe des Netzes werde ich jetzt am Beispiel einer übernommenen HARMONA 3D versuchen, den Ablauf bei BERTELSMANN/ARIOLA visuell darzustellen:
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Re: Von BERTELSMANN zu ARIOLA

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Gepostet: 05.03.2019 - 10:24 Uhr  ·  #2
In diesem Falle handelt es sich um eine Fremd-Übernahme, weshalb die Umstellung auf die ARIOLA-Nummer nur als BERTELSMANN für den "Ring" möglich war. Nur bei Eigen-Produktionen wäre eine Änderung zum Voll-Label ARIOLA möglich gewesen.
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Re: Von BERTELSMANN zu ARIOLA

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Gepostet: 05.03.2019 - 10:25 Uhr  ·  #3
Als Abschluß die erste ARIOLA-Single, ebenfalls aus dem Netz.

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Gerd
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Re: Von BERTELSMANN zu ARIOLA

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Gepostet: 09.03.2019 - 12:41 Uhr  ·  #4
Bertelsmann und seine Übernahmen: dieses Mal von Kapp Records
in den USA.

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Re: Von BERTELSMANN zu ARIOLA

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Gepostet: 09.03.2019 - 12:42 Uhr  ·  #5
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Re: Von BERTELSMANN zu ARIOLA

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Gepostet: 09.03.2019 - 14:53 Uhr  ·  #6
Hallo Dieter!
Auch wenn ich jetzt pitzlig erscheinen mag, muss ich hier etwas richtigstellen. Bei der von dir gezeigten Schallplatte handelt es sich um eine ganz normale ARIOLA-Übernahme, denn das BERTELSMANN-Label, welches es zu dieser Zeit garnicht mehr gab, konnte in der Regel kaum Auslands-Übernahmen, deutschsprachiger Raum ausgenommen, tätigen. Etwa um 1962 wurden die meisten dieser Club-Labels, wie beispielsweise BERTELSMANN, DONAULAND etc. eingestellt und die diversen Schallplatten-Clubs ließen ihre Platten bei den "normalen" Labels, allerdings mit einem Club-Hinweis, herstellen. Da konnte man bei DONAULAND von Connie Francis ganz normale M-G-Ms, allerdings mit dem Aufdruck "Clubauflage", bekommen. Im konkreten Fall war es besonders einfach, denn bei Herrn Mohn blieb alles in der Familie. Er brauchte seine "regulären" Schallplatten lediglich mit dem Vermerk "Sonderauflage für die Mitglieder des Bertelsmann Schallplattenringes" versehen und die Sache war geritzt.

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Gerd
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Re: Von BERTELSMANN zu ARIOLA

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Gepostet: 11.03.2019 - 01:28 Uhr  ·  #7
Zitat geschrieben von Gerd Miller
Da konnte man bei DONAULAND von Connie Francis ganz normale M-G-Ms, allerdings mit dem Aufdruck "Clubauflage", bekommen.


Hallo Gerd,

Du meinst damit normale Veröffentlichungen, die nur durch einen Aufkleber oder Aufdruck als Club-Platten gekennzeichnet waren? Und das um 1962? Ich kann nicht beurteilen, ob das in Österreich so war, aber in Deutschland ganz bestimmt nicht! Die Hüter der Preisbindung hätten Zeter und Mordio geschrien und die Verantwortlichen vor Gericht gezerrt... Die Platten der Clubs waren ja billiger als die im Laden, und deshalb durfte es keinesfalls IDENTISCHE Ware sein. Also wurde zumindest ein Titel durch einen anderen ersetzt oder einfach weggelassen, die Reihenfolge geändert, es gab meist ein anderes Cover und auch einen anderen LP-Titel und auf jeden Fall eine andere Bestellnummer. So hießen z.B. die LPs der erfolgreichen "Non Stop Dancing"-Serie von James Last als Club-Ausgaben "Non Stop Party" oder ähnlich...

Manche Platten wurden auch als Club-Ausgabe "geschrumpft"... "Around And Around", die 1964er Compilation-LP der Rolling Stones, mutierte so zur 25-cm-LP "Beat Beat Beat". die mit ihrer 2000-Stück-Auflage zum Top-Samlerstück wurde. Weit verbreitet ist der Soundtrack "Dr. Schiwago" von 1965, im Original auf MGM, als Clubausgabe leicht gekürzt und auf 25 cm geschrumpft und erstaunlicherweise mit Polydor-Clublabel.

Die Situation der Club-Platten änderte sich erst, als in den frühen 70er Jahren die Preisbindung für Schallplatten aufgegeben wurde, da konnte man auch hier mit Aufkleber versehene Original-LPs bei den Clubs kaufen.

Übrigens, daß die Eigenlabels der Clubs im Laufe der 60er Jahre eingestellt wurden, war wohl die Folge des allmählich wachsenden Markenbewußtseins der Käufer. Gerade Bertelsmann warb damals damit, Aufnahmen vieler bekannter Marken im Programm zu haben. Die Repertoiregeber hatten die Clubs nach und nach als alternativen Vertriebsweg anerkannt und wollten ihre Labels auf den Platten sehen. Das altehrwürdige Bertelsmann-Label hatte wohl keine Zugkraft mehr...

Gruß, Wolfgang
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Re: Von BERTELSMANN zu ARIOLA

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Gepostet: 11.03.2019 - 12:38 Uhr  ·  #8
Vorerst danke Wolfgang, für deine umfassenden Ausführungen. Möglicherweise gab es in dieser Causa garnicht soviele Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich, wie man annehmen könnte. Ungereimtheiten werden aber genug bleiben. Was mich in diesem konkreten Fall etwas wundert ist der Umstand, dass man für eine Club-Pressung locker einen US-geschützen Labelnamen wie KAPP verwenden konnte. Etwa im Frühjahr 1963 gab es Johnny Cymbal mit seinem "Bass Man" in Deutschland nur auf dem ARIOLA-Label. Bei der Single mit "Made in Austria" im Deadwax, war der Labelname bereits KAPP. Wie heikel es mit ausländischen Labelnamen war zeigt auch das bekannte Beispiel bei der DEUTSCHEN GRAMMOPHON, wo die ersten UNITED ARTISTS als HELIODOR veröffentlicht werden mussten. Ich habe daher das Gefühl, dass mit dem Hinweis auf einen Club, neben den "Normalveröffentlichungen" allerhand getricks werden konnte. Wie gesagt, nur so ein Gefühl.

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Gerd


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Re: Von BERTELSMANN zu ARIOLA

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Gepostet: 11.03.2019 - 14:41 Uhr  ·  #9
Zitat geschrieben von Gerd Miller
Hallo Dieter!
Auch wenn ich jetzt pitzlig erscheinen mag, muss ich hier etwas richtigstellen. Bei der von dir gezeigten Schallplatte handelt es sich um eine ganz normale ARIOLA-Übernahme, denn das BERTELSMANN-Label, welches es zu dieser Zeit garnicht mehr gab, konnte in der Regel kaum Auslands-Übernahmen, deutschsprachiger Raum ausgenommen, tätigen (..)
Gerd


Genau das obige Problem (Ariola/Kapp) war auch mein Punkt, diese Kapp-
Clubpressung einzustellen, da auf dem Cover steht "printed in Germany". Also
doch nicht die 'ganz normale' Clubübernahme?
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Re: Von BERTELSMANN zu ARIOLA

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Gepostet: 12.03.2019 - 09:44 Uhr  ·  #10
Hallo Dieter!
Bei Herrn Mohn ist es weniger kompliziert, als es vielleich auf den ersten Blick scheinen mag, denn sowohl der Schallplattenring Bertelsmann, als auch das ARIOLA-Label, welches etwa 1962 die Rechte für KAPP von TELDEC übernahm - für den Labelnamen erst etwa Mitte 1963 - gehörte Herrn Mohn, somit war alles in einer Hand. Eine vertragliche Verbindung eines deutschen Schallplattenringes mit einer Schallplattenfirma aus New York wäre vielleicht theoretisch möglich, aber für mich unvorstellbar. Die rechtlichen Vorgänge liefen einzig und allein über die Schallplattenfirma ARIOLA, da bin ich mir ziemlich sicher. Wie Herr Mohn das dann auf seine Bereiche aufteilte, war ganz allein seine Sache und eventuell die Sache allfälliger Klauseln im Übernahmevertrag. Offenbar gab es aber diesbezüglich keinerlei einschränkenden Klauseln für Herrn Mohn.

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Gerd
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Re: Von BERTELSMANN zu ARIOLA

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Gepostet: 13.03.2019 - 11:01 Uhr  ·  #11
Zitat geschrieben von Gerd Miller
...war ganz allein seine Sache und eventuell die Sache allfälliger Klauseln im Übernahmevertrag


Hallo Gerd,

genau so ist es! Herr Mohn konnte bestimmt nicht machen, was er wollte. Das betrifft nicht nur die Frage, auf welchem Label die Platten in Deutschland erscheinen sollten, sondern auch, ob überhaupt, und falls ja, auf welchem Label Clubausgaben erscheinen durften.

Häufig wurde es so gehandhabt, daß anfangs die Übernahme-Platten auf dem Label des "Übernehmers" (in diesem Fall also Ariola) erschienen und zu einem späteren Zeitpunkt auf das Original-Label umgestellt wurde. Vermutlich wurde das davon abhängig gemacht, ob die Umsätze in der ersten Phase erfolgversprechend waren oder nicht, ob eine längerfristige Zusammenarbeit für beide Teile sinnvoll erschien.

Übigens, damals hatten die Mohn-Unternehmen längst nicht die starke Position wie in späteren Jahren, man bemühte sich um Aufbau eines erfolgversprechenden Repertoires und mußte dabei Wünsche und Vorgaben von Repertoiregebern sicher mehr berücksichtigen als später. Ariola war ja noch eine "kleine Klitsche", ein Neuling im Gefüge der deutschen Plattenfirmen. Daß man dieses Gefüge schon bald durcheinanderwirbeln würde, steht auf einem anderen Blatt...

Ach ja, die Sache Heliodor / United Artists. Vermutlich waren die Gründe für die kurzfristige Umstellung ähnlich.

Gruß, Wolfgang
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