Zur Person
Irgendwann hat jeder, der sich ein wenig mit der Musik der Nachkriegszeit beschäftigt, den Namen Peter Rebhuhn gehört – und doch ist er einer der relativ Unbekannten geblieben. Die heutige Bekanntheit resultiert nahezu einzig und allein aus zwei Duett-Aufnahmen mit Bully Buhlan, nämlich ihrer englischsprachigen Aufnahme des legendären „Chattanooga Choo Choo“ und vor allem der deutschsprachigen Parodie-Version „Kötschenbroda-Express“. Der Inhalt dieser deutschen Version bezieht sich unmittelbar auf die schwierigen Transportverhältnisse der frühen Nachkriegszeit. Dabei muss erwähnt werden, dass Kötschenbroda kein erfundener Name ist. Es war der offizielle Name einer Ortschaft (Teil von Radebeul) in der Nähe des kriegszerstörten Dresden, die über den einzigen intakten Bahnhof in dieser Region verfügte. Dadurch wurde die Eisenbahnverbindung zwischen den Metropolen Berlin und Dresden über die Strecke Berlin – Kötschenbroda notdürftig sichergestellt.
Bis in die 50er Jahre hinein gab es durchaus noch viele Sänger mit einer vor allem regionalen Bekanntheit. Das lag daran, dass sie ihre Bekanntheit (neben Auftritten in öffentlichen Veranstaltungen) vor allem durch Rundfunkauftritte schufen. Aufgrund der begrenzten Reichweiten der Sender waren dadurch die Sänger in anderen Gebieten nahezu unbekannt. Peter Rebhuhn arbeitete in den Nachkriegsjahren vor allem für den Berliner Rundfunk. Die vergleichsweise wenigen Schallplattenaufnahmen dieser Zeit machte er demzufolge für Amiga. In dieser Zeit war er durchaus einer der bekannteren Sänger.
Bezogen auf seine Anfänge nannte er sich selbst „Deutschlands erster Sänger im Hot-Stil", später wurde er auch mal als der „deutsche Bing Crosby" bezeichnet. (Diesbezügliche Auseinandersetzungen mit Horst Winter, der ja der „europäische Bing Crosby" war, sind jedoch nicht überliefert.). Jenseits von allen fragwürdigen Etiketten wurde Peter Rebhuhn 1948 einmal mit „eine weiche, lyrische Männerstimme, ein gefühlvolles Gewebe von Sweetklängen" beschrieben. Eine Ähnlichkeit zum Beispiel mit Detlev Lais ist nicht zu verleugnen.
Peter Rebhuhns Karriere begann schon in den späten zwanziger Jahren (nach seinen Angaben: 1927). In den frühen Dreißigern war er als Jazzsänger in der Berliner „Riz-Bar“ tätig. Nach eigenen Angaben machte er schon seit 1931 Plattenaufnahmen, wobei er als Refrainsänger für namhafte Orchester arbeitete, z.B. die von dem Akkordeonspieler Albert Vossen (1910 – 1971), dem Geiger Barnabas von Geczy (1898 – 1971), dem rumänischen Bandleader James Kok (1902 – 1976) und dessen Nachfolger, dem Klarinettisten und Saxophonisten Erhard Bauschke (? – 1945). Auch die legendäre „Goldene Sieben“ war dabei.
1939 wurde Rebhuhn Soldat, kam später in englische Kriegsgefangenschaft. Ende 1945 wurde er entlassen und arbeitete zunächst beim neu gegründeten NWDR in Hamburg. Doch schon Anfang 1946 war er wieder in Berlin und wurde bereits im Januar für das RBT verpflichtet. Neben die Rundfunkarbeit trat ab 1947 auch wieder die Arbeit an Schallplattenaufnahmen. Mit dem RBT unter Leitung von Horst Kudritzki nahm er in diesem Jahr z.B. die bereits erwähnten Titel „Chattanooga Choo Choo“ und „Kötzschenbroda-Express“ (beide mit Bully Buhlan) auf.
Peter Rebhuhn war in der Nachkriegszeit kein junger Mann mehr. (Das Foto ganz oben stammt etwa aus dem Jahr 1951, das Foto links ist spätestens von 1948.) Er war also in der Wahrnehmung kein neuer, junger Star der Nachkriegszeit (wie z.B. Bully Buhlan), der die neuen Klänge verkörperte.
In der Zeitschrift „vier Viertel" wurde im 1. Dezemberheft 1948 seine Wirkung bei einer musikalischen Veranstaltung einmal wie folgt beschrieben: „Peter Rebhuhn steht mit seiner Ansicht über Sinn, Wert und Bestimmung des ausdrucksvollen Schlagerliedes beinahe einsam in der Brandung massenerregender, knalliger, rhythmischer kleiner Frechheiten, die der anwesenden Jugend von ihren Mikrophon-Lieblingen gleich bunten, verspielt hüpfenden Bällen zugeworfen werden. Sein melodiöser empfindsamer Vortrag ist ein Ruhepunkt, eine Oase im Sturmsand des von tausend übermütigen Jazzteufeln besessenen Vormittags."
So änderte sich halt der Stil und die Wahrnehmung von „Deutschlands erstem Sänger im Hot-Stil". Es wird allerdings auch klar, dass das Duo Buhlan-Rebhuhn keine sich quasi selbst aufdrängende Formation war. Man hat hier durchaus zwei unterschiedliche Elemente zusammengebracht, die sich aber dann gut ergänzten.
Peter Rebhuhn war in den 50er Jahren keine nachhaltige Plattenkarriere beschieden. Die zunächst einmal letzten mir bekannten Aufnahmen entstanden bereits 1951 für Odeon. Wie es danach mit ihm und seiner Karriere weiterging, ist mir nicht bekannt.
Dann – ganz unvermittelt – trat Peter Rebhuhn 1968 noch einmal in Erscheinung. Auf der Philips-LP „Oldies But Goodies“ sang er nicht weniger als 8 swingende Titel, begleitet von Rex Howard und seiner Swing Band. Es ist davon auszugehen, dass diese Aufnahmen auch erst in dieser Zeit entstanden sind (also keine alten Aufnahmen verwendet wurden). Auf der Platte ist Horst Hartmann als Produzent angegeben – und dieser Horst Hartmann arbeitete eben in genau dieser Zeit für Philips (z.B. als Produzent auch für Gerhard Wendland).
Für die Zeit danach liegen mir keinerlei Angaben mehr über Peter Rebhuhn vor.
(Schiemenz)
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