Hallo Klausi,
nichts Umfassendes - eher mal Mosaiksteinchen:
Pat Boone auf deutscher London und später Vogue -
Pat verkaufte sich mit seinen Sahne-Songs, die speziell
im Schlagermarkt gerne gecovert wurden, sehr gut in
deutschen Landen. Als Dot dann Anfang der 60er Jahre
in den USA die Plattenverkäufe für Pat etwas wegbrachen,
versuchte man die erfolgreichsten kontinentalen Märkte weiter
für Umsatz zu bedienen. Pat war dann auch in Italien am
Start.
Hinzu kommt, dass Mr Boone in den deutschen Musikmarkt-Charts
durchaus deutsch erfolgreich war:
"Baby Oh Baby" (Platz 29; 4 Wochen Laufzeit; ab 1.7.63)
"Rosmarie" (Platz 7; 16 Wochen, davon 8 Wochen in den Top 10; ab 1.11.63)
"Baby Sonnenschein" (Platz 12; 6 Wochen in den Top 10; ab 1.3.64)
Darum später auch noch der Versuch mit "Mai Mai Mai Valentina",
seinem San Remo-Titel, in deutscher Sprache.
Die Beatles -
bei aller Liebe zu John Lennon, so entpuppte sich dieser als
ein "Sauhund", da er partout keine deutsche Sprache singen
wollte, obschon auch er in Hamburg plattenfähig wurde. Das nennt
man undankbar, aber egal. Paul McCartney übernahm dann die
Songs der deutschsprachigen Single. Klar, dass da nicht mehr
viel folgte, was bei den in Frankreich und Deutschland gepuschten
Searchers dann anders war, weil die Band WOLLTE.
Warum sangen die alle deutsche Sprache (oder so was ähnliches):
weil in den frühen 60er Jahren nicht nur (wie heute noch der Amtsschimmel)
in deutscher Sprache alles besser verstanden wurde (oder verstanden
werden sollte, wenn man sich Leute wie Neil Sedaka anhört, war das
ja nicht immer so, dass man das Deutsch besser verstand).
Wer mehrere Deutsch-Versuche auf dem Markt hatte (z.B. Wanda
Jackson), der hatte garantiert auch Hits hierzulande. Wanda hatte
z.B. vier deutschsprachige Songs in den Musikmarkt-Charts, darunter
auf Platz 5 "Santo Domino" (22 Wochen platziert, davon 10 in den Top 10;
ab 1.5.1965). Auch bei ihr stagnierte zu diesem Zeitpunkt die US-
Karriere.
Andererseits gab es gefühlte 'deutsche' Plattenstars mit Serienhits wie
die Amerikanerinnen Connie Francis und Peggy March, die gerne
auch in der Beat-Ära von den "Adoptiv-Müttern und -Vätern" als
Stammpublikum gehört wurden.
Bei den Engländern war Cliff Richard spätestens seit seinen 1963/64er
Erfolgen ein gefühlter deutscher Plattenstar, der in den 70er Jahren
vorübergehend keine Lust mehr auf die deutsche Sprache hatte,
dann aber sogar noch mit Sternchen wie Claudia Jung Duette
machte.
Bei Roy Orbison war es eher ein Ausrutscher, da seine deutschsprachige Single
kaum regulär im Vertrieb war und darum kein Hit werden konnte. Die Army-
Zeit verband Johnny Cash mit Germany; darum auch mehrere Platten-
versuche.
Dann gab es Stars wie Connie Stevens, die aus den USA nach Deutschland
zu Events ('Berliner Funkausstellung 1961') anreisten und als Geschenk
deutschsprachige Aufnahmen mitbrachten. Da keine eigenen Hits für
den Translator, war es der Rühmann-Filmsong "La Le Lu"...aber der Mann
im Mond hörte eher nicht zu.
Auch die Everly Brothers auf Warner Brothers hatten ihre stärkste US-
Hitphase hinter sich, als sie ihre deutschen und italienischen Versuche
starteten. Der gute deutsche Schlager der Nachkriegsgeneration,
"Am Abend auf der Heide" (die mit "e"), war aber zu undeutsch
instrumentiert, um ein Erfolg zu werden. Mit ein paar Geigen wäre
es vielleicht anders geworden, wer weiss...
Es gab auch Stars, die gerne die Kontinente sprachlich eroberten,
jedoch in Deutschland scheiterten: US-Amerikaner Johnny Tillotson,
sprachlich durchaus aufgeschlossen, kam mit seiner Single und den
drei deutschen Liedern nicht so gut an, während er in Italien und
vor allem in Japan immer wieder Einspielungen machte, da der
Verkaufserfolg nicht nur MGM antrieb, während man sich in den
USA Ende der 60er Jahre in etwa als junger Plattenkonsument
der Hippie-Bewegung fragen mochte "who the hell is Johnny Tillotson?".
Neil Sedaka war trotz einiger Singles hier nicht erfolgreich, während
in Spanien/Argentinien und Italien ganze LPs mit dortigen landes-
sprachlichen Versionen seiner Hits und maßgeschneiderten Landes-
songs erschienen. Das Gleiche bei Paul Anka, der jedoch das Glück
hatte, 1964/65 drei deutschsprachige Charts-Hits ("Zwei Määädschgen
aus Germany, I said...") zu haben. Ihm lief dann sogar die Plattenfirma
während der Berliner Einspielungen weg. Während er in der Hauptstadt
noch munter für RCA aufnahm, war seine Produktionsfirma schon United
Artists (ohne jetzt genau nachzuschauen), so dass etliche German-
Songs bis zu Bear Family unveröffentlicht blieben. Auch Pauls Material
wurde von allen möglichen und unmöglichen Interpreten gerne
eingedeutscht, weshalb der Paul fast schon ein Wahl-Deutscher
in der Wahrnehmung 1964/65 war.
Manche Interpreten - auch aus Italien - konnten kaum deutsch, wurden
aber dank Hits immer wieder zur Sprache verführt: so Anfangs Rita Pavone,
bis sie 1968 ihrem Hans arrivederci sagte und einen neuen Hit in besserem
Deutsch schaffte.
Leute, wie US-Outlaw Willie Nelson wurden mit Walzern (immerhin der mit
dem Whiskey) zu Howard Carpendales - nur ohne Erfolg. Ja, der südafrikanische
Howard C. ist immer noch in Deutschland und gibt sich selbst immer wieder
eine Party. Wie Peggy March wurde er fast als deutscher Schlagerstar angesehen
und sein Sohn ist ja auch ein echter hiesiger Star im deutschen TV.
Die Perlen sind tatsächlich die vergessenen Stars, die nach 1-2 deutschsprachigen
Platten nicht nur hierzulande vergessen wurden. Das sind die echten Nadelstiche
a la Bear Family.
Das war eine kleine Ausführung als Splitter zum Thema..