Lieber Gerd,
ein kleiner Einspruch "Euer Ehren":
Natürlich war Bobby Rydell ein "Großer", aber ich habe ihn für mich, auch in Anlehnung an manche Literatur, zu den Teen-Idolen gerechnet, die für die High Shool-Ära standen.
Auch Bobby Rydell avancierte am Ende der 50 er Jahre zu einem durchaus erfolgreichen Sänger. Gern habe ich seine ersten Erfolge “Kissin‘ Time“ (# 11 der US-Charts) und “We Got Love“ (# 6) in meine Sammlung aufgenommen - das war es dann aber in den 50 ern!!!! Die weiteren Titel seiner Anfänge waren unbedeutend.
Zitat GERD: "für uns in den Fünfzigern hat er zu den "Großen" gehört"
Große Chart-Erfolge feierte Bobby dann ab Februar 1960 mit “Wild One“ (#2) und weiteren rd. 25 Chart-Einträgen bis 1965. Gern habe ich vom letzteren Titel auch Ted Herolds Cover gehört - ein flotter Song.
Nach Greg Shaw/Rolling Stone:
Viele Discjockeys, Promoter und TV-Moderatoren bevorzugten inzwischen so nette und adrette Sänger wie Pat Boone. Wenn auch der Wille des Publikums und die Bemühungen einiger bahnbrechender Discjockeys für gelegentliche Hardrock- oder raue R&B-Hits verantwortlich waren, so galten die Jahre 1959 bis 1963 zum überwiegenden Teil als die Ära der Teen-Idole: Die Musik verließ die Straße und zog in die Studios (siehe Brill Building in New York).
Es gibt einige wenige (genaue) Daten, die man als Wendepunkte des Rock'n'Roll bezeichnen könnte. Einer wäre der 03. Februar 1959, an dem Buddy Holly starb, und mit ihm, zumindest symbolisch, die erste Welle atemberaubender Unschuld des Rock'n'Roll.
Durch einen merkwürdigen Zufall kam Hollys Tod zu einem Zeitpunkt, als mehrere andere Berühmtheiten der ersten Generation rebellischer Rocker die Bühne verließen. Innerhalb weniger Jahre war Elvis in der Armee, Chuck Berry im Knast, starb Eddie Cochran und Gene Vincent hatte das Land verlassen, wodurch er seine alte Popularität einbüßte.
Dieser Massen-Exodus hatte ein Loch hinterlassen, das auf der Stelle gestopft wurde. In der Zeit von Hollys Tod bis zur Ankunft der Beatles fiel die Pop-Musik in die Hände genau jener alten Gestalten der Musikindustrie - Promoter, Radioprogrammgestalter, A&R-Leute, Plattenbosse -, die schon lange einen Weg gesucht hatten, jene im Rock verwurzelte Unberechenbarkeit auszumerzen und dieses Phänomen (oder Modeerscheinung, wie sie es nannten) etwas mehr auf ihre Normen und Vermarktungsweisen zurechtzubiegen.
Während der Blütezeit der Ära der Teen-Idole jedoch war der Einfluss Philadelphias auf den Geschmack der amerikanischen Jugend verblüffend, besonders im Hinblick auf den tatsächlichen musikalischen Wert der Platten, für die da geworben wurde.
Der Philadelphia-Sound war in erster Linie das Produkt dreier Gesellschaften, Cameo-Parkway, Chancellor und Swan. Jede hatte ihre eigene Haus-Band und einen Arrangeur, dennoch waren ihre Plattenprodukte praktisch austauschbar. Die Musik, gespielt von gelangweilten Studio-Musikern mittleren Alters, besaß trotz gelegentlicher geschmackvoller Saxophon-Breaks bestenfalls noch eine Ersatz-Lebhaftigkeit. Meistens prunkte sie mit jener überladenen, streicherlastigen Unverbindlichkeit, gegen die die ersten "Rocker" (Heino: die allgemein verdächtigen, bekannten Favoriten aus der echten R&R-Epoche) revoltiert hatten.
Die Songs richteten sich in erster Linie an weibliche Teenager. Mädchen aus den Vorstädten, die nach einer flauschigen, bonbonfarbenen Vorstellung nach männlicher Nettigkeit verlangten, auf die sie ihre pubertären Träume konzentrieren konnten. Als charmante, sittsame Wunschträume waren die Sänger ungefährlich und wohlerzogen und besaßen bestenfalls eine neckende Tendenz zur Wildheit. Von allen am überzeugendsten und erfolgreichsten waren Bobby Rydell, Fabian und Frankie Avalon.
Bobby Rydell war ein junger Mann mit einem knabenhaften Lächeln, viel von Mädchen hielt und es eines Tages zum Nightclub-Entertainer bringen wollte (Hinweis Heino: wie auch schon einige seiner letzten Hits darauf hinwiesen). Er war ein leidlich guter Sänger mit einer angenehmen Art von jugendlichem Bariton, und er behielt auch noch in späteren Jahren eine gewisse Beliebtheit. Seine ersten Hits, wie “Kissin' Time“ und “We got Love“, waren die besten. Sie beschrieben eine in sich abgeschlossene Welt von Pferdeschwänzen und Transistorradios, wo sich alles um die High School drehte und das größte Problem im Leben darin bestand, wer wohl mit wem zum Schultanz gehen würde.
Ende Greg Shaw.
Ich wollte mit diesen Zeilen nur untermauern, dass Bobby Rydell für mich nicht der Rock'n'Roll-Knaller war, sondern eher die folgende Zeit der Teen-Idol-Ära prägte.
Trotz allem mit rockigen Grüßen
Heino