die Sängerin Abbey Lincoln die wir alle aus dem Film "The Girl can't help it" (= Schlagerpiraten) kennen.
Abbey Lincoln 1930-2010
14. August 2010, 19:29
Die große US-Jazzsängerin starb 80-jährig in einem Pflegeheim
New York - Der Jazz ist längst in einer Phase, da junge Sängerinnen um einen eigenen Vokalstil oft gar nicht mehr ringen und gerne an historische Vorbilder erinnern - nun ist auch noch ein echter Verlust aus dem Bereich der stilprägenden Originale zu beklagen: Die US-Sängerin, Schauspielerin und Bürgerrechtsaktivistin Abbey Lincoln (geboren 1930 in Chicago) ist am Samstag im Alter von 80 Jahren in einem Pflegeheim in New York gestorben.
Lincoln, auch eine bedeutende Songschreiberin, kann man ohne Plagiatsvorwurf in der Stilnachfolge der früh verstorbenen Jazztragödin Billie Holiday sehen. Auch Lincolns Ansatz, zusätzlich inspiriert von Instrumentalisten wie John Coltrane (Lincoln selbst erklärte dies), wirkte als delikate Umsetzung melancholischer Gedanken. Ihre Erzählkunst hatte allerdings zusätzlich eine ironische Färbung und vitale Tiefe. Sie blieb gänzlich kitschfrei, interpretierte auch Songs anderer Komponisten in einer Weise, als wären diese Miniaturen des Great American Songbook im Augenblick der Umsetzung quasi ersonnen worden. Lincolns Stimme lebte besonders in der Reifephase auch von einer reizvollen Ambivalenz des Ausdrucks. Nichts wurde plump und eindeutig ausgesungen; alles basierte auf einer raffinierten Kunst der Andeutung, die persönliche Erfahrungen zu allgemeingültigen Lebensbetrachtungen formte.
Schließlich flossen hier viele Erfahrungen auch der handwerklichen Art ein: Lincoln, eines von zwölf Kindern, war Barsängerin, Musicaldarstellerin und Filmschauspielerin (etwa For The Love of Ivy, 1968, an der Seite von Sidney Poitier). An der Seite ihres Mannes, des bedeutenden Jazzschlagzeugers Max Roach, engagierte sie sich für die Gleichberechtigung von Afroamerikanern.
Geboren als Anna Maria Wooldridge, nannte sie sich seit 1965 Abbey Lincoln. Mit ihrem Tod ist die Lücke, die durch den Verlust von Carmen McRae, Shirley Horn und Sarah Vaughan entstanden ist, noch um ein Stück größer geworden.
(Ljubisa Tosiæ, DER STANDARD/Printausgabe 16.8.2010)
Abbey Lincoln 1930-2010
14. August 2010, 19:29
Die große US-Jazzsängerin starb 80-jährig in einem Pflegeheim
New York - Der Jazz ist längst in einer Phase, da junge Sängerinnen um einen eigenen Vokalstil oft gar nicht mehr ringen und gerne an historische Vorbilder erinnern - nun ist auch noch ein echter Verlust aus dem Bereich der stilprägenden Originale zu beklagen: Die US-Sängerin, Schauspielerin und Bürgerrechtsaktivistin Abbey Lincoln (geboren 1930 in Chicago) ist am Samstag im Alter von 80 Jahren in einem Pflegeheim in New York gestorben.
Lincoln, auch eine bedeutende Songschreiberin, kann man ohne Plagiatsvorwurf in der Stilnachfolge der früh verstorbenen Jazztragödin Billie Holiday sehen. Auch Lincolns Ansatz, zusätzlich inspiriert von Instrumentalisten wie John Coltrane (Lincoln selbst erklärte dies), wirkte als delikate Umsetzung melancholischer Gedanken. Ihre Erzählkunst hatte allerdings zusätzlich eine ironische Färbung und vitale Tiefe. Sie blieb gänzlich kitschfrei, interpretierte auch Songs anderer Komponisten in einer Weise, als wären diese Miniaturen des Great American Songbook im Augenblick der Umsetzung quasi ersonnen worden. Lincolns Stimme lebte besonders in der Reifephase auch von einer reizvollen Ambivalenz des Ausdrucks. Nichts wurde plump und eindeutig ausgesungen; alles basierte auf einer raffinierten Kunst der Andeutung, die persönliche Erfahrungen zu allgemeingültigen Lebensbetrachtungen formte.
Schließlich flossen hier viele Erfahrungen auch der handwerklichen Art ein: Lincoln, eines von zwölf Kindern, war Barsängerin, Musicaldarstellerin und Filmschauspielerin (etwa For The Love of Ivy, 1968, an der Seite von Sidney Poitier). An der Seite ihres Mannes, des bedeutenden Jazzschlagzeugers Max Roach, engagierte sie sich für die Gleichberechtigung von Afroamerikanern.
Geboren als Anna Maria Wooldridge, nannte sie sich seit 1965 Abbey Lincoln. Mit ihrem Tod ist die Lücke, die durch den Verlust von Carmen McRae, Shirley Horn und Sarah Vaughan entstanden ist, noch um ein Stück größer geworden.
(Ljubisa Tosiæ, DER STANDARD/Printausgabe 16.8.2010)
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