Hallo,
auch hier haben sich Berendt/Huesmann ihre Gedanken gemacht:
Janis Joplin hat die Kunst des klassischen Bluesgesangs in den Rock getragen. Fast nichts, was sie gesungen hat, ist denkbar ohne Bessie Smith, und doch klang es bei Janis Joplin immer ein wenig härter, derber, lauter, aufdringlicher. Sie war getrieben von einem hektischen Lebens- und Liebeswillen - bis zu ihrem überraschenden, von den Medien in jeder nur denkbaren Weise ausgeschlachteten Tod im Jahre 1970. Gerade im Gesang von Janis Joplin wird deutlich, wie viele weiße Künstler - und oft gerade diejenigen, die in ihrem Verhältnis zur Black Music besonders „authentisch“ erscheinen - die afroamerikanischen Vorbilder vergröbert und vulgarisiert haben. Janis Joplin war ein Mensch von ungeheurer Impulsivität, eine Frau, die sich in ununterbrochener Explosion zu befinden schien. Wenn sie in einem unbegleiteten Solo davon sang, dass sie sich einen Mercedes wünsche, weil die anderen schon einen Porsche hätten, und ein Farbfernsehgerät, das bis 3 Uhr geliefert werden müsse, dann klang dies – bei allem darin mitschwingenden Humor - wie eine mystische Beschwörung, wie ein verzweifeltes Gebet. Der Hörer denkt, die Welt könne untergehen, wenn Mercedes und Farbfernsehgerät nicht sofort zur Stelle seien.
Gruß
Heino