Engländer und Amerikaner singen Deutsch

 
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Engländer und Amerikaner singen Deutsch

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Gepostet: 22.12.2017 - 12:15 Uhr  ·  #1
Hallo an alle Sammler.
Mir kreist mal so ein Gedanke im Kopf herum, was deutschsprachige Versionen us-amerikanischer und britischer Titel DURCH die Originalinterpreten anbelangt.
Meine Fragen dahin: Warum wurden deutsche Versionen angelegt durch die Originalinterpreten, wer legte das fest welche Bands und welche Titel eindeutschen durften, und weiß man was über die Auflagen der deutschen Pendants der Originalnummern.??? Das würde mich mal interessieren, was konkret so dahintergesteckt hat.
Beispiele: Klar die Beatles Single Sie liebt dich, dann Elvis Wooden Heart-Muss i denn, dann gab es noch m.E. DREI deutschsprachige Singles der SEARCHERS, dann die legendäre Roy Orbison-Single auf deutsch, dann Marvin Gaye, The Temptations, Everly Brothers sogar mehrere auf Warner-Bros-Records, Johnny Cash auf CBS, The Supremes, sogar die Iren The Bachelors auf Decca usw. usw.
Hmm, warum haben denn die SEARCHERS gleich drei deutsche Singles veröffentlicht und die BEATLES nur eine einzige Single.
Versteht mal meinen Gedanken dazu, warum es so gekommen ist. Selbst Peter and Gordon, die in Deutschland ja nicht sooo viele Hits hatten, veröffentlichten eine deutsche Platte und sogar Pat Boone auf London.
Gruß vom Querdenker Klausi.
Ich bin mal auf weiteres Insiderwissen von damals gespannt.
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Re: Engländer und Amerikaner singen Deutsch

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Gepostet: 22.12.2017 - 13:33 Uhr  ·  #2
Hallo Klausi,
nichts Umfassendes - eher mal Mosaiksteinchen:

Pat Boone auf deutscher London und später Vogue -
Pat verkaufte sich mit seinen Sahne-Songs, die speziell
im Schlagermarkt gerne gecovert wurden, sehr gut in
deutschen Landen. Als Dot dann Anfang der 60er Jahre
in den USA die Plattenverkäufe für Pat etwas wegbrachen,
versuchte man die erfolgreichsten kontinentalen Märkte weiter
für Umsatz zu bedienen. Pat war dann auch in Italien am
Start.

Hinzu kommt, dass Mr Boone in den deutschen Musikmarkt-Charts
durchaus deutsch erfolgreich war:
"Baby Oh Baby" (Platz 29; 4 Wochen Laufzeit; ab 1.7.63)
"Rosmarie" (Platz 7; 16 Wochen, davon 8 Wochen in den Top 10; ab 1.11.63)
"Baby Sonnenschein" (Platz 12; 6 Wochen in den Top 10; ab 1.3.64)

Darum später auch noch der Versuch mit "Mai Mai Mai Valentina",
seinem San Remo-Titel, in deutscher Sprache.

Die Beatles -
bei aller Liebe zu John Lennon, so entpuppte sich dieser als
ein "Sauhund", da er partout keine deutsche Sprache singen
wollte, obschon auch er in Hamburg plattenfähig wurde. Das nennt
man undankbar, aber egal. Paul McCartney übernahm dann die
Songs der deutschsprachigen Single. Klar, dass da nicht mehr
viel folgte, was bei den in Frankreich und Deutschland gepuschten
Searchers dann anders war, weil die Band WOLLTE.

Warum sangen die alle deutsche Sprache (oder so was ähnliches):
weil in den frühen 60er Jahren nicht nur (wie heute noch der Amtsschimmel)
in deutscher Sprache alles besser verstanden wurde (oder verstanden
werden sollte, wenn man sich Leute wie Neil Sedaka anhört, war das
ja nicht immer so, dass man das Deutsch besser verstand).

Wer mehrere Deutsch-Versuche auf dem Markt hatte (z.B. Wanda
Jackson), der hatte garantiert auch Hits hierzulande. Wanda hatte
z.B. vier deutschsprachige Songs in den Musikmarkt-Charts, darunter
auf Platz 5 "Santo Domino" (22 Wochen platziert, davon 10 in den Top 10;
ab 1.5.1965). Auch bei ihr stagnierte zu diesem Zeitpunkt die US-
Karriere.

Andererseits gab es gefühlte 'deutsche' Plattenstars mit Serienhits wie
die Amerikanerinnen Connie Francis und Peggy March, die gerne
auch in der Beat-Ära von den "Adoptiv-Müttern und -Vätern" als
Stammpublikum gehört wurden.

Bei den Engländern war Cliff Richard spätestens seit seinen 1963/64er
Erfolgen ein gefühlter deutscher Plattenstar, der in den 70er Jahren
vorübergehend keine Lust mehr auf die deutsche Sprache hatte,
dann aber sogar noch mit Sternchen wie Claudia Jung Duette
machte.

Bei Roy Orbison war es eher ein Ausrutscher, da seine deutschsprachige Single
kaum regulär im Vertrieb war und darum kein Hit werden konnte. Die Army-
Zeit verband Johnny Cash mit Germany; darum auch mehrere Platten-
versuche.

Dann gab es Stars wie Connie Stevens, die aus den USA nach Deutschland
zu Events ('Berliner Funkausstellung 1961') anreisten und als Geschenk
deutschsprachige Aufnahmen mitbrachten. Da keine eigenen Hits für
den Translator, war es der Rühmann-Filmsong "La Le Lu"...aber der Mann
im Mond hörte eher nicht zu.

Auch die Everly Brothers auf Warner Brothers hatten ihre stärkste US-
Hitphase hinter sich, als sie ihre deutschen und italienischen Versuche
starteten. Der gute deutsche Schlager der Nachkriegsgeneration,
"Am Abend auf der Heide" (die mit "e"), war aber zu undeutsch
instrumentiert, um ein Erfolg zu werden. Mit ein paar Geigen wäre
es vielleicht anders geworden, wer weiss...

Es gab auch Stars, die gerne die Kontinente sprachlich eroberten,
jedoch in Deutschland scheiterten: US-Amerikaner Johnny Tillotson,
sprachlich durchaus aufgeschlossen, kam mit seiner Single und den
drei deutschen Liedern nicht so gut an, während er in Italien und
vor allem in Japan immer wieder Einspielungen machte, da der
Verkaufserfolg nicht nur MGM antrieb, während man sich in den
USA Ende der 60er Jahre in etwa als junger Plattenkonsument
der Hippie-Bewegung fragen mochte "who the hell is Johnny Tillotson?".

Neil Sedaka war trotz einiger Singles hier nicht erfolgreich, während
in Spanien/Argentinien und Italien ganze LPs mit dortigen landes-
sprachlichen Versionen seiner Hits und maßgeschneiderten Landes-
songs erschienen. Das Gleiche bei Paul Anka, der jedoch das Glück
hatte, 1964/65 drei deutschsprachige Charts-Hits ("Zwei Määädschgen
aus Germany, I said...") zu haben. Ihm lief dann sogar die Plattenfirma
während der Berliner Einspielungen weg. Während er in der Hauptstadt
noch munter für RCA aufnahm, war seine Produktionsfirma schon United
Artists (ohne jetzt genau nachzuschauen), so dass etliche German-
Songs bis zu Bear Family unveröffentlicht blieben. Auch Pauls Material
wurde von allen möglichen und unmöglichen Interpreten gerne
eingedeutscht, weshalb der Paul fast schon ein Wahl-Deutscher
in der Wahrnehmung 1964/65 war.

Manche Interpreten - auch aus Italien - konnten kaum deutsch, wurden
aber dank Hits immer wieder zur Sprache verführt: so Anfangs Rita Pavone,
bis sie 1968 ihrem Hans arrivederci sagte und einen neuen Hit in besserem
Deutsch schaffte.

Leute, wie US-Outlaw Willie Nelson wurden mit Walzern (immerhin der mit
dem Whiskey) zu Howard Carpendales - nur ohne Erfolg. Ja, der südafrikanische
Howard C. ist immer noch in Deutschland und gibt sich selbst immer wieder
eine Party. Wie Peggy March wurde er fast als deutscher Schlagerstar angesehen
und sein Sohn ist ja auch ein echter hiesiger Star im deutschen TV.

Die Perlen sind tatsächlich die vergessenen Stars, die nach 1-2 deutschsprachigen
Platten nicht nur hierzulande vergessen wurden. Das sind die echten Nadelstiche
a la Bear Family.

Das war eine kleine Ausführung als Splitter zum Thema..
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Re: Engländer und Amerikaner singen Deutsch

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Gepostet: 22.12.2017 - 13:34 Uhr  ·  #3
Meine Meinung zu diesem Thema ist, dass in vielen Fällen die Produzenten ihren Teil dazu bei trugen. Die meisten waren im gesetzten Alter. Man sieht es auch, dass viele ausländische Songs verwässert wurden. Die Texte trugen auch viel bei. Ein paar Zeilen zu einer erfolgreichen Musik schreiben und die Tantiemen flossen. Das deutsche Mittelalter wollte lieber deutsch gesungene Lieder hören.
Im Ausland (Amerika & England) waren viele Hits Selbstläufer ohne viel Werbung das klappte meistens nicht im deutsch sprachigen Raum.
Auch fast alle Amerikaner und Engländer welche deutsch sangen hatten keine oder nur ein Hit. Es gab auch ausnahmen, Connie Francis und Cliff Richard lieferten Hits in deutsch und englisch ab.
Es gab aber auch Interpreten, die in ihren Ländern auf dem Abstellgleis standen und es nun hier versuchten.
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Re: Engländer und Amerikaner singen Deutsch

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Gepostet: 23.12.2017 - 21:05 Uhr  ·  #4
Moin moin allerseits,

ich habe mal Cliff Richard nach seinen deutschsprachigen Aufnahmen gefragt. Er bezeichnete es als "sehr clever" von seiner Plattenfirma, dass zunächst die englischen Originalaufnehmen veröffentlicht wurden und dann, wenn die Single sich aus den Charts verabschiedete, die deutsche Aufnahme nachgeschoben wurde. So war er in doppelter Länge in den Charts präsent (und die Charts waren in der damaligen Medienlandschaft das wichtigste PR-Portal...) und habe doppelt so viel Platten verkaufen können.

So ungefähr wird es gewesen sein und bei einigen Songs lief ja die deutsche Version sogar beser als die engliche. "Rote Lippen soll man küssen" singt es bis heute bei seinen Konzerten in Deutschland in der deutschen Version.

Er hat ja auch in anderen Sprachen gesungen und seiner Erinnerung nach hat er alle Versionen hintereinanderweg im Fließbandverfahren an einem Tag eingesungen,,,

Thorsten
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Re: Engländer und Amerikaner singen Deutsch

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Gepostet: 23.12.2017 - 21:19 Uhr  ·  #5
Thorsten,
Wanda Jackson singt auch noch ihr Santo Dominco.
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Thema deutsche Versionen.

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Gepostet: 26.12.2017 - 17:20 Uhr  ·  #6
Hallo, danke an alle. Sehr interessante Sichtweisen, wie ich finde.
Ich habe Wanda Jackson und Connie Francis mal aus meiner Liste von Interpreten aussen vor gelassen, da es halt von denen die meisten deutschsprachigen Versionen gibt.
Ja, wenn Beziehungen und Verbindungen nach Deutschland existiert haben, siehe Johnny Cash und auch Elvis Armeezeiten, dann liegt es nahe, auch wenn ein in Deutschland sehr beliebter und bekannter Interpret, siehe Cliff Richard, macht es Sinn.
ABER:
Bei Gruppen und Interpreten, welche zwar bei uns ein paar Platten veröffentlicht hatten, siehe THE BACHELORS oder PETER AND GORDON, dann auch ne deutschsprachige Platte, meist Single, veröffentlicht hatten, hat eigentlich keine grosse Logik, oder täusche ich mich da.
8)
Wie seht ihr das denn beim anderen Fall: THE OTHER WAY AROUND, also DEUTSCHE singen ENGLISCH in den Fifties, Sixties und Seventies.
So z.B. Drafi Deutscher - Marble breaks and iron bends, Freddy Quinn, Roy Black, Ted Herold-Moonlight in englisch, oder sogar Andy Borg mit Adios amor, ja diesen Song gab es ebenfalls in englischer Sprache.
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Re: Engländer und Amerikaner singen Deutsch

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Gepostet: 26.12.2017 - 17:50 Uhr  ·  #7
jeder versucht halt in möglich vielen Ländern zu verkaufen, so haben einige ja in zirka elf
Sprachen gesungen, da nun überall die genauen Hintergründe zu finden :roll: :roll:
Gibt auch diverse, die sich in japanisch versucht haben, weil das auch ein guter Absatzmarkt war.

Gruss Billy
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Beach Boys "Ganz Allein" 1990

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Gepostet: 26.11.2018 - 09:02 Uhr  ·  #8
Der deutsche Fans Club "California Saga" bekam 1990 die Erlaubnis eine
Single Platte mit der deutsch gesungenen Version von "In My Room"
heraus zu bringen.
Gerhard W. vom Fan Club erzählte mir seinerzeit, dass es wohl weitere
deutsch gesungene Titel geben soll, einer davon soll in der Sendung von Werner Baecker
(`New York New York - Bilder einer großen Stadt` hieß die, wenn ich mich richtig erinnere)
gelaufen sein.
Weil die BBs aber dann mit den englisch gesungenen Titeln ab 1964 erfolgreich waren,
wurden die Versionen nicht herausgebracht.
Bei der Verleihung der "Goldenen Kamera 2015" für ihr Lebenswerk erzählte Mike Love
den ungläubig schauenden Zuschauern die Geschichte der Übersetzung ins Deutsche.
Mein alter Freund Peter B. war vor Ort und vermutlich einer der ganz wenigen Anwesenden,
der wusste wovon Mike sprach.
Übrigens war es eine Frau,eine Nachbarin von Mike, die den deutschen Text "dichtete".
Fpge noch ein Foto aus dem Wohnzimmer der Wilsons bei,
das aus dem Buch (2015) von Johnny Morgan: The Beach Boys - America´s Band stammt.
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